Deutschlands Gleichgewichtsbeitrag

Von Dr. Oliver Everling | 8.November 2010

Angesichts anhaltender Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft gewinnen die Herausforderungen und Risiken der Wege zum Gleichgewicht an Bedeutung. Alexander Ruddies, Economist bei der Feri EuroRating Services AG (http://www.feri.de/), zeigt auf der 23. Feri Herbsttagung in Frankfurt am Main einerseits die Ungleichgewichte, andererseits auch die Ansatzpunkte auf, um Gleichgewicht zu schaffen.

Eine massive Aufwertung des Renminbi würde den Export der USA steigern. Auch China würde aber profitieren, da das Kapital nicht mehr nur investitionsgetrieben gelenkt werde, sondern auch in die Binnenwirtschaft fließen könnte. Die Aufwertung des Renminbi würde Produkte aus den USA aus chinesischer Sicht billiger machen, umgekehrt würde der Import chinesischer Güter für Amerikaner teurer. Damit würden die Anreize gesetzt, verstärkt eigene Produkte zu konsumieren, statt aus China zu importieren.

„Wir haben ein Simulation durchgeführt, was passiert, wenn die Chinesen auf einen Schlag um 30 % aufwerten würden“, berichtet Ruddies und kritisiert die „Blauäugigkeit“ von Nobelpreisträgern. Die Importe würden zwar steigen, aber nicht so stark, wie der Konsum wirken könnte. In China wäre der dämpfende Effekt nicht zu unterschätzen, da zahlreiche exportorientiere Firmen in China „schlicht Pleite gehen würden“, so Ruddies.

Die Strategie der USA sich aus der Krise hinaus zu exportieren, würde nicht funktionieren, da sie das in diese Ländern erforderliche Wachstum untergraben würden, das für die Importe dieser Länder notwendig ist. „Es ist außerdem nicht im Sinne der USA, dass eine wesentliche Nachfrage nach ihren Staatsschuldtiteln ausfällt“, warnt Ruddies. Die Effekte auf die Zinsen wären evident. Das Defizit würde weiter ansteigen. Die Verschuldung würde eine wesentlich ungünstigere Dynamik aufweisen, mit erheblich stärkeren Problemen und Risiken.“

Ruddies sieht die Chancen in einem neuen Wachstumsmodell für China, das weniger exportorientiert, sondern vielmehr konsumgetrieben sei. Die Verschuldungsdynamik in den USA sei allen klar und nicht aufrechtzuerhalten. „Das ist keine dauerhafte, tragfähige Entwicklung“, sagt Ruddies und merkt die negativen Begleiteffekte an. „Die reine Konsumorientierung in den USA kann nicht mehr so weitergehen wie bisher, hier wird ein Umdenken stattfinden müssen.“ Die Produktionsverlagerungen waren Konsequenz der abnehmenden Wettbewerbsfähigkeit der USA im Vergleich.

Erfreulich nahm die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen zu. Der Deindustrialisierungsprozess in den USA mache es den Amerikanern unmöglich, kurzfristig auf die Entwicklungen zu reagieren. Eine Schuldenbremse gegen Überkonsum könnte in den USA hilfreich sein. Ruddies warnt vor der nächsten Geldblase, die durch zu niedrige Zinsen aufgebläht werden könnte.

Ruddies kommentiert kritisch den für Deutschland von manchen vorgeschlagenen Aktionismus. „Wenn man sich den Handel anschaut, zeigt sich, dass zwei Drittel in Europa stattfindet“, sagt Ruddies. Die USA machen nur gut 10 % der bilateralen Zahlungsbilanz aus. Deutschland hat die Leistungsbilanzüberschüsse nicht durch Devisen finanziert, sondern ein großer Teil des Kapitalexports ist in Direktinvestitionen geflossen.

In Deutschland zeigt sich die stärkere Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Die Treiber der Leistungsbilanzüberschüsse sind im Vergleich von Deutschland und China völlig unterschiedlich, sagt Ruddies und führt vor, was in Deutschland zu tun bleibt: Mehr Deregulierung und Beseitigung von Marktbarrieren im Dienstleistungssektor, Stärkung der Anreize für Investitionen, Verbesserung von Forschung und Bildung sowie Offenheit für qualifizierte Immigranten.

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OGAW IV-Richtlinie ohne Restrukturierungsfolgen

Von Dr. Oliver Everling | 8.November 2010

„Es ist nicht davon auszugehen, dass die Umsetzung der OGAW IV-Richtlinie auf Ebene der einzelnen Mitgliedstaaten zu einer unmittelbaren Restrukturierung der Investmentbranche innerhalb der Europäischen Union führen wird“, prognostizieren Jörg Ambrosius und Johannes-Wilhelm Fischer von der State Street Bank GmbH. In ihrem Beitrag zum Buch „Rating von Depotbank und Master-KAG“ befassen sich Ambrosius und Fischer mit Hintergründen, Regelungsinhalten und Auswirkungen der Neuordnung des europäischen Binnenmarkts für Investmentfonds (Gabler Verlag – Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, http://www.gabler.de/, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8349-2578-7).

„Vielmehr“, zeigen Ambrosius und Fischer die wahrscheinlicheren Perspektiven auf, „wird es zu einem evolutionären Entwicklungsprozess kommen, in dessen Verlauf die einzelnen Anbieter zunächst bestimmen, welche im Rahmen der OGAW IV-Richtlinie zur Verfügung gestellten Instrumente am ehesten geeignet sind, ihre spezifische langfristige Geschäftsstrategie zu unterstützen. Erst im Anschluss daran wird es dann zur Planung und Umsetzung der entsprechenden Maßnahmen kommen. Dabei werden die Lösungsansätze in Abhängigkeit von den verfolgten Zielen (beispielsweise Expansion in neue Märkte innerhalb Europas, Schaffung eines einheitlichen operativen Modells für den europäischen Markt usw.) von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich ausfallen.“

Außerdem wird nach dem Urteil der Autoren die OGAW IV-Richtlinie auf indirekte Weise auch zu einer weiteren Konsolidierung der europäischen Investmentbranche beitragen, indem sie die Instrumente zur Verfügung stellt, die im Rahmen von Unternehmenszusammenschlüssen erst die Schaffung eines einheitlichen Geschäftsmodells und die Realisierung von Synergieeffekten ermöglichen.

Als Teil dieses Entwicklungsprozesses wird es nach Einschätzung von Ambrosius und Fischer auch zu einer Konsolidierung auf Ebene der Anbieter von Depotbankdienstleistungen kommen. Hierbei wird es künftig entscheidend sein, dass diese einerseits über ein breites Know-how der einzelnen Fondsmärkte innerhalb Europas und andererseits auch über die geschäftliche Infrastruktur vor Ort verfügen, um gesamteuropäisch agierende Anbieter von Fondsprodukten umfassend unterstützen zu können.

In diesem Zusammenhang sei auch die laufende Weiterentwicklung der aufsichtsrechtlichen Standards auf europäischer Ebene zu berücksichtigen. So zeichne sich gegenwärtig bereits ab, schreiben zeigen Ambrosius und Fischer in dem Buch des Gabler-Verlags, dass neben der Unabhängigkeit der Fondsbewertung ein weiterer Schwerpunkt einer künftigen OGAW V-Richtlinie in der umfassenden Regelung der Verwahrstellenfunktion liegen wird, die sich hierbei an den diesbezüglichen Vorschriften der AIFM-Richtlinie und des Anlegerentschädigungsgesetztes – insbesondere in Haftungsfragen – orientieren werde.

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Bedarfsgerechte Kriterien an Depotbanken

Von Dr. Oliver Everling | 8.November 2010

Die allgemeinen und die spezifischen Anforderungen institutioneller Investoren und Kapitalanlagegesellschaften an Depotbanken verändern sich in Abhängigkeit vom jeweiligen Geschäftsmodell unterschiedlich, aber dennoch stetig. „Die Finanzmarktkrise hat nicht nur dazu beigetragen,“ sagen Dr. Holger Sepp, Co-Head CACEIS Deutschland, und Marco Wilms, Head of Business Development, von der CACEIS Bank Deutschland GmbH, „dass die Akteure auf der Investorenseite ihr Geschäftsmodell hinterfragen und Teile neu formieren.“

Auch die nationalen und internationalen Gesetzgeber sowie die verantwortlichen Aufsichtsbehörden seien längst aktiv geworden – sie gestalten und definieren die Rahmenbedingungen neu. Sepp und Wilms: „Dieser Prozess hält derzeit an und wird sich auch in der Zukunft fortsetzen. Folglich sind die Akteure gefordert den richtigen Depotbankpartner mit Sorgfalt und Gespür auszuwählen.“

Sepp und Wilms berichten über ihre Erfahrungen aus der CACEIS Bank Deutschland GmbH im neuen Buch von Volker Braunberger, Uwe Rieken und Oliver Everling (Herausgeber) „Rating von Depotbank und Master-KAG, Anlegerschutz und Effizienzsteigerung für Investmentfonds“ (erscheint im Gabler Verlag – Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, http://www.gabler.de/, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-8349-2578-7).

Viele Depotbanken betreuen nicht nur Investmentgesellschaften, sondern gleichzeitig auch unterschiedliche Investorengruppen wie Versicherungen, Pensionskassen etc. „Dabei gibt es einige Anforderungen, die sämtliche Kundengruppen gleichermaßen an die Depotbanken haben. Dazu gehören“, führen Sepp und Wilms weiter aus, „neben der klaren Positionierung das nachhaltige Bekenntnis zum Markt – insbesondere bei internationalen Depotbanken.“

Die Experten von CACEIS Deutschland zeigen Faktoren auf, die für Depotbanken entscheidend sind: „Eine gute Depotbank verfügt über ein solides Kredit-Rating sowie eine ausgezeichnete Eigenkapitalausstattung. Daneben fordert jeder Kunde service-orientiertes Personal mit hoher, fachlicher Expertise. Auch eine innovative IT-Landschaft, die Lösungen für künftige Anforderungen zulässt, ist von großer Bedeutung. Dies ist verbunden mit der entsprechenden Investitionsbereitschaft der Depotbank.“ Zu einem umfangreichen Produkt- und Service Angebot gehört schließlich auch ein attraktives Preis-Leistungsverhältnis, so ein Fazit der Autoren.

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Warum Master-KAG Rating?

Von Dr. Oliver Everling | 8.November 2010

„Warum ein Master-KAG Rating?“ Dieser Frage gehen Uwe Trautmann, Vorsitzender der Geschäftsführung Helaba Invest, und Kirsten Wagner, Marketing/Akquisition, Helaba Invest, in ihrem Beitrag zum Buch „Rating von Depotbank und Master-KAG – Anlegerschutz und Effizienzsteigerung für Investmentfonds“ nach (herausgegeben von Volker Braunberger, Uwe Rieken und Oliver Everling, Gabler Verlag – Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, http://www.gabler.de/, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-8349-2578-7). Das Rating stellt für die Master-KAG zunächst ein externes Qualitätssiegel dar, da die Leistungen der Gesellschaft durch einen unabhängigen Dritten beurteilt werden. Dieses Qualitätssiegel kann in der Vermarktung der Dienstleistung Master-KAG unterstützend eingesetzt werden.

„Dass sich ein Unternehmen zu einem Rating entschlossen hat,“ schreiben Trautmann und Wagner, „drückt grundsätzlich die Ernsthaftigkeit und Langfristigkeit aus, mit der das Geschäftsmodell Master-KAG betrieben wird. So ist davon auszugehen, dass die künftige Entwicklung in diesem Geschäftsfeld für die Gesellschaft von hoher Bedeutung ist. Gleichzeitig führt der Ratingprozess zwangsläufig dazu, dass sich die Master-KAG sehr intensiv mit dem eigenen Geschäftsmodell auseinander setzt und sich beispielsweise die folgenden Fragen stellt: Wie sehen mittel- bis langfristige Entwicklungstendenzen aus? Wie gestaltet sich die Wettbewerbssituation? Warum soll ein potenzieller Anleger gerade Produkte / Dienstleistungen des eigenen Unternehmens kaufen? Welchen Mehrwert bzw. Nutzen bietet die Dienstleistung dem potenziellen Kunden?“

Anhand der Ergebnisse des Ratingprozesses lässt sich für die Master-KAG eine Stärke-/ Schwächen-Analyse ableiten, die richtungweisend für weitere Entwicklungen sein kann, berichten Trautmann und Wagner aus Erfahrung. So bietet die Analyse dem Unternehmen nicht nur die Chance, das Leistungsspektrum zu erweitern, sondern auch mögliche Schwächen oder Fehler zu minimieren bzw. gänzlich einzustellen. „Gleichzeitig“, fügt Trautmann hinzu, „bietet das Rating auch einen objektiven Vergleichsmaßstab zu den Wettbewerbern. Insgesamt kann und sollte die Master-KAG die Ergebnisse aus dem gesamten Ratingprozess zur Hebung von Optimierungspotenzialen nutzen.“

Für den Anleger liefert das Rating und die damit verbundene Beurteilung der Leistungsfähigkeit eine gute Entscheidungsgrundlage zur Auswahl einer Master-KAG. „Müsste der Anleger alle Informationen rund um die Prozesse und Abläufe einer Master-KAG selbst zusammenstellen,“ sagt Wagner, „wäre dies mit einem sehr hohen Arbeitsaufwand verbunden. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob jeder Anleger in der Lage ist, die z. T. sehr komplexen Zusammenhänge auch ihrer Bedeutung und Effizienz nach beurteilen zu können.“

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Kräfte bündeln in der Eurozone

Von Dr. Oliver Everling | 8.November 2010

„Der Eintritt unserer Prognosen zeigt, dass die traditionell bekannten volkswirtschaftlichen Zusammenhänge noch gelten“, sagt Dr. Eberhard Weiß, Vorstand der Feri EuroRating Services AG (http://www.feri.de/) auf der 23. Feri Herbsttagung in Frankfurt am Main. Weiß vergleicht die Veröffentlichungen des IMF mit denen der Feri, nach denen erkennbar wird, wie der IMF den Prognosen der Feri hinterherläuft.

Das quantitative „Easing“ mit nachgelegten 600 Mrd. US$ sei in den USA erforderlich geworden, da man mit den Zinsen nicht weiter heruntergehen konnte. In China habe man schon begonnen, die Zinsen zu erhöhen, Indien habe nachgezogen und in Brasilien sei auch schon „Druck drauf“, wie Weiß formuliert. „Weltwirtschaftlich ist immer noch genug Dampf da“, zeigt Weiß auf. Konjunkturspritzen und Rettung von Banken führte zu einem sprunghaften Anstieg der Staatsverschuldung in der EWU, in den USA und in Japan, während sich in China, Indien, Russland und Brasilien die Staatsverschuldung nicht sonderlich veränderte.

„In den Industrieländern machen wir jetzt mit den Sparprogrammen eine Vollbremsung“, warnt Weiß. „Europa läuft gut“, aber die USA und insbesondere Japan seien zurückgefallen. In diesem Jahr sei nur eine kleine Differenz in China zu sehen, das Wachstum ist praktisch ungebrochen, während es in Lateinamerika und anderen Ländern auch eine Abschwächung gab. „Osteuropa wird von Westeuropa gebremst.“ Aus China werde die „vertraute Zahl 8 %“ wieder gemeldet.

Weiß zeigt die relative Bedeutung der verschiedenen Länder und Regionen im Vergleich als Relation zum zu den USA im GDP. „Japan war einmal die zweitgrößte Nation, inzwischen hat China Japan überholt. 1990 machte China nur 7 % des GDP aus, Japan dagegen 53 %. 2010 schafft es China auf 39 %, Japan dagegen 37 %. Weiß ist sich sicher, dass 2020 China mit den USA gleichauf sein wird. Japan wird dagegen auf 32 % zurückfallen, so seine Prognose.

„Die einzige Region, die hier mithalten könnte, wäre die Eurozone, wir brauchen die Eurozone als Erfolgsstory“, sagt Weiß. Während die wirtschaftlichen Indikatoren günstig erscheinen, sei die große Frage in Bezug auf die nationalen Eitelkeiten zu stellen. Die Krise hat einen riesen Sprung nach vorne gebracht, denn die Krise erzwinge eine einheitliche Eurozone, das müsse das übergeordnete Ziel sein. Weiß setzt auf den Effekt der Bündelung der Kräfte.

„Deutschland war fast ein Wirtschaftswunder im ersten Halbjahr 2010“, sagt Weiß. Frankreich habe sich zwar gut gehalten, lief aber mehr oder weniger im Durchschnitt der Euroländer. Großbritannien sei nach Festigung der Banken auch wieder gekommen. Katastrophal sei nach wie vor Spanien. Russland laufe auch ganz gut, aber das zweite Halbjahr werde etwas schwächer sein, da die riesigen Brände auch zu Produktionsausfällen führten.

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Vorgehen der Europäischen Kommission bei Ratingagenturen

Von Dr. Oliver Everling | 6.November 2010

Am 7. Dezember 2010 tritt ein neuer EU-Regulierungsrahmen für Ratingagenturen in Kraft. Die Agenturen werden künftig Verhaltensregeln einhalten müssen, um potenzielle Interessenkonflikte auf ein Minimum zu begrenzen, qualitativ bessere Ratings zu gewährleisten und für die Ratings wie den Ratingprozess größere Transparenz sicherzustellen. Im Rahmen ihrer Bemühungen um Schaffung eines solideren Finanzsystems haben die Kommissionsdienststellen darüber hinaus jetzt eine umfassende Konsultation zum Thema Ratingagenturen eingeleitet.

„Ratingagenturen sind zwar wichtige Akteure an den Finanzmärkten, doch haben die jüngsten Entwicklungen bei der Euro-Schuldenkrise gezeigt, dass bestimmte Aspekte des derzeitigen Regulierungsrahmens möglicherweise erneut überprüft werden müssen. So wächst die Sorge,“ so der Wortlaut einer Pressemitteilung der Generaldirektion Binnenmarkt und Dienstleistungen der Europäischen Kommission, „dass sich Finanzinstitute und institutionelle Anleger zu stark auf externe Ratings stützen und keine ausreichenden internen Kreditrisikobewertungen vornehmen, was Marktvolatilität und Instabilität des Finanzsystems nach sich ziehen kann.“

Ziel dieses Konsultationsverfahrens ist es, eine breit angelegte Debatte anzustoßen und die Meinungen aller Beteiligten einzuholen, um abzuwägen, welchen Geltungsbereich etwaige künftige Legislativinitiativen im Bereich Ratingagenturen haben und wie ehrgeizig sie sein sollten. Auf globaler Ebene wurden diese Fragen auch im jüngsten Bericht des FSB (Financial Stability Board) über die Stabilität der Finanzmärkte aufgeworfen. Konsultationsschluss ist der 7. Januar 2011.

Hierzu Binnenmarkt- und Dienstleistungskommissar Michel Barnier: „Wir müssen unsere Lehren aus der Krise ziehen. Wir haben bereits EU-weite Regeln für eine bessere Beaufsichtigung und erhöhte Transparenz an den Rating-Märkten eingeführt. Dies war ein wichtiger erster Schritt. Doch müssen wir nun in einem zweiten darüber nachdenken, welche Rolle die Ratings selbst spielen und welche Auswirkungen sie auf die Märkte haben können. In der heute eingeleiteten Konsultation wird keine Frage ausgelassen. Die eingehenden Antworten werden uns bei der Entscheidung darüber helfen, welche weiteren Maßnahmen erforderlich sind.”

Die jüngste Euro-Schuldenkrise hat allerdings gezeigt, dass einige Probleme im Zusammenhang mit Ratingagenturen noch gelöst werden müssen. Um die Meinungen aller Beteiligten zu möglichen Initiativen zur Stärkung des Regulierungsrahmens für Ratingagenturen einzuholen, werden in dem heute vorgelegten Konsultationspapier zahlreiche Fragen aufgeworfen. Die Fragen der Kommission richten sich auf zu großes Vertrauen, die Verbesserung der Staatsanleiheratings, den Wettbewerb, die Haftung und Interessenkonflikte.

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Cash statt Crash

Von Dr. Oliver Everling | 4.November 2010

„Cash statt Crash. Liquidität mit Sicherheit.“ Mit diesen Schlagworten führt Horst Döller, Auditor / Produktverantwortung, Bankfachwirt und Certified Credit Manager (http://www.credit-manager.de/), von der RÜV Rheinland Cert GmbH in seinen Vortrag über Prozesse des betrieblichen Credit Managements ein. 1872 gegründet, unabhängig mit hoher Bekanntheit und starker Marke, widmet sich der TÜV Rheinland interdisziplinär und international akkreditiert Kunden an über 220 Standorten in Deutschland und an 490 Standorten weltweit.

Im Geschäftsbereich Systeme – Auditierung und Zertifizierung widmet man sich dem Erkennen, Aufzeigen und Einleiten von Maßnahmen, um das Auftreten von Defiziten zu vermeiden (Vorbeugung) zwecks Optimierung und Weiterentwicklung leistungsfähiger Geschäftsprozesse. Es geht bei der TÜV Rheinland Group um das Analysieren von Defiziten und die Durchführung von Maßnahmen zur künftigen Vermeidung (Korrektur) wie auch das Begleiten von Maßnahmen und Verbesserungen aus einem Audit (kontinuierliche Verbesserung).

Im Audit wird die Umsetzung und Anwendung der CM-Prozesse nachvollzogen. Döller sieht die Aufgabe in der Feststellung, inwieweit CM-Prozesse eingeführt sind, verstanden und nachhaltig angewendet werden, in der Umsetzung durch Gespräche mit den verantwortlichen und ausführenden Mitarbeitern sowie Verifizierung anhand von Aufzeichnungen, welche einen Rückschluss auf die systematische Anwendung zulassen (Stichproben) mit dem Ergebnis eines ausführliches Berichts, einem Zertifikat und einem Prüfzeichen mit einer Zertifikatsgültigkeit für 3 Jahre und jährlichem Folgeaudit.

Vorteile der Auditierung und Zertifizierung gibt es unternehmensintern wie auch –extern. Intern liefern sie eine Bestandsanalyse und Ermittlung von Optimierungspotentialen (externer Blickwinkel durch einen unabhängigen Dritten mit dem Ziel der Prozessoptimierung), kontinuierliche Verbesserung (Aufzeigen von Ressourcen, Darstellung des Profit-Centers, Motivation der Mitarbeiter), „Sensibilisierung“ zur Prozessanwendung (aller beteiligter Mitarbeiter / Auditierung erfolgt auch im Vertrieb), Unterstützung der internen Kommunikation (Gesprächsgrundlage gegenüber Geschäftsführung, Vertrieb etc.) sowie mit Blick auf die Prüfungspflichten der Vorstände und des Aufsichtsrates (Corporate Governance / KonTraG – Risikomanagement).

Döller zeigt auf, wie professionelle Finanzkommunikation betrieben werden kann: Die Auditierung bzw. Zertifizierung weist externen Interessenten nach, dass leistungsfähige Credit Management-Prozesse systematisch und nachhaltig betrieben werden. Vergangenheitsbezogene Kennzahlen erhalten aufgrund leistungsfähiger CM-Prozesse eine zukunftsgerichtete Qualitätsaussage.

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Kreditversicherer aufgemischt

Von Dr. Oliver Everling | 4.November 2010

„Das haben wir in Deutschland noch nie erlebt: Eine solche Welle von Großinsolvenzen“, sagt Marc-Peter Büchler, Senior Manager / Sales Development bei der Aon Credit International Insurance Broker GmbH (http://www.aon-credit.de/). Büchler sprach auf den „Kreditrisiko- und Forderungsmanagement Tagen“ der Neue DEUTSCHE KONGRESS (http://www.deutsche-kongress.de/) in Düsseldorf.

Die Insolvenzwelle erreicht 2010 mit 33.100 Fällen (+ 1,3 %) ihren vorläufigen Höhepunkt. 2011 ist die Trendwende erwartet (- 5,4 % auf 31.300). Forderungsverluste sinken 2010 signifikant um 62,8 %, nach dem Rekordanstieg 2009. Das Niveau sei dennoch um 23 % höher als in 2008, so Büchler.

„Wenn wir auf das schauen, was in der Krise passiert ist, sehen wir, dass nicht alle auf der Strecke geblieben sind“, analysiert Büchler. „Wenn Sie einen Versicherer haben, der sich traditionell in Russland bewegt, dann hat er auch in der Krise dort sein Knowhow.“ Dieses Wissen ermögliche, auch dann noch Kreditversicherung anzubieten.

Der Weltmarkt der Kreditversicherung: „Bereits 2008 änderten sich die Zahlen drastisch“, berichtet Büchler und nennt konkrete Zahlen über die Marktanteile: Euler Hermes 35,65 %, Atradius/CyC 30,14%, Coface 19,64 %, Cesce 2,74 %, Chartis 2,59 %, Mapfre 2,45%, QBE 1,97%, Sonstige 4,82%. Die Versicherer teilen sich ein Gesamtvolumen von ca. 5,1 Mrd. € Einnahmen und ca. 1,5 Billionen € gedeckte Forderungen weltweit. Der größte Einzelmarkt ist Deutschland, der größte Einzelversicherer die Euler Hermes in Deutschland. Der betreute Anteil von Aon liegt weltweit bei über 15 %. Aon ist bei den Top 3 Versicherern der größte Makler, bemerkt Büchler.

„Ihre Risikoaffinität – unsere Absicherungsstrategien“, so fasst Büchler Gründe zusammen, warum sich Versicherte der Leistungen von Aon bedienen, um Risiken besser zu verstehen und abzusichern.
Top up, Basisdeckung, SB-Lösung vs. First Loss, Bilanzschutz im Katastrophenfall, Syndizierung, Ausschnittsdeckungen, Einzeldeckung revolvierend, Einzeldeckungen, Captives, ART solution usw. liegen im Spektrum von klassischer Kreditversicherung bis Selbstversicherung. „Ihre Risikostrategie bestimmt die zum Einsatz kommenden Varianten“, sagt Büchler.

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Geschäftsdaten auf einen Blick

Von Dr. Oliver Everling | 4.November 2010

„Wichtigste Grundlage unserer Tätigkeit ist das Gegenseitigkeitsprinzip“, sagt Eckart Gärtner aus der Bereichsleitung der SCHUFA BusinessLine der SCHUFA Holding AG (http://www.schufa.de/). Ca. 66 Millionen Privatpersonen werden von der SCHUFA erfasst, darunter auch alle gewerbliche Kunden in Deutschland.

Gärtner zeigt den Ausbau des Leistungsspektrums der SCHUFA auf. Der Firmenkundenbereich lässt sich in zwei Bereiche aufteilen, nämlich die natürlichen Personen (Kleingewerbetreibende und Freiberufler) auf der einen Seite, die juristischen Personen auf der anderen Seite. Erstere Gruppe umfasst ca. 3 Millionen Adressen, die zweite Gruppe rund 1,3 Millionen.

Die SCHUFA Business Line Auskunft (SBL-Auskunft) differenziert nach Gewerbegruppen. „Wir haben Populationen gesucht, die in sich homogen und zueinander heterogen sind“; Gärtner gibt einen Einblick in das wissenschaftliche Fundament des SBL-Auskunft aus dem Hause der SCHUFA. Scorekarten gibt es daher für Kleingewerbetreibende einerseits und Freiberufler andererseits.

Bei der neuen SCHUFA_Kompaktauskunft erhalten Nutzer die wesentlichen Wirtschaftsdaten übersichtlich dargestellt. „Wir haben einen Grundstock aus Handelsregisterinformationen bezogen“, berichtet Gärtner. Da in kurzer Zeit diese Informationen zu Verfügung gestellt werden müssen, handelt es sich um vergleichsweise aktuelle Daten.

„Mit wichtigen Kunden haben wir uns zusammengesetzt, um herauszufinden, was unsere Kunden wirklich brauchen. Wir haben uns den Umfang dieser Auskünfte angesehen.“ Das Ziel dieser Aktivitäten war, eine Auskunft zu generieren, die möglichst auf gut einer Seite Platz hat. Gärtner zeigt, wie man auf einen Blick alle wesentlichen Informationen erfassen kann.

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Proaktive Identifizierung und Steuerung der Risiken

Von Dr. Oliver Everling | 4.November 2010

Das Erste ist die Herangehensweise an das Thema „Risiko“. Risikomanagement muss schon vor dem Vertrieb ansetzen. Wen spreche ich überhaupt an? Große, kleine Kunden? Risikomanamgent ist nicht auf nachgelagerte Funktionen des Finanzbereichs beschränkt, sondern beginnt bereits bei der Identifikation potentieller Kunden im Vertrieb, macht Dr. Michael Sauter, Managing Director / Geschäftsführer der GUARDEAN GmbH (http://www.guardean.com/) auf den „Kreditrisiko- und Forderungsmanagement Tagen“ der Neue DEUTSCHE KONGRESS (http://www.deutsche-kongress.de/) in Düsseldorf klar.

Das Toolkit muss von Frühwarnsystem, Rating, Factoring, Benchmarking, Monitoring/Reporting, Bonitätsprüfung, Scoring und Limitsystem alle Instrumente für die Risikosteuerung umfassen. Eine umfangreiche Datenbasis und ausgefeilte Methoden für effiziente Bewertungs- und Entscheidungsprozesse sind unverzichtbar, um einer breiten Basis von Daten als Entscheidungsgrundlage Wirkung zu geben.

Sauter führt durch die verschiedenen Schritte und gibt zahlreiche Denkanstöße. Objekt- und Rechnungsdaten, Kundendaten und mikrogeographische Daten geben unternehmensintern wie auch –extern zahlreiche Möglichkeiten. „Sie müssen austarieren, welche weiteren Informationen gekauft werden müssen, um bessere Entscheidungen zu treffen“, dazu fordert Sauter auf.

„Datenpools, Kreditversicherungen, Inkasso-Institute und Auskunfteien geben nach Ansicht den besten Einblick“, berichtet Sauter über eine Befragung von Unternehmen. Die Sicherstellung einer optimalen Kombination aus Risiko und Chance durch proaktive Identifizierung und Steuerung der Risiken und Beratungsfunktion im Unternehmen bleibt aber in jedem Fall zur Entscheidung für jedes Unternehmen selbst, warnt Sauter.

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