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Weißabgleichskarte richtig einsetzen

Eine Weißabgleichskarte bietet eine schnelle, effektive und treffsichere Möglichkeit, den Weißabgleich manuell einzustellen.Licht hat eine Farbe und unser Auge interpretiert diese. Eine weiße Wand, die im Licht der untergehenden Sonne gelblich rot erscheint erkennen wir dennoch als weiße Wand. Fotografieren wir diese jedoch, sagt uns die Kamera eindeutig Rot! Nehmen wir die Farbpipette in einem Bildbearbeitungsprogramm, bestätigt uns diese: die Wand ist rot!

Ein Table-Top-Motiv bei Kunstlicht (Energiesparlampe, warmweiß)Dieser Effekt tritt bei fast allen Lichtarten auf. Bei bewölktem Himmel, Abendlicht und Kerzenschein werden die Bilder rötlich, sprich wärmer. Unter Kunstlicht, Halogen und in der Dämmerung erscheinen Fotos eher bläulich, sprich kälter. Besonders im Kunstlicht und unter Mischlichtverhältnissen (da, wo zum Beispiel Kunst- und Tageslicht zusammentreffen) macht uns dies aber oft zu schaffen und die Bilder wirken farblich „schief“.

Um dem entgegenzutreten, bietet digitale Kameras den sogenannten Weißabgleich. Diesen kann man bei den meisten Kameras voreinstellen oder – bei professionellen Kameras – auf einen konkreten Zahlenwert (Kelvin) fixieren. Noch präziser ist jedoch der manuelle Abgleich mit einer Weißabgleichskarte. Diese besteht aus reinem Weiß oder, bei kombinierten Weißabgleichs- und Graukarten aus genormten Weiß-, Schwarz- und Grautönen unterschiedlicher Helligkeitsstufe. Entscheidend ist aber, dass das Weiß der Kamera (oder dem Bildbearbeitungsprogramm) als Referenz dienen kann.

Im Weißabgleich muss „Manuell“ ausgewählt sein, damit die Einstellungen später Wirkung zeigen.Um den manuellen Weißabgleich zu nutzen, bereitet man zunächst sein Setting vor. Bevor man jedoch mit den Aufnahmen beginnt, wählt man im Weißabgleichsmenü „Manuell“ aus. Dann legt oder hält man die Weißabgleichskarte einmal ins Bild und fotografiert diese so ab, dass sie direkt von der Hauptlichtquelle (!) beleuchtet wird (siehe Titelbild). Da das neutrale Weiß nun von farbigem Licht getroffen wird, addieren sich Farben und das Weiß erscheint der Kamera farbig – eben im Licht der Hauptlichtquelle.

Das weitere Vorgehen hängt nun von den Vorlieben des Fotografen ab. Es gibt zwei Möglichkeiten (die man auch beide anwenden kann):

  1. Im Kameramenü sucht man den Punkt „Manueller Weißabgleich“. Dort wählt man nun das Bild mit der Weißabgleichskarte aus und bestätigt die Auswahl. Die Kamera setzt nun die Farben zurück, sodass die Karte wieder farbneutral erscheint, und merkt sich diese Einstellung. Solange man mit der Weißabgleichseinstellung „Manuell“ fotografiert, werden alle Farben so angepasst, dass sie neutral wirken. Da die Einstellungen direkt in die Bilddaten einfließen, hat man hier im JPG-Format noch keine qualitativen Einbußen.
    Im Menü der Kamera sucht man den Punkt „Manueller Weißabgleich“ oder „Custom WB“.Mit „Set“ oder „OK“ wählt man nun das Bild mit der Weißabgleichskarte aus und bestätigt. Alle weiteren Bilder werden nun wie das ausgewählte angepasst.
  2. Bei der zweiten Methode verwendet man beim Fotografieren am besten das RAW-Format. Jedoch kann man den Punkt des kamerainternen Abgleichs überspringen. Vielmehr fotografiert man seine Serie und nimmt den Abgleich später am PC vor. Dort wählt man im Bearbeitungsprogramm seiner Wahl die „Weißabgleichspipette“ und klickt auf den Bereich der Weißabgleichskarte im ersten Bild, der komplett weiß ist. Nun passt der RAW-Konverter die Farben des Bildes an.In Photoshop macht sich die "Weißpunktpipette" recht gut, um den Weißabgleich festzulegen. Diese Bearbeitungsschritte lässt man das Programm nun auf die gesamte Serie anwenden (hier unterscheiden sich die Programme etwas).
    Das Ganze funktioniert auch mit JPGs, bedeutet aber Qualitätsverlust. In Photoshop verwendet man dazu am besten die Weißpunktpipette der Gradationskurven (Strg+M) und klickt auch hier auf das Weiß der Karte.

Besonders unter Mischlichtbedingungen werden so bessere Ergebnisse erzielt, als es mit den Weißabgleichspresets der Kamera möglich ist. Bei Mischlichtsituationen sollte man die Weißabgleichskarte übrigens immer dort platzieren, wo das Hauptlicht der Szenerie am stärksten leuchtet. Bei einem Fenster und gleichzeitigem Deckenlicht legt man die Karte also dorthin, wo das stärkere beider Lichter das Motiv beleuchtet.

Das fertige Ergebnis wird beim nächsten Bild schon (nach Methode 1) auf dem Kameradisplay sichtbar!

Eine einfache oder kombinierte Weißabgleichs- und Graukarte kann man im Fachhandel oder bei Internetversandhändlern erwerben. Auch vielen Fotosachbüchern liegt eine solche Karte bei. Wer die Zeitschrift „Digitale Fotografie Update“ erwirbt, bekommt in fast jeder Ausgabe eine Karte für den Weißabgleich und eine mit mittlerem Grau für die Belichtungsmessung auf der inneren Rückseite dazu.

Man kann aber auch einfach ein weißes Blatt Papier nehmen – es muss nur reinweiß sein! Zwinkern