Intro #180

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# ∂80 März 2010

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∏ TIMID TIGER MIT DEM ZWEITEN KLINGT MAN BESSER ∏ PELICAN CIT Y MOUSE UND MERCER ∏ FET TES BROT DOPPELT LIVE, EINFACH WAHNSINNIG NEUE B A ND S 15 NE WC OMER F ÜR 2010 ∏ NE W YOR K FA SHION BE ZIEH U N G E N Z U R R E A L I TÄT ∏ M A R T I N S C O R S E S E D I G I TA L WÄ R K L A S S E

ZWEI UNTER PAAREN BLOOD RED SHOES, BEACH HOUSE UND ANDERE POP-DUOS


Mehr als eine Sünde wert.

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Ansage & Inhalt

One, TWO, three, four ... Paar oder Pärchen, Band oder Duo? Eine Geschichte über Zweisamkeit im Pop wünschen sich die Romantiker unseres Hauses ja schon länger. Mit den neuen Alben von Blood Red Shoes und Beach House war die Gelegenheit gekommen. Und alle in der Redaktion so: Yeah! Aber bitte unter dem Boy/Girl-Motto, damit es nicht zu selbstreferenziell wird. Vortänzer Venker wurde trotzdem gleich zur Beziehungspsychologin geschickt, um das Bild, das er im Gespräch unter acht Augen von Victoria Legrand und Alex Scally (Beach House) gemalt hatte, einer professionellen Expertise zu unterziehen. Peter Flore zeigt anhand der Titelstory über Laura-Mary Carter und Steven Ansell (Blood Red Shoes), dass es wie beim hauseigenen Pop-Duo Venker/Volkmann auch ohne romantisches Geplänkel geht. Doch für die Genannten gilt natürlich wie auch für alle anderen im Heft auftauchenden Zweierkisten – ob New York und Mode, Scorsese und Kino oder die Sterne und Disco: Jeder Topf findet seinen Deckel. Und diese Ausgabe hoffentlich eure ungeteilte Aufmerksamkeit. We love you two, ähm, too. – Die Redaktion

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Monitor

004 Aufmacher: Die Sterne 006 Impressum 006 Monitor: der Vergnügungspark ganz vorne mit reichlich Musik: Hotel Pro Forma / The Knife, Gorillaz, Crookers, Kissy Sell Out, Two Door Cinema Club, Ken, Florian Horwath, The Unwinding Hours 017 Lieblingsshirt ∏ 018

GROSS

018 Boy & Girl in Pop – Mixed Doubles 020 Intro-Paarpsychologin 022 Blood Red Shoes 026 Beach House 030 Timid Tiger 032 James Mercer & Brian Burton/Pelican City 036 Kochen mit Fettes Brot 038 Neue Bands 2010 ∏ 042

WEITER

042 Mode: Fotostory New York 046 Mode: New York Fashion Special 048 Film: Martin Scorsese / Shutter Island 050 Film: Crazy Heart 052 Film: Anvil 053 Neue Filme 055 Neue DVDs + Blu-rays 059 Neue Literatur 060 Neue Spiele 064 Neue Technik 065 Für dich ∏ 066

Probefahrt

066 Platten vor Gericht 069 Charts / Spalter 070 Neue Alben und DVDs 086 Heimspiel ∏ 088

Das Geht

088 Intro empfiehlt 090 Das geht 092 Festivalguide 094 Da geht’s 098 Katz & Goldt / All The Next

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Funkadelic »Who Says A Funk Band Can’t Play Rock?!« (1978) F: Ich finde Funkadelic ab dem Moment schlimm, wo sie angefangen haben, DX7Synthesizer einzusetzen. Aber eben: Who says a rock band can’t play funk?! M: Ich habe den Namen George Clinton zum ersten Mal gehört, als ich mit zwölf Jahren »Freaky Styley« von den Red Hot Chili Peppers in die Hände bekommen habe. Das hat er produziert, und ich fand diese absurde Kombination so geil: ein Weißer, der über schlecht gespielten Funk schlecht rappt, produziert vom Godfather of Funk. Das war der Inbegriff von Crossover, zehn Jahre, bevor dieser ganze Käse Mainstream wurde. Angeblich haben sie ihn nach einer Party abgegriffen und gezwungen, weißen Funk zu machen. Aber dadurch ist das Ding interessant geworden. F: Da gibt’s durchaus Parallelen zu unserer Geschichte. Nur dass wir in der Frühphase keinen George Clinton hatten, dafür in der Spätphase einen Mathias Modica.

Die Sterne

Sag niemals Neo! Bevor wir beim Musikhören mit Frank Spilker, dem Sänger der Sterne, die Tanzfläche entern, muss eines klargestellt werden: »Die Sterne sind nicht Neo Disco. Es gibt gerade keine andere Platte, die so klingt wie die der Sterne.« Sagt Mathias Modica – und der muss es wissen. Schließlich ist er als Punk-Funk-Aficionado Munk sowie als Mitbetreiber des Labels Gomma bekannt. Er saß für das neue Sterne-Album »24/7« auch am Mischpult – und fürs Intro-Vorspiel auf dem Sessel neben Frank. Und neben Arno Raffeiner. Foto: Christoph Voy.

Patrick Cowley »Mind Warp« (1982) F: Mit der Art von Disco-Musik bin ich groß geworden, daher spricht mich das irgendwie an. Mit den Sternen hat es aber wenig zu tun, ich höre da Maschinen laufen. Cowley war schwer krank, als er diese Platte aufnahm. Das ist die kalte, finstere Seite von Disco, Tanzmusik als Anti-Utopie sozusagen. F: Das hätte ich damals nicht verstanden. Aber es wirkt unglaublich vertraut, das war wie ein Blueprint für diese Zeit. M: Was diese Musik und auch die von Moroder ausmacht, sind die Arpeggiatoren. Wir haben das auf dem Sterne-Album auch reingebracht. Da läuft bei zwei Stücken ein Arpeggio drüber, das eigentlich nicht spielbar war, denn das Arpeggio läuft exakt, und die Band spielt nicht exakt. Wir mussten das Arpeggio also im Nachhinein zerstückeln, um es auf den Groove zu bringen. Christiane F. »Wunderbar« (1982) [ein schiefer Funk-Bass, deutscher Gesang setzt ein, erstaunte bis entsetzte Gesichter] F: Was ist das denn?! Christiane F. singt, produziert haben vier Typen aus New York. M: Es gab ja wahnsinnig viel an solcher Musik in Deutschland: Funk-inspiriert, aber dilettantisch, wie die No-WaveSachen in New York Ende der 70er. Die wollten etwas machen und konnten es technisch gar nicht. Dadurch ergab sich ein ganz eigener Stil. F: Ja, das Weglassen ist das Schlaue daran. Wie bei E.S.G. zum Beispiel. Wenn da noch eine Gitarre dabei gewesen wäre, wäre es langweilig.


Monitor

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M: Der Witz ist ja, dass beides unter den gleichen Begriff fiel: No Wave, Post-Punk. Aber da ist ein Riesenunterschied: E.S.G. sind wahnsinnig funky, und das hier ist wahnsinnig unfunky. Lindstrøm & Prins Thomas »Boney M Down« (2005) F: Klingt ein bisschen wie Hot Chocolate, nur moderner. Die beiden sind mitverantwortlich für den Hype um den Begriff Neo Disco. F: Ja, das würde zu den Sternen etwas besser passen als die Moroder-Disco, aber wir sind dann doch noch mal woanders. Dieses Fan-mäßige Kopieren eines Sounds, den man gerade liebt, wäre uns in der Perfektion gar nicht möglich, weil die Persönlichkeiten der Musiker viel zu stark sind. M: Gott sei Dank! Erlend Øye »Ghost Trains« (2002) Erlend Øye macht mit The Whitest Boy Alive ja etwas den Sternen durchaus Verwandtes: Musik im Band-Format, die Groove- und Funk-orientiert ist. F: Da würde ich jetzt sagen: Wer hat’s erfunden? Ich hab Erlend kennengelernt, als sein Soloalbum rausgekommen ist, wir waren in Österreich zusammen auf Tour. Da haben wir festgestellt, dass es gemeinsame Interessen gibt. Er war auch ziemlich begeistert von dem, was die Sterne an Synthese gemacht haben, obwohl das eine andere Geschichte war. Das hatte mit Neo Disco nichts zu tun, sondern es ging um diese alte Annäherung einer Punk-Band an Funk. Aber das ist im Grunde nicht so weit weg. Daniele Baldelli »Girotondo« (2006) F: Was ist das jetzt? Eine Platte von Mathias’ Label Gomma. M: Ach, deswegen kenne ich sie! Ich überlege schon die ganze Zeit ... Das ist Baldelli. Der Gott aller Berliner DJs derzeit. Er legt so seit 1971 auf und ist für dieses Cosmic-Ding berühmt geworden, einen Mix aus deutscher Elektronik und relativ langsam gespielten Disco-Platten, dabei immer sehr, sehr trippy. F: Bei den Sternen hatten wir auch eine Phase, in der wir 20-Minuten-Stücke machen wollten – und dafür wegen der langen Instrumentals auf Festivals mit Schlamm beworfen wurden. Das ist natürlich eine Form der Verweigerung: keine Songstruktur bringen. Es ging uns um diese Krautrock-Geste, sich dem Pop zu verweigern. Sozusagen das Gegenteil von Blondie, die zu ihrer Zeit all die trippy Gespenster aus der Popmusik vertreiben wollten. Die Sterne »24/7«(CD // Materie / Rough Trade) Auf Tour vom 09. bis 28.04.

Florian Horwath

In Bed With Sven Ein Wiener Künstler, der sich stoisch Zeit nimmt. Zeit, die er von Plattenfirmen nie bekommt. Sorgsam verspielt und unbeeindruckt von den Männern in den grauen Anzügen erscheint nun auf dem nächsten Label sein drittes Album, »Speak To Me Now« – trainiert von Sven Regener. Linus Volkmann fragte sich durch.

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as Platten-Info spricht vom Einfluss von »Rauchwaren« auf das Album – soll uns damit vermitteln werden, dass ihr Kiffer seid? Nur keine Scham! Das mit den Rauchwaren gestaltet jeder bei uns so, wie er es für richtig hält. Für mich ist das nichts in Zusammenhang mit Musik. Räucherstäbchen sind ja auch Rauchwaren, oder? Wobei, da waren keine dabei bei den Aufnahmen ... Wie kamst du auf Sven Regener von Element Of Crime als Produzent? Sven und Charlotte [dessen Frau und Managerin] waren neben der Band die Ersten, denen ich die Demos der neuen Lieder vorgespielt habe. Ihr Feedback spornte mich an, bei der Einfachheit der Demos zu bleiben und mich auf die Kraft jenes Einfachen zu konzentrieren. Dass Sven sich dann bereit erklärt hat, das Album zu mischen, und auch noch zusätzliche Instrumente spielte, war herrlich – und hat diesen Kreis geschlossen. Sven gilt ja als großer Skeptiker mit norddeutsch harschem Gemüt – musstet ihr beide euch erst mal ar-

rangieren, um mit der Art des anderen im Arbeitsalltag zurechtzukommen? Ich schätze die direkte Art der Kommunikation sehr. Es geht immer um die Sache, um das Konstruktive, es gibt kein Herumfackeln oder -daddeln, alles immer am Punkt, keine Zeitverschwendung. Insofern: nein. Du bist ja labelmäßig sehr ruhelos. Sind die neuen Engagements für dich mehr Gewinn oder eher kunstlose Zeitfresser? Die Funktion von Labels hat sich stark verändert in den letzten Jahren, und es ist insgesamt die Frage, ob man überhaupt eins braucht. Ich finde ja – auch aus einer Art romantischen Vorstellung davon, wie eine Platte in die Welt kommt und dass dies ein gemeinsamer liebevoller Akt des Erweckens ist. Ganz so ist es in der Label&Musik-Realität ja dann doch nicht, habe ich dann festgestellt ... Trotzdem bin ich sehr zufrieden mit dem jetzigen Set-up. Klare, schnelle Entscheidungen und ein einfacher Plan mit Zug zum Tor dahinter. Intro empfiehlt: Florian Horwath »Speak To Me Now« (CD // Stereo Deluxe / Warner)


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Crookers

Booty Superstars Die Crookers sind die neuen Superstars der Booty-Szene. Ihr Remix zu Kid Cudis Hit »Day N’ Night« erreichte Top-Ten-Platzierungen in den US- und UK-Charts. Und überhaupt legen die beiden Italiener in jeder Hinsicht hohes Tempo vor, wie Sebastian Ingenhoff erfahren durfte. Foto: Markus Feger.

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ndrea Fratangelo und Francesco Barbaglia haben haufenweise Freunde, zumindest bringt das der Albumtitel prahlend rüber: »Tons Of Friends«. Zählt man auf der MySpace-Seite nach, sind es gut 70.000. Und da die beiden Produzenten und DJs weder toasten noch singen können, haben sie einige zu sich ins Studio geholt: zum Beispiel Kelis, Róisín Murphy, Miike Snow, Major Lazer und Hudson Mohawke. Die Crookers sind Teil jenes globalen Netzwerkes, das vor zwei Jahren mit dem kruden Etikett »Elektronische Weltmusik« behangen wurde. »Funk Mundial« klingt da schon griffiger. So nannte Daniel Haaksmann die auf seinem Label Man Recordings veröffentlichte Serie, welche Baile Funk nach Europa brachte. Haaksmann ist neben Diplo einer der Hauptakteure der globalen Booty-Szene; und die Crookers veröffentlichten eine ihrer ersten Singles in jener »Funk Mundial«-Reihe. Damals toasteten noch rela-

Impressum Verlag Intro GmbH & Co. KG NEU: Venloer Str. 241 – 245, 50823 Köln Fon (0221) 9 49 93-0, Fax (0221) 9 49 93 99 Mail verlag@intro.de, vorname.nachname@intro.de www.intro.de Herausgeber & Geschäftsführer Matthias Hörstmann Chefredakteur Thomas Venker (V.i.S.d.P.) Redaktion Peter Flore (Online), Wolfgang Frömberg, Katharina Poblotzki (Mode & Foto), Felix Scharlau, Linus Volkmann, Kristina Engel (Lektorat) Live-Redaktion Boris Fust (Leitung), Thomas Lorber; Büro Berlin, Palisadenstr. 48, 10243 Berlin, (030) 403936-0 Online- & News-Redaktion news@intro.de Terminredaktion termine@intro.de Geschäftsführer Matthias Fricke Verlagsreferentin & Personal Rebecca Wast PraktikantInnen Tobias Döring, Anna Fleischmann, Hanna Forys, Abiola Muritala, Susann Meyer, Dominik Raulf, Florian Tomaszewski Programmierung & Datenbanken Jan Plogmann (Leitung), Anna M. Stiefvater, Sandro Boege

tiv unbekannte brasilianische MCs zu den hüpfenden Uptempo-Beats der Mailänder. Danach ging alles ganz schnell: Kid Cudi wollte einen Remix für seinen Hit »Day N’ Night«, der in der Crookers-Version förmlich durch die Decke ging und Top-Ten-Platzierungen in den US- und UK-Charts erreichte. Die Konsequenz waren Remixjobs für U2 und Britney. Das eigene Album »Tons Of Friends« weiß durch slicken Dancehall und Baile Funk zu überzeugen, wobei sich die Bekanntheit der Gaststars umgekehrt proportional zur Qualität der Stücke zu verhalten scheint. Als größter Wurf könnte sich vielleicht die Zusammenarbeit mit den Franzosen Yelle erweisen, deren Ergebnis, eine entspannte Bootyschaukel, tatsächlich noch jeden Arsch in Bewegung bringt. Selbiges gilt auch für die DJSets der zwei, bei denen keine Atempause gegönnt wird, die Hits im Minutentakt abgefeuert werden. Intro empfiehlt: Crookers »Tons Of Friends« (CD // Ministry Of Sound / Edel / VÖ 12.03.)

Artdirection Holger Risse (Jürgen und ich) Layout Jörn Osenberg (osi) Vertrieb Niels Kleimann (-41 / Leitung), Sebastian Siegmund (Berlin, Ost) Abo / Administration Eva Lohmeyer, abo@intro.de Public & Media Relation Dirk Völler Anzeigenleitung & Administration Christian Schlage (-12/ Leitung), Eva Lohmeyer (-14), Fon (0221) 9 49 93-12, Fax (0221) 9 49 93 88, Leonardo (0221) 9 49 93 66 Head of Marketing & Sales Oliver Bresch (-13) Marketing & Sales Martin Lippert (-17), Pete Schiffler (-19), Hendryk Martin (-32), David Winter (-63) Tonträger Matthias Fricke (-15) Konzertagenturen & Regionale Kunden Sebastian Siegmund (030) 40 39 36 - 205 Aktuelle Anzeigenpreisliste Mediadaten 2009 (Nr. 19 aus 11/08) Bankverbindung Volksbank Borgloh e. G. BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900 AutorInnen Bernd Begemann, Dirk Böhme, Dana Bönisch, Christina Bohn, Jan Bojaryn, Georg Boskamp, Lars Brinkmann, Andreas Brüning, Lars Bulnheim, Christoph Büscher, Uwe Buschmann, Martin Büsser, Cay Clasen, Kerstin Cornils, Manuel Czauderna, Lina Dinkla, Jürgen Dobelmann, Christoph Dorner, Henrik Drüner, Rasmus Engler, Mark Swatek-Evenstein, Marco Fuchs, Jens Friebe, Frank Geber, Kerstin Grether, Sandra Grether, Andreas Grüter, Lutz Happel, Joachim Henn, Martin Hiller, Lee Hollis, Ulf Imwiehe, Sebastian Ingenhoff, Christian Kahrmann, Dietmar Kammerer, Olaf Karnik, Nan-hi Kim, Felix Klopotek, Christoph Koch, Hendrik Kröz, Chrstine Käppeler, Elena Lange, Mario Lasar, Nils Lindenstrauß, Aram Lintzel, Hannes Loh, Tina Mamczur, Thomas Markus, Oliver Minck, Dörte Miosga, Dirk Mönkemöller, Severin Most, Tobias Mull, Tobias Nagl, Jasper Nicolaisen, Sven Opitz, Rainer Ott, Jan Pehrke, Arno Raffeiner, Andreas Reihse, Thomas Renz, Martin Riemann, Vanessa Romotzky, Gerd Rosenacker, Tobias Ruderer, Moritz Sauer, Frank Sawatzki, Joachim Schaake, Susanne Schmetkamp, Simon Schmitz, Frank Apunkt Schneider, Matthias Schneider, Andreas Schnell, Bettina Schuler, Barbara Schulz, Frank Schuster, Sascha Seiler, Christian Steinbrink, Barbara Streidl, Till Stoppenhagen, Tim Stüttgen, Jörg Sundermeier, Klaas Tigchelaar, Markus Tomsche, Thees Uhlmann, Benjamin Walter, Klaus Walter, Holger Wendt, Christian Wessels, Franzi Widenmann, Nils Wiere, Gregor Wildermann, Roland Wilhelm, Peter Wittkamp, Volker Wittkamp (Doc Intro), Meike Wolf, Peter Wolff, Vina Yun FotografInnen Julian Baumann, Lena Böhm, Lars Borges, Sibilla Calzolari, José Cunha, Markus Feger, Sibylle Fendt, Jonathan Forsythe, Dominik Gigler, Rainer Holz, Christian Knieps, Anja Lubitz, Stefan Malzkorn, Michael Mann, Sebastian Mayer, Elke Meitzel, Jochen Melchior, JRG, Rainer Pfisterer, Nadine Preiss, Katja Ruge, Carolin Saage, Arne Sattler, Geert Schäfer, Franziska Sinn, Kathrin Spirk, Gerrit Starczewski, Sandra Steh, Sandra Stein, Diane Vincent, Tobias Vollmer, Christoph Voy, Jann Wilken, Joachim Zimmermann und Pressefotofreigaben Illustrationen Alex Jahn, Elisabeth Moch, Calle Claus, Jenny Mörtsell Cover Joachim Zimmermann Termine für Nr. 181 / April 2010 Redaktionsschluss 26.02.2010 Termin- & Anzeigenschluss 05.03.2010 Druckunterlagenschluss 09.03.2010 Erscheinungstermin 22.03.2010 Druck Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen Geprüfte Auflage & Verbreitung laut ivw-IV. Quartal 2007 Druckauflage: 138.259 Verbreitung: 132.406 Vertrieb an 1.843 Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet und Ausland, über diverse Mailorder sowie im Abonnement Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, Inhalt aus 100% Altpapier Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos!


Brot

“Niemand kann sie aushalten.” Jan, D “Ich habe wieder Angst vor Musik.” Brian, E

Fettes/Brot 26/02/2010 2 Alben an 1 Tag / 2x 1CD / 2x 2LP / Xx DL

Fettes


Happy Bday Motorpsycho Die norwegische Rockinstitution Motorpsycho feiert 20-jähriges Bestehen. Von Rentenambitionen ist aber nichts zu spüren. Christian Steinbrink traf eine Band am Ende des arbeitsreichsten Jahres ihrer Geschichte. Gitarrist Hans Magnus »Snah« Ryan erzählte ihm von gleich zwei Albumproduktionen. Will man die Karriere dieser Band auf wenige Worte reduzieren, dann sind es solche wie »sympathisch«, »integer« und »souverän«. Wo sich im geschichtlichen Portfolio anderer zweifelhafte Entscheidungen, Momente der Blöße oder gar des Scheiterns an eigenen (falschen) Erwartungen finden, strahlt bei Motorpsycho über allem Bedacht. Sie wissen den Ball flach zu halten. So scheint es jedenfalls. »Nein, auch wir hatten unsere Tiefen, kreative Blockaden oder zehrend lange Studioaufenthalte«, setzt Snah entgegen, peinlich darauf aus, den Mythos um die eigene Band nicht überlebensgroß werden zu lassen. Für den blendenden Verlauf seiner Bandgeschichte hat er jedenfalls kein Patentrezept: »Kategorien wie Geld, Karriere, Ruhm haben bei uns nie eine Rolle gespielt. Es ging in den Anfangsjahren immer darum, von Woche zu Woche klarzukommen. Und tief in die Musik einzutauchen, die uns bewegt. Das hat sich seit Beginn nie groß geändert.« Dazu gehört auch, sich immer wieder neu begeistern zu lassen. Manchmal helfen dabei auch Widrigkeiten, ak-

tuell etwa der Abgang des langjährigen Schlagzeugers, denn Kenneth Kapstad, der »Neue«, erwies sich buchstäblich als Jungbrunnen für die Band: »Er hat uns mit seinen breit gefächerten technischen Fähigkeiten und seiner jugendlichen Euphorie gepusht«, meint Snah. Anfang 2009 waren Motorpsycho dann in neuer Besetzung im Electrical Audio Studio in Chicago und nahmen ihr Album »Child Of The Future« mit Steve Albini auf – eine Erfahrung, von der Snah mit spürbarer Emphase erzählt: »Wir haben nie zuvor so konzentriert gearbeitet. Das war eine große Herausforderung. Albini ist ein scharfer Analytiker. Er mischt sich nie in musikalische Belange ein, aber den technischen Rahmen bearbeitet er minutiös. Beeindruckend.« Trotz dieser Begeisterung zog es sie für das nur wenige Monate später aufgenommene Album »Heavy Metal Fruit« dann aber wieder in heimische Gefilde, ins Umland von Trondheim: »Wir wollten nach Albini wieder einen musikalischen Konterpart als Produzenten haben. Mit Kåre Chr. Vestrheim kann man musikalisch interagieren, er ist nicht so versessen auf Technik. Er ist oft auf der Platte zu hören. Beide Philosophien sind spannend, der Kontrast macht für uns den Reiz aus.« Motorpsycho »Heavy Metal Fruit« (CD/Vinyl // Stickman / Indigo) In Deutschland vom 25. bis 29.05.


Musik ist scheiSSe Mit Unwinding Hours Als Craig und Iain unlängst hinschmissen mit den fantastischen Aereogramme, waren die Gesichter allerorts lang. Jetzt kann man diese aber wieder einrollen. Die beiden rauften sich in neuer Konstellation zusammen zu The Unwinding Hours. Etwas harscher, weniger verzettelt, ergreifend auf den Punkt. Richtig tolle Musik – Zeit also, Craig mal nach schlechter zu fragen. Welches ist die schlechteste Platte, die du trotzdem in deinem Plattenschrank hast? Wahrscheinlich Golgotha »Unmaker Of Worlds«. Ein bescheuertes HeavyMetal-Album. Warum hast du sie noch nicht entsorgt? Ich habe sie gerade gekauft, weil das Cover dermaßen beschissen ist. Es zeigt ein großes gruseliges Monster »unmaking the world«. Wenn ich das sehe, muss ich immer lächeln. Welchen Song schaltest du sofort ab, wenn er auftaucht? Bei allem von Snow Patrol. Der Kram macht mich wütend. Welches Plattencover findest du hässlich? Abseits von Golgotha? Dieses hier:

Gina G mit »Fresh«. Eine rothaarige Frau voller Schokolade. Grauenhafte Idee für ein Albumcover ... Welche große Platte der Musikgeschichte gefällt dir gar nicht? The Smiths »The Smiths«. Morrissey zu hören bringt einen doch dazu, einfach auf die Straße zu rennen, ohne nach rechts oder links zu gucken. Schmerzhaft! Ich habe schon in vielen Reviews gelesen, dass ohne dieses Album Belle & Sebastian, Oasis, The Libertines etc. nicht möglich gewesen wären. Also, ich könnte gut ohne die Platte leben. Welcher deiner eigenen Songs gefällt dir nicht mehr? Aereogramme »Inkwell«. Eigentlich ein gutes Stück, aber wir fühlten uns danach alle unbehaglich, weil es unser Versuch war, richtig Pop zu machen. Ach, unbehaglich ... Wir fühlten uns dreckig. Jetzt ist es raus! Den Sound von welchem Instrument hörst du nicht gern? Bongos! Auf jedem Festival der ganzen Welt gibt es immer einen Idioten, der sonst nichts kann und auf den Dingern rumkloppt. Und vermutlich auch noch denkt, das könne man bringen. Der Penner denkt bestimmt auch, Jonglieren ginge noch. Mensch ... Wenn du nicht Musiker geworden wärst, welchen Job würdest du sonst machen? Ich wäre Roadie. Viel mehr Leute bekommen Geld, weil sie für Bands arbeiten – und nicht, weil sie in einer sind. The Unwinding Hours »The Unwinding Hours« (CD/Vinyl // Chemikal Underground / RTD)

SMS von letzter Nacht Allein der Titel »SMS von letzter Nacht« ... Macht irgendwie Angst, nicht wahr? Was hat man nur wieder verbrochen, auweia! Und die Beweise finden sich in Handys von sonst wem. Aus dieser putzigen Sorge haben findige Styler eine ganze WebCommunity gebaut. Auf www.smsvongesternnacht.de werden die peinlichsten Kurznachrichten imaginiert und von anderen bewertet. Zum Beispiel:

02:35 »Tut mir leid dass ich dich gestern Nacht nackt ins Wohnzimmer zu meiner Mutter getragen habe ...« Oder auch:

08:31 »wie war es gestern noch? hast du deine jacke gefunden? bist du gut nach hause gekommen? wirst du es in die uni schaffen? bitte meld dich mal!« 09:42 »ich will tot sein.«


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Intro vor elf Jahren Ausgabe #62: März 1999 Titel: Introducing 99 Interviews mit: Blur, Underworld, Visit Venus, ???-Vollplaybacktheater, The Roots, Sebadoh, Sick Of It All, Sleater-Kinney Erster bei »Platten vor Gericht«: Jimi Tenor »Organism« Letzter bei »Platten vor Gericht«: Silverchair »Neon Ballroom« Spektakel: 4hero »Two Pages Reinterpretation«, ARJ Snoek »Albert Gabriel«, Kinderzimmer Productions »Die hohe Kunst der tiefen Schläge«, Meshuggah »Chaosphere«, Prince Paul »Prince Among Thieves« Zitat: »Funny, warum hast du dich für eine Karriere als Solo-Musiker entschieden? Funny: Tja, meine Bilder wollte einfach keiner kaufen.« So souverän verortete sich damals der (mittlerweile auch als Maler gefragte) Funny Van Dannen. Mit im Gespräch war übrigens noch Sven Regener. Das begegnungsreiche Doppelinterview – ein weiteres Produkt des Relaunchs. Zudem lässt sich Alex James von Blur, angesprochen auf sein »international Playboy-Image«, zitieren: »Ich bin wirklich alles andere als ein BumsAthlet.« Besondere Vorkommnisse: Der Relaunch hält an und produziert mit der Casual-Fotostrecke von Künstlern (Die Patinnen, Koze, Fettes Brot ...) in ihrer Lieblingsimbissbude ein bis heute gültiges optisches All-Time-High. Auch (Provo-) Kunst passt plötzlich ins Intro, ein Bildband über versteinerte Scheiße bekommt genauso Platz wie Penis- und Scheidengesichter aus der Ausstellung »Sensation – Young British Artists«.

Mal dir Indie aus Colouring Book Wer isst nicht gern Wachsmalstifte? Genau! Aber streng genommen kann man damit auch was malen. Das Yellow Bird Project veröffentlicht jetzt »The Indie Rock Colouring Book«. Nerdy und tierische Motive von Bon Iver, Clap Your Hands Say Yeah, Broken Social Scene warten auf Farbe. Auf der Webseite www.yellowbirdproject.com kann man seine Ergebnisse auch hochladen und die Versionen von anderen beglotzen. Cocooning war nie hübscher.

Kissy Sell Out

AuSSenseiter Disco Paul Potts, Mike Skinner, Herr der Ringe, die Gala, der Großvati. Geschichten. Geschichten. Geschichten. Die mögen die Leute doch so gerne. Aber warum eigentlich musikalisch so oft nur auf Singer/Songwriter-Alben? Peter Wittkamp erzählt die Geschichte von Thomas Bisdee a.k.a. Kissy Sell Out – einem Storyteller auf dem Dancefloor. Foto: Julian Baumann.

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homas Bisdee war ein Außenseiter in seiner Heimat nahe Cambridge. Keine Freunde, keine Mädchen. Doch statt mit dem Schwert nach Polen zog Bisdee gen London, studierte, arbeitete nebenbei als Grafikdesigner und begann sich als Remixer einen Namen zu machen. Ziemlich schnell. Und einen ziemlich guten Namen. Ein Blick auf die Liste der Künstler, deren Werke Bisdee bearbeitet hat, legt den Verdacht nahe, ein Remix von ihm sei eine Garantie dafür, in der Popwelt für Furore zu sorgen. Und so arbeitete er zum Beispiel für Mark Ronson, Sugababes, Gwen Stefani, Groove Armada, The Noisettes, Datarock, Frankmusik, Shiny Toy Guns, Calvin Harris ... Die Floskel, diese Liste ließe sich beliebig lang fortführen, stimmt selten so wie hier. Doch immer nur im Output der anderen zu stöbern war ihm zu fad: Es wurde Zeit für ein eigenes Status-Update für den mittlerweile zum BBC-Radio-DJ gereiften Bisdee. »Kissy Sell Out veröffentlicht bald sein Debütalbum ›Youth‹ mit Geschichten aus seiner Kindheit und Jugend«, würde diese Meldung auf Facebook lauten. Und die britische Musik-Presse klickte dann euphorisch auf »gefällt mir«. »Einer der Gründe, warum ich über meine Kindheitserinnerungen geschrieben habe, war, andere zu inspirieren, sich an ihre eigenen Geschichten aus dieser Zeit zu erinnern, während sie mein Album hören«, kommentiert Kissy den Titel seines Debüts. Dabei ist »Youth« (nicht zuletzt wegen seines Außenseiterstatus’) kein Album geworden, das wie ein gemütlicher Ohrensessel zum Schwelgen in der eigenen Vergangenheit einlädt. Eher dazu, den Ohrensessel in die hinterste Ecke zu schieben, um mehr Platz zum Tanzen zu haben. Denn aus dem etwas abenteuerlich anmutenden Mix aus Armand Van

Helden, Gary Numan, Scritti Politti, Simple Minds, Sonic Youth und Arthur Russel, die Kissy allesamt zu seinen Einflüssen zählt, wird auf »Youth« – genau! – ein »Mix aus Jungle, Speed Garage und Old School Rave Music«, der Electro-Pop um eine bisweilen sehr verspielte Daft-Punk-Nuance erweitert. Wobei Kissy zu diesem Mix nicht selbst die Vocals beisteuert, sondern familienintern an Cousin Dan Murtha übergibt, der sich in anderen Projekten mitunter Danimal Kingdom nennt. Wenn Dan dann über Bisdees Erinnerungen daran singt, wie mies es sich anfühlt, das Mädchen eines Freundes zu knutschen, verschwindet auch der Widerspruch zwischen Disco und Kindheitsgeschichten: »I can’t ignore your kiss, I can’t keep doing this, I gotta get away, there’s no excuse today.« Kein Kinderkram! Kissy Sell Out »Youth« (CD // ADA / Warner / VÖ 12.03.)


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Deichkind hinter den masken: »Männer, keine Musik verschenken!« Nächster Tag, rückwärts rudernd:

»Männer, ich habe mich informiert, Musik verschenken ist die Zukunft.« Tags darauf:

»Wenn ich länger drüber nachdenke, alles nur auf Vinyl rausbringen.«

Murmel Sich verlieben Comics mit Bock und Beseeltheit statt voll von Perfektion. So tickt es schon seit über einem Jahrzehnt beim Kollektiv Murmel aus Wien. Veröffentlicht werden Anthologien in allen möglichen Stilen und Stimmungen. Statt wild zusammengeklebt und -geknüppelt gibt es ein Best-of (plus Neues) nun als dickes Sammelbuch. Voll schön! (www.murmel-comics.org)

Mit dieser Anekdote eines undogmatischen Ansagers huldigt Lars Brinkmann dem Februar 2009 überraschend verstorbenen Sebastian Hackert von Deichkind. Zu lesen im Beibrief der CDCompilation »Papa Professionell«, die gesammelte Sebi-Mixe enthält (VÖ 19.03.).

Beatles 2.0 Alles ist die Matrix Pop-Texte lassen sich entschlüsseln, eintätowieren, mitsingen, auspendeln etc. Warum nicht powerpointieren? BWL trifft Kunst trifft das Web. Wir haben einen Moment dieser Bewegung hier mal für euch eingefangen. Geil, was? http://loveallthis.tumblr.com

The Knife feat. Mt. Sims & Planningtorock Darwin My Opera Böse Zungen behaupten, dass »Tomorrow, In A Year« eines der unhörbarsten Machwerke der letzten Zeit geworden ist (siehe auch Top 10, Seite 12). Tatsächlich hat der Soundtrack zu einer Darwin-Oper aus der Feder von The Knife auch unter eingefleischten Fans einige Verwirrung hervorgerufen. Warum auf dieser Platte nichts so ist, wie man es erwarten würde, haben The-Knife-Mitglied Olof Dreijer sowie die Projektmitstreiter Matthew Sims (Mt. Sims) und Janine Rostron (Planningtorock) Hanno Stecher erklärt. Die Idee für diese Oper geht auf die dänische Tanz- und Performancegruppe Hotel Pro Forma zurück. Wie lief die Zusammenarbeit ab? O: Kirsten Dehlholm von Hotel Pro Forma hat allen an dem Stück beteiligten Künstlern eine Art Gerüst gegeben, das

die Arbeitsgrundlage war. Wichtig war vor allem eine Liste mit Büchern von und über Darwin. Außerdem wurde vorgegeben, dass das Stück von einer Opernstimme, einer Popstimme und einem Schauspieler gesungen wird und sechs Tänzer darin vorkommen. Und es sollte 100 Minuten lang sein. Alle haben dann etwa ein Jahr fast komplett unabhängig voneinander daran gearbeitet, und erst drei Monate vor der Premiere kam eigentlich alles zusammen. Wie habt ihr euch dem Thema Darwin genähert? Es ist ja nicht so, dass das Stück einfach sein Leben nacherzählt. Alles ist ziemlich abstrakt. M: Es gibt da zwei Ebenen. Da ist einerseits eine wissenschaftliche Perspektive, wo wir Darwins Arbeit in Musik und in Texte umgesetzt haben. Wir haben beispielsweise versucht, mit elektronischen

Mitteln Geräusche von echten oder erfundenen Tieren oder Landschaften nachzubilden. Aber es ging uns auch darum, uns Darwin als Mensch zu nähern und ihn als eine verletzliche, sogar recht unsichere und widersprüchliche Person zu zeigen. O: Wir mussten uns auch nach den Vorgaben von Hotel Pro Forma richten. Ich hätte gerne eine stärker politische Perspektive drin gehabt und habe mich z. B. mit Themen wie dem Sozialdarwinismus beschäftigt. Aber das hat die anderen nicht so interessiert, also haben wir das rausgelassen. Man liest in Kritiken zur Oper, dass die Inszenierung viele Fans von The Knife eher ratlos zurücklässt. Hat das damit zu tun, dass das Projekt eigentlich ein ganz anderes Publikum anspricht, als es bei euch sonst der Fall ist?

J: Ja, da gibt es schon eine Verschiebung. Gleichzeitig hatten wir aber auch von Anfang an Erwartungen im Rücken – zum Beispiel, dass Leute wollten, dass die Musik irgendwie aus einem Guss sein sollte, was auch immer das heißt. Dieser Druck hat sich oft komisch angefühlt, aber wir haben versucht, uns davon frei zu machen. O: Ich glaube, manche Leute haben Schwierigkeiten, nachzuvollziehen, wie konzeptuell das alles ist, wie eng die Platte mit diesem Projekt zusammenhängt. Das ist eben keine »persönliche« Platte. Und ich finde es auch gerade gut, über ein solches Projekt die Erwartungshaltung zu enttäuschen, indem man ein abstraktes Thema bearbeitet. The Knife »Tomorrow, In A Year« (CD // Coop / Universal / VÖ 05.03.)


012 Monitor

Bodycheck mit Gorillaz Wo zum Teufel ist die Kette mit dem umgedrehten Kreuz geblieben, die Murdoc jahrelang als waschechten Teufelsanbeter auswies? Und wieso trägt er hier so einen ekligen BerlinFriedrichshain-Hausbesetzer-Style? Da haben wir ihn aber in diversen Videos schon schöner gesehen, mit freiem Oberkörper inklusive leicht muskeliger Hügellandschaft und einiger ranziger Altherrenbrusthaare. Schade.

Was würde Juror H.P. Baxxter wohl für dieses »Face« geben, würde Murdoc in der Viva-Sendung »Are U Hot?« auftauchen. Vermutlich keine zehn Punkte, dafür aber einiges an Respekt. Und das völlig zu Recht. Seitdem der Gorillaz-Mastermind über die Bildschirme schlufft, ist er sichtlich gealtert: Die Zähne werden immer grüner bzw. immer weniger. Die Nase ist Dauermatsche. Und das Haar grau – wenn es nicht gerade blau gefärbt ist, was ja, mit Verlaub, ganz schön (Vorsicht: Wortwitz) albarn ist für einen 44-Jährigen.

Es ist nicht ganz klar, ob Murdoc überhaupt wie ein Normalsterblicher geboren wurde, falls aber doch, dann wurde sein Bauchnabel im englischen Proll-Ort Stoke-on-Trent mittels einer rostigen Säge durchtrennt. Da ist er in guter Gesellschaft, auch Typen wie Robbie (Williams), Slash und Lemmy haben dort ihre Wurzeln.

Der Klatschpresse ist zu entnehmen, dass Murdoc das eine oder andere Tattoo sportet, u. a. ein sogenanntes Arschgeweih. Statt Geweih soll dort allerdings der Schriftzug »Helios« (griechischer Sonnengott) prangen, dazu ein Pfeil in Richtung Kotluke. Das ist dann wohl britischer Humor.

Auf diesem Bild wird es besonders deutlich, was für unerhörte Pranken Mr. Niccals spazieren führt. Kneipenschlägerhände. Die sind ja, wenn zur Faust geballt, genauso breit wie die Oberschenkel! Ob das vom »Darm zupfen« kommt, wie man in Musikerkreisen schelmisch das Bassspiel nennt? Murdoc spielt übrigens einen Flying V Bass der Firma Gibson (Spitzname »El Diablo«), von dem nur 375 Stück produziert wurden. Einer davon befindet sich im Besitz eines gewissen Damon Albarn, der vor Jahren mal als Britpop-Weichei zu Ruhm kam.

Geradezu putzig sind diese Kleinjungen-Leinenschuhe mit offenen Schnürsenkeln. Passt doch gar nicht zum Image, oder? Murdocs Schwester (wenn man das so sagen kann) Tank Girl hatte wenigstens ordentliches MilitärBrutalo-Zeug an den Mauken.

Text: Dirk Mönkemöller

Gorillaz »Plastic Beach« (CD // EMI / VÖ 05.03.)

Gebrochene Fanherzen: die 10 schwierigsten Alben großer Stars 01 The Knife

Tomorrow, In A Year 02 John Lennon & Yoko Ono Wedding Album 03 Flaming Lips Zaireeka 04 Daft Punk Human After All Sonic Youth 05 SYR1-6

06 Mike Patton: Mr Bungle

Disco Volante

07 Lou Reed

»It gets complicated but in the end of the day for the artist it is just not good.«

Metal Machine Music 08 David Bowie: Tin Machine Tin Machine Beastie Boys 09 Paul’s Boutique 10 Blumfeld Old Nobody

Die Band Ok Go gelangte vor einigen Jahren zu immensem Fame durch das Video »Here It Goes Again«, in dem sie eine abenteuerliche Choreo auf Fitnesslaufbänder zauberten. Sie waren ein Web 2.0-Phänomen erster Güte. Ihre Clips zum neuen Album sind nun aber in vielen Ländern nicht einzusehen: »This video has been removed on terms of violation«. Urheberrecht, Sperren, Streits, Blockaden. Es ist kompliziert, findet auch Damian von Ok Go. Das komplette Interview auf www.intro.de



014 Monitor

Bitte bleiben Sie gesund! Mit Alan Sparhawk (Low, Retribution Gospel Choir) Was war die übelste Krankheit, die du jemals hattest? Ich hatte eine idiopathische Fazialisparese (»Bell’s Palsy«), als ich sechs Jahre alt war. Welche Symptome gibt es dabei? Das ist ein Virus, das dein Nervensystem blockiert. Die eine Hälfte meines Gesichts war gelähmt. Du spürst nichts, und die gesamte Gesichtshälfte hängt nach unten. Wie wurde das behandelt? Ich musste Steroide schlucken. Nach fünf Monaten mit schiefem Kopf war wieder alles okay. Welche Krankheit ist dagegen überschätzt? Das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, weil es heutzutage jeder hat. Und natürlich die Schweinegrippe. By the way: Weißt du, was der weltweite Killer

No. 1 ist? Malaria. Das hab ich von Jimmy Carter. Was sind deine Lieblingsmedikamente? Cannabis und Ibuprofen. Wie behandelst du eine typische TourErkältung? Für Bands auf Tour ist das schon die Hölle. An einem Tag sitzen wir im Bakterien-Pool Deutschlands, am nächsten Tag im Pool Hollands. Und so weiter. Ich trinke literweise Wasser und schlafe viel. Mehr kann man nicht tun. Ah, und vielleicht noch Hände weg von Zucker und Alkohol. Sehr geehrte Damen und Herren, schon länger hege ich den Verdacht, meine Anstellung als Intro-Hausarzt basiert allein auf

der Hoffung der Redaktion, das Haus unter der Hand mit Ritalin versorgen zu können – jenem Medikament gegen das von Alan Sparhawk unterschätzte Aufmerksamkeits(Hyperaktivitäts)defizitsyndrom, kurz AD(H)S. Okay, vielleicht auch aufgrund meiner guten Kusstechnik. Apropos Küssen. Dies dürfte mit einer Fazialisparese nicht ganz den erwünschten Effekt bringen, da die gesamte mimische Gesichtsmuskulatur gelähmt ist. Idiopathisch bedeutet, man kennt nicht den genauen Grund für die plötzliche Blockade des Nervus facialis, klingt aber immer besser als Ich-Weiß-Nicht. Vermutet wird in den meisten Fällen eine Reaktivierung des Herpes-SimplexVirus, aber auch andere Viren, Mittel-

ohrentzündungen oder (neuro) Syphilis kommen als Ursache in Frage. Behandelt wird, wie von Herrn Sparhawk erwähnt, mit Steroiden sowie bei bekanntem Erreger mit entsprechenden Virustatika oder Antibiotika. Ist auch der für den Lidschluss verantwortliche Muskel befallen, sollte das Auge durch künstliche Tränenflüssigkeit und Salben am Tage sowie durch einen Verband (sog. Uhrglasverband) in der Nacht vor dem Austrocknen geschützt werden. Zum Training der Gesichtsmuskulatur dienen Physiotherapie und Logopädie oder zusätzlich ein paar Staffeln »Scrubs«. Ihr Doc Intro Illu: Alex Jahn

Ken

Du darfst »Yes We Ken«? Was klingt wie ein zwanghafter Kalauer ist in Wirklichkeit viel mehr. Denn nach seinem unsanften Rauswurf bei Blackmail beförderte Sänger Aydo Abay sein einstiges Nebenprojekt zum persönlichen Megastore und hochkarätig besetzten Befreiungsschlag. Yes he Ken, müsste es also korrekt heißen. Von Linus Volkmann.

I

nwieweit besitzt das Album für dich mehr musikalischen Erlösercharakter als so vieles davor? Für mich ist das wirklich befreiend gewesen. Endlich mal machen können, was einem schon seit Langem vorschwebte, endlich mal sich austoben, weil keiner mehr dazwischenfunkt. Und weil auch die demokratische Rechthabereischeiße und Egowichse einfach nicht mehr existiert. Und »Yes We Ken« ist somit dein Ausdruck, der sich nun ungeschnitten Bahn bricht? Vor allem ist das Album natürlich eine Suche. Ich hatte über die Jahre so viel angestaut, das habe ich alles auf die Platte gepackt. Ich hoffe, dass es dabei trotzdem auch homogen klingt. Für mich tut es das zumindest. Man hört zum Beispiel auch einige Elemente, die man mal an Blackmail schätzte, die bei jenen zum Schluss aber

nicht mehr gezogen wurden. Es ist ja so, dass ab der »Bliss, Please« [BlackmailAlbum von 2004] die Ruderherrschaft an Kurt [Ebelhäuser] überging, der meinte: »Ihr müsst mir vertrauen, ich habe einen Plan, ich weiß, was wir wollen.« Das war bis zu einem gewissen Zeitpunkt auch okay, dass man dann einen ›Führer‹ hatte. Aber damit ging auch einher, dass nach jener »Bliss, Please« eigene Vorstellungen nicht mehr gefragt waren, im Gegenteil eher störten. Okay, war natürlich auch praktisch für mich. Ich habe gesungen, getextet und musste sonst nichts mehr machen. Aber so was macht einen auf Dauer natürlich nicht glücklich – wenn man nicht wie der Sänger von AC/ DC tickt, der, der nach dem Toten kam. Das Ende von mir in der Band war jedenfalls nur eine logische Konsequenz. Das Lustvolle, fast Überschwängliche kommt ja jetzt in vielen Titeln zum Tra-

gen. Was bedeutet denn »Pirates Vs. Ninjas Vs. Zombies Vs. Robots«? Das ist doch eine sehr gute Chronologie, macht total Sinn. Also die Piraten werden von den Ninjas kaputt gemacht, die wiederum von den Zombies, und gegen die Roboter hat keiner eine Chance. Ah! Und »Women Who Love Men Who Take Drugs To Make Music To Take Drugs To«? Das stammt aus den verqueren Gedanken eines Freundes und vermischt zwei Titel, einer ist von Oceansize (»Women Who Love Men Who Love Drugs«), der andere von Spacemen 3 (»Taking Drugs To Make Music To Take Drugs To«). Sag mal, gähnst du? Nein, ich habe geweint vor Ergriffenheit. Na, dann ist ja gut. Ken »Yes We Ken« (CD // Strange Ways / Indigo) Auf Tour vom 21. bis 30.04.


9. FEBRUAR 2010 www.bioshock2game.com

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016 Monitor

Two Door Cinema Club

Kastagnetten-Boys Das Label Kitsuné hat derzeit ein Abo auf den nächsten energiegeladenen Indieact mit Dance-Anleihen. Nur einen Monat nach Delphic schicken sie uns mit den ebenfalls ordentlich euphorischen Nordiren Two Door Cinema Club zurück auf den Dancefloor. Hanno Stecher hat die drei Jungs getroffen und ihr Auftreten sowie das Album »Tourist History« ins Visier genommen. Foto: Sibilla Calzolari.

W

äre nicht klar, dass sich Alex, Sam und Kevin von Two Door Cinema Club durch gemeinsames SchulbänkeDrücken kennengelernt haben, könnte man die Band für das Ergebnis eines Castingprojektes halten, das »Großbritannien sucht die Superindiepop-Band« heißen könnte. Besonders bei ihren Live-Auftritten ist dies der Fall, wenn die Jungs, die sich gerne mal komplett in Klamotten ihres Labels Kitsuné hüllen, ganz unhierarchisch nebeneinander aufgereiht auf der Bühne stehen: Jeder verkörpert seinen eigenen Style, jeder repräsentiert eine andere Seite dieses Projektes. Doch inszeniert ist hier natürlich nichts. Ganz im Gegenteil offenbart sich im Gespräch, wie unfertig das Projekt Two Door Cinema Club letztlich noch ist, wie wenig Geplantes oder gar Berechnendes hinter der Entwicklung dieser Band steckt, die aus der nordirischen Musikszene direkt in die Welt des französischen Hipster-Labels katapultiert wurde. Alle drei Jungs stammen aus dem Hafenstädtchen Bangor und haben sich nach dem Schulabschluss ganz bewusst fürs Musikmachen und gegen ein Studium entschieden. Viele der Songs, denen sie für »Tourist History« zusammen mit dem Produzenten Eliot James, der be-

reits mit Bloc Party, Kaiser Chiefs und Mark Ronson gearbeitet hat, eine endgültige Form verpasst haben, existieren schon seit gut zwei Jahren, wurden aber stetig überarbeitet. Etwas Prozesshaftes spürt man vor allem dann, wenn man mit den Jungs über ihren Sound, über diese unheimlich hektische und doch durch und durch geschmeidige und tanzbare Mischung aus Post-PunkPop Marke Bloc Party und gut gelaunten Indierock-Elementen spricht, um den sich seit Wochen die Musikblogs dieser Welt reißen. Denn ehe man sich versieht, landet man bei diesem Thema in einem mittelschweren Glaubenskonflikt zwischen Sänger Alex, Bassist Kev und Gitarrist Sam, bei dem laut eigenen Angaben nicht selten auch mal die Fetzen fliegen. Und das sieht in etwa so aus: Wo Gitarrist Sam auf dem neuen Album beispielsweise »warme, analoge Sounds« hört und betont, man wolle ja als Rockband alles »möglichst nett und ungekünstelt« klingen lassen, hält ihm Sänger Alex entgegen, dass TDCC ja nicht umsonst seit dem freiwilligen Austritt ihres Schlagzeugers auf einen neuen Schlagzeuger verzichten würde. Denn: »Uns war es immer schon wichtig, die tanzbare Seite unserer Musik zu be-


Monitor

Top 7

Ich hab solche Angst

Für immer Die Sterne. Am Himmel und am Leib. Okay, Himmel ist klar – aber Leib jetzt auch. Denn die Hamburger Ausnahme-Athleten (neuer Schwerpunkt: Disco) haben exklusiv für unsere T-Shirt-Edition ein Motiv beigesteuert. Ab durch die Mitte, die Tanzfläche lockt. Gedruckt wird auf grauen Shirts von US Blanks.

Angst, immer Angst. Aber man kann es auch übertreiben. Hier die sieben abwegigsten eingetragenen Phobien:

01 Anatidenphobie

Angst, von einer Ente beobachtet zu werden

Angst vor nackten Bäuchen

Angst vor der Farbe Gelb

Angst vor der Zahl 666

Angst vor Clowns

02 Gymnogasterphobie 03 Xanthophobie

04 Hexakosioihexekontahexaphobie 05 Coulrophobie 06 Plutophobie

Angst vor Reichtum 07 Celtophobie Angst vor den Kelten

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tonen. Natürlich sind wir kein Elektronik-Projekt, aber letztlich ist unsere Musik eben schon dafür gemacht, dass die Leute dazu abtanzen. Darauf haben wir uns auch bei der Produktion der Platte konzentriert und z. B. Dance-Elemente wie Kastagnetten eingebaut.« Und wo Bassist Kevin betont, dass man für das Schreiben der Tracks oft nur einen Tag brauche und alles aus späteren Feinkorrekturen bestehe, hält ihm Sam entgegen, dass das Songschreiben für die Band ja eigentlich ein ganz langer Prozess sei und man sich viel Zeit für die Songs lasse. Und so weiter. Doch so müßig einem als Außenstehenden gerade die von der Band leidenschaftlich geführten »Pop versus Rock«-Diskussionen vorkommen mögen, für Two Door Cinema scheinen all die kleinen Reibereien und stetigen Seitenhiebe ungeheuer fruchtbar zu sein. Immerhin ist ihnen mit »Tourist History« ein Debüt gelungen, das von vorne bis hinten konstant eine ungeheure Spannung aufrechterhält und so ein funkelndes Markenzeichen schafft.

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Intro empfiehlt: Two Door Cinema Club »Tourist History« (CD // Coop / Universal) Auf Tour vom 07. bis 10.04.

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018 Groß Boy/Girl

WENN MIT DER DER MANN FRAU G ... gemeinsam Musik macht, kann man (manchmal) was erleben. Dirk Mönkemöller hat für uns die Beziehungsgeflechte von gemischtgeschlechtlichen Bands aufgedröselt, um ein paar tollkühne Thesen aufzustellen. Peter Flore und Thomas Venker wenden diese anschließend auf die beiden Boy/GirlBands Blood Red Shoes und Beach House an, nicht ohne es sich von der Systemischen Paartherapeutin Alexandra Jepsen fachlich abnicken zu lassen.

efühlsduseligkeit gibt’s später noch genug, hier kommen ein paar Fakten: Musikmachen ist ein Männerding – das ist zumindest das Fazit, wenn man die Liste der besten Alben von 2000 bis 2009 in Intro #178 auswertet. Demnach stammen die nach Ansicht der Leser 100 besten Alben des vergangenen Jahrzehnts von 72 Bands, die aus insgesamt 247 Menschen bestehen. Davon sind 238 Männer – und nur 9 Frauen. Wenn ich wüsste, wie man einen Taschenrechner korrekt benutzt, würde ich die Quote errechnen. Aber geschenkt. Sie ist mies. Statistiken sind nur spröde Mathematik. Zum Glück sind musizierende Frauen abseits von Besten-Listen überall und in allen erdenklichen Konstellationen anzutreffen. Doch was passiert, wenn Frauen mit Männern musizieren? Ist das das Ende vom »Sex & Drugs & Rock’n’Roll«-Mythos – oder die Vollendung? Schaut man sich den Werdegang der verschiedenen gemischtgeschlechtlichen Gruppen der Musikgeschichte an, fallen einem Muster auf, die zu folgenden fünf Thesen verleiten: 1. Vorteil: Liebe Quer durch alle Genres zieht sich ein überraschendes Phänomen: Gemischte Musiker-Duos bestehen grob geschätzt nur zu 20 Prozent aus Beziehungslosen, die brav die Kreativität und Karriere in den Vordergrund stellen und eventuelle sexuelle Reize gar nicht erst zulassen (z. B. Yazoo, Roxette, Portishead). Weitere 10 Prozent bestehen aus Geschwistern (z. B. Carpenters, The Knife, The Fiery Furnaces), und rund 30 Prozent musizieren zusammen als Liebespaar (z. B. 2raumwohnung, Paula, Olli Schulz & Der Hund Marie). Die Mehrheit aller musizierenden Duos aber besteht aus – wer hätte es gedacht – Ehepartnern (z. B. Everything But The Girl, Dapayk & Padberg, Mates Of State). Das ist doch mal ein Sieg der Romantik! Und der Beweis, dass eine Heirat nicht das Ende eines wilden


Musik

Lotterlebens bedeuten muss. Man führt es einfach gemeinsam. Selbst innerhalb einer Bandgemeinschaft ist Platz für die Ehe (z. B. Bruce Springsteen, Sonic Youth, Wir Sind Helden, Talking Heads). Wobei unklar ist, wie gut oder schlecht das für die restlichen Mitglieder zu ertragen ist. Vermutlich brauchen sie viel Coolness, wenn sich vor einem Konzert im Backstageraum ein Ehestreit ausbreitet. Und nach dem Konzert der obligatorische Versöhnungssex im Nightliner mit anzuhören ist. Man kann also zusammenfassen: In puncto Liebe gilt unter Musikern der Leitsatz: entweder ganz oder gar nicht. Übrigens: Das Genre HipHop kommt beinahe ganz ohne gemischtgeschlechtliche Gruppen aus. Ausnahmen sind die Digable Planets (ohne Romanze) und die dürftig bekannten Melky Sedeck (Geschwister). 2. Musik ist stärker als Sex Was passiert, wenn eine Beziehung unter Musikern in die Brüche geht? Erstaunlich häufig: nichts. Nach dem Motto »the show must go on« werden die Zähne zusammengebissen, bis irgendwann Gras über die Sache gewachsen ist. Oder man schreibt gleich einen Song über die Beziehungskiste (gute Therapie) und wird damit bekannt (Stichwort: No Doubt). Okay, in der Regel sind die Bands in diesem Fall etabliert und die Mitglieder darauf angewiesen, das Geld mit der Musik zu verdienen, deshalb kommt es nicht in Frage, die Band wegen einer zerbrochenen Beziehung aufzulösen (z. B. Fleetwood Mac, Eurythmics, Moloko, Paula). 3. Retorte ist für’n Arsch Immer wieder tauchen industriell geformte Musikgruppen auf, die aus den unterschiedlichsten Frau/MannKonstellationen bestehen. Besonders nach dem Boygroup- und Girlgroup-Hype während der Neunziger gab es eine Schwemme gemischter Popgruppen, die für sexuelle Spannung sorgten (innerhalb der Band und aus Sicht der Fans). Dass dieses Thema aber inzwischen ausgereizt ist, beweist der dürftige Erfolg des Duos Some & Any, die Gewinner der letzten »Popstars«-Staffel. Offensichtlich vertragen sich wahre Romantik und abgewichstes Musikbusiness nicht so gut.

ALBUM OUT 12/03/2010

tons of friends FEATURING

miike snow roisin murphy soulwAx+mixhell tim burgess-kelis will i Am-rye rye yelle-poirier+fAce-t steed lord-kid cudi mAjor lAzer

4. Frauen können wie Männer sein Unter Jungsbands herrscht allgemein die Meinung, Frauen würden den Spaß an Sex & Drugs & Rock’n’Roll verderben. Deshalb sind Freundinnen im Tourbus häufig verboten. Und wenn dann doch mal eine Frau mitreist, etwa als Gastmusikerin, ist die Stimmung gleich gedrückt. Wäre ja irgendwie peinlich, die üblichen Sprüche und Fürze abzufeuern, Groupies abzuschleppen und sich dumm und dusselig zu trinken. Aber weit gefehlt: Jamie Hince dürfte sich nicht beschweren können über das Verhalten seiner Musik-Partnerin Alison Mosshart. Genau wie Jon Spencer mit seiner Frau Cristina Martinez an der Boss-Hog-Seite immer viel Spaß gehabt haben dürfte. 5. Geheimnisse sind gut fürs Image Um die White Stripes kommen wir an dieser Stelle nicht vorbei: Die zwei behaupten ja, sie hätten sich als Geschwister ausgegeben, damit sich die Fans mehr auf die Musik konzentrieren, statt sich dem neuesten Gossip des vermeintlichen Ehepaars hinzugeben. Heute wissen wir: Es ist völlig egal, welche Beziehung die beiden wirklich verbindet – die Verwirrung ist zu einem USP (unique selling proposition) geworden.

019

M I N ISTRYOFSOU N D.D E crookers.n et


020 Musik

Die Intro- W Therapeutin Ins Blaue hinein können viele über das Leben in gemischten Bands spekulieren. Thomas Venker verlässt sich lieber auf Expertenwissen und traf die Systemische Paartherapeutin Alexandra Jepsen, um hinter die Kulissen von Beziehungen im Pop-Biz zu gucken (Kontakt via www.psychotherapiesuche.de).

Top 10 Bands in love 01 Dead Moon – 20 Jahre lang hat das Ehepaar Fred und Toody Cole aus Ore-

gon seinen Garagenrock in die Welt getragen. Stets mit von der Partie war Schlagzeuger Andrew Loomis. 2006 löste sich die Band auf. Inzwischen haben die Coles, beide über 50, eine neue Band – und am Schlagzeug sitzt ein Kerl, mit dessen Vater Fred bereits 1972 eine Band hatte. 02 Pussy Galore / Boss Hog – Als Cristina Martinez das erste Mal auf Jon Spencer traf, war sie gleich verknallt. Obwohl sie nur wenig musikalisches Talent hatte, sneakte sie sich bei Pussy Galore ein – und kam mit Spencer zusammen. Später gründeten die beiden Boss Hog, spielten wilden Sexrock und sorgten für Aufmerksamkeit, da Martinez häufig komplett nackt auftrat. Seit 1990 sind die beiden Skandalnudeln verheiratet – bis heute. 03 Abba – Muss man nicht viel zu sagen: eine Band, zwei Ehepaare, unfassbar viel Erfolg. Wie romantisch! 04 Arcade Fire – Muss man auch nicht viel zu sagen: Zwar nur ein Ehepaar, aber ansonsten: die Abba von heute? 05 The Ting Tings – Zeit, mal etwas die Ehe-Schwere aus dieser Liste zu nehmen: Mit den Ting Tings kann das Leben so einfach sein: Da ist Liebe, da ist Party, gute Laune und Erfolg. Alles andere ist egal. 06 Blondie – Bis heute bestreiten Deborah Harry und Chris Stein ihre gesamte musikalische Karriere gemeinsam. Zuerst als Paar, seit 1990 als Freunde. Einfach sweet. 07 Sonny & Cher – Stehen hier stellvertretend für den Sechziger- und Siebziger-Trend der »&«-Couples, zu denen man u. a. Ike & Tina Turner, Cindy & Bert, Albano & Romina Power und viele weitere zählen muss. 08 Stereolab – Sie Französin, er Brite – und dann machen sie auch noch tolle Musik. Lætitia Sadier und Tim Gane waren bis 2004 ein Paar, haben einen Sohn und trotz zerbrochener Beziehung weiter zusammen musiziert. 09 Sonic Youth – Cooler geht’s nicht: Seit 1984 sind Kim Gordon und Thurston Moore nun schon verheiratet. Viele Intro-Leser waren da noch nicht mal auf der Welt. 10 Wir Sind Helden – Die Quotendeutschen in dieser Liste. Besonders hervorzuheben ist, dass die Sängerin nicht mit dem Gitarristen oder so zusammen ist, sondern mit dem Schlagzeuger. Das ist toll, sonst sind Schlagzeuger immer die Verlierer in einer Band.

ie hat man sich deinen Blick auf die Beziehung zweier Menschen generell so vorzustellen? Es gibt da ein gewisses AnalyseRaster. Alles beginnt mit der Partnerschaft. Das ist DIE Überkategorie. Näher betrachtet wird alles individuell ausgehandelt. Manche haben sehr enge, freundschaftliche Beziehungen, andere achten auf Distanz, beharren also auf große Autonomie – hier spricht man vom Gegensatzpaar Autonomie & Bindung/Verschmelzen. Manche definieren sie extrem sexuell, andere haben gar keinen Sex. Wobei bei diesem Thema gilt: Attraktiv bleibt, wer unabhängig bleibt. Denn grob gesprochen macht das Kennenlernen auf lange Sicht den Sex kaputt. Die paartherapeutische Erklärung: Das Inzesttabu greift: Der »Bruder« / die »Schwester« ist sexuell unattraktiv. Insofern ist ein permanent geteilter Alltag eine große Einflussgröße – und doch hängt noch viel mehr dran durch gemeinsame Werte (abseits der Musikwelt sind hier auch Religion, Kultur, Alter etc. Einflussgrößen). Dass man als Band sehr viel Zeit miteinander verbringt, kann für die Paare die Freundschaft und Teamfähigkeit bedeutend vertiefen, die sexuelle Anziehung aber abstumpfen lassen. Wie geht man also damit um? Nehmen wir 2raumwohnung, die haben ein für sie funktionierendes Modell gefunden, wie sie die symbiotische Beziehung trotzdem spannungsreich im Positiven halten: Sie führen eine offene sexuelle Beziehung, leben das aber auch zusammen aus. Das alles erklärt den hohen Anteil an Liebespaaren und Ehepaaren in Bands. Das muss ja so kommen. In der Tat sind solche Beziehungen sehr schöne Beispiele für die Verschmelzung von zwei Personen. Sie haben im Alltag – allein schon durch die Band – sehr ähnliche Präferenzen und damit eine gute Grundlage für eine Freundschaft und auch für eine spannende Partnerschaft, ja, wegen der Präferenzen auch Ehe. Aber wie genau ist diese hinter den Fassaden definiert? Welche Rolle spielt das Liebesleben? Denn primär geht es hier um Stabilität. Thema Kinder. Wie wirken die sich aus? Sehr schwieriges Thema. Nehmen wir eine Band wie Wir Sind Helden. Sie haben zwar versucht, ihr Kind mit auf Tour zu nehmen, also quasi das 24-Stunden-Band-Modell fortzuführen, aber wenn das Kind ein gewisses Alter erreicht, selbst autonome Ansprüche entwickelt, dann wird es kompliziert. Die Konfliktlinie kennt man aus dem Leben vieler Leute: Sind Beruf und Familie vereinbar? Welche Rolle spielt denn ein alter Konfliktbegriff wie Macht? Einen großen, vor allem, wenn wir nicht von einem Duo sprechen, sondern von einer Beziehung innerhalb eines Bandgeflechts. Kommt da nun eine Person dazu wie im Beispiel Boss Hog oder entsteht wie bei Sonic Youth eine Beziehung später in der Band, so haben wir es in beiden Situationen damit zu tun, dass das Machtgefüge sich verändert. Der Frontmann, den die meisten Bands haben und dessen Beziehung auch meistens die im Mittelpunkt ist, wählt natürlich die Partnerin / den Partner als seine Nummer 1 – andere rücken nach hinten. Hier geht es ja nicht nur um Zuneigung, sondern auch um Informationsfluss, Geld ... Und was, wenn die Beziehung zu Ende geht? Nehmen wir das Beispiel Blondie. Das zeigt ja, dass es wie bisher weitergehen kann, einfach, da die meisten solcher Beziehungen zu 80 % über die Arbeit definiert waren. Es sind also nur die 20 % Leidenschaft, die zusammenbrechen. In der Regel – auch, da die weitere berufliche Existenz davon abhängt – gehen die Leute damit sehr konstruktiv um.


Promotion

PRÄSENTIERT: »CRAZY HEART« - PREVIEWS

DIE KINOS Berlin: UCI Kinowelt Colosseum Schönhauser Allee 123 10437 Berlin Hamburg: UCI Kinowelt Othmarschen Baurstraße 2 22605 Hamburg Köln: Cinedom Im Mediapark 1 50670 Köln

TERMIN & FILMBEGINN Mittwoch 3. März 2010 20 Uhr

B

ad Blake (Jeff Bridges) ist 57 Jahre alt, dennoch tourt er immer noch mit seinen alten NummerEins-Hits durch drittklassige Bierkaschemmen und heruntergekommene Bowlinghallen. Sein grölendes Publikum ist so alt wie er - und ebenso desillusioniert wie trinkfreudig. Eines Tages trifft Blake die Journalistin Jean (Maggie Gyllenhaal), die den Mann hinter dem ausgebrannten Musiker entdeckt. Nun muss Bad erkennen, wie schwierig der Weg zurück ins »normale« Leben ist und was echter Herzschmerz bedeutet. Jeff Bridges spielt den tragischen Anti-Helden Bad Blake im Spielfilmdebut des Regisseurs und Drehbuchautors Scott Cooper. Ein weiteres Herzstück des Films sind die Originalsongs von T-Bone Burnett und

des im Mai 2009 verstorbenen texanischen Songwriters Stephen Bruton. »Crazy Heart« wurde für drei Oscars nominiert: »The Weary Kind« als Bester Filmsong, Jeff Bridges als Bester Hauptdarsteller und Maggie Gyllenhaal als Beste Nebendarstellerin. »Crazy Heart« startet am 4. März 2010 bundesweit im Kino – Intro-Leser können den Film schon einen Tag vorher kostenlos sehen. Gemeinsam mit 20th Century Fox zeigen wir »Crazy Heart« in Berlin, Köln und Hamburg.

www.intro.de/crazyheart

UND SO GEHT’S: Einfach ab 22. Februar auf www.intro.de/crazyheart gehen, Stadt aussuchen und Name und E-Mail-Adresse angeben. Alle Gewinner werden automatisch von uns per E-Mail benachrichtigt (bitte unbedingt auch eure »Spam-Ordner« prüfen!). Pro Person gibt es maximal zwei Tickets. Jede E-Mail-Adresse wird nur einmal akzeptiert. Die Tickets sind dann auf euren Namen an der jeweiligen Kinokasse hinterlegt. Viel Glück!


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Blood Red Shoes

GESCHWISTER IM GEISTE Laura-Mary Carter und ihr Bandpartner Steven Ansell wissen, dass sie mehr aneinander haben als nur ihre gemeinsame Band Blood Red Shoes. Mit »Fire Like This« legen sie ihr zweites Album vor – und sind immer noch wütend. Peter Flore hat sie in Berlin getroffen. Fotos: Joachim Zimmermann.

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ut, dass es Gerüchte gibt. Und umso besser, wenn es Gerüchte bleiben. Zum Beispiel jenes, wonach das neue Album der Blood Red Shoes mit weitaus poppigeren Momenten aufwarte als der viel beachtete Vorgänger »Box Of Secrets«. »Nein«, lacht Sängerin und Gitarristin Laura-Mary Carter, und ihr Lachen klingt wegen einer hartnäckigen Erkältung regelrecht verrotzt, »das Gegenteil ist wohl eher der Fall.« Drummer und Bandpartner Steven kann auch gleich aufklären, wie es dazu kam: »Ich habe im Vorfeld in einem Interview mit einem britischen Magazin einmal zu oft das Wort ›Melodie‹ fallen lassen – lustig, was sie dann daraus gemacht haben.« Nämlich das hier: Die Brightoner Band werde auf ihrem zweiten Album »Fire Like This« den so erfolgreichen Mix aus vermeintlich angestaubten Grunge-Riffs und auf die Tanzfläche treibenden Beats um eine möglicherweise noch radiotauglichere Komponente erweitern. Als ob man nicht schon hätte ahnen können, dass das Quatsch ist, hatten doch die Songs ihres Debüts bei aller rauen Schale vor allem auch durch eingängige Gesangslinien und Refrains ins Schwarze getroffen. Spätestens der vorab als Download veröffentlichte siebenminütige Closer des neuen Albums, »Colours Fade«, der einen mit all seiner Düsternis förmlich überrollt, straft alle Spekulationen um etwaige Chartstauglichkeit des neuen Materials eindrucksvoll Lüge. Hätten wir das also geklärt und stellen vorläufig fest: »Fire Like This« macht bis auf einige Nuancen da weiter, wo »Box Of Secrets« aufhörte. Viel entscheidender für die Genese des neuen Werks scheint der Umstand zu sein, dass das Duo mit exakt dem gleichen Team an die Produktion ging (Produzent und In-

timus Mike Crossey sorgte wie schon beim Vorgänger für einen unverfälscht-roughen Sound) und man zudem während der Produktion gewohnt selbstbewusst verlauten ließ, man habe die zeitweise verlorene Kontrolle über die Band wiedererlangt. Laura: »In musikalischer Hinsicht drohte da auch keine Gefahr, aber durch den plötzlichen Erfolg gab es unheimlich viele Leute, die auf uns einredeten und uns zu erklären versuchten, was ihrer Ansicht nach das Beste für die Band sei. Dabei wissen wir das nach wie vor sehr gut, es wird nur immer schwieriger, die Dinge selbst zu kontrollieren. Irgendwann musst du gewisse Sachen einfach in vertrauensvolle Hände abgeben und hoffen, dass sie trotzdem funktionieren. Wir sind schon ziemliche Kontrollfreaks und machen nach wie vor vom Cover bis zur limitierten Vinyl-7-Inch vieles selbst, aber ab einem gewissen Punkt musst du dich dann auf das Wesentliche – die Musik – konzentrieren, denn sonst sitzt du irgendwann nur noch vor dem Rechner, beantwortest Mails und versuchst, den Laden am Laufen zu halten.« »Don’t ask, this time, don’t ask the reasons why« (aus »Don’t Ask«) Eine Band sei heutzutage ein regelrechtes Multimedia-Unternehmen, findet Drummer Steven, der mit seiner Bandpartnerin Laura-Mary bis vor Kurzem nicht nur das Bandleben, sondern auch ein Apartment teilte und damit auch abseits von Tour- und Studioleben praktisch 24/7 eine Hälfte von Blood Red Shoes war. »Eine Band wird mittlerweile über so viele Kanäle wahrgenommen, vom Videoclip über ihre Website bis hin zum Artwork und was-weiß- ≥

Fire Like This Trotz der Ambivalenz des Titels muss selbiger vor allem als David-Lynch-Zitat herhalten: Im Twin-Peaks-Film »Fire Walk With Me« gibt’s die Zeile: »When this kind of fire starts, it is very hard to put out.« Drummer Steven war angeblich begeistert.


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≥ ich. Laura hat ja glücklicherweise die Kunsthochschule geschmissen, da haben wir also jemanden, der sich mit so was auskennt«, erzählt Steven lachend. »Wenn du dich dabei aber um alles gleichermaßen kümmern wolltest, kämest du gar nicht mehr dazu, Songs zu schreiben und im Proberaum zu stehen.« Laura ergänzt: »Selbst wenn du nicht auf der Bühne stehst, gibt es immer noch so viel zu tun. Letzte Woche zum Beispiel war ich furchtbar erkältet, musste aber das Cover-Artwork fertigstellen, weil die Deadline dafür immer näher rückte. Ich hätte es natürlich in die Hände des Labels legen können, aber das wollte ich eben nicht. Also musste ich es fertigmachen, obwohl ich besser im Bett geblieben wäre.« Hinzu kommt, dass durch die (bewusste und unbewusste) Beteiligung einer Band am mittlerweile üblichen Netzrauschen durch Internet-Forumsdiskussionen, Tweets und dergleichen kaum noch eine Barriere zwischen Künstler und Publikum besteht. »Gerade, wenn du über das Internet versuchst, auch noch regelmäßig Kontakt zu den Fans zu halten, wird es schwer«, erklärt Steven. »Am Anfang habe ich wirklich auf jedes Posting geantwortet, einfach, weil ich die Notwendigkeit sah, mich zu erklären, wenn Fans Fragen gestellt haben. Heute mache ich es wirklich nur noch sehr dezidiert, vor allem, weil du dir selbst keinen Gefallen damit tust. Eine dauerhafte Präsenz weckt Begehrlichkeiten, irgendwann erwarten die Leute einfach, dass du dich ständig äußerst und jede Frage beantwortest. Aber du wirst sie am Ende des Tages zwangsläufig vor den Kopf stoßen, entweder du fühlst dich mal nicht danach, auf ellenlange Postings zu antworten, oder du bist wochenlang auf Tour und schwer zu greifen. Da ist es schon besser, sich dem Ganzen bewusst zu entziehen – Laura zum Beispiel antwortet fast nie bei solchen Diskussionen und steht nach Konzerten auch nicht gleich am Merchstand wie ich«, spielt Steven den Ball in Richtung seiner Kollegin. »Ja, aber nur, weil ich schüchtern bin«, entgegnet diese. »Ich fühle mich einfach oft unwohl, wenn Leute etwas über mich und meine Musik wissen wollen. Mittlerweile habe ich mich an Interviews gewöhnt, aber es fällt mir dennoch schwer, über mich und die Band zu reden oder zu erklären, warum wir dieses oder jenes gemacht haben.«

Die beiden sind eher der Geschwistertypus – nicht nur, da sie es konkret sagt. Das ist eine enge heterosexuelle Beziehung, die ohne Sex besteht, durch ihre Enge aber auch nach außen für beide wenig Spielraum für andere sexuelle Beziehungen lässt. Das können dann nur Affären sein, da mehr die Arbeit und damit die wirklich tolle Arbeitsbeziehung negativ berühren würde. Er könnte sich nach getaner Arbeit dann ja nicht mehr so einfach auf ihr Sofa legen. Ich glaube schon, dass es hin und wieder zu sexuellen Spannungen zwischen den beiden kommt. Ist ja auch eine schöne Vorstellung für sie. Wenn ich das Beispiel mit dem Nacktfoto mal eben aufgreife: Sie machen es schon sehr geschickt, wie sie mit der Magie der Geschwisterliebe spielen. Denn das dürfen sie ja auch. Das ist wie in dem Song der Ärzte. Wenn wir früher betrunken waren, haben wir doch auch damit kokettiert, dass es zu mehr kommen kann mit den Jungs, mit denen wir immer abhingen – aber wir wollten es nicht wirklich, weil es die familiäre Vertrautheit zerstört hätte.

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Blood Red Shoes im Blick der Systemischen Paartherapeutin (siehe Seite 20)


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»Inch by inch we find we’re never satisfied« (aus »Heartsink«) Zum Beispiel, einen siebenminütigen Shoegazer-Track als ersten Song des neuen Albums vorab als Download zu veröffentlichen. Dass das eingangs erwähnte »Colours Fade« dabei vor allem als radikales Statement diente, liegt auf der Hand. »Wir dachten einfach, es sei eine gute Idee, den düstersten Song, den wir je geschrieben haben, als Teaser zu veröffentlichen«, so Steven, der damit auch gleich eine Art Mission Statement für »Fire Like This« verbunden sehen will: »Unsere Grundhaltung hat sich nicht geändert: Wir sind immer noch angepisst, wir haben immer noch schlechte Laune.« Was man beim Anblick der beiden scheinbar perfekt miteinander harmonierenden Bandmitglieder fast für eine Art Mittel zum Zweck hält. »Die Mutter einer Freundin erzählte mir mal, dass sie sich unser Debütalbum nie ganz habe anhören können, weil es so traurig sei. Ich hingegen finde es weniger traurig als vielmehr wütend. Ein Song wie ›It’s Getting Boring By The Sea‹ ist doch nicht traurig«, versucht Laura zu relativieren. Doch zwischen Trauer und Wut verläuft auch auf »Fire Like This« wieder ein schmaler Grat. Während Songs wie das desillusionierende »It Is Happening Again«, das Epitaph »When We Wake« oder »Heartsink« wieder genau jene Trostlosigkeit und bei aller Catchiness latente Hoffnungslosigkeit atmen, die auch schon das Debüt ausmachte, scheinen sich die beiden in ihrem kleinen selbst geschaffenen Biotop sichtlich wohlzufühlen. So wohl, dass sie nicht nur Band, Bühne und Tourbus miteinander teilen, sondern lange Zeit eben auch die eigenen vier Wände. Mittlerweile hat Steven zwar wieder eine eigene Bleibe, »trotzdem hängt er oft bei mir rum. Wir können wohl einfach nicht ohne den anderen«, lacht Laura. »Während der letzten Tour, Steven hatte gerade seine neue Wohnung, hatten wir ein paar Off-Days in Brighton. Und rate mal: Steven hat natürlich bei mir auf dem Sofa geschlafen.« Dass viele Medien, zumal in der Heimat England, daraus nur allzu gerne auch ein partnerschaftliches Verhältnis gemacht hätten, leuchtet ein. Die Band selbst kokettierte dann auch noch durch gemeinsame, eng umschlungene Nacktfotos zum letzten Album – ihre Art, mit derartiger Indie-Boulevard-Aufmerksamkeit umzugehen. »Ich habe damit kein Problem und kann derartige Nachfragen ja auch nachvollziehen«, so Steven. »Wir sind aber eher wie Geschwister, wir haben dieses Grundvertrauen ineinander, und die Band ist unsere kleine Familie. Wir haben sozusagen den gleichen Nachnamen – Blood Red Shoes.« Das Feuer, die gemeinsame Hingabe an die Band und die Energie, die beide in ihre Kunst stecken – es steckt ja bereits im Albumtitel. Doch neben seiner Funktion als Energielieferant wohnt dem Feuer auch die gegenteilige Komponente inne, die destruktive, das Zerstörerische, die Wut. Welcher Teil überwiegt denn nun auf dem Album? »Ganz klar der energetische, trotzdem hat das Album eine ganze Menge Wut in sich – das eine muss das andere ja nicht ausschließen«, finden beide fast unisono. »Wir ziehen eine Menge Motivation und Kreativität aus negativen Emotionen. Vielleicht liegt das daran, dass wir Briten sind. Uns wird ja immer nachgesagt, dass wir unsere Emotionen nicht öffentlich zeigen und dadurch vieles unterschwellig in unserer Kunst zum Tragen kommt.« Wut also als zentraler Auslöser für einen Blood-Red-Shoes-Song? Was macht die beiden denn so wütend? »Wie viel Zeit hast du?« fragt Steven erheitert, um etwas ernster hinterher-

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zuschieben: »Ich könnte jetzt kein konkretes übergeordnetes Thema nennen wie ›Politik‹ oder ›Rassismus‹. Ich denke aber dennoch, dass eine gewisse Reibung an den bestehenden Verhältnissen, ob jetzt politisch oder privat, zumindest wichtig für uns ist, um kreativ zu arbeiten. Dieses gefühlte Verlangen, sich Luft zu machen und etwas ändern zu wollen, unabhängig davon, ob man es wirklich kann, ist unser Antrieb.« Tatsächlich transportieren die Songs auf »Fire Like This« eher ein Gefühl denn eine klare Haltung im Sinne eines Dafür oder Dagegen. Ein Postulat oder konkretes Statement sucht man vergebens. Doch über allem steht die Wut – oder zumindest eine allgegenwärtige Unzufriedenheit. »The repitition is killing us, killing us / We made a story and it wore off, it wore off« (aus »It Is Happening Again«) Nun ist es ein grundsätzliches Problem, diese Urwut – oder, um es positiver zu formulieren: diese Energie – auch über gelernte Routinen hinweg aufrechtzuerhalten. Wie hält man ein Feuer am Lodern, wenn der ewig gleiche Touralltag zum Trott wird, wie, wenn man vom dauernden Reisen, Reden und Spielen erschöpft ist und man die wütende Rolle bestenfalls Abend für Abend nur noch spielt? Zumal jedes gewichtige Wort ja allein durch seine ständige Wiederholung an Bedeutung verliert. »Ja, wir hatten diese Konzerte am Ende der letzten Tour«, erinnert sich Steven. »Wo wir nur noch funktioniert haben, uns nachher angeschwiegen haben und uns am liebsten nach einem miserablen Konzert noch auf der Bühne getrennt hätten. Dann wiederum denke ich: Wir haben den besten Job in der Welt. Und es sollte sogar mehr sein als ein Job: Es ist unser Leben. Worüber beschweren wir uns? Wir haben es doch selbst in der Hand.« – »Meistens geht es dann einen Tag später schon wieder, wenn man mal geschlafen hat«, fügt Laura hinzu. Wohl wissend, dass gerade eine Zweierkonstellation auch Gefahren mit sich bringt. Nämlich die, dass es bei zwei unterschiedlichen Positionen keine Mehrheitsentscheidung geben kann und man sich im schlechtesten Fall ständig gegenseitig blockiert. Was als Dauerzustand zwangsläufig das Ende der Band bedeuten würde. »Glücklicherweise waren wir noch nie so weit. Bis jetzt ließen sich alle Probleme immer irgendwie lösen«, sagt Laura, und Steven nickt ihr zustimmend zu. »Das Positive ist doch, dass man immer nur einen überzeugen muss«, so Steven verschmitzt. »Ich habe allerdings schon den Eindruck, dass wir, je besser wir uns kennen, umso streitfreudiger werden. [lacht] Bisher haben wir uns aber immer wieder vertragen. Wir kennen uns mittlerweile so gut und wissen doch genau, wie der andere tickt. Da ist es meistens müßig, den anderen von etwas überzeugen zu wollen, bei dem man von Anfang an weiß, dass es sinnlos ist.« Mittlerweile haben sich beide an ihrem Ingwertee wieder aufgewärmt, Laura röchelt aber immer noch in ihr Taschentuch. »Wir haben eben noch im Schnee Fotos gemacht, und das trotz meiner Erkältung ... Es war wirklich saukalt!« Eine Scheißidee, da sind sich beide einig.

Blood Red Shoes Fire Like This CD/Vinyl // V2 / Coop / Universal In Deutschland vom 20. bis 25.03.

Tweet Ein auf 140 Zeichen begrenztes Posting auf Twitter. Über das Microblogging-Netzwerk verbreitete ein englischer Journalist, er habe Drummer Steven im Interview zum Weinen gebracht. Die Band konterte öffentlich und ließ den Journalisten auflaufen. Einer der wenigen »öffentlichen« Auftritte von Laura-Mary im Netz.

It’s Getting Boring By The Sea Song vom Debüt »Box Of Secrets«, der Teenie-Depression und GenX-Orientierungslosigkeit herrlich auf den Punkt bringt: »Let’s consider a change of scenery / It’s getting boring by the sea« und: »I can’t escape anything in this town / Knock yourself out«.


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Eskapismus als Pärchen? Die Sache ist klar: Wer Beach House sagt, der zeigt der großen weiten Welt mit all ihren Verbindlichkeiten den Staub. Doch rennen Victoria Legrand und Alex Scally wirklich davon? Und halten sie dabei Händchen? Thomas Venker (Text) und Afsaneh Taki (Interview-Assistenz) haben das Duo dem Realitätscheck unterzogen. Foto: José Cunha.

Kaltstart mit Fakten Beach House, das sind Victoria Legrand und Alex Scally. Die beiden stammen aus Baltimore, Maryland, der Stadt von The Wire, John Waters und Dan Deacon. Einer Stadt also, die zugleich und sich bedingend Drogenkriminalität, hohe Mordraten und spannende kulturelle Strömungen zu bieten hat, neben billigen Mieten und – hervorgerufen durch die Kleinstadtverhältnisse (Baltimore hat 600.000 Einwohner) – einem sehr engen, kooperativen sozialen Künstlernetzwerk. Gemeinsam Musik machen sie seit fünfeinhalb Jahren, zunächst im Rahmen einer anderen Band, die allerdings jäh an ihrer vornehmlichen Konzentration auf Party, nochmals Party und Drogen zerbrach, um sich dann als wortwörtlicher Pop-Phönix aus der Asche wieder und erst so richtig als Duo aufzuraffen. Bislang haben es Beach House zwar noch nicht in den Mainstream der Schwermütigen geschafft, den ihre Musik absolut bedienen könnte. Aber das Touren als Vorband ihrer Freunde Grizzly Bear, die diesen Sprung bereits gemeistert haben, hat sie immerhin in die Welt der 400erClubs gebracht – von dort aus ist es bekanntlich nur einen Werbedealsong weit in die 1000er-Hallen. Damit aber erst mal genug der Fakten, beginnen wir lieber mit dem Eskapismus, auf den im Diskurs zu Beach House so vieles hinausläuft. Konstruiert und dekonstruiert. Der Soundtrack zur Weltflucht? Ist ja so ein schönes Klischee: Girl/Boy-Duo lässt sich gar nicht erst hineinziehen in die globale Verwirrung über Systemzukunft, Währungsstabilität und all den Mist, den sich die Erwachsenen ausgedacht haben, um die schönen Dinge im Leben auf die Teenagertage beschränkt zu lassen (und vielleicht noch die Twens-, wenn man privilegiert studieren darf), und rennt Hand in Hand in einen überstilisierten Hollywood-Sonnenuntergangs-Himmel. Ein im-

mer wieder Tränen in die Augen treibendes romantisches Bild (auch wenn wir nur zu gut wissen, dass es meistens wie bei Romeo und Julia endet), das im Sound von Beach House auch sehr gut geerdet wird. Victoria Legrand und Alex Scally wollen keinem wehtun. Der Sound ihres Duos, das live um einen Schlagzeuger ergänzt wird, besetzt binnen Sekunden alle ansonsten auf Abwehr geeichten Synapsen, macht willenlos ergeben. Ergeben der Schönheit dieser Musik, ergeben der Leichtigkeit, die das Leben plötzlich wieder zu haben scheint. Alles fügt sich ineinander, die Synthesizer-Anschläge schmeicheln mehr den Tasten, als dass diese akzentuiert gedrückt werden, das Schlagzeug ist so zärtlich in seinem Antippen wie ein schüchterner Jüngling beim ersten Kuss, alles ist wie in Watte gepackt – Victorias Erzählstimme unterfüttert das mit ihrem monotonen, zutiefst beruhigenden Duktus. Und eben doch nicht: Hängt man erst einmal an ihren Lippen, so öffnet sich die scheinbar in ihrem Ausdruck so zentrierte Stimme Takt um Takt, offenbart Abgründe, melancholische San-Andreas-Gräben, wie sie in ihrer Vehemenz eben nicht nur zwischen Erdplatten vorkommen, sondern auch zwischen Menschen – und einem selbst und der Welt. Victorias Stimme trägt diesen Zweikampf zwischen dem kindlichen Beharren auf »alles wird gut« und den drohenden Übeln der kalten Welt da draußen in einem fort aus: Brüchig, in Whisky eingelegt, croont sie sich auf eine betäubte Art und Weise durch die Songs. Insofern gilt: Ach, wär das schön gewesen, das mit dem Eskapismus, aber wie so viel schwermütige Musik, in deren Tradition man Beach House sehen sollte – ich denke da beispielsweise an Mazzy Star, Codeine, Hope Sandoval oder auch Slowdive –, versteht man diese absolut nicht richtig, reduziert man sie auf immer kleiner werdende Schritte im Sand. Die laut grölende Musik der Stadien-acts erscheint zwar viel eher dem survival of the fittest battle entsprechend, das unsere heutige Gesellschaft – auf ≥

Grizzly Bear Folk-Rock-Band aus der umtriebigen Hipsterszene Brooklyns, die in ihr traditionelles Songwriting elektronische Einflüssen einbringt – insofern macht es Sinn, dass sie mit ihrem letzten Album »Veckatimest« von Warp gesignt wurde. Das Album bedeutete für Grizzly Bear den Durchbruch und brachte nicht nur Supportgigs für Radiohead ein, sondern auch eine sensationelle US-Charts-Notierung auf Platz 8. Victoria Legrand sang für die Band bereits zweimal Backgroundvocals ein: für das Albumstück »Two Weeks« und für »Slow Life«, den Soundtrackbeitrag zu »Twilight: New Moon«.

Eskapismus ... also die Flucht vor den Anforderungen der Realität, kann auf unterschiedlichste Art zustande kommen. Subkulturell besonders beliebt ist es, sich mittels Drogen den Verbindlichkeiten des Alltags zu entziehen. Weniger gesundheitsschädlich ist die Nerdvariante des Rückzugs in eine Welt ohne soziale Interaktion, indem man sich in seinem Zimmer einschließt oder, etwas naturverbundener, in die Wildnis begibt.

San-Andreas-Graben Verwerfung an der Grenze zwischen der nordamerikanischen und der pazifischen Platte mit einer sehr langen Ausdehnung von über 1000 Kilometern von Mexiko bis nördlich von San Francisco, die Kalifornien seit einem Jahrhundert als Endzeitszenario-Thrill dient. Seit dem großen Erdbeben vom 18.04.1906 ist die Bruchlinie in weiten Teilen signifikant sichtbar.


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≥ sozial nach unten deregulierend und dementsprechend zurück zum Ellbogencheck konditioniert – zu verlangen scheint, aber eben nur, wenn man denkt, durch Anschreien könne man Probleme lösen. Millionen Kinder geschiedener Eltern wissen es besser. Und auch Melancholiker. Denn niemand denkt intensiver über die Welt nach – und leider hört auch kaum jemand jenen zu, die keine Wahl haben, sich zu stellen oder nicht. Hören wir also zu. Konkrete Lebenshilfe gibt es natürlich – um die Fallhöhe gar nicht erst entstehen zu lassen – nicht. Zuhören heißt, die feinen Schwingungen zu spüren. Beach House sind keine Band für Slogans, sondern für Empfindungen – was wir aus diesen machen, das steckt in uns. Victoria spricht in diesem Zusammenhang davon, dass ihrer Musik »etwas Reales anhaftet«, und liefert sofort die weiter ausführende Definition dessen, was das für sie bedeutet und woher ihr Anteil kommt: »Es ist obsessive Musik. Ist es nicht seltsam, einen Song aus den eigenen Gefühlen zu entwickeln? Ich weiß anschließend nie, wie er zustande gekommen ist. Ich schreibe die Texte meistens am Klavier, kann aber nicht sagen, wann das losgeht. Plötzlich sind abstrakte Bilder da, ohne narrative Linien, eher seltsame intuitive Gefühle. Sie basieren auf meinen Empfindungen, sind aber nicht direkt, auch wenn die Amerikaner das so mögen, so in der Art von ›I Am A Slave For You‹. [lacht laut] Nein, letztlich muss jeder Hörer seine eigene Welt daraus machen. Die Leute spüren die Energie, es hat was von Seelenverwandtschaft.« Das Interessante an den Texten von Beach House ist genau diese hier skizzierte Mischform aus real und vage. Wo andere Künstler, die sich nicht direkt präsentieren wollen, auf die Welt der Literatur zurückgreifen und so eine Distanz zu sich und allen direkten Ableitungen, für die man sie haftbar machen könnte, schaffen, taumelt Victoria sozusagen in die eigene Erschaffung einer literarisch verschwommenen Welt, die alles und nichts aussagen kann – ganz wie die echte Welt. Für Alex fühlt sich das dann so an: »Ich höre mir Victorias Texte natürlich sehr intensiv an – oft stirbt ein Song ja, wenn der Text dazukommt, aber Victoria ist das noch nie passiert. Sie sind sehr normal angelegt, so was wie ›Ich komme in einen Raum, da ist ein Stuhl, und ich setze mich auf diesen‹. Auf ihre Art sind sie referenziell zur Gesellschaft – und dienen zugleich auch als Bindeglied zur Musik. Alles ist ein Hin und Her.« Endgültigkeiten finden sich hier wirklich keine. Selbst klare Bilder nur selten. So real die Bestandteile, so verworren sind oft die Konstellationen. Und wenn sich das Bild mal aufklärt, dann nur für träumerische Momente: ein kurzes Aufbegehren, nicht gehen zu müssen (»Better Times«, in dem kindlich-sympathisch der Welt mit ihren Anforderungen verzweifelt die Stirn geboten wird: »I don’t wanna go«), oder auch das Aufgehen aller Sehnsüchte in einem einzigen Spaziergang (»Walk In The Park«), geradezu der Nukleus der Teenager’esken Überhöhung eines Momentes. Schaut man hinter den plakativen Titel »Teen Dream«, so spricht das Album in der Tat vor allem davon, dass es keine Endgültigkeit im Leben gibt. Nicht für die Sicherheit – aber auch nicht für unser Scheitern. Und auch wenn das eine negativ und das andere positiv besetzt ist, so mögen die meisten Menschen die Ableitung aus beidem nicht gerne hören. Denn man schätzt es, wenn es im Leben rational zugeht, will die Linearität der Dinge sehen. Gerade in Deutschland, dem Land der Planungsbeamten. Was dabei übersehen wird, ist eigentlich ganz simpel: Die Schönheit

des Lebens liegt in der offenen Anlage desselben, auch wenn es sich im Alltag oft anders anfühlt und man sich dauernd Garantien wünscht – diese muss man sich selbst jedoch in einem ständigen Prozess des Leidens verweigern, wenn man nicht der süßesten Frucht der Existenz entsagen will. »Teen Dream« steht für dieses Zulassen des Dominoeffekts des Lebens. Und siehe da, plötzlich rennt das Pärchen nicht mehr am Strand von uns weg, sondern blickt – vielleicht noch nicht kokett, aber mit all dem Wissen des Herzens der Angst trotzend – direkt auf den Ort zurück, den es gerade noch verlassen wollte. Alex bricht das wie folgt auf den Beach-House-Kosmos runter: »Es geht nicht um Nostalgie. Es geht um Offenheit. Wenn man sich wieder vorstellt, wie es ist, ein Teenager zu sein, von einem Mädchen oder Jungen besessen zu sein, sie/ ihn die ganze Zeit zu beobachten, vielleicht gar eine anonyme Nachricht zu hinterlassen. Es ist ein verrücktes Gefühl, etwas, das Erwachsene vermissen.« Die Band als weißes Loch Um an diesen Punkt zu kommen, muss man als Band sehr eng beieinander stehen. Insofern müssen wir an dieser Stelle von Beach House vor und nach »Teen Dream« sprechen, um die Taktung in die richtige Metrik zu bringen. Fanden die Aufnahmen zu den Vorgängeralben »Beach House« und »Devotion« noch in wenigen Tagen statt, hatten die beiden diesmal ganze vier Monate Zeit: »Statt immer nur zwei Takes machen zu können«, erzählt Victoria aus dem konkreten Arbeitsprozess, »konnten wir diesmal aus jedem Song langsam eine Stimmung herausarbeiten, die richtige Energie herausdestillieren.« Was das für die Lebenswirklichkeit abseits der eigenen Kunst bedeutet, weiß sie ebenfalls auf den Punkt zu bringen: »Hatten wir früher 40-Stunden-Wochen, so sind es mittlerweile 80-Stunden-Wochen. Sehr stressig, aber auch sehr befriedigend. Wir hatten schon früher keine Zeit für Beziehungen, jetzt ist es schlichtweg unmöglich. Was aber nicht schlimm ist: ›Teen Dream‹, ja, die Band ist wie ein schwarzes Loch, ein positives schwarzes Loch, es zieht einen an. Das hat auch was von einer Beziehung.« Und nicht ohne die eigene Bedeutung damit zu untermauern, wirft Alex die neue Kategorie »weißes Loch« in den Raum. Betrachtet man das monochrome Cover von »Teen Dream« mit seinen Zebras, so driftet man weiter in jenes weiße Loch hinein. Die Close-up-Zeichnungen der Zebras verwirren leicht, da das Muster auf den Tieren von Schwarz-Weiß auf Weiß-Cremefarben geswitcht wurde, man also schon sehr nah herangehen muss, um die echten Formen zu erahnen. Oder anders gesagt: Das Konkrete ist nur im Angesicht zu haben, der Blick aus der Distanz ist ein entkonkretisierter. Das passt sehr schön zum Sound der Band – und lässt sich auch in der grafischen Entwicklung der Band lesen. Auf dem Cover zum Debüt »Beach House« boten uns die beiden Diamanten an, die Versinnbildlichung des »Honeymoon« schlechthin, der zuckersüße Traum vom ewigen Glück in der Liebe. Ein Glück, das mit dem Nachfolger »Devotion« bereits zerbrochen war: Statt never-ending Happiness wurde uns ein an Michelangelo Antonioni und Ingmar Bergman erinnerndes Pärchen-Stillleben präsentiert, die alltägliche Depression einer in die Tage gekommenen Beziehung. Und nun die Zweisamkeit abseits von Eindeutigkeiten, Zebras mit unklaren Zuschreibungen. Ein Bild, das auch auf die beiden zutrifft. So ganz weiß ich selbst nach drei Tagen rund um das Superbock EM Stock Festival in Lissa-


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A: Ich bin am glücklichsten, wenn ich an Musik arbeiten kann. Es ist für mich das Größte in der Welt, es gemeinsam mit Victoria zu machen. Das gesagt, fühlt es sich für mich so an, als ob ich sie wirklich brauche in meinem Leben. Mir gefällt der Gedanke, dass ich ihr Dinge anbiete, die sie braucht, und andersherum. Aber ich will dich damit nicht in eine unangenehme Situation bringen, Victoria. V: Ich liebe dich auch. [beide lachen] A: Musik zu schreiben ist das Aufregendste in meinem Leben. Wenn ich von Touren nach Baltimore zurückkomme, will ich gar nicht wieder weggehen. Im Gegenteil: Ich will noch mehr Musik zusammen schreiben. V: Es fühlt sich nicht wie ein Job an. Das ist unsere Verbindung zur Welt. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, ohne die Auftritte und die Musik zu leben. A: Wir haben peu à peu alle Verknüpfungen zur normalen Welt abgebaut, unsere Verantwortlichkeiten. Die ganze übrige Welt ist weggegangen, die Musik ist jetzt unsere Welt. Ich möchte diese Reise so weit wie möglich weitergehen. V: Die Welt der Stabilität, zu der auch die Liebe gehört, sie ist nicht Teil meiner Gedanken und meines Herzens. Es ist nicht so, als ob ich es nicht wollte, aber das Leben ist verrückt, es tickt nicht so. Vielleicht will ich das mal, aber aktuell will ich nur so ernsthaft wie möglich Kunst und Musik machen – da wird alles andere zweitrangig. Es ist nicht leicht, diese Haltung jemand anderem zu kommunizieren. Aber es ist ehrlich. A: Man kann bei einem solchen Bedürfnis niemand anderen auswählen und darüber stellen. Die Kunst geht vor. Es ist mein Grund, am Leben zu sein. Es wär für mich eine Katastrophe, wenn irgendwann niemand mehr unsere Musik hören oder Victoria nicht mehr mit mir zusammenarbeiten wollte. Ich müsste alles neu austarieren, wie ich auf der Welt existieren kann. V: Du müsstest heiraten und Kinder kriegen. Eine Familie ist doch das, was alle dann machen. Jetzt, wo es ausgesprochen ist: Lasst uns Babys machen ... Es ist doch so: Die meisten kriegen dann Kinder, wenn ihre Beziehung am Ende ist. »Ich liebe dich nicht, lass uns ein Baby machen!« Ich spaße nur. Das ist meine tiefe dunkle zynische Seite. Die kommt immer dann raus, wenn ich entweder verärgert, depressiv oder einfach nur verwirrt bin. Vielleicht

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Autonom ist bei den beiden gar nichts. Für mich sind die beiden ganz tolle Freunde, ein super Team. Auffällig ist der eine Unterschied zwischen den beiden, also künstlerisch gesprochen: Sie schreibt die Texte, er komponiert die Musik. Beide interessieren sich aber logischerweise extrem für die Arbeit des anderen, da sie Teil ihrer eigenen ist. Es besteht also ein hoher intellektueller Reiz, der eine gute Basis für mehr ist. Ich bin wirklich überrascht, dass sie noch kein Pärchen sind. Meiner Meinung nach sind sie kurz davor, eines zu werden. Die Frage ist dabei nur: Wird es eine richtige Beziehung oder dann halt doch eine Freundschaft auf anderem Level? Sie haben ja einen äußerst protestantischen Arbeitsethos, sind dabei sehr symbiotisch. Interessant ist, wo sie – zwar etwas verdeckt, aber dann doch nachvollziehbar und die Lage richtig erkennend – das Babythema einbringt. Damit meine ich, dass sie spürt, dass die Beziehung über den Moment der Leidenschaft hinaus ist, bevor es scheinbar überhaupt dazu gekommen ist. Aber die beiden könnten ein schönes Nest zusammen bauen. Zusammengefasst: Die beiden sind nicht unbedingt leidenschaftlich im Miteinander, aber emotional sehr stabil. Das ist echte Vollversorgung – und völlig legitim.

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bon, bei dem ich in den verschiedensten Situationen immer wieder auf sie traf – mal beim Abendessen mit gemeinsamen Freunden, mal an der Hotelbar, beim Soundcheck oder eben klassisch beim terminierten Interview –, nicht, was Sache ist. Zwar betont Victoria immer wieder, dass die Jungs (sie zählt den Schlagzeuger dazu) für sie primär Dudes seien und sie es lieber möge, mit Jungs als mit Mädchen in einer Band zu sein – recht belanglose Plattitüden also –, zugleich aber wirft sie viele und deutlich spannendere Vergleichsbilder zu einer Beziehung-Beziehung ein, wenn es um die besondere Konstellation zwischen Alex und ihr geht. Denn eins ist klar: Die beiden sind sich völlig ausgeliefert. Im Guten wie im Schlechten. Dass beide dabei mit fast schon protestantischen Arbeitsethos-Begriffen hantieren, auf die schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen verweisen – vor einem Jahr haben sie ihre Nebenjobs als Barkeeperin und Tischler gekündigt, um nur noch Musik zu machen –, wodurch so was wie Distanz zwischen ihnen kaum mehr möglich sei, wirkt auch ein bisschen wie eine Entschuldigung dafür, dass sie sich am besten fühlen, wenn sie zusammen sind. Aber hören wir doch zum Schluss länger zu:

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Beach House im Blick der Systemischen Paartherapeutin (siehe Seite 20)

machen wir aber auch nur was anderes Künstlerisches, wenn es wirklich mal zu Ende geht. Ich könnte mir einen Klamottenladen vorstellen. A: Das würde passen. Ich finde ja, dass deine Klamotten ziemlich toll sind, so unvorhersehbar. V: Weil ich Klamotten liebe. Mein Laden wär total verrückt dekoriert. Und ich würde natürlich wilde Musik spielen, eine unendliche Party veranstalten. A: Ich würde ja gerne außerhalb Baltimores eine ökologisch korrekte Farm betreiben. Die Leute in der Stadt könnten dann sehen, woher ihr Essen kommt. Der einzige Nachteil: Victoria würde nicht in die Nähe der Farm kommen. V: Ich weiß nicht, was du mit diesem Kommentar meinst. Ich liebe das Land doch auch. A: Ich weiß auch nicht, entschuldige. V: Ein interessanter Kommentar. Ich bin wohl nur ein kleines französisches Arschloch für dich. Das war ein Spaß ... [alle lachen] Beach House Teen Dream CD // Coop / Universal / VÖ 26.02. In Deutschland vom 03. bis 05.03.


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Timid Tiger

Tanz die Insolvenz


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Alle reden von Krise, Krise, Krise. Timid Tiger aber wurden von jener sogar noch ins Bett gezerrt. Dabei passt der latent depressive Hyper-Realismus von Krise überhaupt nicht zum Sound, zum Look, zur Ästhetik der fünf Kölner. Zum Glück gibt es ein Leben nach der Pleite. Pop-Prunk überstrahlt Hartz IV, Linus Volkmann hat’s kontrolliert. Foto: Alfred Jansen.

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ann, das war echt eine schwere Zeit. Es stand immer wieder auf der Kippe, ob wir überhaupt weitermachen können. Nach der Pleite von Lado haben wir merken müssen, dass wir absolut nicht alles selbst in der Hand haben. Wir haben damals dann mit vielen anderen Labels gesprochen, aber die Tatsache, dass nicht klar war, inwieweit man uns hätte aus dieser Insolvenzmasse rauskaufen müssen, hat viele ganz einfach auch abgeschreckt.« (Keshav, Sänger bei Timid Tiger) Geschehen war Folgendes: Das Indie-Label mit dem Instant-Star-Appeal, genauer gesagt Lado aus Hamburg, hatte sich nach der erfolgreichen Eigenveröffentlichung »Timid Tiger & The Electric Treasure Box« die Rechte an der Band gesichert. Man haute jene EP noch mal raus (mit dem bis dato größten Hit der Band »Miss Murray«) und ließ ein Album folgen. Und dann ... ja, dann ging Lado eben doch recht überraschend pleite. Die Bands und ihre Rechte saßen erst mal fest. Plötzlich ist man also Insolvenzmasse. Man ist nicht mal selbst der Schuldner, sondern nur noch ein Stück der Trümmer eines anderen, etwas, das nach der ökonomischen Implosion übrig bleibt. Man kann nicht mehr selbst alles absagen, man wird abgesagt, zwei Leute verlassen diese Umstände – also die Band. Keine neue Platte und die Rechte an der alten gehören erst mal dem Wasserwerk, der Telekom oder anderen Subunternehmen in dem pittoresken Säumnis-Netzwerk. Und das Timid Tiger! Das den fünf frisurigen FeelgoodBoys, zu denen es niemals gepasst hätte, hätten sie aus der Not eine Tugend gemacht und plötzlich Ton Steine Scherben oder ähnliche Kritiker des Status quo gecovert. Scheitern als Chance? Nur wenn’s unbedingt sein muss. Aber Scheitern als Thema? Bitte nicht! Denn war das Debüt »& A Pile Of Pipers« schon geschleckter BubblegumIndiepop mit vielen Tricks, ist »And The Electric Island« noch mal zwei Ligen drüber. Für eine deutsche Produktion geradezu obszön stylish, eingängig und clever. Fünf Jahre hat jene neue Platte auf sich warten lassen. Fünf Jahre Zeit, um sich vom GAU zu erholen, sich wieder selbst zu gehören und den nervigen Schrecken abzustreifen. Jetzt aber: Neue Leute gefunden, der Schlagzeuger kann sogar Produzent, ein eigenes Studio steht voll mit eigenem Equipment, vis-à-vis der Bühne im Proberaum befindet sich ein riesiger Spiegel zum Tobenproben, und

Eena Meena Deeka Das Stück findet sich in »Asha« von 1957 und war einer der ersten Popsongs, die aus einem Film heraus in Indien zu universeller Popularität gelangten. Der Ausspruch ist dabei vergleichbar mit dem hierzulande bekannten Kinderabzählreim »ene, mene, muh«.

Scat-Gesang Dezember 1999, also vor etwas über einem Jahrzehnt, verstarb der durch seine Mischung aus Eurodance und Scat-Gesang berühmt gewordene Scatman John. Die Musikrichtung indes ist natürlich älter und tauchte vermutlich erstmals verbrieft auf in den Zwanzigerjahren in einem Stück von Louis Armstrong.

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mit Von Spar nebenan teilt man sich so dies und das, also Netzwerke und Kabel. Zudem konnte man wieder eine Plattenfirma für sich begeistern, die gefälligst der nötige Wind unter den Flügeln der Post-Jugendlichen sein möge und kein Mühlstein um den Hals. 2010 decken sich Sound und Umstände für Timid Tiger also endlich. Und wenn man die Pop-Perfektion und das Ideenschäumende der Platte betrachtet, kann man den stürmischen Zuständen im Krisen-Treibsand sogar Gutes abgewinnen: »Ich bin eigentlich ganz froh, dass das Album heute rauskommt und nicht vor drei Jahren. Ich denke, die Band ist jetzt viel stärker, wir sind zu fünft eine Einheit, alle schreiben die Songs mit – das ist auf jeden Fall das Positive daraus«, sagt Keshav. Wobei einer der rausstechendsten Songs von ihm selbst stammt: »Eena Meena Deeka« erinnert mit dem Binnenreim und der fröhlichen Lautparade sogar ein wenig an »Jungle Drum« von Emiliana Torrini, ist aber eigentlich ein ganz alter Bollywood-Song. Keshva besitzt ja indische Wurzeln, da dürfte der Link leicht herzustellen sein. »Stimmt, ich kenne den Track seit über 20 Jahren und dachte immer, daraus könnte man doch mal was machen. Diese Art zu singen ist übrigens die indische Variante von Scat-­Gesang. Inder gucken ja immer, was ist aktuell in Amerika, und machen dann ihre eigene Version draus.« Clubtaugliche Nummern, die an Hot Chip als Indie-Popper denken lassen, trinkfester Studi-Flatrate-Party-Rock oder eben auch ein indisches Traditional als Frage-Antwort-Song inszeniert – dass all diese leichtfüßigen Abwege derart konzentriert letztlich ein Album, einen Sound ergeben, ist sicher die größte Leistung der Band. Hörbar hat man sich nicht verjammert den Arsch platt gesessen und seine alten Masterbänder verwaltet, sondern im Off geprobt und gekämpft. Und jetzt endlich wieder ins Licht. Verdient hat sich »And The Electric Island« das wahrlich. Liest man dabei die niedlich debilen Albumtitel der Band hintereinander, die ja alles mit einem »and« verbinden, kann man sich zweier Schlussfolgerungen nicht verwehren: a) Timid Tiger hören gerne Hörspiele und denken, sie sind so was wie »Die Fünf Freunde und die geheimnisvolle Ruine« oder »TKKG und das leere Grab im Moor«. b) Timid Tiger arbeiten bei aller poppy Putzigkeit hoch konzeptionell. a) Stimmt, etwas in den Titeln zu führen, das Editionscharakter besitzt und auf expressionistische Jugendabenteuer anspielt, war die Idee von Gitarrist Christian, von der man auch nach der Zäsur nicht lassen wollte, während b) eher nicht mehr haltbar ist. Denn die (damals noch von Klaus Cornfield) gezeichneten Abenteuer eines Comic-Tigers als Corporate Identity hat man ad acta gelegt. »Das war einfach durch – und einfach auch das Konzept des ersten Albums. Das wollten wir nicht noch weiterführen«, sagt Christian. Bloß das bandeigene Tiger-Logo verweist noch auf die ganz stringenten Zeiten. Sonst aber ist man endlich frei und darf wieder machen. Machen, machen, machen. Hey, schön, wenn’s anderen gut geht. Noch schöner, wenn sie sich dabei so anhören wie Timid Tiger. Intro empfiehlt

Timid Tiger And The Electric Island CD // Columbia / Sony / VÖ 26.02. Auf Tour vom 15. bis 29.04.


032 Musik

Danger Mouse über HipHop Ich bin seit Jahren out of touch mit HipHop, da es mich nicht mehr als Ganzes berührt. In den letzten sieben Jahren hat es da nicht viel gegeben, was mich so begeistert hat wie die alten Sachen. Es ist heute ein Business. Es geht nur um Profit. Und so war es nicht immer – und ja, das merkt man dem Sound an.

Vom ersten Blickkontakt zum ersten Date Burton erzählt, dass ihre erste Begegnung 2004 beim Roskilde Festival stattgefunden habe: »Ich hatte am Vortag gespielt und etwas vergessen, beim Abholen traf ich die Shins. Und da ich damals schon ein großer Fan war, blieb ich zum Auftritt.« Danach hielt man Kontakt. Es dauerte aber bis 2008, dass Burton intensiver bei Mercer anklopfte. Nachdem sich dann auch noch die Manager der beiden gut verstanden, begann das, was sich heute James Mercer & Brian Burton/Pelican City nennt.


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James Mercer & Brian Burton

Pelican City im Tribeca Grand Normalerweise geht das Spiel so: Danger Mouse (Brian Burton) sucht sich eine genehme Band, produziert ihr Album und protegiert sie mit einem mürrischen Interview, in dem es nicht um ihn gehen soll. Thomas Venker traf einen anderen, für seine Verhältnisse äußerst gut gelaunten Brian Burton, was daran liegen dürfte, dass er mit dem ShinsSänger James Mercer eine gemeinsame Band gegründet hat. Das hier ist ihre Geschichte. Foto: Franziska Sinn.

S Tribeca Grand Legendäres Hotel (www.tribecagrand. com) im in Lower Manhattan gelegenen Viertel Tribeca, bekannt durch seine Nähe zum Krater formally known as World Trade Center und das von Robert De Niro initiierte Tribeca Filmfestival (www.tribecafilm.com). Seit einigen Jahren spielen in der Bar des Hotels (im Tausch gegen Gratisunterbringung) regelmäßig Bands und DJs auf. So spielte beispielsweise während des CMJ 2009 die englische Band The xx ihr letztes Konzert in 4er-Besetzung im Tribeca Grand: Bei der anschließenden Aftershowparty offenbarten sich massive Abgründe in der jungen Band, die das intensive erste Bandjahr aufgerissen hatte. Keyboarderin und Gitarristin Baria Qureshi stieg am nächsten Tag aus.

o kann das also auch gehen. Statt wie zuletzt verzweifelt durch New York zu rennen, um Strokes-Sänger Julian Casablancas zu fassen zu bekommen (siehe Interview in Intro #178), rennt die eine Hälfte meiner heutigen Gesprächspartner gleich beim Betreten der Lobby des Tribeca Grand Hotels in mich hinein: Brian Burton, der Popwelt besser bekannt als Danger Mouse und für nicht wenige der Rick Rubin unserer Tage, telefoniert. Und wie es sich für einen geschäftigen Mann von Welt gehört, legt er dabei einen halben Marathon zurück. An den Geschichten über ihn ist wohl was dran: Burton muss immer in Bewegung sein. Die andere über ihn kommunizierte Kunde betrifft seinen extrem guten Kleidungsstil (und in der Tat trägt er einen sehr schönen, sehr klassischen englischen Anzug mit handgemachten Schuhen, zumindest sehen sie so wertig aus) sowie seine die Gesprächspartner fertigmachende Schüchternheit beim Interview. Aber auch der andere Teil der etwas umständlich, aber zweifelsfrei Schlüsselreiz-befriedigend James Mercer & Brian Burton/Pelican City benannten Band, James Mercer, Frontmann der auf Sub Pop veröffentlichenden Band The Shins, muss nicht lange gesucht werden, sondern sitzt mit der Managerin auf einer Couch in der Lobby. ≥


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Die Nuller

M: Ich mochte das Broadcast-Album »Tender Buttons« sehr. Das neue habe ich noch nicht gehört. B: Ich mag das neue sehr. Es ist sehr experimentell. Wir sehen sie uns heute Abend in der Williamsburg Music Hall an. Hm. Wann hat denn die Dekade noch mal angefangen? Ich glaub, es war in 2000. [alle lachen] Ich mochte die Whites Stripes und Strokes, diese Rückkehr von Rock. M: Ich mochte Clinic sehr. B: Ich muss noch ein paar Jahre nachdenken, dann kriegst du meine ultimative Liste der Dekade.

≥ Das erste Gesprächsthema kommt wie von selbst: »Was, du kommst aus Stuttgart? Toll. Ich habe lange ganz in der Nähe gelebt, mein Vater war bei der US-Army, und ich bin in Rammstein aufgewachsen.« Vom restlichen Deutschland habe er aber nicht viel gesehen, erzählt Mercer, da seine Eltern es kategorisch abgelehnt hätten, dass er die Army Base verlasse. Er habe das damals schon doof gefunden, heute ärgert es ihn noch mehr, da er sonst wohl Deutsch sprechen könne. Die Frage, was er damit denn machen würde, ob er gerne mit deutschen Versatzstücken in seinen Texten arbeiten würde, bleibt unbeantwortet, da Burton sein Telefonat beendet und sich zu uns gesellt. Und ja, auch wenn er sehr imposant in Erscheinung tritt, so ist Burton wirklich deutlich schüchterner als sein Bandpartner. Aber nicht unfreundlich. Er wolle was essen gehen. Ob es uns was ausmachen würde, in die Blaue Gans zu gehen, ein in unmittelbarer Nähe gelegenes österreichisches Restaurant. Da sind wir gerne dabei. Die Inneneinrichtung der Blauen Gans ist sehr dezent. Im positiven Sinne. An den Wänden hängen Ausstellungsplakate österreichischer und deutscher Galerien und Museen. Ansonsten ist in dem hohen Raum alles auf die Bar und die Tische zugeschnitten. Unprätentiös wie die bodenständige Küche (heute gibt es Rote-Bete-Salat und Jägerschnitzel mit handgemachten Spätzle als Tagesgericht) – und damit eine ganz andere Stimmung prägend als das Promobild, das dem Info zu »Broken Bells«, dem Album der beiden Pelican Cityler, anhängt: Da sitzen sie geradezu sophisticated an ihrem Musik-Setup vor einem Kamin. Die perfekte Idylle als Ursprungsort ihrer Musik?

Blaue Gans Eines von drei Restaurants, die der österreichische Gastronom Kurt Gutenbrunner in New York betreibt. Das bekannteste, Wallise, kann mit dem Maler Julian Schnabel einen ganz besonderen Stammgast aufweisen. Schnabels Liebe zu der Lokalität geht so weit, dass er Gutenbrunner auf einem großen Gemälde, das nun über den Tischen thront, verewigt hat. Außerdem hängen in dem Restaurant auch Bilder von Albert Oehlen, Martin Kippenberger und Dennis Hopper. Die Blaue Gans ermöglicht mit dem günstigen Lunchmenü für 25 Dollar auch einem nicht ganz so gut situierten Publikum die Teilhabe. Blaue Gans, 139 Duane Street, T: 212-5718880, www.kg-ny.com

Die wenig überraschende Antwort: eine Illusion. Nicht dass es Burton unangenehm wäre, zu sehr ist er Freund von Inszenierungen im Auftrag der Pop-Sache, er wirft aber trotzdem ein, dass sie in echt in einem alten, ziemlich cosy wirkenden Officegebäude in Los Angeles arbeiten würden, in dem ein Zahnarzt und ein Immobilienmakler ihre unmittelbaren Nachbarn seien. Was, so Mercer, natürlich dafür sorge, dass sich nachts niemand über sie beschweren würde. Alle Songs des Albums wurden gemeinsam in ebendiesem Studio geschrieben, und selbst die Texte, ursprünglich eigentlich Mercers alleiniges Territorium, entstanden laut dem Sänger im Austauschprozess – was Burton, nicht unsympathisch lachend, kommentiert: »Lass es mich so sagen: Ich habe viel angeboten, aber da er es singen muss, hat er das letzte Wort. Oft sind das ja auch nur spätnächtliche betrunkene Diskussionen über dies und das – und ich nenn es dann ›ich habe angeboten‹.« Mercer erzählt, dass er mit den Shins an einem Punkt angekommen gewesen sei, der sich zu sehr nach Wiederholung anfühlte. »Ich musste raustreten. Und ich denke, es war richtig. Nicht nur, da das Album toll geworden ist, ich habe auch viel gelernt, was ich in Zukunft in mein Songwriting einbringen werde.« Man merkt »Broken Bells« auf jeden Fall den entspannten Produktionsprozess an. Die beiden Protagonisten ließen es ohne Veröffentlichungsdruck fließen, auch wenn sie gleich nach dem ersten Tag, an dem sie schon nach einer Stunde einen Song stehen hatten, wussten, dass das mehr als nur ein Projekt werden würde. Das Album erinnert dabei an Arbeiten der Protagonisten, beispielsweise an Burtons Produktion des letzten Beck-Albums »Modern Guilt«, aber noch stärker an das erste Shins-Album »Oh, Inverted World«, als Schnittmenge thront über allem die Liebe der beiden zum klassischen Sixtiessound. Ein Einfluss, den sich Burton, aufgewachsen mit Motown und 70s-Radio, erst spät erarbeitet hat: Er erzählt die lustige Geschichte, wie seine Eltern, Bezieher eines Pop-CD-Abos, aus Versehen statt der 76er- die 66er-Edition geschickt bekamen und er auf diesen neuen Sound abfuhr. Mercers Weg in die Sixties führte von Pink Floyd (»Dark Side Of The Moon«) über Bands wie The Jesus And Mary Chain. Für ihn liegt der besondere Reiz dieser Epoche darin, dass die Regeln damals noch nicht gesetzt waren. Man müsse sich nur mal die heterogene Offenheit der Beatles-Alben vergegenwärtigen. Burton nickt, wirft aber ein, dass deren Singles sich dann aber doch immer am Markt ausgerichtet hätten, also nicht alles unangepasst gewesen sei. Bleiben noch drei Fragen: Wie gehen die Shins mit der aktuellen Situation um? Mercer: »Ich erzählte meiner Band gleich, als wir anfingen, dass ich etwas Neues ausprobieren wolle und dass das dauern könne. Das hatten sie verdient nach all den Jahren der Zusammenarbeit. Es ist nicht leicht für sie, da erst mal alle Shins-Pläne, seien es Touren oder ein neues Album, auf Eis liegen. Aber sie freuten sich trotzdem für mich, da sie Fans von Brians Arbeit sind.« Wie werden die beiden »Broken Bells« live umsetzen? Burton: »Du meinst wohl mich damit: Was ich machen werde? Denn dass er singt, ist klar. Hmm, ich weiß nicht, vielleicht Schlagzeug.« Und wer kriegt den letzten Bissen dieses wirklich exzellenten Apfelstrudels? James Mercer & Brian Burton/Pelican City Broken Bells CD // J / Sony / VÖ 05.03.


COCKNBULLKID BUGATI FORCE METRONOMY AFRIKAN BOY WHOMADEWHO THESE NEW PURITANS SHITROBOT BOY 8-BIT RENAISSANCE MAN TELONIUS ZOMBIE DISCO SQUAD LES GILLETTES SHIR KHAN THE C90S BIFFY HEADMAN

Bitte trinkt verantwortungsvoll


036 Musik

Kochen mit Fettes Brot Text: Linus Volkmann / Fotos: Katja Ruge

Ihren eigenen Erinnerungen zufolge waren Fettes Brot bereits mal zu Gast in Bioleks Kochsendung, lassen sich auf Tour unter anderem von der Roten Gourmet Fraktion (bekannt auch aus dem »Fast Food Duell«, kabel eins) becatern und essen die Woche gern mehrmals warm. Bloß auf Intros »Kochen mit« hatten sie nie Bock.

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total größenwahnsinnig Allein die jetzt via Livealben paraphrasierte letzte Tour war bereits ein ziemliches Monster. Statt »two turntables and three microphones« gab’s elf Musiker auf der Bühne, Bläser und Co. und an der Gitarre noch den auch als Solokünstler bekannten Pascal Finkenauer.

n dieser Abneigung hat sich bis heute eigentlich nicht viel geändert. Außer vielleicht, dass wir jetzt hier zusammen bei Tisch sitzen und jeder eine Schale Rosenkohlcurry vor sich stehen hat, es dampft. Das Rezept stammt aus dem Supermarktkassenmagazin »Essen und Trinken« bzw. von Tim Mälzer. Obendrauf drapiert sind Granatapfelkerne und Koriander, dazu gibt’s in der Pfanne angebratenes indisches Nan. Gerechtfertigter Erschafferstolz weht durch das Hamburger Küchenstudio der drei Boys to Men. Ein Top-Moment – kein Zweifel. Jetzt kann vielleicht endlich mal gebondet werden, jetzt geht was: »Na, so schlecht ist es doch gar nicht, mit Intro zu kochen?« – »Nee«, sagt Martin alias Dokter Renz überwältigt von seinen Gefühlen und dem ersten Schluck Rotkäppchenbier, »hab echt schon Schlimmeres erlebt.« Dann fängt er sich wieder: »Zum Beispiel mal eine Wurzelbehandlung. Mmh ... ja, das war aber auch alles.« Seine Hoheit König Boris grinst, immerhin hatte er morgens noch einen Kronen verheißenden Vorbesprechungstermin beim Zahnarzt. Fuck the pain away – bloß dass mit »Fuck« in diesem Betrieb hier meist »Lach« gemeint ist.

Fettes Brot hatten sich für unser Date übrigens extra was einfallen lassen: »Wir gingen davon aus, dass bestimmt wer von euch Rosenkohl nicht mag«, schämt sich Björn allerdings bereits für die angedachte Zumutung – schließlich sind Fettes Brot nicht wirklich fies, selbst dann, wenn sie es mal sein wollen. Aber jene Zumutung läuft ja ohnehin auch ins Leere: Rosenkohl, du grünes Ferrero Rocher des Gartens, du MaxiPerle am Ohr der Nachkriegsgeschichte, du ... oh, verzeihen Sie diese expressionistische Prosa. Schließlich sind Fettes Brot die Rapper und nicht der Text. Aber sind sie das wirklich? Kaum eine Behauptung findet sich doch derart ausgehöhlt wie jene, die von der Musik der Band als Rap spricht. Fettes Brot sind, und das dürfte ihnen selbst der Missgünstigste zugestehen, unzweifelhaft ihr ganz eigenes Ding. Erkennt man sofort, selbst wenn Electro, Rock, Soul, Samples, Punk und Jingles ineinander übergehen oder sich von Song zu Song abwechseln. Diese bandeigene Pop-Panoramabar der Styles lässt man gerade aktuell dokumentieren durch das DoppelLivealbum »Fettes / Brot«. »Nee, kein Doppel-Livealbum, das sind zwei separate Alben«, sagt Björn. Stimmt, hatte ich ganz vergessen. Fettes Brot sind ja total größen-


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wahnsinnig geworden und veröffentlichen mit »Fettes« und »Brot« zwei Alben zeitgleich in direkter Konkurrenz, das orangene und das blaue. Flankiert von zwei Singles (»Kontrolle« / »Jein 2010«) und einer rätselhaften nur color-coded Kampagne, die u. a. auf die Rattles und die Beatles verweist. Natürlich wird mit dem eigenen Wahn und der Anmaßung dabei kokettiert. So funktioniert das System hier. Kein Bock auf amtliche Aussagen, die nicht schon gleich ihre eigene Persiflage mitdenken. Björn weiß genau das zu schätzen und stellt bezüglich ihres Lebens als Geschäftsleute klar: »Als wir uns mit Fettes Brot Schallplatten selbstständig machten, hatte ich schon Angst, ob mir jetzt eine Krawatte wächst und alles total seriös wird. Aber unser Labelmanager hat gemeint: ›Ey, solange ihr drei hier die Chefs seid, wird es echt nie zu seriös werden.‹« Allerdings muss man aus Primetime-Skills wie Gagdichte und Selbstironie auch erst mal so viel rausholen, dass es bei allem Spaß für einen derartig nachhaltigen Erfolg in Film, Funk und Charts reicht. Und wo Erfolg gemeinhin als kapitalistisch verblendete Drecksau jenseits der Menschlichkeit gilt, scheint der von Fettes Brot zutraulich und sympathisch – und vor allem gespickt mit auffällig viel erfüllten nerdy Jungsträumen. Zum Beispiel? Zum Beispiel: Mitgemacht auf einer DreiFragezeichen-Folge, Gewinner des Bravo Ottos, Cowboy sein zu dürfen, mal Vorband der Ärzte gewesen, bei einem Auftritt von einem Chor aus Spielern des FC St. Pauli unterstützt worden zu sein und so weiter. Also wenn das nicht typisch Jungshimmel ist, will ich nicht weiter hier in der Echtzeithölle leben. Das Einzige, was ihnen Rosenkohl und Gags aber nie geben konnten, ist HipHop-Szene-Credibilität. Denn wenn

Kool Savas seinen Ex-Butler Eko Fresh diskreditieren will, klingt das immer noch so: »Du bist verrückt, du willst zurück, wer bist du nur? / Warst L.O.V.E und jetzt wieder HipHop du Missgeburt / Du bist einer von ihnen / Nina MC, Reen, Cappucino / Alexey, der Wolf, Eko und Fettes Brot sind alle tot / Rest in Peace!« In dieser zwanghaften Tough-Guy-Welt konnten, dort wollten Fettes Brot aber auch nie sein, was sie mit dem gefühlten Karriere-Highlight »Schwule Mädchen« vor etlichen Jahren bereits souverän und stellvertretend für alle Post-Klinkerhauskinder skandierten. Schwule Mädchen gibt’s nun natürlich auch in live, wobei sich das auf der Vorab-CD so liest: »s.m. (schwule minister)«. Selbst in diesen Details alles auf lustig gezimmert. Das haben unserer Generation doch Otto Waalkes und das Mad-Heft eingebrockt. Kein Wunder also, dass man mit Perfektion dieses Prinzips zu einer Ikone jener Klientel geworden ist – und das abseits aller hergebrachten Pop-Genres. Die Fotografin kaut derweil tapfer ihren Brühwürfel. Zumindest sie hasst Rosenkohl. Immerhin! Soll ja nicht alles nur gagiger Konsens sein hier bei den Jungs. Sonst könnten Fettes Brot doch auch nicht so durchbrettern seit Jahren. Denn sie sind ja nicht nur nett. Aber schon: sehr. Und das ist auch nichts, was man ungelenk verschweigen müsste oder was sonst wie whack wäre. Nee, das ist im Gegenteil einfach schön. Fettes Brot Fettes / Brot 2 CD // Fettes Brot / Indigo / VÖ 26.02. Auf Tour vom 23.04. bis 12.06.

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Film Okay, Film ist übertrieben. Allerdings wünscht die Band sich seit Neuestem ein Drehbuch für einen eigenen Film. Und Martin erinnert sich an eine vor paar Jahren getätigte Ansage von Detlev Buck: »Er hat uns gemustert und meinte: ›Ja, mit euch könnte man jetzt noch einen Film drehen.‹ Hm, sein Urteil würde heute aber vermutlich nicht mehr so glimpflich ausfallen, fürchte ich.«

Drei Fragezeichen Es handelt sich um die Folge #79: »Im Bann des Voodoo«.

Cowboy Die erste Single aus den Livealben ist eine 2010er-Version von »Jein«. Und wie schon im damaligen »Drei Amigos«-Clip lässt sich die Band das Reiten auch im Update nicht nehmen.


038 Musik

Eurosonic

CHECKT DAS, NEUE BANDS Kickstart 2010. Welche junge Band macht in nächster Zeit das Rennen? Und welchem Act geht vorne an der Ecke schon die Puste aus? Benjamin Walter und Felix Scharlau waren beim europäischen Nachwuchsfestival Eurosonic in Groningen und haben unbekannte Bands gestalkt. Weil das Programm etwas dünn an Überraschungen war, wurde das Radar hinterher auch auf interkontinental geschaltet. Anbei 15 Bands für ein potenziell besseres Musik-Jahrzehnt. FM BELFAST Wer: Lóa Hlín Hjálmtýsdóttir, Árni Rúnar Hlöðversson, Árni Vilhjálmsson und Örvar Þóreyjarson Smárason plus eine unübersichtliche Anzahl an Percussionisten mit ähnlich komplizierten Namen. Wallende Gewänder für die Dame, Cardigan kombiniert mit Fliege oder mutiger Turnerdress – live geben sich die Partynerds von FM Belfast betont fröhlich, geschmackvoll karnevalesk und überlassen dem Laptop viel Arbeit. So bleibt mehr Zeit zum Hüpfen und Mit-den-Armen-Rudern. Auf und vor der Bühne. Woher: Reykjavík, Island Wo gesehen: Eurosonic 2010, Shadrak Was: Live ein erstaunlich konsequenter Feierabmarsch mit Beats, Spinnerrap und gerecktem Discofäustchen. Auf Platte fast introvertierter, verträumter Electropop. Also ein zweiköpfiger Polarfuchs zum Tanzen und Streicheln. Besondere Merkmale: Die personelle Überschneidung mit Múm fällt herzlich wenig auf. Die Auswahl der gecoverten Songs lässt mit »Pump Up The Jam« und »Killing In The Name Of« eine gründliche 90er-Sozialisation vermuten. Der Kunstanspruch wird hier nicht exponiert vor sich her getragen – auch in Island hat es sich nach der Staatspleite offenbar mal ausgebjörkt. Beste Textzeile: »We are running down the street in our underwear / We are running up the hill, it’s over there!« Im Netz: www.fmbelfast.com Für Fans von: Deichkinds »Luftbahn«, MGMT, The Knife Akt. Album: »How To Make Friends« (World Champion Records / Indigo) (siehe PVG Seite 66). Eure Musik hat etwas sehr Elegantes, klingt aber auch ein bisschen reserviert. Live ist das Ganze eher spaßorientiert angelegt. Wolltet ihr die Leute zum Tanzen bringen, hattet aber kein Interesse an den üblichen DanceSounds? Wir lieben es, wenn die Leute zu unserer Musik tanzen! Aber um ehrlich zu sein, wissen wir auch nicht so recht, was wir tun. Der Unterschied zwischen unse-


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rem Album und unseren Liveshows war nicht wirklich geplant. Das hat sich einfach immer mehr in diese Richtung entwickelt. Kann es nicht auch nerven, »Pump Up The Jam« oder »Killing In The Name Of« zu covern? Solche Songs bekommen doch bei der Presse leicht mehr Beachtung als der Rest der Platte? Nervig ist jetzt zu viel gesagt, aber es besteht immer die Gefahr, dass die Leute in erster Linie die Coversongs abfeiern, weil sie da an etwas Bekanntes andocken können, und die anderen Songs dann nicht mehr so bemerken. Ein wirklich großes Problem ist das für uns aber glücklicherweise nicht. Wie wichtig sind staatlich unterstützte Initiativen wie »Iceland Music Export« für euren Erfolg? Die sind schon sehr wichtig, gerade wenn es ums Reisen und die damit verbundenen Kosten geht. Der Aufwand, eine Band von unserer Insel wegzubringen, reißt immer ein großes Loch in das Budget, das wir selbst kaum schließen könnten. Was sind aus eurer Sicht die verheißungsvollsten Bands für 2010? Retro Stefson (Island) und Jaakko & Jay (Finnland).

OU EST LE SWIMMING POOL Wer: Andelé Peligroso Pericosima, Fernando Percival III. und Affa Da. Sonnenbrillen im Club, grob gemusterte Strickware, blondierter Schopf. Und für den Freak hinter den Geräten ein dürrer Schnauzer plus Minipli. Keine 80erScheußlichkeit auslassen und dabei unaufgeregt sympathisch und hochmusikalisch rüberkommen: Die drei zeigen, dass es geht. Woher: Camden, London Wo gesehen: Eurosonic 2010, Simplon Was: Die Verpackung ist gut, aber nicht so unique, dass Aufregung angebracht wäre. 80er-Electropop bleibt ein Style, in dem immer noch was drinsteckt. In diesem Fall nicht nur modische Gags, sondern wirklich gute kühle Songs mit edlen Pet-Shop-Boys-Refrains und einer Produktion, die den fast schwermütigen Synthiemelodien genug Platz neben der Bassdrum lässt. Die Tanzfläche ist immer noch der einsamste Ort der Welt. Besondere Merkmale: Etwas aus der Mode gekommen im Bereich der Bühnenperformance ist ja das Duett. Mit so viel Gefühl wie bei Ou Est Le Swimming Pool hat man zuletzt George Michael und Elton John sich gegenseitig ansingen sehen. Inklusive durchgebogener Rücken und großer Gesten. Beste Textzeile: »Well I just dance the way I feel / Stop breathing / Imagine none of this is real.« Im Netz: www.myspace.com/ouestleswimmingpool Für Fans von: Falco, Human League, Depeche Mode, La Roux Akt. Single: »Dance The Way I Feel« (Megaphon / Import) Mir hat gut gefallen, wie ihr live auf der Bühne miteinander interagiert. Diese Idee mit den zwei Sängern finde ich ziemlich einzigartig. Wie hat sich das entwickelt? Sehr natürlich. Wir waren ganz am Anfang der Band nur zu zweit, haben hinter unseren Synthies gestanden und durch einen Vocoder gesungen. Als wir dann zu dritt waren, haben wir beschlossen, richtigen Gesang über unsere Stücke zu legen. Die gingen aber noch viel stärker in die HipHop-Richtung, deshalb war die Idee, mit zwei »Front-

männern« zu arbeiten, gar nicht so ungewöhnlich. Als wir dann angefangen haben, live zu spielen und Popmusik zu machen, haben wir das einfach so beibehalten. Ihr seid ja keine wirkliche Retro-Band, die den Stil der 80er-Jahre 1:1 abzubilden versucht. Eure Sounds und Geräte klingen aber schon sehr nach dieser Zeit. Was gefällt euch daran? Da hast du völlig recht: Es war nie unser Anspruch, so zu klingen, als wären wir wirklich aus den 80ern. Aber alle Instrumente, mit denen wir aufgenommen haben, stammen aus dieser Zeit. Geräte von Oberheim, Korg, alte Sequenzer und Roland-Drumcomputer wie die 707 oder die 808. Die alten Sachen klingen einfach wärmer, und die Filter und Oszillatoren reagieren besser. Und aus dem gleichen Grund, warum manche Leute alte Gitarren lieben: aus Nostalgie. Ihr seid in England zusammen mit La Roux getourt. Wo seht ihr da neben allen Unterschieden den gemeinsamen Nenner? In der leichten Melancholie? Nun ja, wir wurden schon die männliche und weibliche Version voneinander genannt. Wir machen sicherlich Dance-Musik, aber mit vielen Emotionen. Oft fehlt es bei Bands, die in unsere Richtung gehen, an wirklicher Bedeutung. Ich denke, La Roux und wir versuchen, dass die Musik zwar catchy ist, aber darüber hinaus noch eine zweite Ebene hat. Was sind aus eurer Sicht die verheißungsvollsten Bands für 2010? Da gibt es so viele tolle Bands, die kurz davor stehen, in diesem Jahr groß rauszukommen. Die »10 for 2010«-Artikel stehen doch in jedem Magazin und auf jeder Website. Alle mit der ziemlich gleichen langweiligen Liste. Aber ich glaube, die wirklich aufregenden Dinge werden im Untergrund passieren. Bands, mit denen keiner gerechnet hat. Ich kenne zum Beispiel diese Band Tribes, und die wird richtig interessant werden. Die haben zwar noch nichts veröffentlicht, aber ich habe Demos gehört, und sie klingen großartig. Und natürlich tut man gut daran, Ou Est Le Swimming Pool weiter im Auge zu behalten.

WASHED OUT Wer: Washed Out ist das Pseudonym von Ernest Weatherly Greene jr., einem unscheinbaren 26-jährigen CollegeAbsolventen. Woher: Wohnt wegen Post-College-Arbeitslosigkeit derzeit wieder bei seinen Eltern in Perry. Das liegt irgendwo auf dem Land in Georgia. Dieser Zustand dürfte sich schon sehr bald ändern. Greene ist musikalisch hin und wieder auch aktiv unter dem Namen Lee Weather. Was: Wunderschöner Romantik-Rave für die Afterhour in unseren Herzen. Washed Out ist einer dieser Fälle, bei dem klar wird, dass der Zauber von Musik nicht immer mit Worten zu greifen ist: Einzeln genommen sind die meisten von Greenes 80er-Electro-Sounds vollkommen abgegriffen, anderweitig semantisch belegt oder schlicht peinlich. In dem ernsten Sehnsuchts-Dub-Biotop von Greenes Tracks jedoch atmen sie neues Leben und ergeben ein konsequentes Ganzes, dem man sich nur schwer emotional entziehen kann. Sogar tanzen ließe sich darauf – gaaanz langsam. Besondere Merkmale: Bisher hat Greene alle Stücke auf einem Cubase-Rechner im Schlafzimmer aufgenommen. Die schwermütige, eskapistische Stimmung seiner Arbeiten ist dabei auch eine direkte Reaktion auf seine zuletzt noch frustrierende berufliche Perspektive. Text- ≥

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040 Musik

≥ lich wird das auch einige Male untermauert, wobei der Gesang mit Absicht fast unverständlich in die Musik integriert wurde. Greene ist zudem begeisterter Hobbyfotograf. Auf den Covern seiner vier selbst veröffentlichten Tonträger (eine Kassette, zwei Vinyl-Singles, eine VinylMaxi) sind ausschließlich Greene-Fotos zu sehen – zwei davon zieren Urlaubsfotos mit seiner Freundin. Noch mal für die Akten, weil es nach dem Hören von Washed Out noch unglaublicher klingt: Dieser Mann hat dem Vernehmen nach noch keinen Plattenvertrag. Bester Sound: Der Synthiebass von Berlins »Take My Breath Away« als Teil des schwermütigen Dance-Tracks »Feel It All Around«. Im Netz: www.myspace.com/thebabeinthewoods, www.myspace.com/leeweather Für Fans von: M83, Empire Of The Sun, Paul Kalkbrenner und 80er-Jahre-Soundtracks Akt. 12-Inch: »Life Of Leisure«

AN HORSE Wer: Kate Cooper und Damon Cox. Eine Duo-nicht-PärchenBand mit kurzen Haaren und verschmitztem Lächeln. Woher: Ursprünglich aus Brisbane, Australien. Kate wohnt aber mittlerweile in Montreal, Kanada. Besser für die Karriere, und mehr Spaß macht es auch. Was: Auf dem bisher einzigen Album, das in Europa leider erst ein Jahr nach dem Rest der Welt erscheint, verarbeitet Kate eine gescheiterte Beziehung mit schnoddrigem Blümchen-Punk-Gestus und lustigen Texten. Die musikalische Nähe zu Tegan And Sara (die längst auch eine private ist) blitzt hier und da unverkennbar auf. Aber Kate und Damon gestehen ihren Songs mehr Punk, Leine und Platz zum Atmen zu. Besondere Merkmale: Kommen erstens nur mit Gesang, Gitarre und Schlagzeug aus. Besitzen zweitens einen auffälligen grammatikalischen Fehler im Bandnamen. Und der kam so: Freunde schenkten Kate einst einen Pulli, auf dem »An Horse« eingestickt war. Der Grund: Sie sähe aus wie ein Pferd. Begeistert nahm sie Pulli und Stigma an und wurde erst spät von ihrer Schwester auf den Artikel-Fehler hingewiesen. Bemerkt hatte ihn bis dahin noch niemand. Fadenscheinige Begründung: »In Australien sagt man oft ›an orse‹, also mit stimmlosem ›h‹ – dann hätte ›an‹ gestimmt!« Egal, der Name bleibt haften. Beste Textzeile: »You wanna camp out / And I wanna fuck around / In the dark.« Im Netz: www.anhorse.com Für Fans von: Tegan And Sara, The Lemonheads, Sleater-Kinney Akt. Album: »Rearrange Beds« (Grand Hotel Van Cleef / Indigo) Live: im April und Juni auf Deutschlandtour, präsentiert von Intro

Eure Freundschaft mit Tegan And Sara geht ja so weit, dass Sara bei euren Kontakten sogar als A&R angegeben ist. Wie kam es denn dazu, und inwieweit hat diese Band-Freundschaft An Horse mit beeinflusst? Kate: Damon und ich haben früher in Brisbane zusammen in einem Plattenladen gearbeitet. In dem haben Tegan And Sara so ungefähr 2005 einen Instore-Auftritt gespielt. Zum Album »So Jealous«. Dabei haben wir sie kennengelernt und ein paar Tage mit ihnen verbracht, weil sie einige OffDays in Brisbane hatten. So haben wir uns angefreundet und hingen immer zusammen rum, wenn sie wieder in der Stadt waren. Bei einer dieser Gelegenheiten gaben wir ihnen dann unser erstes Demo, und sie riefen ein paar Wochen später an und fragten, ob wir mit ihnen touren wollten. Das war großartig und unglaublich, weil Damon und ich – obwohl wir schon bemerkt hatten, dass wir musikalisch gut zusammen passten – bis dahin eigentlich nur im Proberaum rumgedudelt hatten. Euer Album »Rearrange Beds« ist ja im Rest der Welt schon seit fast einem Jahr draußen. Jetzt macht ihr dafür Promotion in Europa. Ist das nicht total nervig, weil man doch gedanklich schon viel weiter ist? Nein, ich bin in erster Linie ziemlich aufgeregt, weil ich (außer in England und Norwegen) noch nirgends in Europa war. Ich bin schon längst bereit für ein neues Album, aber andererseits will ich auch, dass erst möglichst viele Leute das erste kennen, sodass alle auf dem gleichen Stand sind. Die neuen Songs schreiben wir derzeit aber schon bis circa Ende März in Australien fertig. Ich kann’s nicht erwarten! Was sind aus eurer Sicht die Bands für 2010? Oh wow, das ist schwer. Aber ich empfehle The Cancer Bats (Kanada), Telekinesis (USA) und The Middle East (Australien)!

NOCH MEHR KLEINES AUF DEM SPRUNG Partys sind immer beliebt, und das gilt 2010 auch immer noch für die Begleitmusik. Hier ganz vorne: Team Monster mit einer harmonischen Mischung aus Refused und Robbie Williams. Witzige Kostüme und Masken können ja wirklich nicht mehr schocken, aber die klassisch guten Floorfiller der Free-EP »Yeah, Fuck You Too« sind einfach Münchner Qualitätsarbeit. Auch eher zum Tanzen fordern die bouncigen Raps und 2Step-Beats von Lucy Love aus Kopenhagen auf. Noch mehr auf den Punkt als Lady Sovereign und technisch deutlich begabter als Uffie, ist sie auf »Superbillion« (via iTunes etc.) mit karierten Riesenoveralls und Salt-N’-Pepa-Sounds retromäßig ganz vorne mit dabei. Nicht ganz so leicht fällt die Entscheidung zwischen »bedenklich albern« und »beängstigend hittig« im Fall von Krause, einer jungen Niederländerin, die sich erst als geschmackvoller Electro-Act ankündigt, dann aber als eine Art sympathische Katy-Perry-Schwester lauthals brüllend nach einem Pony zum Geburtstag verlangt. Und so kommt man bei Sony zur Majorkarriere (»No Guts No Glory«). Doch auch die Ernsten haben die Arbeit nicht eingestellt: The Chapman Family aus England orientieren sich zwar am Düsterwave von Interpol und Co., sind aber auf »Virgins« (Electric Toaster / Rough Trade) noch viel aggressiver und schlechter gelaunt als die Vorbilder und wirken dann trotz Shellac-Breaks auch noch hip und clubtauglich. Das muss an diesen engen Hosen liegen.


www.myspace.com/weareteammonster www.lucylove.dk www.thisiskrause.com www.myspace.com/thechapmanfamily www.myspace.com/everythingeverythinguk www.myspace.com/surferblood www.ponythepirate.com www.postwaryears.com www.elliegoulding.co.uk www.myspace.com/joensuu1685 www.sincerelyyours.se

hundertgrad.de

Schwerer einzuordnen sind da Everything Everything aus Manchester, bei denen nun wirklich jeder Song anders klingt. Doch Post-Punk-Gitarrenläufe, knabenhafter Chorgesang und klackernde Drums finden zu genau dem überkandidelten Ergebnis zusammen, das Popmusik aus England immer noch und weiter aufregend, tanzbar, aber doch experimentell sein lässt. Geffen hat zu Recht bereits zugeschlagen. Der gute alte 70s-Gitarrenrock mit bis zur Elf aufgerissenen Amps überlebt interessanterweise mit Surfer Blood an den Küsten Floridas. Alles, was an Weezer mal gut und am Adult Oriented Rock von Boston zur »More Than A Feeling«-Phase so unverwechselbar cheesy war, findet sich auf »Astro Coast« (Kanine Records) in großen Melodien und abgehangenem Pathos wieder. Große Melodien und Pathos hagelt es auch beim Oktett Pony The Pirate aus Oslo. Ganz will man sich hier offenbar nicht entscheiden, ob man sich dem Publikum lieber als introvertierter Arcade-Fire-Klon oder Screamo-Expertise präsentiert. Aber genau diese Zerrissenheit macht die Band live sehr besonders. Was ja gar nicht totzukriegen scheint, ist der ehemalige Post-Rock-Ableger unter der würdelosen Bezeichnung Math Rock. Die letzten Jahre trugen im Gegenteil mit Battles oder Foals eine ganze Reihe rhythmusverspielter Bands nach oben. Ein bisschen in die Kerbe der zuletzt Genannten hauen auch Post War Years, deren Debüt »Greats & The Happenings« (Wealth Recordings / Import) bereits letztes Jahr erschien. Darauf zu hören: konsequent zugängliche Sperrigkeit – so paradox kann Pop klingen. Sperrig ist nun wirklich das absolute Gegenteil der in England bereits heiß gehandelten Ellie Goulding. Beim Eurosonic überschlugen sich nach ihrem Auftritt die Meinungen: Ist das nun die Rettung des Dancefloor-Pop? Oder strebt die 1986 geborene Goulding eher ein Engagement bei den Dixie Chicks an? Hm. Sicher ist: »Under The Sheets« und »Starry Eyed« (Polydor) sind ziemliche Hits. Der eigene Name als Puffer zwischen sich und dem Durchbruch: Joensuu 1685 aus Finnland zelebrierten beim Eurosonic live die guten alten Shoegazer-Zeiten von Jesus And Mary Chain und My Bloody Valentine. Das selbst betitelte Debüt (Bon Voyage / Cargo) ist hierzulande zwar schon 2008 erschienen, der Sound zur Band könnte aber 2010 (wieder) so richtig Schule machen. Das Geheimnisvollste zum Schluss: Wer sich hinter der schwedischen Band JJ versteckt, ist weitgehend unklar – es existieren keine Website und keine handfesten Informationen jenseits der, dass sie beim Label der schwedischen Band The Tough Alliance, Sincerely Yours, veröffentlichen. Demnächst soll es den wunderschönen Balearic-AmbientPop im Stile der ruhigen Yo-La-Tengo-Stücke aber live auf der Bühne geben – JJ als Vorgruppe von The XX. Von wem sonst, fragt man sich?

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There’s nothing you can’t do Now you’re in New York Fotos: Jonathan Forsythe


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Let’s Hear It For New York

Jenny Mörtsell

The Acrylics

Schöne Mädchen sind das Lieblingssujet von Jenny Mörtsell. Nachdem sie selbige mit Bleistift auf Papier gebannt hat, gehen die Werke der Illustratorin an internationale Modelabels und Magazine. Gerade hatte sie beispielsweise die Top-25-Faces für die New Yorker Model-Agentur COACD auf ihrem Schreibtisch in Greenpoint:

»Gibt es zum neuen Album ein paar Satin-Schulterpolster gratis dazu?« haben Chairlift als schmachtenden Kommentar unter den aktuellen Bandfotos von The Acrylics hinterlassen. Völlig geblendet vom Weichzeichnerfaktor, den der Brooklyner Newcomer-Act in Video und Fotomaterial versprüht. Aber weiß Sängerin Molly Shea überhaupt, was sie da tut, oder ist es einfach die Unwissenheit der Spätgeborenen, der die Band voll in alle schönen Grausamkeiten des 80s-Looks rennen lässt?

Welches ist jetzt dein neues New Yorker It-Model? Lindsay Wixson, wegen ihrer genialen Looks und weil sie auch noch Kunststudentin ist, die perfekte Kombination! Woher stammt dein exzellentes T-Shirt? Es ist vom schwedischen Label Weekday. Mein Freund Jacob Huurinainen hat das Design dafür gemacht. Ich trage es die ganze Zeit in Brooklyn spazieren. Was unterscheidet den New Yorker Style von deiner Heimat Stockholm? Die Leute tragen nicht so viel Schwarz! Und jeder hat ein Tattoo (oder zehn!). Wie sieht dein perfekter Brooklyn-Boy aus? Ein weißes Hanes-T-Shirt und Segelschuhe gehen immer. www.jennysportfolio.com

Interviews & Fotos Jenny Mörtsell / Erika Forster: Katharina Poblotzki Foto The Acrylics: Jonathan Forsythe Foto Apache Beat: Tim Zaragoza

Ich bin in der Tat zu jung, um Schulterpolster in den 80ern bewusst wahrgenommen zu haben. Gerade schätze ich aber sehr das ganze Drama und die Strenge, die sie ­einem Look geben können. Was am New-York-Style geht euch auf die Nerven? Dass Secondhand so teuer geworden ist! Die Vintage-Läden sind so überfischt, man findet kaum noch gute und billige Sachen. Man muss sich schon ganz schön anstrengen! Was in New York inspiriert dich zu deinen Outfits? Die Gegensätzlichkeit von Straßenstaub und Glamour der Stadt. Ich lebe in einer ziemlich runtergekommenen Gegend in Brooklyn, trotzdem kann man dort auf einmal in einer schicken Bar landen. Deswegen brauche ich für meinen Look den Punk genau wie den Glam. Gibt es etwas, was du noch nicht mal in New York nicht anziehen würdest? Ich habe gelernt, niemals nie zu einem Style zu sagen. Heute würde ich noch nicht einmal Jelly Shoes ausschließen, außerdem sind das wiederum Teile, die sogar ich schon in den 80ern mitgemacht habe ...


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Erika Forster / Au Revoir Simone

Au Revoir Simone & Samantha Pleet

Anfangs rannte sie noch mit handgebastelten Katalogen in die Läden von Williamsburg, um ihre Klamotten in die Shops zu bringen. Mittlerweile hat Samantha Pleet die ganze Hipster-Posse der Brooklyner Musikszene in ihren Lookbooks versammelt, und Urban Outfitters vertreibt ihre Linie »Rapscallion«. Neben Acts wie Grizzly Bear, Chairlift und Apache Beat modelt auch Erika von Au Revoir Simone für Samanthas Kollektionen. Wie hat New York deinen Look verändert? Das Leben hier hat mich auf jeden Fall herausgefordert, alles aus meiner Erscheinung herauszuholen, dieses Gefühl bestimmt bis jetzt meinen Style. Du weißt, dass die Leute hier anders darauf achten und Mode ihnen wichtig ist, also lohnt es sich auch, Sachen auszuprobieren. Wie sahst du denn aus, als du in der Stadt ankamst? Ich komme aus Colorado, die Leute dort tragen eine Menge Fleecejacken und Wanderklamotten, aber ich hab damals schon Bibliothekarinnenröcke getragen. Als es mit Au Revoir Simone losging, war es dann ganz normal, dass wir alle dieselbe Ponyfrisur und romantische Vintage-Klamotten trugen, unsere Fans haben es schnell als wesentlichen Bestandteil des Bandkonzepts aufgefasst. Und bis jetzt gab es keinen Grund, sich dagegen zu wehren. Was sind deine Style-Ambitionen? Ich bin ein großer Fan von französischer 70s-Fashion, deshalb mag ich Designer wie Chloé, die diesen Look wieder beleben. Manchmal möchte ich auch einfach nur in den Fernseher eintauchen und einer Figur aus einem Eric-Rohmer-Film oder einem Bond-Girl das Outfit vom Leib reißen. Wer sind deine New Yorker Stilikonen? Alle Girls, die in der Bar Manhattan Inn in Greenpoint rumhängen! Alles, was sie machen, ist »just so« und perfekt. Apache Beat in Samantha Pleet

www.samanthapleet.com


048 Film

Martin Scorsese / Shutter Island

FĂœR EINE HANDVOLL CENT


Film

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Martin Scorsese lässt sich für die Verfilmung eines Romans, den er nie gelesen hat, von seinen frühen Lehrjahren inspirieren – und spricht mit Patrick Heidmann über erste Filmerfahrungen samt kreischender Familie, bellendem Hund und Zombies zum Spottpreis. Es mag den Mann mit der Blackberry-Allergie selbst am meisten trösten, dass er mit »Shutter Island« beweist: Es ist noch genug von dieser Ursuppe für alle da! Illustration: Elisabeth Moch.

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ine echte Überraschung ist die Quintessenz eines Gesprächs mit Martin Scorsese nicht, aber doch irgendwie eine Offenbarung. Dieser Mann, nicht umsonst einer der legendärsten Regisseure des US-amerikanischen Kinos und seines Zeichens Gründer der Film Foundation, die sich um Erhalt und Restaurierung alter Meisterwerke bemüht, lebt für den – oder besser: fühlt und denkt Film. Die Literatur dagegen ist nicht so seine Welt, selbst wenn er, wie nun im Falle von »Shutter Island«, einen Bestseller verfilmt: »Ich kannte den Roman von Dennis Lehane ehrlich gesagt gar nicht«, gibt Scorsese im Interview zu. »Aber als mir das Drehbuch angeboten wurde, war ich auf Anhieb begeistert. Für mich ist beim ersten Lesen immer das Wichtigste, dass mich die Geschichte packt. Über die Details, die Struktur, die Konstruktion des cineastischen Puzzles mache ich mir erst später Gedanken.« Allerdings müssen es letztlich wohl gerade die Details der Story gewesen sein, die dem Filmemacher gefielen. Lehane ließ sich für seinen Roman über den Kriegsveteran und US-Marshal Teddy Daniels, der 1954 auf eine abgeschottete Insel vor Boston geschickt wird, um das Verschwinden einer Patientin aus einer Anstalt für psychisch kranke Straftäter aufzuklären, vor allem von zweitklassigen Gruselfilmen der Vierziger- und Fünfzigerjahre inspirieren. Genau von jenen Werken also, die quasi als Ursuppe für Scorseses Liebe zum Film dienten: »Als Teenager in New York habe ich mir oft in irgendwelchen alten kleinen Kinos die Horrorfilme von Val Lewton angesehen, wo ›Ich folgte einem Zombie‹ und andere ein paar Jahre nach ihrer Premiere für ein paar Cent wiederholt wurden«, erzählt er. »Bleibenden Eindruck hat ›Isle Of The Dead‹ bei mir hinterlassen. Da musste ich aufstehen und gehen, weil ich mich so sehr gegruselt habe.« Den Geist dieser gleichermaßen virtuosen wie trashigen B-Movies atmet nun der ungleich aufwendiger inszenierte »Shutter Island«, eine gewittrig-düstere IrrenhausOdyssee voll zwielichtiger Psychiater (in Gestalt von Ben Kingsley oder Max von Sydow), grimmiger Aufseher und Insassen, die durchaus an Zombies gemahnen. Die Spannung hält Scorsese dabei auf erträglichem Niveau, aber tatsächlich verdichtet sich die Erzählung atmosphärisch vom Krimi zum Gruselfilm, je weiter Teddy (Leonardo DiCaprio), verfolgt von den eigenen Dämonen, in diese Welt des Wahnsinns vordringt. Überraschend kommt die Hinwendung des Oscar-Gewinners zum Genrekino nicht, man denke nur an seine »Kap der Angst«-Version von 1991. Zumal er sich hier einer Fragestellung widmet, die immer schon und nicht zuletzt in jüngeren Filmen wie »Gangs Of New York« oder »Departed« zentrales Thema seiner Werke war, nämlich »inwieweit Gewalt zur Natur des Menschen gehört und welche Auswirkungen sie auf ihn hat«. Auf diese Weise lässt Scorsese die von ihm gar nicht gelesene Vorlage weit hinter sich – und verankert »Shutter Island« fest in der eigenen Filmografie.

Der Altmeister über die modernen Zeiten: »Vom Blackberry bekomme ich Arthritis«

Dennis Lehane ... ist einer der besten zeitgenössischen US-amerikanischen Krimiautoren. Neben seinen Bucherfolgen ist er auch im Kino und im Fernsehen präsent. So schrieb er in der dritten, vierten und fünften Staffel der genialen HBO-Fernsehserie »The Wire« jeweils eine Folge. Und Clint Eastwood drehte nach der Vorlage eines Lehane-Buchs seinen besten Film »Mystic River«.

Sie sind ein alter Hase im Filmgeschäft. Irritieren Sie die Veränderungen, die der Film momentan durchzumachen scheint? Ich finde das im Gegenteil sehr spannend! Alles verändert sich nun einmal, deswegen sollte man gar nicht erst versuchen, solche Entwicklungen aufzuhalten. Gerade kürzlich diskutierte ich mit meinem Freund und Kollegen Paul Schrader darüber, dass junge Leute einen Film vermutlich eher am Computer als im Kino sehen. Selbst wenn sie dort einen Klassiker wie »Die roten Schuhe« anschauen, muss man davon ausgehen, dass sie nebenher etwas anderes machen. Anscheinend gibt es ja eine Erfindung namens Skype, wenn ich richtig informiert bin. Es kann also sein, dass sie gleichzeitig den Film gucken, parallel meinen Kommentar dazu anhören und auch noch mit einem Freund telefonieren. Das ist natürlich eine ganz andere Filmerfahrung, als man sie früher hatte. Allerdings habe ich damals auch »Citizen Kane« im Fernsehen geschaut, während gleichzeitig die gesamte italienische Familie durch die winzige Wohnung brüllte und der Hund nicht zu bellen aufhörte! Ziehen Sie denn Konsequenzen aus diesen Entwicklungen? Nein, nicht wirklich, denn ich verlasse mich lieber auf das, was ich kenne. Ich weiß zwar, dass die Jugend die Welt mit anderen Augen sieht als ich, aber mir ist dieser Blick trotzdem fremd. Ich kann ja nicht einmal mit einem Computer umgehen. Mit Müh und Not bringen mich meine Mitarbeiter dazu, dieses Blackberry-Ding zu benutzen. Wobei ich das auch so selten wie möglich tue, denn davon tun mir die Daumen weh, und ich bekomme Arthritis. Und was halten Sie von Digitalkameras? Eine tolle Sache! Hätte es sie damals schon gegeben, hätte ich einen Film wie »Hexenkessel« sicherlich digital gedreht. Noch benutze ich sie nicht, weil die Bildqualität meiner Meinung nach noch nicht ganz so gut ist, wie wenn man auf Film dreht. Aber die Technologie ändert sich rasant, also ist es vielleicht bald so weit. Michael Mann macht seine Filme schon seit Jahren so und erzielt tolle Ergebnisse. Außerdem würde ich mich nie gegen etwas sträuben, das mir die Arbeit erleichtert. Solange ich eben bei der Qualität keine Abstriche machen muss.

Shutter Island USA 2010 R: Martin Scorsese; D: Leonardo DiCaprio, Mark Ruffalo, Ben Kingsley, Michelle Williams; 25.02.


050 Film

Crazy Heart

BRIDGES OVER TROUBLED WATER


Film

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Jeff Bridges ist vielen vor allem in seiner Rolle als White Russian saufender Jeffrey »The Dude« Lebowski aus dem Coen-Film »The Big Lebowski« bekannt. Von nun an dürfte er genauso stark mit Bad Blake identifiziert werden, dem Helden in Scott Coopers filmischer Country-Ballade »Crazy Heart«. Markus Hablizel erklärt, was an der Geschichte sonst noch hörens- und sehenswert ist.

I

knew you couldn’t win, I told you from the start / Go on and break your crazy heart«, moralisiert Hank Williams dem Hörer in »Crazy Heart« ins Ohr. Einer seiner ergreifendsten Songs. Wer Williams’ persönliche Geschichte auch nur in Ansätzen kennt, weiß, dass er in Wahrheit zu sich selbst singt. Zu einem, der immer wieder Anlauf nimmt, sich aber jedes Mal wieder sein verrücktes Herz bricht – zum letzten Mal, keine 30 Jahre alt, dann endgültig durch einen Cocktail aus Alkohol und Drogen auf dem Rücksitz seines Cadillac. Der alte Mann und das Nest Bad Blake ist kein Hank Williams, die Zeiten sind andere. Aber wer weiß, vielleicht wäre aus Hank Williams ein Bad Blake geworden. Ein alternder ehemaliger Countrystar, an Vierschröter vom Zuschnitt Merle Haggards gemahnend, der mutterseelenallein in seinem rostigen Truck durch die Lande tingelt, um in Bowlingcentern und schäbigen Bars für ein paar Dollar zu spielen. Im Rückspiegel immer sein früheres glamouröses Leben. Essen frei, so viel Bowling, wie er will, aber kaum Geld für eine Flasche seiner Hausmarke. Es sei denn, einer seiner Fans erbarmt sich und gibt ihm einen aus. Mit dem Resultat, dass die gemietete lokale Band alleine weiterspielen muss, während Blake hinter der Bühne in einen Mülleimer kotzt, um anschließend seine Sonnenbrille aus der Suppe zu fischen. Morgens wacht Blake neben schnarchenden Groupies auf und muss nicht erst in den Spiegel schauen, um zu wissen, was ihn dort erwartet. Doch eines Abends taucht eine junge hübsche Journalistin auf, die sich mit der Geschichte von Country auskennt und ihn interviewen möchte. Blake ziert sich erst, gibt spärliche Antworten und versucht seinen bemitleidenswerten Zustand mit Charme von vorgestern zu übertünchen. Und bevor die Liebesgeschichte zwischen den beiden losgeht, weiß man schon, dass das nächste Drama, die nächste Enttäuschung, das nächste gebrochene Herz schon um die Ecke wartet. Da muss irgendwo ein Nest sein. One Man Show Jeff Bridges ist brillant in der Rolle des Bad Blake und nicht umsonst für einen Oscar für die beste männliche Hauptrolle nominiert. Maggie Gyllenhaal in der Rolle der

jungen Journalistin Jean Craddock wurde für die beste weibliche Nebenrolle mit einer Nominierung belohnt. Doch nicht nur Jeff Bridges ist wie für die Rolle geschnitzt, auch Robert Duvall in der Rolle eines Barbesitzers, Anglers sowie Blakes besten Freundes sitzt perfekt. Man weiß nicht genau wie, aber irgendwie schaffen es die beiden, die in die Jahre gekommene Karre ihres Lebens nicht komplett vor die Wand zu fahren, und wissen insgeheim, dass es nie zu spät ist, es doch noch einmal zu versuchen. Was nicht heißen soll, dass späte Chancen nicht doch wieder mit einem gebrochenen Herzen enden. Aber vielleicht überlebt wenigstens die Leber. Arschtritt-Musik »Crazy Heart« trägt nicht umsonst den Titel eines HankWilliams-Songs. Die von T-Bone Burnett besorgte Musikauswahl bildet die reale musikalische Klammer für die Fiktion Bad Blake. Neben Townes Van Zandt, den Louvin Brothers, Waylon Jennings und Lucinda Williams treten auch Jeff Bridges und Robert Duvall höchstselbst vors Mikrofon und machen ihre Sache nicht schlecht. Das musikalische Herzstück ist jedoch »The Weary Kind« des stimmlich ganz vorzüglich früh vergreisten Ryan Bingham. Dieses Leben hat keinen Platz für die Abgeschlagenen, die Müden, die Gescheiterten. Und doch bevölkern sie Myriaden an Countrysongs, stehen an Theken und auf Bühnen, teilen sich das Bett mit jenen, denen sie am nächsten Morgen das Herz brechen werden, und trinken auch morgen wieder das ewige Glas zu viel. Solche Geschichten mögen nicht neu oder besonders überraschend sein. Aber genau das sollte man weder von einem Countrysong noch von einem Film, der wie ein solcher funktioniert, erwarten. Es geht darum, durch gutes musikalisches und filmisches Handwerk eine Projektionsfläche für unser eigenes (potenzielles) Scheitern, unsere Abgeschlagenheit, Müdigkeit etc. zu schaffen. Vielleicht kriegen wir den Arsch ja hoch – gemeinsam. Wer das nicht begreift, ist verrückt und hat kein Herz.

Crazy Heart USA 2009 R: Scott Cooper; D: Jeff Bridges, Maggie Gyllenhaal, Robert Duvall; 04.03.

Intro Previews Berlin, Colosseum Hamburg, UCI Othmarschen Köln, Cinedom jeweils 03.03.; 20 Uhr Alle Details auf intro.de/crazyheart

Gerbrochenes Herz Fast hätte es auch in Sachen VÖ gebrochene Herzen gegeben, wäre aus diesem mit sieben Millionen Dollar relativ gering budgetierten Film doch um ein Haar eine Straightto-DVD-Veröffentlichung geworden: Country Music Television hatte den Film produziert, doch Paramount Pictures hatte kein Interesse am Vertrieb und veräußerte »Crazy Heart« an die Agentur, die Scott Cooper, den Autor und Regisseur des Films, repräsentiert. Gerade noch rechtzeitig für die Oscar-Qualifikation verkaufte man an Fox Searchlight und wurde am 2. Februar mit gleich drei Nominierungen belohnt, nachdem es schon einen Golden Globe und einige Nominierungen für kleinere Filmpreise gehagelt hatte.


052 Film

Anvil – Die Geschichte einer Freundschaft

MITLEID IST EIN WARMES GEWEHR Die Metallica-Doku »Some Kind Of Monster« zeigte, wie weit unten man ganz oben sein kann: Rockstartum ist komplett psycho. Die Anvil-Doku beweist nun, dass man keine Millionärs-Combo sein muss, um total durchzudrehen. Von Linus Volkmann.

Intro präsentiert die Premiere + Party im Kölner Gebäude 9 am 04.03. Im Anschluss an die Vorführung wird es Leckerbissen aus den Archiven der Intro-Metal-Redaktion geben.

Album um Album 1981 veröffentlichte die von Steve »Lips« Kudlow und Robb Reiner gegründete Band ihr erstes Album »Hard’n’Heavy«. Das Traditionsbewusstsein – oder soll man sagen: die Sturheit – der Band wird schon in den Titeln der darauffolgenden Alben manifest. Von »Metal On Metal« bis »This Is Thirteen«, dessen Entstehungsgeschichte der Film beschreibt, handelt es sich ausschließlich um voll aufs Metalherz zielende Alliterationen.

Anvil – Die Geschichte einer Freundschaft USA 2008 R: Sacha Gervasi; 11.03.

B

ei »DSDS« gibt es eine über die Jahre immer bedeutsamere Figur: Menderes. Ein blasser, migrantischer Nerd, der Michael Jackson nachpiepst und sich in jeder Staffel wieder bei den Castings abstrafen lässt. Vom notorischen Drop-out krebste er sich nach fast zehn Jahren Dauerablehnung nun mittlerweile zum achtbaren Kuriosum hoch. Menderes ist die biestige Potenz der enttäuschten Drecks-Träume all jener, die so gern »irgendwas mit Star« wären. Ruhm ist Handelsware in der Postmoderne, und einige verwirrte Zombies vor den Toren nehmen die dazugehörige Kulisse der ewigen Verheißung – verständlicherweise – todernst. Die Überleitung auf die kanadische Thrash-Metal-Band Anvil könnte leichter nicht sein: 1984 spielten sie in Japan eine Stadiontour mit den Scorpions, Bon Jovi und Whitesnake und galten als Inspiration für u. a. Slayer und Metallica. Ja, Lars Ulrich lässt sich sogar zitieren mit den Worten »Anvil – das war ein Statement. Als ich sie zum ersten Mal hörte, dachte ich: ›Fuck! Die werden die Musikwelt auf den Kopf stellen.‹« Es kam anders. Alle Bands aus dem damaligen Dunstkreis wurden Monumente in Rock, nur Anvil versandeten – ungeachtet der Tatsache, dass sie weiterhin existierten und Album um Album raushauten. Der Film über die Band setzt im Jetzt an. Sänger Lips fährt irgendwo in der Provinz von Ontario Essen aus – ein halber Aushilfsjob für einen fast 50-Jährigen! Doch mehr Zeit kann der Familienvater für die Alltagsmühle nicht entbehren. Schließlich muss er proben, Flyer drucken, bei Plattenfirmen vorsprechen, kämpft er doch seit über 30 Jahren dafür, endlich Rockstar zu werden. Der Film um die rührenden Stehaufmännchen, ih-

re Billo’n’Draufzahl-Tour durch Ost-Europa und Metaller am Rande des Nervenzusammenbruchs wurde nun zum Glücksfall für die Band. Ein bisschen fühlt man sich ans obszöne Help-TV erinnert, wo erst kaputte, tumorkranke Familien in der Wellblechhütte leben und dann von der Dorfgemeinschaft ein neues Heim gebaut bekommen, weil die von der Kamera aufbereitete Geschichte so rührend war. Für Anvil ist das egal, zur Not ist Mitleid eben auch eine Waffe. Lips auf Nachfrage: »Wir sind jetzt auf der ganzen Welt wieder groß, spielen wieder die guten Festivals – auf Wiedersehen scheiß Dayjobs!« Aber der Film lohnt sich nicht nur für die plötzlich nach Äonen wieder angesagte Band. Denn kaum eine MusikDoku überhaupt besitzt den Witz, die Entblößung und die Kraft, die »Anvil – Die Geschichte einer Freundschaft« ausstrahlt. Hierfür Sorge trägt Sacha Gervasi. Der Fan erster Stunde und mittlerweile etablierte Filmemacher führt kongenial durch das widerspruchsreiche Spannungsfeld einer Inszenierung der absoluten Aufrichtigkeit. Manche Momente schielen sogar kokett zu einer Realentsprechung der legendären Mockumentary »This Is Spinal Tap«. Dennoch nimmt man den tragischen Helden jederzeit alles ab. Ihre Tränen, die Naivität, all die Verzweiflung und vor allem die ungebrochene Hoffnung. So besitzt »Anvil – Die Geschichte einer Freundschaft« schon fast religiöse Züge. Eine entbehrungsreiche, Jahrzehnte übergreifende Pilgerreise zum Rockstar-Fame. Dass das Happy End im Leben sogar noch das des Films übertrifft, grenzt in dieser Metapher fast schon an einen Gottesbeweis. Ein nicht vorgesehener Außenseitersieg der Verdammten. Piss off, Kulturindustrie! Halt durch, Menderes!


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Jerry Cotton Der FBI-Beamte Jerry Cotton ist einer der wenigen originären deutschen Beiträge zur Pulp-Kultur. Zusätzlich zur kaum goutierbaren Heftchenreihe hat dem geschwätzigen »G-Man« vor allem US-Import George Nader ein bis heute unvergessenes Gesicht bzw. eine Betonfrisur verliehen. Die in den 60ern entstandene deutsche Filmreihe mit Nader war zwar alles andere als gut, bestach aber visuell durch die solide Hinwendung zu atmosphärischer Groschenheft-Ästhetik und hat deswegen in Verbindung mit ihrem Potenzial an unfreiwilliger Komik bis heute Schauwert. Eine Neuverfilmung war längst überfällig. Film lebt von der Wiederaufbereitung. Normalerweise ist dieser Vorgang reizvoll, kann man doch im Rahmen einer festgelegten Ikongrafie stilistische und formale Trends von früher und heute vergleichen. Und normalerweise hat sich da stets einiges getan. Es gibt aber auch Ausnahmen. Vor allem dann, wenn jemand glaubt, im Kino ginge es um »witzige

Ideen« und Schauspieler in ulkigen Kostümen. Der Film »Jerry Cotton« ist sowohl im Vergleich zum Heftchen als auch zu den früheren Verfilmungen ein riesiger Schritt in die Steinzeit. Ein endlos lang gezogener Sketch ohne Pointe mit führungslos dahinhampelnden Darstellern, die sich offensichtlich im Kostümfundus kichernd selbst bedienen durften. Vor allem ein Eddi-Arent’esk herumkaspernder Christian Ulmen gibt mit seiner ewig auf ein und demselben Scherz herumkauenden Figur des unbeholfenen Sidekicks dem Begriff »Minimalismus« eine neue Bedeutung. Die Figuren haben Namen wie Sammy Serrano oder Sunny Dollar, und wenn Verbrecherboss Heino Ferch trotz Augenklappe, Narben, Stahlhand und Beinprothese immer noch farblos bleibt, bekommt er eben einen schwäbischen Akzent verpasst. Irgendjemand wird sie schon lustig finden, diese bis zur Monstrosität aufgeblasene Belanglosigkeit. Martin Riemann

Jerry Cotton (D 2010; R: Cyrill Boss;D: Christian Tramitz, Christian Ulmen, Christiane Paul, Heino Ferch; 11.03.)

Precious Bei Sozialdramen fühlt man sich oft schlecht. Ganz so, als sei man selbst schuld am Schicksal der Protagonisten. Das Gegenteil ist der Fall in der zweiten Regiearbeit von Regisseur Lee Daniels. »Precious« ist ein Film über eine 16-jährige, 400 Pfund schwere, von ihrem Vater geschwängerte schwarze Analphabetin aus Harlem. Auf den ersten Blick gibt es nichts Wertvolles an Claireece »Precious« Jones: Wenn wir ihr das erste Mal begegnen, schaut sie dermaßen finster drein, dass manch einer sicher am liebsten sofort wieder das Kino verlassen würde. Doch dann folgen wir ihr nach Hause, zu einem kettenrauchenden Dynamitfass von einer Mutter, die Precious wie eine Sklavin behandelt und diese dafür verantwortlich macht, dass ihr Liebhaber die eigene Tochter jahrelang missbraucht hat! Spätestens jetzt, wenn sich die Oscar-verdächtigen Mo’Nique und Gabourey Sidibe am Tor zur Hölle die Seele aus dem Leib spielen, spüren wir, dass uns hier keine grausamen Fall-

studien serviert werden. Precious flüchtet, sobald etwas Unerträgliches passiert, in ihre reichen Fantasiewelten. Sie bleibt neugierig, obwohl sie von tiefstem Misstrauen gegenüber der Welt erfüllt ist. So gewinnt sie unaufdringlich unsere Sympathie, genau wie später die ihrer neuen Lehrerin, Miss Blu Rain (Paula Patton), und die ihrer Sozialarbeiterin Mrs. Weiss, gespielt von einer nahezu ungeschminkten Mariah Carey. Beide kämpfen wie Löwinnen darum, dass Precious ihre Selbstachtung und Eigenliebe zurückgewinnt. Als Precious zum ersten Mal in ihrem Leben in der alternativen Schule ein wenig von sich erzählt, wird sie von Miss Rain gefragt, wie sie sich dabei fühle. »It makes me feel here.« »Precious« ist ein toller Schauspieler-Film, der uns zeigt, wie kostbar das Leben trotz größter Widrigkeiten ist. Und wenn dieses Schätzchen es meistern kann, dann können wir es schon lange. Gabriele Scholz

Precious (USA 2009; R: Lee Daniels; D: Mo’Nique, Gabourey Sidibe; 18.03.)

The BesT Of PavemenT (05.03.) Die Reunion des Jahres! “Die wunderbarste und mustergültigste aller 90er-Bands!” ROlling sTOne Live: 19.05. BeRlin C-Halle 21.05. Wien Arena 22.05. MünCHen Muffathalle

“‘Life Is Sweet! Nice To Meet You’ wie ein Mixtape aus Singles der besten UK-Bands der Popgeschichte, aber nie wie ein Plagiat.” HHHHH Musikexpress “‘Life Is Sweet! Nice To Meet You’ erstrahlt in operettenhaften Glanz, der jeden Song zum Technicolor-Festival macht.” Visions www.lightspeedchampion.com

2010 = YeAR OF PAveMeNT

www.dominorecordco.com

19.03. Eine Platte voll mächtiger Riffs, abgefahrener Loops und dem Sound einer Band, die in ihrer eigenen Individualität und Intensität zu schwelgen scheint. Produziert von Tim Goldsworthy (LCD Soundsystem, The Rapture, Hercules & Love Affair). Live: 26.04. STuTTGarT Universum / 27.04. KöLn Gebäude 9 28.04. HamburG Molotow / 30.04. müncHen Atomic Café 01.05. DreSDen Beatpol / 02.05. berLin Magnet www.archiebronsonoutfit.net www.dominorecordco.com


054 Film

Bad Lieutenant New Orleans im August 2005. Der Polizist Terence McDonagh (Nicolas Cage) rettet mit einem Sprung ins steigende Wasser, verursacht durch den Hurrikan Katrina, einen Gefängnisinsassen, der in seiner Zelle zurückgelassen wurde. Bei dem Sprung verletzt sich Terence am Rücken, gegen die chronischen Schmerzen muss er nun Medikamente einnehmen. Bald nimmt er aber auch noch regelmäßig Kokain und andere Drogen. Am liebsten gemeinsam mit seiner Freundin, der Prostituierten Frankie (Eva Mendes). Seine Kollegen ahnen anfangs nichts davon, und Terence wird leitender Ermittler in einem brutalen Mordfall: Sechs illegal in New Orleans lebende, Drogen dealende Senegalesen sind hingerichtet worden. Eine der bizarrsten Abwärtsspiralen der Filmgeschichte beginnt, bei der die Ermittlung zwar den Plot strukturiert, aber trotzdem zur Nebensache wird. Am ehesten noch kann man die einzelnen Handlungsstränge als Module lesen, wie man sie vom aktuellen Actionkino kennt, die Regisseur Werner Herzog gekonnt ins Autorenkino überträgt. Tatsächlich ist Drogensucht aber noch nie so realistisch, weil zurückgenommen, umgesetzt worden. Stellenweise Klarheit wechselt sich mit Stakkato ab, visuelle Verengungen mit verrutschten Perspektiven, außerdem gesellen sich singende Leguane, tanzende Tote und entfernt klingelnde Spielautomaten beiläufig hinzu. Orientierung ist immer nur für kurze Zeit möglich. Mehrdeutige und schwülstige Metaphern sucht man allerdings vergebens, denn Werner Herzog sind die doppelten Böden anderer Filmemacher fremd. So ist »Bad Lieutenant« auch weder als Remake von noch als Hommage an Abel Ferreras gleichnamigen Film zu verstehen, in dem Harvey Keitel einen wirklich bösen Polizisten spielt. Terence ist zwar rücksichtslos wie jeder Drogensüchtige, aber keine amoralische Figur. Er ist ein loyaler Freund, eine verirrte Seele und eigentliche sehr gerne Polizist. Nicht zuletzt ist »Bad Lieutenant« die perfekte Comebackrolle für den leidenschaftlichen Schauspieler Nicolas Cage, der sich in den letzten Jahren in zu viele schlechte Filme verirrt hatte, hier aber endlich wieder in zerknitterter Hochform zu sehen ist. Nina Scholz Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen (USA 2009; R: Werner Herzog; D: Nicolas Cage, Val Kilmer, Eva Mendes, Xzibit; 25.02.)

Männer die auf Ziegen starren

Meckern übers Militär Jon Ronson schrieb mit »Männer die auf Ziegen starren« einen Bestseller über die bizarren Methoden, welche das US-Militär in seinen Hinterstübchen austüftelt. Die unglaublichen Wahrheiten kommen nun mit Mega-Star-Ensemble auf die Leinwand. Von Christian Meyer.

E

ine der Attraktionen von »Männer die auf Ziegen starren« ist George Clooneys Look. Mit Schnauzbart und langen Haaren visualisiert er in dieser schwarzen Komödie von Regisseur Grant Haslov den ästhetisch wenig eleganten Ausklang der Hippie-Ära. Allerdings ist die Art, wie hier jene Post-Hippie-Ära und deren New-Age-Auswüchse mit dem US-Militarismus kurzgeschlossen werden, mindestens genauso interessant. Der aufscheinende Komplex beruht auf wahren Begebenheiten, die der Journalist Jon Ronson in der gleichnamigen Buchvorlage zusammengetragen hat. Die Geschichte um Bill Django (Jeff Bridges) beginnt in den Siebzigern. Nach den Traumata des Vietnamkriegs verliert sich Django zunächst in allerlei esoterischen Spielarten, bevor er mit seinen daraus gewonnenen Ideen Ende der 70er-Jahre beim US-Militär Gehör findet, weil man fürchtet, die Russen seien ihnen in der militärischen Nutzung von Psi-Phänomenen weit voraus. In der Folgezeit beschäftigen sich Django und seine Mitstreiter der sogenannten »New Earth Army« – neben Clooney und

Bridges starbesetzt dank Ewan McGregor und Kevin Spacey – mit Meditation, Remote Viewing, Tanzen und allerlei friedlichen Aktionen, die eine sowohl sanfte als auch überlegene Kriegsführung propagieren. Die Armee ist letztlich vor allem an Letzterem interessiert, und so wird aus dem friedlichen Einsatz von Musik später in den 90er-Jahren während des Irakkriegs eine Foltermethode. Was könnte grausamer sein als die andauernde Beschallung mit überlauter Musik aus dem Kinderprogramm? Nicht nur diese absurd erscheinende Art der Quälerei ist näher an der Wirklichkeit, als man zunächst glaubt. Die von Jim Channon geleitete Spezialeinheit »First Earth Army« hat sich seit 1978 tatsächlich mit übersinnlicher Kriegsführung beschäftigt. Die Produktion von Smokehouse, der Firma von Clooney und Regisseur Haslov, schafft es, sich von den unglaublichen realen Hintergründen inspirieren zu lassen. Resultat: ein Antikriegsfilm, der im Zusammenprall von Militär und Esoterik absurden Humor versprüht. Die Lacher sind auf beiden Seiten, die Kritik der Macher gilt aber klar dem Militär – und schließlich der Politik des Irakkriegs. Nebenher gelingt ein genauer Abriss der Gegenkultur und ihres Wandels vom gut gemeinten Ideal über die Institutionalisierung bis zur Korrumpierung. Männer die auf Ziegen starren (USA 2010; R: Grant Haslov; D: George Clooney, Jeff Bridges, Ewan McGregor, Kevin Spacey; 04.03.)


DVD

055

Mad Men / Breaking Bad

Just Say No To HBO! Während die Werbetexter der Agentur Sterling Cooper sich in den Sechzigerjahren Gedanken über eine Pro-NixonKampagne und Lucky-Strike-Slogans machten, kocht der Chemielehrer Walter H. White im 21. Jahrhundert für die Zukunft seiner Kids »Crystal Meth«. In den sehr verschiedenen Serien »Mad Men« und »Breaking Bad« handeln die Figuren den Umständen entsprechend – und wahrhaftiger als in den meisten hochgelobten HBO-Serien. Von Wolfgang Frömberg.

D

ie wahrhaftigsten US-amerikanischen Serien der Fernseh-Neuzeit kommen entgegen landläufiger Meinung nicht aus dem Hause HBO. Nicht nur »Buffy«Erfinder Joss Whedon hat uns gelehrt, dass Abweichungen von herrschenden gesellschaftlichen Vorstellungen auch anders als mit dem Gestus des schlauen Qualitätsfernsehens in der Glotze – und vor allem in Serie – dargestellt werden können, um wöchentlich akkurat abgepackte Portionen Gesellschaftsanalyse in dagegen eigentlich resistente Haushalte und Hirne zu versenden und zu hämmern, auch wenn mancher Versuch der Unterwanderung billiger TV-Routine tragischerweise zu früh im Keim erstickt wird (siehe Whedons »Firefly«). Nenn es Subversion oder einfach Aufklärungsunterricht, ganz zu schweigen von der Variation lebenswichtiger Pulp-Formate wie Fantasy oder Lovestory, die im allzu oft betont erwachsen-zynischen HBO-Kosmos nicht zu ihrem Recht kommen. Aber bevor ich ein Selbstgespräch anzettele über die unterschiedlichen Reize der »Gilmore Girls« und der »Sopranos« lieber der Hinweis auf zwei Serien, die beide nicht von HBO hergestellt wurden und sich ausgezeichnet als Klammer eines noch virtuellen US-Sittengemäldes von den Fünfzigern bis heute definieren lassen, das wiederum als Box von HBO veröffentlicht werden könnte, wenn

man sich beim Sender mal wieder auf die Stärken der ersten vier Staffeln von »The Wire« besinnen würde. Die drastische, spannende Charakterisierung Baltimores in »The Wire« – von den prekären Projects über den maroden Hafen bis zum korrupten Rathaus – zählt zum Aufschlussreichsten, was je im Serien-Fernsehen zu sehen war, weil man weiß, dass die gezeigten Hierarchien kapitalistische, also universell gültige sind. Die von Matthew Weiner konzipierte Ausstattungsund Zeitgeist-Serie »Mad Men« porträtiert nun die gut angezogenen, vom Leben verwöhnten und dennoch komplett kaputten Typen, die in der New Yorker Werbeagentur Sterling Cooper Anfang der Sixties die kapitalistischen Verhältnisse mit den für deren Erhaltung und Verbreitung nötigen Looks und Slogans versorgen. Donald Draper & Co. – eine unbefangene Chauvi-Männerwirtschaft, deren explizit auf »attraktiv« getrimmten weiblichen Antagonisten (Sekretärinnen, Ehefrauen, Gespielinnen) vielleicht irgendeine Zukunft gehört, aber auf keinen Fall die Welt, die sich die wie aus einem Comic-Ei gepellt wirkenden Schnösel schaffen. Realismus lässt hier sowohl die linke Gegenkultur als auch das Selbstzerstörungspotenzial der Werber bereits in Staffel 1 aufscheinen. Kultur und Gegenkultur, Zerstörung und Selbstzerstörung sind auch in der zweiten Staffel von »Breaking

Bad« (Mastermind: Vince Gilligan) neben einem herausragenden Cast um den besten Schauspieler der Welt, Bryan Cranston, die wichtigsten Parameter. Aber die heutige Gegenkultur ist bloß noch von Drogen, die Kultur von Selbstzweifeln zerfressen. Die Story um Chemielehrer Walter H. White, der nach seiner Krebsdiagnose ohne Wissen der Familie (und vordergründig zu deren Wohl) zum Crystal-Meth-Produzenten wird, wobei er im Kampf mit den kriminellen Elementen bald über mehr Leichen gehen muss als so mancher professionelle Killer, ist als Konsequenz einer Gesellschaft zu verstehen, deren Prinzipien in den Sechzigern noch in schönsten Farben gemalt wurden. Eine Welt, in der Skrupellosigkeit zur Selbstverwirklichung und diese zum Erfolg führt. Bloß während man zu »Mad Men« gerne eine rauchen würde, vergeht einem bei »Breaking Bad« echt die Lust.

Breaking Bad – Season 2 (USA 2009; C: Vince Gilligan; D: Anna Gunn, Aaron Paul; Sony) & Mad Men – Season 1 (USA 2007; C: Matthew Weiner; D: Jon Hamm, Emelle, Kiernan Shipka; Universal)

Links: Kultur und Gegenkultur. Die Sechziger waren die beste Zeit der Welt. Rechts: Bryan Cranston ist im 21. Jahrhundert der beste Schauspieler.


056 DVD

Zack And Miri Make A Porno Kevin Smith hat den Längsten. Den längsten Atem nämlich, wenn es darum geht, Nerdthemen selbst im sonst so konventionellen Genre der romantischen Komödie unterzubringen. Seit einigen Jahren aber sind es Judd-Apatow-Produktionen, die einerseits die Kassen klingeln lassen und andererseits die Nerds und Geeks aus ihrem Nischendasein befreien, um sie zitatenreich im popkulturellen Mainstream zu verankern. Wenig verwunderlich ist es daher, dass Smith, der seit »Clerks« als Urvater des modernen Leinwandgeektums gilt, das ApatowMaskottchen Seth Rogen verpflichtete, um mit »Zack And Miri Make A Porno« erneut zu versuchen, die Latte im Nerdkosmos ein Stück höher zu legen. Zack (Seth Rogen) und Miri (Elizabeth Banks) sind seit Schulzeiten die besten Freunde. Rein platonisch teilen sie sich die Wohnung und fristen ihr Leben samt öden McJobs am Rande des Ruins. Etwas Abwechslung verspricht das Jubiläumstreffen an ihrer Highschool, bei dem Miri betrunken am Ex-Schwarm herumbaggert, der mittlerweile mit einem schwulen Pornostar liiert ist, der wiederum Zacks einzige Bekanntschaft des Abends bleibt. Resigniert kehren die beiden zurück in die Wohnung, wo ihnen zwischenzeitlich der Strom abgedreht wurde. Die Vermutung, dass jeder von der Highschool den Film kaufen würde, bringt Zack auf die Idee, zur Schuldentilgung einen Porno zu drehen. Raus aus den Hosen und raus aus den Schulden. Eine Crew wird gesucht, Castings durchgeführt und – Smith bleibt hier bei seinen Leisten – »Star Wars« als Thema festgelegt. So finden sich also Hung Solo und Prinzessin Lay-Her nach Ladenschluss zum Dreh im Coffeeshop ein, in dem es richtig verzwickt wird, als Zack und Miri ihre wahren Gefühle füreinander entdecken. Auch wenn es der Titel kaum vermuten lässt, gelingt Smith vor allem dank der guten Chemie zwischen den Hauptdarstellern eine klassische RomCom mit Dr.-SommerNerdappeal. Cay Clasen Intro empfiehlt: Zack And Miri Make A Porno (USA 2008; R: Kevin Smith; D: Seth Rogen, Elizabeth Banks, Justin Long; Universum Film)

District 9

Bester rassistischer Film Ein Oscar für Rassismus? Der Südafrikaner Neill Blomkamp darf sich Chancen ausrechnen, in diesem Jahr von der Academy für sein hyper-neo-realistisches und jetzt auf Blu-ray erscheinendes Alien-Spektakel ausgezeichnet zu werden. Von Peter Scheiffele.

ine gute Idee? Man verknüpft Science-Fiction-Motive mit angedeutetem Mockumentary-Stil, sorgt für einen Egoshooter-artigen Thrill und durchzieht diesen Mix mit einer von Rassismus aufgeheizten Erzählung einer segregierten Gesellschaft – hier das südafrikanische Johannesburg und dessen Townships. Wenn man die Brutalität, aber auch die scheinbare Banalität des Rassismus an der Alienwerdung der weißen Oberschicht beispielhaft schildert, lässt sich der Rassismus am eigenen Leib erfahren. Ja, eine gute Idee, könnte man sagen, würde nicht »District 9« selbst an der Zementierung von Rassismen mitrühren, gerade weil an dieser offensichtlich Blockbuster-tauglichen Idee festgehalten und jede weitere Vertiefung verhindert wurde. Schon nach dem ersten Spieltag waren die von Peter Jackson vorgeschossenen Produktionskosten von »District 9« eingespielt. Heute ist der von Neill Blomkamp in Szene gesetzte Film für einen Oscar in der Kategorie »Bester Film« nominiert. In seinem Kurzfilm »Alive In Joburg« (2005) hatte der Südafrikaner Blomkamp, der zuvor auch für den Egoshooter »Halo« Filmsequenzen produziert hatte, zentrale Leitmotive von »District 9« vorweggenommen: Megaraumschiffe stranden in

den 1980er-Jahren über Johannesburg und entlassen Massen von krabbeligen Aliengestalten nach Soweto, wo es zu einer Unterschichtung und Gettoisierung kommt. Schon in »Alive In Joburg« spielt Sharlto Copley den mustergültigen Bürokraten einer Säuberungseinheit – als Wickus Van De Merwe wird er in »District 9« zusätzlich von einer mysteriösen Flüssigkeit infiziert, verwandelt sich zum »Prawn« und erfährt so die ganze Gewalt des rassistischen Systems am eigenen Leibe. Das weiße Publikum fühlt mit. Für »Alive In Joburg« sprach Blomkamp mit Soweto-Bewohnern und befragte sie nach Nigerianern und Migranten aus Simbabwe, die mit ihnen dort leben. Antwort: Man wisse nicht, was sie denken und was sie als Nächstes tun werden. Man fühle sich bedroht, und sie sollten endlich dorthin gehen, woher sie kämen. Passgenau geschnitten, landeten die Interviewfetzen nun als Aussagen über die Aliens im Drehbuch. Die Realitätssplitter bohren sich ins Fiktive. Sie dienen dort als Beleg für den Rassismus der davon ebenfalls erblich belasteten schwarzen südafrikanischen Bevölkerung. Über dieses reißerische wie entfremdende Manöver bastelt sich Blomkamp geschickt eine Legitimationsgrundlage, um auch in »District 9« ungebrochen rassistisch – hier vor allem über Nigerianer – herziehen zu können. Munter werden Aliens vermenschlicht, wohingegen die Nigerianer als die eigentlichen Aliens in Erscheinung treten: kannibalische, abergläubische Racketeers, die, von Habgier und Machtwille getrieben, vor nichts zurückschrecken. District 9 (USA/NZ 2009; R: Neill Blomkamp; D: Sharlto Copley, Jason Cope, Nathalie Boltt; Sony)


DVD 057 KRIMINELLER. PSYCHOPATH. SUPERSTAR.

Drei Fragen an ... Park Chan-wook

» Glück kotzt mich an!« Der Regisseur von »Lady Vengeance« und »Oldboy« im Ge­­ spräch mit Martin Riemann über »Durst«, seinen außergewöhn­ lichen Beitrag zur Rückkehr der Vampire auf die Leinwand.

W

urden Sie bei »Durst« von dem herrschenden Vampirboom beeinflusst? Ursprünglich wollte ich keinen Vampirfilm drehen. Ich interessiere mich kaum für Vampirfilme. Ich wollte allerdings schon seit Jahren eine Geschichte über einen Priester verfilmen. Der Priester in »Durst« ist viel heiliger als andere. Er opfert sein Leben, indem er an einem tödlichen wissenschaftlichen Experiment teilnimmt. Dadurch wird er zum Vampir. Am wichtigsten ist, dass er als Heiliger den Glauben an Gott noch hat, aber durch den Vampirismus dazu gezwungen wird, Menschen zu töten. Er will schließlich überleben. Durch den Vampirismus wird dem Priester zum ersten Mal echte Intimität ermöglicht. Was ist Ihnen wichtiger: die Möglichkeit von Intimität oder die Treue zum Glauben? Es ist nicht klar, ob der Priester selbst tatsächlich ein Bedürfnis nach Intimität hat oder ob ihn der Vampirismus dazu bringt. Sein Verlangen wird ja auch erst durch eine ganz bestimmte Frau ausgelöst, vorher hat er sich noch unter Kontrolle. Sein Kontrollverlust führt auch zu Brutalität. In »Durst« gibt es erneut diese nüchterne Darstellung von rauschhafter Grausamkeit, für die Sie berüchtigt sind. Warum? Die Vorstellung, dass die Medien nur noch glückliche Menschen, denen kein Leid geschieht, zeigen sollen, kotzt mich an. Ich möchte lieber etwas anderes zeigen. Gewalt ist ein wichtiger Faktor, der die Welt bewegt. Wenn man ihn einfach nur tabuisiert, wird er an Macht gewinnen. Es ist wichtig, dass man das akzeptiert. Es ist auch für Kinder wichtig, dass man das nicht verleugnet. Wer einen netten Abend mit anschließendem Restaurantbesuch plant, kann ja etwas anderes anschauen.

ENGLANDS GEFÄHRLICHSTER STRÄFLING. DIE WAHRE LEBENSGESCHICHTE.

AB 18. FEBRUAR AUF DVD UND

BLU-RAY

„EIN FASZINIERENDER TRIP VON EINEM FILM!“ FILMSTARTS.DE Intro empfiehlt: Durst (ROK/USA 2009; R: Park Chan-wook; D: Song Kang-ho, Kim Ok-bin; Ascot Elite)

Kinowelt Home Entertainment - A division of Kinowelt GmbH · Karl-Tauchnitz-Str. 10 · 04107 Leipzig · www.kinowelt.de


058 DVD

Carriers

… dann laufen wir …! Ach ja, der alltägliche Horror! Wenn Dummheit ansteckend wäre, gäbe es eine Menge Träger, denen man sich nur mit Mundschutz und Handschuhen bewehrt nähern könnte – so wie es den Leuten in Alex und David Pastors Horrorschocker »Carriers« geht. Die Flucht vor dem Virus führt über einen straffen Spannungsbogen in einen furiosen Showdown. Tipp des Monats für alle Fans von »28 Days Later« und ähnlichen Katastrophen-Szenarien. Carriers (USA 2009; R: Alex & David Pastor; D: Chris Pine, Piper Perabo; Splendid)

Bronson

Public Stubenhocker No. 1 Was das Problem des zwischen den eigenen vier Wänden und der freien Wildbahn oszillierenden Daseins ist, wussten schon Pascal und von Lowtzow. Nicolas Winding Refn findet im Film über den Knast-Freak Bronson die passenden Bilder. Von Martin Riemann.

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as Unglück des Menschen kommt von einer einzigen Ursache, dass er nicht ruhig in seinem Zimmer sitzen kann.« Dieses Zitat Blaise Pascals gehört zu den prägnantesten Aussagen abendländischer Geistesgeschichte. Und diese Wahrheit gilt eigentlich auch für Gefängnisinsassen. Natürlich wimmelt es in Gefängnissen von Menschen, die einfach nur wieder raus wollen. Aber es gibt auch Typen wie Charlie Bronson. Der Mann aus London-Luton scheint für die Zelle geboren. Ihm gebührt die zweifelhafte Ehre, »Englands gewalttätigster Häftling« zu sein. Ursprünglich nur für ein minderes Raubdelikt verurteilt, benahm sich der mittlerweile 56-Jährige Bronson während seiner Haftstrafe unzählige Male dermaßen bizarr daneben, dass er mittlerweile über 34 Jahre hinter Gittern verbracht hat, davon 30 in Einzelhaft. Zurzeit lebt er in einem Käfig. Wer aus diesen absurden Fakten ein ernsthaftes Biopic machen wollte, müsste komplett abgestumpft sein bzw. Bernd Eichinger heißen. Glücklicherweise wählt der dänische Regisseur Nicolas Winding Refn, dessen Spezialität seit jeher Kleinkriminelle sind, die Farce als Ausdrucksmittel und verwandelt das Leben des krankhaften Trotzkopfs Bronson in ein burleskes Panoptikum, das von seinem

Ton her noch am ehesten mit Kubricks »Uhrwerk Orange« vergleichbar ist. Gleich zu Beginn des Films macht die Filmfigur Bronson deutlich, dass das Gefängnis für ihn die Bühne darstellt, auf der er Ruhm erlangen kann. Stilsicher gestaltet er seinen Marathonaufenthalt als eine Dauerperformance, die immer wieder in rituellen Geiselnahmen mündet, deren Höhepunkte die Faustkämpfe zwischen dem durchtrainierten Bronson und dem Gefängnispersonal darstellen. Hauptdarsteller Tom Hardy (der seine in nur sechs Wochen antrainierten Muskeln hier entzückend zur Schau stellt) gelingt es, eine menschliche Inkarnation des Chaos darzustellen, die zum Ende hin in ihrem erratischen Verhalten fast übernatürliche Züge annimmt. Dabei wird der Gewalttäter keinesfalls glorifiziert, eher die komplette Verneinung menschlicher Bedürfnisse aus einer Laune heraus. In diesem Sinne ist der Film das perfekte Pendant zum kürzlich erschienenen Gefängnisfilm »Hunger«, in dem pure Renitenz als politische Waffe eingesetzt wurde. In »Bronson« dient sie ausschließlich der Selbstverwirklichung. Intro empfiehlt: Bronson (GB 2008; R: Nicolas Winding Refn; D: Tom Hardy, Matt King, Kelly Adams; Kinowelt)


Literatur

059

Der Junge von nebenan

Wilhelm Meister c s hwule Jahre Kennen Sie Martin Büsser? Sollten Sie aber! Kaum einer schreibt präziser über (und auch gegen) Pop und dessen Phänomene. Jetzt hat er auch noch den queeren Bildungsroman gemalt: »Der Junge von nebenan«. Eine Hommage von Linus Volkmann.

S

icher fällt es vielen schwer, einen Journalisten als Künstler oder gar Star zu begreifen. Da kann er sich noch so grotesk kleiden (Kai Ebel) oder sich mit seiner fetten Puffbesucherfresse mit ins Bild pressen (Rolf Töpperwien). Martin Büsser passt natürlich nicht in diese Chronologie des Schreckens und macht es einem zudem besonders schwer: Ohne Allüren, schlau und bescheiden schreibt er abseits der urbanen Journo-Bühnen in Mainz hellsichtige Sachbücher im classic Kulturkritik-Modus. Und führt zudem mit seinen Leuten den durchhaltefreudigen Ventil Verlag. Mir persönlich fiel es allerdings schon immer leicht, Martin Büsser, diesen Prototypen des No-Stars, als Star zu betrachten. Mit seinem ersten Reader Anfang der 90er (»Von Punk zu Hardcore und zurück«) brachte er die Information auch in unser Dorf. Er entlarvte, überzeugte – und sah seriös geil aus mit der fetten Nerd-Brille. Nach all den Jahren Kulturkritik mit der »Testcard«-Reihe und Monatsschreibe (u. a. auch in diesem Magazin) folgt nun »Der Junge von nebenan«. Eine Graphic Novel. »Ich würde es schlicht Bildgeschichte nennen«, sagt Martin selbst. Mit leichtem Strich jedenfalls schildert der Ich-Erzähler eine (schwule) Dorfju-

gend plus Eltern bei der RAF. Eine wahrhaft wilde Story entspinnt sich, die sich so gar nicht mit langwierigen Betrachtungs-Elegien und anderen Genrekonventionen aufhält, sondern einem immer neue abenteuerliche Wendungen in den Blick zimmert. Dieses drastische Erzähltempo wird aber schnell zum Trigger der Story: Queer, Terror, Provinz, Blut und Bullen. Büsser paraphrasiert (bzw. verhöhnt) den bürgerlichen Bildungsroman mit extrem viel Charme. Wobei ihm das zeichnerische Spielfeld sehr vertraut ist: »Ich zeichne eigentlich schon viel länger, als ich schreibe. Für Außenstehende mag das Buch ein ziemlicher Bruch zu meinen bisherigen Arbeiten sein, für mich selbst ist es die normalste Sache der Welt.« Seit den Jugendjahren. Wer hätte das gedacht? Na, dann könnte das doch eigentlich auch noch weitergehen? »Der Verbrecher Verlag bittet schon um einen Nachfolger, aber ich breche nichts übers Knie. Wenn es weitergeht, dann mit einer komplett anderen Story, keine Fortsetzung. Wir sind hier ja nicht bei Asterix.« Martin Büsser »Der Junge von nebenan« (Verbrecher Verlag, 120 S., EUR 14) Ebenfalls erschienen: »Testcard #19 – Blühende Nischen« sowie die Sachbuch-Anthologie »Emo« (beide Ventil Verlag)

Pop-Tagebücher Eric Pfeils »Pop-Tagebücher« fußen auf einem unspektakulären Ereignis. Der erste Eintrag handelt vom 38. Geburtstag. Jener unscheinbare Termin, den sich andere nur in ihrem Kalender rot ankreuzen würden, wenn ihnen an diesem Tag entweder eine Lottomillion oder die Liebe ihres Lebens in den Schoß fiele, ist der Ausgangspunkt für seine Kolumnen, die er bis heute für faz.net verfasst (und die in einer bearbeiteten Auswahl als Buch mit dem Titel »Komm, wir werfen ein Schlagzeug in den Schnee« vorliegen). Der Erzähler auf der ersten Seite über

sich: »Ich fühle mich unfassbar gebrechlich. Ich mache inzwischen dieselben ächzenden Geräusche, die mein Vater von sich gab, wenn er mühsam aus dem Auto aussteigen musste. Bloß mache ich diese Geräusche schon, wenn ich einfach nur rumsitze und die Wand angucke.« Die Jugend soll sich nichts auf ihre Kaputtheit einbilden, eine gewisse Reife – als »Experte« – ist ohne sie auch nicht zu haben, heißt das wohl. Und wie Experte Pfeil über die Liebe seines Lebens, die Musik, schreibt, immer vor Augen, damit weder Millionen zu erreichen noch zu

verdienen, ist eine reife Leistung. Pfeils Erzähler ist ein Pendler zwischen Musikzimmer, Konzertsaal, Bar und Text. Als Kunstfigur ist er gebrochen genug, um nah am Leben zu bleiben. Für einen Autor wie Pfeil, den man als Musikjournalist der alten und doch ganz eigenen Schule bezeichnen könnte, scheint die Bloggerei erfunden worden zu sein. So muss er sich keinem Musikmagazin herschenken und darf mal kurz in einer wundervollen Geschichte über alte Spex-Hefte die Entwicklung der Musikkritik und die eigene Rolle in diesem Spiel nachzeichnen – um

dann in einem gefühlt hundert Mal so langen Text bis zum Anschlag über Bob Dylan zu referieren. Was die Balance zwischen Gelassenheit und Überspanntheit, Galgenhumor und tödlichem Ernst angeht, hat Pfeil den Bogen raus. Er trifft sein Sujet daher sehr gut. Ja, besser als viele andere. Wolfgang Frömberg Eric Pfeil »Komm, wir werfen ein Schlagzeug in den Schnee. Die Pop-Tagebücher« (Kiepenheuer & Witsch, 384 S., EUR 14,95)


060 Spiele Der Mehr-DS

Bayonetta

Sex-Nerds und Hexerei Apathisch wirkten anschließend viele Journalisten, die auf der GamesCom 2009 Segas Videospiel »Bayonetta« zu Gesicht bekommen hatten. Zu erschlagend waren die visuellen Reize, grellen Figuren und die hanebüchene Story des Japan-Games. Linus Volkmann versuchte sich anlässlich des Releases unter ärztlicher Aufsicht an kleinen »Bayonetta«-Dosen.

W

as ist: Billigfilme der 70er über urbane afroamerikanische Kultur kennt man unter dem Begriff: Blaxploitation. Motiviert von »Bayonetta« sei hier nun das Genre Nerdploitation ausgerufen. Ist die Hauptfigur doch designt rund um ihre Brille, eine Hochsteckfrisur und allgemeines Schlaumeiertum. Ein weiblicher Nerd – kreiert allerdings von einem Mann (Hideki Kamiya, verantwortlich auch für die »Devil May Cry«-Reihe), was dann auch die Kamerafahrten über den Schritt oder knapp am Ausschnitt vorbei erklärt. Was einst bei der frühen »Lara Croft« noch der sperrigen Kameraperspektive geschuldet war, ist mittlerweile Stilmittel. In diesem Fall also: ein Nerdploitation-Porn. Story: Schwierig wiederzugeben, wenn man noch nicht gekifft hat. Also, Bayonetta ist eine wiederbelebte Hexe, deren Haare auch kämpfen können und die das in Un-

ordnung geratene Gleichgewicht zwischen Tag und Nacht wieder in Einklang zu bringen versucht. Ein Plot, der stark an die russische Sci-Fi-Verfilmung von »Wächter des Tages« / »Wächter der Nacht« erinnert und überhaupt das Filmische sehr betont. Die Zwischensequenzen sind Hexen-James-Bond mit Brille und Busen – und man will sie trotz epischer Länge nicht wegdrücken, weil der Wortwitz des Danny-de-Vito’esken Sidekicks von Bayonetta absolut unterhaltsam ist. Was bleibt: Ein Spiel, dem es gelingt, unglaublich vieles unter seinen Hut zu bringen: Mini-Shooter-Games, Search’n’Destroy, megalomanische Bosskämpfe der Dimension »God Of War«, poetisch durchgeknallte Manga-Fantasy und obszöne Gewalt gegen Engel. Trotz dieses Overkills verliert sich »Bayonetta« nicht in seinem Panoptikum, sondern führt den Spieler (manchmal vielleicht zu sehr wie auf Schienen) durch den überbordenden Aberwitz. Glanzlicht: Wenn man die bizarren Engel so lange durchnimmt, bis sie platzen, verstreuen sich lauter goldene Ringe, die es aufzusammeln gilt. Als wäre man einfach keine gewaltbereite Irre, sondern bloß Sonic, der Igel. Später stellt man aber fest, das sind gar keine Ringe, die demolierten Engel verlieren vielmehr Heiligenscheine. Perversion, Poesie und Blasphemie – was ein Referenzwerk fürs junge Genre Nerdploitation.

Wenn es eine Videospielfirma zuletzt verstand, sich mit Lern- und Intelligenzspielen auch bei einer älteren Zielgruppe beliebt zu machen, dann Nintendo. Ein neuer DS mit größerem Display und größerem Stift-Stylus überrascht da kaum – ist aber nur die halbe Begründung. Denn wer zuletzt Nintendos plötzliches Interesse an Literaturmessen verfolgte, dem schwante: Der japanische Branchenriese sieht sich mit der nächsten Generation Handhelds womöglich auch am eBookMarkt die Cash-Cow melken. Warum nicht? Schließlich hat man mit dem DS schon 2005 ein aufklappbares Lese-Gerät mit zwei Bildschirmen am Markt positionieren können, das sich mittlerweile über 125 Millionen Mal verkauft hat. DSi XL, wie das neue Gerät hierzulande heißt, ist vor diesem Hintergrund auch ein Schritt in die Zukunft eines eBookReaders. Fast ums Doppelte vergrößert wurde das Display im Vergleich zum DSi. Aufgrund der Abwärtskompatibilität der Spiele allerdings bei gleichbleibender Auflösung, was zu einer latenten Verpixelung führt – logisch. Wer aber als Erwachsener jemals Hand-Krämpfe beim Spielen des kleinen DSi bekam, weiß: ­Pixel sind nicht alles. Bleibt unterm Strich: nicht zwingend, aber bequemer. Nicht Kindle mit augenschonender E-Ink, aber gut lesbar bei kürzeren Texten. Und die Frage, wie massiv Nintendo eBook-Konkurrenz unter Druck setzen will und kann. Die nächsten Jahre werden es zeigen. Felix Scharlau

DSi XL für ca. EUR 180

Bayonetta für PS3 und Xbox 360 (Sega)

(Nintendo)


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Ableton Live Intro Komponieren, manipulieren, improvisieren: „Live Intro“ unterstützt Musiker, Produzen­ten und DJs bei der kreativen Arbeit – zu Hause und auf der Bühne. Die wichtigsten Features im Überblick …

Silent Hill: Shattered Memories Silent Hill, ein Ortsname, der Emotionen weckt. Analog zu Stephen Kings HorrorParadekleinstadt Castle Rock, die seit Jahrzehnten in seinen Büchern als archetypisches Gefäß vieler Versionen des Grauens herhalten muss, bildet auch Silent Hill schon lange ein vages Setting unterschiedlichster »Survival Horror«­­Inszenierungen. Die Strahlkraft von Stadt und Name war und ist immens. Jetzt geht es – zum ersten Mal auf Nintendos Wii – wieder nach Silent Hill. »Wieder« sogar in doppelter Hinsicht: »Shattered Memories« ist ein abgewandeltes Remake des ersten Teils von 1999. Ziemlich gleich ist die Rahmenhandlung: Harry Mason wacht nach einem Auto­ unfall an einer Ausfallstraße von Silent Hill aus der Ohnmacht auf und vermisst seine Tochter, die mit ihm im Wagen saß. Im Schneetreiben beginnt er, sie in der ausgestorben wirkenden Kleinstadt zu suchen – noch nicht ahnend, dass Beschaulichkeit und Gastfreundschaft hier Urlaub machen. Die Wii-Fassung macht deutlich, dass man von altem Wein in

neuen Schläuchen – und darum geht es ja schließlich beim Trinken – trotzdem besoffen wird. In dem Fall besoffen vor Angst. Die Grafik ist zwar, wie so häufig, nicht das beste Argument für die Wii-Fassung, auch wenn das Schneetreiben mitunter für passable visuelle Kicks sorgt. Aber die unmittelbare Interaktion mit der Hardware bringt mitunter wirklich den Horror ins Wohnzimmer: Die WiiFernbedienung wird ständig als Taschenlampe genutzt, um Räume auszuleuchten. Oder sie ­steuert das MultifunktionsHandy, mit dem Fotos geschossen, eine GPS-Karte benutzt oder telefoniert werden kann. Als die vermisste Tochter Cheryl zum ersten Mal auf dem Handy anruft und weinend aus dem Lautsprecher der Wii-Fernbedienung schreit, hat man das Ding panisch in null Komma nichts am Ohr. Und eine beachtliche Gänsehaut. Felix Scharlau

Silent Hill: Shattered Memories für Wii, PSP und PS2 (Konami)

In der Zitathölle »Spiele Spezial« #2

Live Intro ist das perfekte Programm zum Musikmachen. Ob Indie, Elektro oder Soul – die 7 GB große Klangbibliothek deckt alle Genres ab. Musikalische Vorkenntnisse sind nicht notwendig. Wer noch keine Idee hat, lässt sich einfach von den 500 Instrumenten und Drum-Kits inspirieren und kreiert seinen ganz eigenen Sound. Interaktive Tutorials zeigen Einsteigern, wie einfach sich Live Intro bedienen lässt. Das Aufnehmen von Gitarre, Bass oder Gesang geht mit Live Intro ebenso schnell von der Hand. Das Beste daran: Tempo und Tonhöhe können im Nachhinein ohne Probleme verändert werden, und auch Spielfehler lassen sich bequem ausbessern. Der HallEffekt sorgt für die räumliche Tiefe, der Equalizer für den nötigen Druck, und der Kompressor erzeugt die Durchsetzungsfähigkeit im Mix – ganz wie man das von professionellen Produktionen kennt. Spaß bringende Klangverbieger wie „Grain Delay“ oder „Beat Repeat“ sorgen zusätzlich für endlose Sound-Manipulationsmöglichkeiten. Richtig wohl fühlt sich Live Intro auch auf der Bühne. Eigene Kompositionen lassen sich noch während der Wiedergabe verändern. Neue Sounds, Beats und Effekte können nach Belieben ergänzt und der Verlauf eines Songs variiert werden. Das Programm erkennt auf Anhieb das Tempo des Audiomaterials und passt unterschiedliche Stücke aneinander an. Das hilft nicht nur DJs beim Auflegen, sondern ermöglicht auch spontane Remixes. Improvisation in Echtzeit wird mit Live Intro spielend einfach – fast wie mit einem echten Instrument. Die Software Live Intro von Ableton kostet 99 Euro als Download und 129 Euro als verpacktes Produkt. www.ableton.com

Niko Bellic Gunslinger aus »Grand Theft Auto 4«

Mahmud Ahmadinedschad Problembär Iran

Jetzt 30 Tage lang kostenlos testen: www.ableton.com/demo


062 Spiele

Dark Void Jedes Jahr dasselbe: wieder kein Jetpack unter dem Weihnachtsbaum. Ein wenig Trost immerhin spendet die Firma Capcom, die das lässige Tool zum Hauptdarsteller ihres neuen Quartalskrachers »Dark Void« beförderte. Zunächst handelt der Actionshooter von dem Piloten Will, den das Bermudadreieck in einem Paralleluniversum ausspuckt, in dem die Menschheit von bösen Maschinenwesen drangsaliert wird. Erfreulich ist, dass hier nach einiger Hide&Shoot-Action Nikola Tesla (der Erfinder des Wechselstroms) höchstpersönlich anrückt, um unseren Helden mit nützlichen Dingen zu versorgen. Mit dem Raketenrucksack nämlich, dem heimlichen Star etlicher Action-Titel, verlässt das Spiel die ausgetretenen Pfade, bewegt sich in die Vertikale und beginnt tatsächlich Spaß zu machen. Heißt: intuitive Steuerung, geschmeidige Manöver und kurzweilige Luftkämpfe zwischen Blazing Angels und HAWX. Wäre da nicht der Umstand, dass der Spaß kontinuierlich von reichlich stumpfen Schlauchlevels am Boden unterbrochen wird, dürfte man eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen. So aber bleibt Halbgares zu resümieren und zu hoffen, dass das immense Potenzial dieses Titels beim Nachfolger konsequenter genutzt wird. Gerd Rosenacker

Mass Effect 2 Käufer von »Mass Effect 2« müssen gut vorbereitet sein: Voraussetzung für ernstes Interesse an dem Spiel ist, dass man den ersten Teil gespielt hat. Denn alle erzählen von der Citadel, den Reapern und der Normandy. Wer nicht weiß, was das ist, der muss sich zur Strafe einen Haufen öder Infoschnipsel anhören – oder eben doch den ersten Teil spielen. Bioware hat, das vorweg, ein noch schöneres Spiel vorgelegt und dabei einiges geändert. Ballern ist noch wichtiger geworden, aber auch besser. Statt langer Ausrüstungslisten werden nur noch ein paar Upgrades an zentraler Stelle angeboten. Neue Teammitglieder bieten mehr Abwechslung: Neben anerkannten Helden helfen jetzt auch Psychopathen. Übertrieben detailverliebte Geschichten warten an jeder Straßenecke. Überall lauern vermisste Verwandte, vermeintliche Taschendiebe und aussichtsreiche Verdienstmöglichkeiten; wehe, man passt fünf Minuten nicht auf – die Konsequenzen hallen lange nach. »Mass Effect 2« ist ein unerbittliches Spektakel ohne lange Atempausen. Die schreckliche Bedrohung hechelt vom Start weg heiß in den Spielernacken. Dunkel wummern die Synthesizer. Leute sterben am Fließband. Da verzeiht man auch das einschläfernde Rohstoffminispiel, bei dem ein kleiner Scanner über eine Planetenoberfläche kriecht, während man auf Ausschläge in den Messskalen achtet. Irgendwoher müssen die Ressourcen für die Rettung der Menschheit ja kommen. Jan Bojaryn

Dark Void für PS3, Xbox 360 und PC (Capcom)

Länger können Vor zwei Jahren trauerten wir an dieser Stelle um Flipperautomaten, die damals immer weiter aus der Öffentlichkeit zu verschwinden drohten und es faktisch auch taten. Eine DVD aus den USA inszeniert nun auf Spielfilmlänge trotzig eine bessere Welt. Eine, in der Flipper noch King ist. »Pinball 101« zeigt in zahlreichen aufwendigen ­Kameraeinstellungen Tricks und Techniken zum längeren und erfolgreicheren Flippern. Dass die porträtierten Geräte wie »Bram Stoker’s Dracula«, »Indiana Jones«, »Scared Stiff« oder »Addam’s Family« weltweit fast nirgends mehr zu finden sind, wird konsequent verschwiegen. 70 Minuten Verdrängung, Multiball-Irrsinn und offene Münder für Flipperfans, die genau wissen, dass sie eigentlich gerade eine Geschichtsdoku sehen. Wunderbar, schwer informativ – und Nostalgie fördernd zugleich. Felix Scharlau

Pinball 101. The Art And Science To Better Pinball Play

Mass Effect 2 für PC und Xbox 360 (Bioware / EA)

(DVD, www.pinballvideo.com)


Spiele

063

Neue Brettspiele Mit »Pandemie« stand 2009 ein Ausnahmespiel in der Nominierungsliste zum »Spiel des Jahres«, das von Seuchenbekämpfung handelte. Ein Beleg dafür, dass endlich auch Brettspiel-Außenseiter im Rampenlicht landen können. Dass kleine Verlage Anfang 2010 viele ungewöhnliche Brettspiele führen, zeigt Jan Bojaryn an einigen Beispielen.

MegaCorps

Die Exorzisten

Wer den Namen kennt, kann sich den Inhalt denken. In »MegaCorps« verkörpern Spieler das Steckenpferd von Linken und Science-Fiction-Fans: Als multinationale Konglomerate drängen sie Konkurrenten aus dem Markt, verdienen Geld und kaufen Söldner. »MegaCorps« ist einfach gehalten und schnell gespielt. Mit zynischer Geschwindigkeit werden Staatsformen gewechselt und Kriege abgewickelt. Handelswährung ist der Euro. Autor Greg Costikyan erklärt den amerikanischen Käufern: »The dollar is so over. Sorry.« Im Interview erkennt man, dass ihm die Sache trotzdem ernst ist: »Die erste Version von ›MegaCorps‹ wurde vor über zehn Jahren entwickelt und von verschiedenen Herausgebern abgelehnt, bevor Z-Man zugegriffen hat.« Auch ein Brettspiel kostet Geld, allerdings weniger als Videospiele oder Filme. Und deswegen, meint Costikyan, gebe es hier viel mehr Innovation als anderswo. Besonders gefällt Greg seine neue Staatsform des 21. Jahrhunderts, die als Ereigniskarte im Spiel auftaucht: der Wikisyndikalismus. Was diese Erlösung nach der Demokratie sein mag, weiß er selbst noch nicht, aber der Name klingt gut. Wie »Pandemie« beweist »MegaCorps«, dass Spiele für Erwachsene mehr Spaß machen, wenn sie sich nicht mit Klischeethemen abgeben. »MegaCorps« ist im Original bei Z-Man Games erschienen, im deutschen Vertrieb bei Pegasus.

Auf bessere Themen als Kaffeeplantagen und Kunstauktionen versteht sich auch Henning Poehl. Er hat »Die Exorzisten« entwickelt und bedient sich konsequent beim Horrorkanon. In der Mitte des Spieltischs liegt die Besessene, und die Spieler erscheinen als Priester, exkommunizierte Nonnen oder Horrorfilmexperten am Krankenbett. Schnell beginnt ein gottloses Gezerre, bei dem es nicht um das Wohl der Patientin geht. »Die Exorzisten« erlaubt sich ein paar müde Kalauer, aber witzig ist es auch so. Während man Runde um Runde darum pokert, wer was mit Dämonen und Patientin anstellt, schleicht sich das ungute Gefühl ein, der Realität näher zu kommen. Auch Poehl entwickelt sein Spiel aus dem Thema, statt ein Regelgerüst beliebig einzukleiden. Vielleicht ist das Gewusel aus verschiedenen Siegbedingungen und Spezialaktionen deswegen anfangs nur schwer zu durchschauen. Aber nach kurzer Studienzeit wird »Die Exorzisten« deutlich einfacher. Dann sorgen die speziellen Spielerrollen für Abwechslung. Und die erstklassigen Illustrationen von Hitlerdämonen oder schmerbäuchigen Filmnerds lohnen allein schon den Kaufpreis. Warum man »Die Exorzisten« suchen muss und nicht bei gut sortierten Fachhändlern findet, bleibt unverständlich. Horrorfilme gelten doch auch nicht als schwer verkäufliches Nischenprodukt.

MegaCorps von Greg Costikyan (Pegasus Spiele / Z-Man Games, www.pegasus.de)

Die Exorzisten von Henning Poehl (Sphinx Spieleverlag, www.sphinx-spieleverlag.de)

Erosion

Kingpin

Auch »Erosion« ist besser für Erwachsene geeignet. Zumindest verstehen die eher die Ironie dabei, ein schnelles Kartenspiel um langwierige geologische Prozesse zu spielen. In 30 Minuten entstehen Berge, werden von der Witterung abgetragen und ins Flussdelta gespült. Jeder Spieler ist dabei selbst Berg. Man identifiziert sich zwar nicht mit den Kalksteinschichten, fiebert aber trotzdem mit, ob das freigelegte Fossil, das im Flussdelta landet, liegen bleibt und wie der Berg des Nachbarn aussieht. Die absolute Minimaloptik mit realistisch abgebildeten Gesteinsarten wirkt zuerst abschreckend, passt aber zum Thema. »Erosion« sieht trocken wie ein Erdkundebuch aus und ist trotzdem spannend. Ganz unauffällig kommt man einem Thema näher, das man ursprünglich völlig langweilig gefunden hat – zumindest lernt man etwas über fluviale Prozesse und Gesteinshärte. Wenn ein Spiel seinen Gegenstand halbwegs ernst nimmt, kann es dazu auch eine Menge sagen und zeigen. »MegaCorps«-Autor Costikyan (siehe oben) ist von der Eignung der Brettspiele als Lernwerkzeug zumindest überzeugt: Er hat bereits ein Lehrspiel über Stadtplanung für Chicagoer Schüler veröffentlicht. »Erosion« ist vielleicht genauso wenig ernst gemeint wie Costikyans Zukunftsvision. Aber nette Spielrunden bleiben besser im Gedächtnis hängen als Erdkundeunterricht.

Es ist fast unmöglich, sich »Kingpin« anzuschauen, ohne an »Sin City« zu denken: brutale Gangstergestalten in grellem Schwarz-Weiß, tödliche Amazonen und tätowierte Machos, eine freud- und morallose Stadt als Spielfeld. Bei »Kingpin« steht »Neo Noir Comic« schon auf der Packung. Beim Spielen denkt man schnell eher an Schach. Statt einer Farbe wählt man vorher eine von drei Gangs, die alle auf eigene Spezialisten statt auf genormte Türme und Springer setzen. Die Yakuza hat andere Möglichkeiten als die Mafia. Jede Spielfigur hat Eigenheiten bei Angriff, Bewegung und Verteidigung. Die verschiedenen Siegbedingungen fordern einen guten Überblick. Man spielt mit gerunzelter Stirn. Nach ein paar Runden verschwindet das Glück ganz aus dem Spiel, und Taktiker, die ihren Bruder in »Stratego« immer geschlagen haben, kommen groß raus. »Kingpin« kommt aus Polen, hat aber Vertrieb beim Heidelberger Spieleverlag. Nicht zuletzt, weil es so schick aussieht, hätte es mehr Aufmerksamkeit verdient. Dass es im Meer der Neuerscheinungen untergeht, ist nicht unwahrscheinlich. Aber auch Greg ­Costikyan hält im Interview fest, dass frische Ideen längst nicht nur Nachteile gegen die Spiele des Jahres haben: »Einige ungeheuer erfolgreiche Spiele waren bei ihrer Veröffentlichung erstaunlich originell.«

Erosion von John Douglass (Sphinx Spieleverlag / Sierra Madre)

Kingpin von R. & K. Cywicki, K. Hanusz, K. Gier (Heidelberger Spieleverlag, hds-fantasy.de)


064 Technik

ELECTRIC DREAMS 01 P

04 P 03 P

02 P

01 P iMosh Ein australischer Nerd hat einen MIDI-fähigen Gitarren-Controller erfunden, der die Bühnen-Performances grundlegend verändern könnte. Die Plastikgitarre verfügt über ebenso viele Druckknöpfe, wie eine klassische E-Gitarre Saiten und Bünde hat, und lässt sich somit normal greifen. Das Außergewöhnliche passiert erst unten am Korpus: »Angeschlagen« werden die Töne auf einem 8,4 Zoll großen Touchscreen. Durch unterschiedliche Finger-Positionen werden auf ihm völlig unterschiedliche Sounds generiert. Sustain, Filter, Tonhöhe, Contour – alle Parameter können stufenlos und intuitiv manipuliert werden. Und selbstverständlich lassen sich via MIDI auch völlig andere Instrumente als virtuelle Gitarren ansteuern. Wir nehmen fünf! Preis und VÖ unbekannt; www.misadigital.com

02 P Im Blick I Von Zeiss kommt dieser Tage eine Videobrille, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Entertainment für unterwegs so groß wie möglich aufzublasen. Die »Cinemizer Plus«-Brille wird an den Mediaplayer angeschlossen und sendet dann mit je 640x480 Pixel pro Auge das Bild in jedes Brillenglas. Das Sichtfeld beträgt dabei 32 Grad – was umgerechnet einem 45-Zoll-Fernseher entspräche, der zwei Meter entfernt aufgestellt ist. Die Brille ist zu den meisten Apple-Produkten kompatibel, funktioniert aber auch mit etlichen anderen Handys, Playern, Konsolen und Multimedia-Festplatten, unter anderem PSP, PS2, PS3 und Nintendo Wii. Inklusive 3-D-Tauglichkeit und individueller Dioptrien-Einstellung zwischen +3,5 dpt und -3,5! Ca. EUR 390; www.cinemizer.de

03 P Im Blick II Die amerikanische Firma Eyeclops, die sich auf Sehspielzeug spezialisiert hat, stand hier schon mal im Fokus. Kurz danach erhielt das Gerät, mit dem man sich die Haut des eigenen Haustiers live und um ein Vielfaches vergrößert im TV anschauen konnte, auf der Nürnberger Spielwarenmesse sogar den Innovationspreis 2008. Dieser Tage erschien nun Eyeclops’ Neuauflage des ebenfalls preisgünstigen, ebenfalls hochtechnisierten Nachtsichtgeräts. Mit »Night Vision 2.0« kann man bis zu 15 Meter in die Dunkelheit starren. Die Sichtbrille zum Umden-Kopf-Schnallen ist zwar vollständig aus Plastik, die verbaute Infrarottechnik steht teuren Geräten, für deren Habhaftwerdung man erst der US-Armee beitreten müsste, aber in fast nichts nach. Ca. EUR 50; www.eyeclops.com

04 P Transmission Den ersten Filter zwischen gespielter Musik und deren späterem Hörgenuss bildet meistens das Mikrofon. Das Glied jedes Aufnahme-Set-ups, das maßgeblich die Weichen für das Gesamtergebnis stellt. Wer jahrelang versucht hat, das richtige Mikro zu finden, weiß, wie subjektiv der Auswahlprozess vonstattengehen muss. Teuer? Billig? Fast egal. Die eigene Stimme klingt mit einem teuren Neumann-Mikro unter Umständen schlechter als mit einem für 200 Euro. Deshalb maßen wir uns auch gar nicht an, für das Audio Technica Bändchen-Mikro 4080 eine Kaufempfehlung auszusprechen. Es müsste erst jeder selbst ausprobieren. Wir sagen nur: Das Mikro, das vornehmlich bei Gesang, Akustik-Instrumenten und Schlagzeug Verwendung findet, gefiel uns gut. Ca. EUR 900; www.audio-technica.de


Verlosung

065

FÜR DICH Gewinnen wollen? Dann die richtige Antwort auf die Frage per E-Mail an verlosung@intro.de schicken. Alle Preise finden sich auch noch mal unter intro.de/gewinne. Viel Glück. Die Frage des Monats: Von manchem erfolgreichen Pop-Pärchen ist Jahrzehnte später nur eine Hälfte noch erfolgreich als Künstler tätig. Zu beobachten z. B. an Ike & Tina Turner oder auch Sonny & Cher. Wie lauten die Geburtsnamen der beiden Damen? a) Anna Mae Bullock & Cherilyn Sarkisian b) Neneh Mariann Karlsson & Sherilyn Fenn

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∏ 1 Partyshot-Set von AXE: Der »AXE Effect« ist hinlänglich bekannt – der verführerische Duft sorgt fürs Aussetzen der rationalen Denke beim weiblichen Geschlecht. Das Werbekonzept zahlt sich aus: Eine aktuelle Studie ergab, dass 87 % der 16- bis 28-Jährigen den AXE-Effekt kennen – und fast jeder Dritte hat ihn schon am eigenen Leib erfahren. Damit du den AXE-Effekt für die Nachwelt festhalten kannst, spendiert AXE ein Set aus Sony Partyshot Station und einer Sony DSC-WX1 Digitalkamera, die sich Motive per Gesichtserkennung selbst aussucht. ∏ 2 Michael Jacksons »This Is It«: Die Vorbereitungen zu einer Tour, die nie stattfinden sollte. Am 25.02. erscheint das letzte Vermächtnis des »King Of Pop« auf DVD und Blu-ray (Sony Pictures). Wir verlosen je zwei DVDs und Blu-rays und ein Sony Ericsson Multime-

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dia-Handy »Aino« mit 3-Inch-Touchscreen und 8,1-Megapixel-Kamera. Eine Zugriffsmöglichkeit auf die Playstation3 ist bereits vorinstalliert. ∏ 3 Exklusiver Schmuck von Warsteiner: Zeitgenössisches Design meets urbane Clubkultur – der Münchner Schmuckdesigner Patrick Muff entwarf eine exklusive, auf je 100 Stück limitierte Kollektion, die Materialität auf das Wesentliche konzentriert. Ein Siegelring und ein Amulett sind dabei entstanden. Wir verlosen zwei Sets im Wert von je ca. 600 Euro. ∏ 4 Finlandia Vodka PURE Flask Clubedition: Drei renommierte deutsche Clubs – der Hamburger Baalsaal, das Münchner Harry Klein und die Frankfurter Bar Bastos – haben für Finlandia Vodka einen jeweils auf 150 Stück limitierten Flachmann designt, erhältlich sind die drei in ausgesuchten Shops und Clubs in Berlin, Hamburg, Mün-

chen, Frankfurt und Köln sowie online. Übrigens für einen guten Zweck: 25 % des Erlöses gehen an die Initiative Viva con Agua. Wir verlosen ein Set mit allen drei Flasks. www.pure-water-initiative.de ∏ 5 Greenality T-Shirts: Clothing with attitude! Greenality verlosen fünf schicke »Tiger Lilly«-Shirts aus Bio-Baumwolle mit Fair-TradeHintergrund für Style mit gutem Gewissen! www.greenality.de ∏ 6 DVDs und so: Mit »Family Guy – Irgendwie, irgendwo, irgendwann auf der dunklen Seite« erscheint quasi »Episode 5«, also der zweite Teil von Seth MacFarlanes »Star Wars«-Parodie. Wir verlosen drei Blu-ray Box-Sets (Fox). »Taking Woodstock« ist Ang Lees Hommage an den summer of love und zu gleichen Teilen mitreißende Komödie wie einfühlsame Coming-of-age-Geschichte. Verlosen wir je zwei Mal als DVD und Blu-ray (Universal).


066 Probefahrt Platten vor Gericht

Intro.de-User: Mitmachen und via pvg@intro.de als Juror bewerben!

01

Vampire Weekend Contra XL / Beggars Group / Indigo

02

Owen Pallett Heartland Domino / Indigo

03

OK Go Of The Blue Colour Of The Sky Capitol / EMI

04

Delphic Acolyte Coop / Universal

05

Kashmir Trespassers AR-Express / Sony

06

Hot Chip One Life Stand EMI

06

Spoon Transference Anti- / Indigo

07

Die Sterne 24/7 Materie / Rough Trade

08

Astrid Swan Better Than Wages Cargo

08

Timid Tiger And The Electric Island Columbia / Sony

All Time Faves

Fettes Brot

The Raveonettes

Aydo Abay

Björn Beton, König Boris, Dokter Renz

Sune Rose Wagner, Sharin Foo

Ken, Ex-Blackmail

Ø 6,00

Ø 4,60

Ø 7,00

Ø 6,55

DR: Klasse, Petra! Vier verspielte Fuchswelpen toben am ersten Frühlingstag über den moosigen Waldboden. (10)

SRW: I like it. They have a number one album in the US with Caribbean sounds. Who would have thought? Incredible. SF: I’m not crazy about it. It doesn’t appeal to me. (5)

Perfekte Studentenmusik, gemacht von Studenten für Studenten. Angenehm zu ­hören, ich will auch Student sein. (7)

J: It’s kind of a male Björk. I recognize they write good melodies, but it’s not my ­style. For people who like this kind of shit, this is Led Zeppelin. (6)

DR: Toll, Klaus! Eine Nachtigall im Körper eines Kamels torkelt tagträumend durch die Wüste. (8)

SRW: I don’t like it. I don’t think they’re very good songs. SF: I sort of like it. I have a feeling that it’s a kind of album you have to listen to several times. (5)

Klassik-Pop. Großartig. Durchdacht bis zum Hinfallen. Volle Punktzahl. (10)

J: The music reminds me of Frank Zappa. B: There are so many different things going on in my head. I love it, I think it’s very cool. Really well arranged. (9)

DR: Prima, Antje! Vier Kirchenmäuse mit lackierten Fingernägeln huschen durchs Gebälk und entzücken den Organisten. (6)

SRW: I think it’s the best so far. SF: Yes, I think so, too. (7)

Die Band mit einem der coolsten Musikvideos ever kann entspannt an so eine Platte rangehen. Hängen geblieben ist jetzt nichts, aber klingt gut. (6)

J: I honestly can’t stand these guys. Okay, but this is pretty awesome. I do stand corrected. Really cool synth sounds, funky guitars. It’s like a methrock Prince. (8)

KB: Eine der Bands, bei denen ich mir nie sicher bin, ob sie große The-Cure-Fans sind oder ob sie die Band gar nicht kennen. Ganz okay, aber es gibt davon sooooooo viele. (5)

SRW: In the middle of the road, I’d say, it’s not bad, but it’s not that good either. (5)

Return of the keyboard – endlich. Steh ich ja total drauf. Und auch sehr gut umgesetzt. (7)

We like it, sounds like a more electronic Mew thing. (8)

BB: Im Netz steht, man vergleicht sie mit Radiohead. Dann hör ich jetzt erst mal Radiohead. Aber Dänen lügen nicht. (4)

SF: I’m not a big fan of Kashmir. Sounds like any other Kashmir album to me. SRS: I agree. (4)

Immer die gleiche Gesangsmelodie seit drei Platten, find ich gut. Krass, dass ‘ne Band mit einer Melodie auskommt. Atmosphäre stimmt. (7)

B: I’ve always liked this band. They’re not reinventing the wheel, but they always have their own spin. J: I’ve got a thing for rock organ, too. It’s such a classic. (7,5)

BB: Jetzt weiß ich, warum die anderen Platten von Hot Chip an mir vorbeigingen. Das ist mir zu schwermütig. Ich wünschte mir, ich fände sie besser. (6)

SRW: I am not impressed. SF: First when it started, I kind of liked it, but then the vocals came on. (4)

Hot Chip haben auf jeder Platte zwei oder drei gute Stücke, der Rest plätschert, aber der plätschert gut. Und »One Life Stand« ist ein sehr guter Albumtitel. (7)

B: I like anything with a chip in it. Potato chip, chocolate chip. J: Somebody in this band likes a-ha. Sounds like A Flock Of Seagulls. B: I give the name an A. (4)

DR: Spitze, Michi! Vier befreundete Maulwürfe hocken in einem dunklen Gang und mampfen Eintopf. (6)

SRW: Very boring, not really good songs, nothing that grabs you. SF: They’ve done some cool stuff in their history. (5)

Spoon machen immer sehr gute Songs. Koppeln die immer schön mit ein paar Musikerwitzen. Garant dafür, dass ein Album Spaß macht. (9)

J: They’re using a lot of vintage sounds. Kind of mellotron in the beginning. Really cool harmonies going on. (9)

KB: Haben wohl die eine oder andere Nacht in der Disco verbracht. Das und die wie immer guten Texte von Spilker machen eine moderne Sterne-Platte. Super. (8)

SRW: That’s a tough one. I wasn’t impressed, but I wasn’t thrown off. (5)

Respekt, dass die wieder nicht langweilig ist. Das haben die meisten Newcomer nicht geschafft. Find die Platte interessant, umhauen tut sie mich nicht. (6)

Sounds like slap guitar. Waiting for a change. Kind of »feeling good« music. This is good. J: I could dance to this. (6)

BB: Bin ich der Falsche. Emotional muss ich in dem Bereich abgestumpft sein. Vielleicht zu viel Stefan Raab. (2)

SRW: It’s pretty middle of the road electro rock. SF: There’s a lot of Blondie and friends. SRW: It’s not terrible. (5)

Gefällt mir nicht, ist überhaupt nicht meine Musik. Aber ist nett gemacht. (4)

J: I’m a sucker for female singers, I just imagine they’re singing for me. See, she wants to cook for me. Uh-oh, she just ruined it. B: It’s not about you at all. (7)

KB: Moderne Popmusik aus Köln. Klingt sehr englisch. Ein bisschen zu Neunziger für mich, aber ganz schön. Erinnern mich an die New Radicals. (5)

SF: That’s the worst I’ve heard so far. Didn’t like the song, didn’t like the voice, the sound. SF: Don’t like the lyrics. (2)

Das ist Spiegelromantik und wird bestimmt seine Freunde finden. (7)

B: Sorry. There are 5000 bands who do exactly the same thing. J: So – why? ­Sorry, Cologne. (1)

The Pharcyde A Bizar Ride To The Pharcyde Bob Marley Legend The Clash London Calling

My Bloody Valentine Loveless Suicide Suicide Bob Dylan Subterranean Homesick …

Chokebore It’s A Miracle Electric Light Orchestra Out Of The Blue Fuck Buttons Tarot Sport

Jeff Buckley Grace Crosby, Stills, Nash & Young Déjà Vu Faith No More Angel Dust

The Dillinger Escape Plan Ben Weinman, Jeff Tuttle


Probefahrt

067

Eric Pfeil

Nadine Vasta

Alkaline Trio

Enno Bunger

snorej

11Freunde

Musikjournalist, Autor

Viva-Moderatorin

Matt Skiba, Daniel Andriano, Derek Grant

Nils Dietrich, Enno Bunger, Bernd Frikke

Intro.de-User (Postings: 8.894)

Imke Ankersen

Ø 5,60

Ø 6,90

Ø 4,90

Ø 6,30

Ø 6,00

Ø 5,90

Die haben mich 2008 aus meiner Popmusikverdrossenheit gerettet. Sind vielleicht die weißesten Jungs alive. Ist mir aber egal. Großäugig. (8)

Ähnlich wie ihr letztes Werk: kreativ, instrumentell abwechslungsreich und noch mehr Afrobeat!! Ich bin Fan! (10)

Dan: I like the Talking Heads style. Sounds pretty cool, it’s very different. Reminds me of Sufjan Stevens. Derek: Not really my thing. I can’t dance to it. Dance like an asshole. (8)

E: Weltmusik von heute. Paul Simon auf Speed. B: ABER leider nicht wirklich was Neues im Vergleich zur ersten Platte, oder? Wem das genügt, bitte schön ... (6)

Ich steh ja total auf diese Afrisounds. Gabriel & Co. find ich schrecklich / Police mag ich. (9)

»Taxi Cab« grandios, »California English« nicht schnell genug den Aus-Knopf gefunden. Wird aber mit jedem Mal hören besser. Nächste Woche bin ich vielleicht Fan. (7)

7,60

Das kathedralenartig Emporstrebende hieran ist gut. Die Laptop-Rappeleien indes nerven wie Drahtseile. Patrick Wolf isst vor Neid seine Violinensammlung auf. (6)

Großartiges Werk voller Poesie und musikalischer Findigkeit. Die Stimme ist manchmal etwas gewöhnungsbedürftig und hat durchaus Nerv-Potenzial. (7)

It’s like a soundtrack. Sounds like music to a Baz Luhrmann movie. If there was a movie attached to this, it would get one point more. (3)

E: Faszinierend. Großartige Kompositionen. Das dürfte selbst bei der GEMA als EMusik durchgehen. (10)

Wahnsinn, schöne Arrangements und Instrumentierung. Eine Schönheit, ehrlich, ich schwör. (8)

Prinzipiell mag ich ja melancholische Kanadier, aber dieser hat’s mir so gar nicht angetan. (4)

7,00

Ideen! Einfälle! Unfug! Käse!! Prince spielt mit den Flaming Lips und Ween unangeschnallte Zu-viel-ist-besserMusik. Hat alles, was bei Hot Chip fehlt. So geht Musik! (9)

Klingt sehr nach Prince. Funkige Gitarren-Riffs und dieses japsende Falsett. Ich find’s ganz cool. Lieblingslied: »While You Were Asleep«. (9)

We like the production. It’s good. (8)

B: Zwischendurch höre ich da ein wenig Lenny Kravitz raus. Das gefällt mir! E: Hab ich beim Aufräumen gehört. Vielleicht mochte ich’s deswegen nicht. (6)

Schöne Drumsounds mit ordentlich Bumms. Poppige Melodien, irgendwie so 90erStyle. (5)

Ist mir irgendwie zu anstrengend, finde keinen richtigen Zugang. (5)

6,90

Maggie Thatcher. (5)

Was-machen-wir-noch-heute-Abend-Musik. Das Album der drei süßen Engländer gehört ab sofort zu meiner Lieblings-Samstagabend-Sammlung. (9)

It’s pretty. Derek: I like the parts of Mew and Sigur Rós here and the techno aspects. (5)

B: Wie Bloc Party, nur lahmer mit mehr Flippersounds. Warum ist das der neue Hype? E: Könnten so einen Spoiler-Artikel schreiben, wie Intro das immer macht. Ich mag’s. (6)

Hör ich da Handclaps? BlocPostal-Dingsbums. (7)

Ja, ich mag’s überraschenderweise auch, aber ich versteh den Hype nicht. (7)

6,40

Tortenmusik. Für a-ha-Fans mit bipolarem Defekt. (3)

Mädchenmusik! Wundervolle Band und diese Stimme. Man sollte sich die Platte ein paarmal anhören! Geduld, bitte! (9)

It sounds like the color »beige«, but it sounds good. (7)

E: Neue Lieblingsband. Irgendwo zwischen Alberta Cross, Muse und Keane. B: Bewegend. Euphorisch. Groß. Mag besonders die Gesangsstimme. (10)

Brauch ich wie verfärbte Jeans. Dann lieber einen kratzigen Islandpullover. (3)

Klarer Skandinavien-Bonus, kann ich was mit anfangen. Ein bisschen wie Kent und aber irgendwie auch wieder gar nicht. (8)

6,25

Wahrscheinlich eine tolle Band, aber nicht meine. Ich bevorzuge meinen Pop naturalistischer. Die Musik der anderen. (4)

»Made In The Dark« war schon ein geiles Album, aber das ist auch wieder erste Sahne. Future-Electro-Pop geht immer noch! I’m ready for the dancefloor! (10)

There are a lot of computers going on. Is it a girl singer? A little bit of Pet Shop Boys. Matt: Trippin’ balls. (5)

B: Solides drittes Album. Überzeugte mich erst nach mehrfachem Hören. Die gelegentlich auftretende Chipmunk-Stimme gibt Abzüge in der B-Note. (6)

Tolle Platte, hab nix anderes erwartet. Muss mehrmals hintereinander gehört werden. (10)

Ich versuche dem Electrokrams offen gegenüberzustehen und denke: nettes Stimmchen. Geht mir aber bald auf die Nerven: »Hör auf zu heulen, du Memme!« (4)

6,00

Knäckebrot. Mag ich manchmal. (6)

Indie-Rock mit langweiligen Texten. Wenn ich mal richtig schlecht drauf bin, höre ich noch mal rein. Nix für mich. (2)

Never wanna hear this again. It’s not getting better. Sorry guys. It’s nothing personal. (2)

E: Ich musste früher einer Nachbarsoma immer Milch bringen. Gab mehr Geld, wenn ich auf dem Klavier gespielt habe, das so kaputt klingt wie hier. Tolle Platte. (7)

Gibt mir nix. Sorry, Lise, beim letzten »PvG« noch als Vergleich herangeholt. (6)

Das ist endlich was Solides für mich. Wieso kannte ich die bisher nicht? (8)

6,00

Haben im Kölner King Georg ein Jahrzehntkonzert an der Grenze zum Tumult gespielt. Schön, dass diese tolle ewige Schülerband noch mal so einen Schritt gemacht hat. (8)

Wollen in den Disco-Himmel und singen sich mit geistreichen und belebenden Passagen in den deutschsprachigen Pop-Palast. Nicht so meins, aber trotzdem: (6)

Matt: Something I’d never listen to. Sorry, don’t like it. (2)

E: Super, das erste vertonte Werner-Zitat (»Nach fest kommt lose«)! B: Für mich leider weder Fisch noch Fleisch. E: Vielleicht sind sie ja auch Vegetarier? (5)

Die Sterne 2.0, oder was? Na ja, so lala. Frittenbude sind geiler. (4)

Ich weiß es nicht, aber ich kann die Sterne nur noch nett und belanglos finden. Vielleicht, weil es inzwischen genug deutsche Bands mit besseren Texten gibt? (5)

5,50

Musik, die in ihrem Streben nach kommerziellem Pop ein großes »HÄ?!« formuliert. Der Grat zwischen aufgekratztem Powerpop und ödem Formatradiorock ist ein Fädlein. (3)

Die aufgesetzte raue Stimme und dazu diese Indie-Attitüde. Astrid und ich werden keine Freundinnen. (2)

Sounds like Feist. Pretty good. She’s got cool influences. Is it a band? Or a singer? Matt: I think it’s a boy. (6)

E: Für mich nach Sunrise Avenue und The Rasmus die schlechteste Musik Finnlands. Dagegen sind Bomfunk MC’s ja fast schon ein Segen. (0)

Allein schon, weil Astrid die einzige Frau bei »PvG« ist, gibt es acht Punkte. Völlige Solidarität. (8)

Sheryl Crow ist zurück, war mein Gedanke beim ersten Track. Der Angstschweiß legte sich beim zweiten, aber weiterhören wollte ich trotzdem nicht. Nicht meins. (4)

4,10

Überschwappender NeoAchtziger-Indie-Humtata. Ich höre so etwas privat nicht, aber ich helfe Menschen, die diese CD besitzen, gerne über die Straße. (4)

Indie-Electro-Pop made in Cologne. Die Platte höre ich beim Wäsche-Aufhängen oder so. (5)

Dan: Sounds like Modest Mouse. I think that was going to Rick Astley land. (3)

B: Eine Platte voll mit lustigen Popperlen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. E: Die deutschen Gorillaz? Nicht meine Lieblingsmusik, aber gut gemacht. Tolles Video. (7)

Was ist das denn? Eierlegende Wollmilchsau? Geht gar nicht. (0)

Interessant und macht mir aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen tierisch Bock auf einen Road-Trip entlang der südafrikanischen Wild Coast. (7)

4,10

Robyn Hitchcock Eye Adriano Celentano Le Robe Che Ha Detto Adriano Nick Lowe Jesus Of Cool

Velvet Underground Velvet Underground The Beatles Abbey Road The Strokes This Is It

The Smiths The Queen Is Dead The Clash The Clash Misfits Walk Among Us

The Beatles Abbey Road Sigur Rós Ágætis Byrjun The National Boxer

The Ahmad Jamal Trio The Awakening A Tribe Called Quest Midnight Marauders Crosby, Stills & Nash CSN

Shout Out Louds Howl Howl Gaff Gaff Leonard Cohen The Essential Leonard … The Smiths The Queen Is Dead

Ø


+ + + + +

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Intro empfiehlt

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Two Door Cinema Club Tourist History

Crookers Tons Of Friends

Timid Tiger ...And The Electric Island

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Zack And Miri Make A Porno

Durst

Bronson

Jürgen Teipel Ich Weiss Nicht

Intro Edition Asien 05 Haze

Intro Edition Asien 06 Sakuran – Wilde Kirschblüte

Cooperative Music/Universal CD

Senator/Universum DVD oder Blu-ray

Dumont Buch

Ministry Of Sound/Edel CD

MFA/Ascot Elite DVD oder Blu-ray

Intro/Rapid Eye Movies/Al!ve DVD

Columbia/Sony CD

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Probefahrt

069

Intros liebste Platten 01 Beach House

Teen Dream

24/7

Fire Like This

Tons Of Friends

Have One On Me

Go

Work

And The Electric Island

No Hope, No Future

Youth

Plastic Beach

Crossing The Rubicon

Yes We Ken Diverse Schallbladd – Sagen aus … Lightspeed Champion Life Is Sweet! Nice To Meet You

02 Die Sterne

03 Blood Red Shoes 04 Crookers

05 Joanna Newsom 06 Jónsi

07 Shout Out Louds 08 Timid Tiger

09 Good Shoes

Gorillaz

Planet deiner Affen Vom Leben gezeichnet, von Damon Albarn geküsst: Die Gorillaz wurden im letzten Jahrzehnt zu einer Art Simpsons der Charts. Über alle Zweifel erhaben, verströmten sie großzügig Coolness und Style in die Breite. Doch: Das war vor Jahren. Und was ist jetzt? Tun wir doch für einen kurzen Moment noch mal so, als sei 2001: Wir nicken im Takt zu »Clint Eastwood« und erfreuen uns an den apokalyptischen Anime-Videos mit Charakteren namens Noodles und 2D auf Viva Zwei. Blur liegen in den letzten Zügen, was uns aber egal sein kann, solange Damon Albarn mit seinem Partner Jamie Hewlett die animierte Fantasyband Gorillaz mit Leben füllt. Kurzum: Die künstliche Band war in ihrer Hochphase in Form und Inhalt heißester Scheiß. Seit dem zweiten Album »Demon Days« sind aber nun auch schon wieder fünf Jahre vergangen, eine ziemlich lange Zeitspanne gerade in Pop, was man allein schon daran sieht, dass es Blur zwischenzeitlich wieder gibt, Musikfernsehen im TV aber mittlerweile nicht mehr. Das letzte musikalische Lebenszeichen der Band war zu allem Überfluss auch noch eine praktisch unhörbare obskure Oper namens »Monkey: Journey To The West«, die nicht in den Kanon zeitgenössischer Popkultur aufgenommen wurde. »Plastic Beach« nun stellt einen durchaus gelungenen Flashback dar, die erste Single »Stylo« featurt neben überpräsenten Synthies gekonnt alte Heroen wie Mos Def und führt damit die beliebte Gorillaz-Kollabo-Tradition fort – auf Album Nummer drei liest sich die Gästeliste tatsächlich wie eine Hälfte der MTV Awards (Snoop Dogg, De La Soul) oder alternativ das Indie-Dschungelcamp (Mark E. Smith, Lou Reed). Was entgegen mancher Erwartungen aber nicht zum Schlechtesten gereicht – immerhin ist das Leben am »Plastic Beach« genauso bekifft-entspannt, voll geiler Bass- und schillernder Hooklines und letztlich eben auch toller Popmomente wie damals 2001. Vielleicht in diesem Fall sogar: poppigerer Momente als je zuvor im Gorillaz-Kosmos. Peter Flore

Ein Hoch auf alle Bands, die eine überkandidelte Inszenierung dem Starkult vorziehen. Dieser Gestus war es, der einst The KLF zur besten Pop-Band aller Zeiten veredelte. Dass sich Gorillaz seit 1998 dem Promo-Hamsterrad verweigern, indem sie aus der Vision der MenschMaschine Mensch-Cartoons machten und deren Figuren auf die Bühnen schickten, schien zunächst vergleichbar interessant. Aber wo die Inszenierung bei Kraftwerk, The KLF oder The Residents eine Haltung oder Idee transportierte, blieb bei Gorillaz immer der Verdacht haften, die Musiker gäben sich womöglich nur einer ulkigen Maskerade hin, weil sie zu faul für den normalen Band-Stress geworden waren. Zurück blieb ein Brachland aus Zweifeln, das mit grellem Merchandise-Krempel notdürftig getarnt wurde. Egal: Millionen Fans hatten einen guten Vertrag mit Gorillaz. Sie ertrugen jede weitere FantasyNuance, solange sie als Faustpfand die Überhits erhielten, die entlang des (ganz ehrlich doch auch nur leidlich coolen) Gorillaz-Popmixes abfielen. Diese Hits, und nur sie, sicherten den Burgfrieden. Bis heute. Denn um es kurz zu machen: Heute hat »Plastic Beach« nur noch einen halben guten Refrain (den von »Stylo«) – und der holt sich seine Hookline auch noch völlig unironisch bei »Stayin’ Alive«. An dieser für Bands normalerweise nicht tragischen Neuentwicklung (EIN schlechtes Album, na und?) gerät das schiefe Pop-Kunstwerk Gorillaz plötzlich gefährlich in Schräglage. So verdient sich Albarn und Co. um die Pop-Welt gemacht haben – das Hologramm verblasst eben, wenn im Kreativzentrum die Batterie leer ist. Und dann bleibt was übrig? Genau: nichts. Felix Scharlau Gorillaz »Plastic Beach« (EMI)

10 Kissy Sell Out 11 Gorillaz

12 The Sounds 13 Ken 14 15

Lesers liebste Platten 01 Tocotronic

Schall & Wahn

Contra

xx

Vexations

Heartland

Sainthood

One Life Stand

Them Crooked Vultures

Declaration Of Dependence

Sigh No More

In This Light And On This Evening

Origin:Orphan

Acolyte

The Fame Monster

02 Vampire Weekend 03 The xx

04 Get Well Soon 05 Owen Pallett 06 Tegan And Sara 07 Hot Chip

08 Them Crooked Vultures 09 Kings Of Convenience 10 Mumford & Sons 11 Editors

12 Hidden Cameras 13 Delphic

14 Lady Gaga

15 tUnE-yArDs

BiRd-BrAiNs

Eure Top 10 an Intro, PF 19 02 43, 50499 Köln oder

an charts@intro.de. Verlosungsgewinne winken.


070 Probefahrt

Alkaline Trio This Addiction Heart & Skull Hassle / Soulfood Nachdem Matt Skiba und Genossen mit »Agony And Irony« zuletzt eines ihrer schlechtesten Alben abgeliefert hatten, musste sich wahrlich einiges ändern. Alkaline Trio sind, nach dem Exkurs zu Sony, nun also wieder Indie. Beziehungsweise eher so halb, denn der aktuelle Laden gehört zum Mega-IndieLabel Epitaph. Im Prinzip also genau wie die Musik: nicht so richtig Underground, aber auch kein Mainstream. Somit hat sich musikalisch denn auch gar nicht so viel getan am Ende der Aufbruchszeit. Die Band geht erneut auf: düster, melancholisch, melodisch. Lediglich die Produktion findet sich variiert. Alles klingt unfetter, es gibt keine Streicher mehr, dafür den Schwerpunkt Punkrock. Man knüpft damit in der eigenen Historie an »Goddamnit« und »This Addiction« an. Ach ja, und den mittlerweile üblichen Promo-VorabGig absolvierte das Trio getreu der Ausrichtung der Platte: Matt Skiba war (mindestens) besoffen, hielt sich kaum an die Setlist, sondern spielte mit seinen Kollegen vielmehr Songs auf Zuruf. Das ist eins a fahruntüchtige Oldschool. David Winter

Baby Dee A Book Of Songs For Anne Marie Tin Angel / Indigo Mit Mitte 50 und dem Album »Safe Inside The Day« wurde Baby Dee vor zwei Jahren als große Entdeckung gefeiert. Und dabei schnell in die Kategorie der Verqueer-Exzentrischen einsortiert, wie unlängst in der Tageszeitung Die Welt in einem Rückblick auf die 00er-Jahre als »das Jahrzehnt der komischen Vögel«. Begründung: »Der schwule Troubadour Rufus Wainwright mit seiner Neigung zu Bombast, italienischer Oper und scheußlichen Anzügen; der dickliche New Yorker Antony Hegarty« und die »geheimen Freuden gewaltsamer Liebe«, schließlich »die Dreirad fahrende, transsexuelle Sängerin Baby Dee, die sich mitunter als Bär verkleidete«. Da wird mit einem Handgriff alles von der Heteronorm Abweichende zum großen Komischvogeltum gestempelt, nur um es in die enge Ecke des schlechten Geschmacks zu verweisen. Die Musik von Baby Dee bleibt davon unberührt. Der Songzyklus für Anne Marie wurde bereits vor »Safe Inside The Day« geschrieben und erschien vor einigen Jahren in Buchform, in einer Auflage von 150 Stück. Nun sah Baby Dee die Zeit gekommen, diese Liebeslieder mit Harfe, Piano und der Hilfe von Arrangeur Maxim Moston neu in Form zu bringen. Und zwar in eine kammermusikalische Form, in der

die Intensität der Gefühle stets einem Übermaß an Affektiertheit entspricht. Das ist die hohe Kunst der Sublimierung. Liebe im Rokokogewand. Arno Raffeiner

Beach House Teen Dream Bella Union / Coop / Universal Ganz sicher, »Teen Dream« wird 2010 für viele Menschen zu den Alben des Jahres gehören. Nicht nur für diejenigen, die schon die beiden Vorgänger des Duos aus Baltimore abgefeiert haben. »Teen Dream« ist ein klassisches Lieblingsalbum. Wer bisher dachte, der atmosphärische Dream-Pop von Beach House eigne sich nur als Hintergrundmusik, die man im Bett hört, um besser einschlafen zu können, wird spätestens mit ihrem dritten Album eines Besseren belehrt. Bereits der Opener »Zebra« transportiert trotz aller elegischen Verträumtheit eine beeindruckende Dringlichkeit, die jeden in den Bann zieht. Die Ende letzten Jahres veröffentlichte Single »Norway« zeigt exemplarisch: Auf »Teen Dream« liefern Beach House wie gewohnt großartige Flächen und Atmosphären ab, sind dabei jedoch so eingängig wie noch nie. Bitte dieser Band ganz viel Aufmerksamkeit und Liebe schenken! Manuel Czauderna

Broken Bells Broken Bells Sony Man traf sich erstmals vor etlichen Jahren Backstage auf dem Roskilde Festival. Und man wusste sich sofort sehr zu schätzen, menschlich wie musikalisch. Dennoch ungewöhnlich, dass gerade Danger Mouse alias Brian Burton und James Mercer, Kopf von The Shins, gemeinsam eine Band ins Leben rufen. Kein Projekt, sondern eine richtige Band namens Broken Bells. Das gleichnamige Album vereint das Beste beider Welten, indem es Melodie und Experiment, Songwriting-Know-how und Studiokniffs zusammenführt. James Mercer ist für die Gesangs-, Gitarren- und Bass-Parts zuständig, Brian Burton sorgt an Schlagzeug, Tasten etc. für die Spurendichte. Auf dem Papier mag es zwar anstrengend klingen, wenn von IndieFolkSoulHipHop, Karneval-Orgel, futuristischen Sounds und teilweise hippiesker »Age Of Aquarius«-Stimmung die Rede ist – aber die Songs wirken geradezu aufgeräumt und eingängig. Zwischen Falsett und sonorem Crooner lässt Mercer ungeahnte Vielfalt walten. Dass sein Gesang in jeder Lage Flügel verleihen kann, weiß man nicht erst seit dem feinsinnigen »Garden State«-Soundtrack. Henrik Drüner

Bilderbuch Nelken & Schillinge Schoenwetter Schallplatten / Broken Silence / VÖ 05.03. Newcomer ­runterputzen – na, danke für diesen Job. Markenname und Artikel­ bezeichnung machen schon mal Sorgenfalten im zerfurchten Gesicht, obwohl: »Schillinge«? Damit hat man doch früher selbst mal die Flädlesuppe gezahlt, als Falco noch lebte und AustroPop noch leiwand war. Also auf eine Wiener Überraschung gehofft und enttäuscht worden. Das ist ja Muse auf Deutsch, das ist ja Kunst, da wird sinnlos »Calypso! Calypso!« neben den Text geschrieen, fast wie bei den nervigen Bonaparte. Songs mit zehn Parts, Offbeats, repetitive Lyrik (»Man schlägt drauf, bis der andere keucht«), alles schön »fett« produziert und doch völlig banal. In den guten Momenten haben Bilderbuch die rhythmische Klarheit einer Band wie Fotos, doch eigentlich ist es Schweinerock der SeligSchule mit wirren Versatzstücken. Und »wirr« ist nicht gleich »Wahnsinn«, den die Band wohl ausstrahlen soll. Damit soll sich doch bitte die Pop-Akademie oder ein Majorlabel beschäftigen. Benjamin Walter

Bunny Lake The Beautiful Fall Universal Bunny Lake, aha. Das neue, aufregende, 80er- bis 90erSounds abfeiernde Electropop-Ding kommt also aus Wien und heißt Suzy On The Rocks, Christian Fuchs und Dr. Nachtstrom. Kann ja sein! Kommt auf jeden Fall ziemlich geradeaus und knackig, wenn das dritte Studioalbum »The Beautiful Fall« der in düsterem Englisch gelangweilt daherrotzenden Clique auf dem Weg zum Aldi around the corner im Walkman läuft. Ehrlich gesagt sogar so catchy und auf den Punkt, dass es nur schwer gelingt, am Gemüseregal nicht Hugh-Grant-in-Love’esk den Casual-Dancefloor heraufzubeschwören. Läuft sich dann auch superenergisch im Takt und mit Schampus im Arm aus dem Laden. Und weiter geht’s. Vielleicht Richtung Velvet-Undergroundmeets-Eurodance-Party? Obwohl – noch schöner wäre es eigentlich, den Abweg in das drogige »Ganz Wien« von Falco zu nehmen, das die verträumt zweistimmigen Horrorfans auf dem Album so wunderbar exzesshymnenhaft covern. Ja, genau so eine Hymne war mal wieder dran. »Ganz Wien ist heut auf Heroin / Ganz Wien träumt mit Mozambin / Ganz Wien, Wien, Wien greift auch zu Kokain / Ganz Wien ist so herrlich hin.« Da ist es fast bisschen egal, dass die Songs teilweise zu eingängig bis cheesy aufgebrezelt sind. Bunny Lake kommen gut. Weil

Wien, dieses Taschenmesser, lieben wir ja eh schon wie bekloppt. Christin Schalko

Bomb The Bass Back To Light !K7 / Al!ve Ließ sich Produzentenlegende Tim Simenon für »Future Chaos« aus dem Jahr 2008 noch dreizehn Jahre Zeit, hat er es mit dem Nachfolger »Back To Light« seines Projektes Bomb The Bass spürbar eiliger gehabt. Dort fährt er Electropop der melancholischen Sorte ab – teilweise an Hot Chip oder die Junior Boys erinnernd, ohne jedoch deren aktuelle Smartness zu erreichen. Es piept und wabbelt dahin, wird selten aufdringlich oder gar dramatisch. Dafür gibt es, klar, immer wieder Reminiszenzen an Acid und Techno der 80er-Jahre. Der Gastbeitrag von Martin L. Gore beim Abschlusstrack »Milakia« ist übrigens komplett überflüssig und wohl nur zustande gekommen, weil Simenon einst Depeche Modes »Ultra« produziert hat. Dafür darf Gore jetzt ein bisschen auf dem Synthesizer spielen. Okay, »Back To Light« ist nicht komplett verhauen und eignet sich zum Fahrradfahren oder Wohnungsputz. Der Wahnsinn und die Bombe jedoch finden woanders statt. Florian Tomaszewski

Dashboard Confessional After The Ending Universal Das Ende des in Schönheit sterbenden Emo-Cores rief in Intro #156 die DashboardConfessional-Titelstory aus (mit dem Claim »You Killed Emo«). Danach machte speziell jene Band auch keine gute Figur mehr. Unschlüssige Alben, die schnell vergessen waren. Auf »After The Ending« klingen Ender und die Jungs nun wieder besser, wieder mehr nach »Red Letter Day« – selbst wenn das von den Get Up Kids stammt. Egal, Hauptsache, man macht wieder einen auf liebenswert und liefert ab. Nette Emo-Platte aus dem Sarg. Aber, fuck, das Duett mit Eva Briegel von Juli ist nicht vergessen. Lutscht weiter am Rock von einem Durchbruch im Formatradio, der hier so nie mehr kommen wird. Linus Volkmann

Diverse Pop Ambient 2010 Kompakt Was ist Pop Ambient? Bereits zum zehnten Mal darf man sich an einer Begriffsklärung versuchen: Pop Am­bient ist wie Stillstand im Chaos. Wie iPod-Stöpsel auf Anschlag mitten im Samstagnachmittagsgedöns. Wie akustische Wa-


Probefahrt

berwatte im Ohr als Schutzschild vor der Shoppingterrorwelt jenseits der privaten Musikblase. Gerade so wie im diesjährigen Definitionsvorschlag von Jörg Burger: Für sein Triola-Stück »Schildergasse« flaniert er mit einem Mikrofon durch die titelgebende Kölner Shopping-Avenue, nur um die aufgenommene Geräuschkulisse von wohlig weichem elektronischen Geflöte verdrängen zu lassen. Diese Musik versteht sich als ein utopisch-idyllischer Alternativvorschlag zur tatsächlichen Umgebung. Mit einer Begriffskette wie Kuscheldecke, Zuckerwatte oder Heimeligkeit lag man bei der Beschreibung der bewährten Kompakt-Reihe daher noch nie weit daneben, was der Chefkurator einmal mehr mit heimatlich codierten Klängen bestätigt. »Zither und Horn« lässt Wolfgang Voigt aus seinem Sampler erschallen, tatsächlich großes Klangkino. Daneben dürfen zum Jubiläum viele alte Kompakt-Helden ran (The Orb, Dettinger), Superschutzschilder gibt es außerdem von DJ Koze und Jürgen Paape. Arno Raffeiner

Crookers

Mailand? Vergessen! »I’m a natural born hustler and a certified freak.« Skandiert hier der Kubano­ amerikaner Pitbull. Dasselbe könnte das ganze Album von sich behaupten.

W

arum sich von einem Testosterongesteuerten Dorfdepp durchprügeln lassen, wenn das auch jemand besorgen kann, der Lehrling, Geselle und Meister darin ist? Und warum sollte dieser Jemand nicht aus Mailand, Italien kommen? Auch dort kann man sich monate-, ja, jahrelang in einem Studio verbarrikadieren, nur muss man halt besonders durchgeknallt sein, wenn man es tatsächlich durchzieht. Das sollte als Einführung für das Duo Bot und Phra genügen. Die beiden heißen gemeinsam nicht etwa Phrabot, sondern Crookers und sind zum Zeitpunkt, wo dies gedruckt wird, wahrscheinlich (hoffentlich) bekannter als die Beatles. Die Ehe zwischen manisch hedonistischer Tanzfläche und HipHop funktionierte ja bereits seit ei-

ANVIL_Intro:Druck

04.02.2010

21:42 Uhr

071

Diverse Watergate 05 – Ellen Allien

niger Zeit beneidenswert gut (siehe Diplo, A-Trak usw.). Wegen der vielen Arbeit konnte die Hochzeitsfeier erst jetzt gemacht werden. Und die ist komplett auf Crack. Deswegen sind auch alle dabei: Major Lazer (also die original Kuppler Diplo und Switch) und Soulwax und Spank Rock und Kid Cudi und Róisín Murphy, und eben Pitbull. Es wird geschoben und geschoben und dann noch ein bisschen mehr geschoben. Crookers lassen dabei nur das drin, was man braucht, also ganz wenig, und davon viel. Und kurz vor Schluss kommt eine Bluesnummer. Bett? Vergesst es! Reden? Vergesst es! Bierchen an der Theke? Vergesst es! Merkt nur eins: Crookers. Martin Riemann

Watergate Die DJ-Visitenkarte Nummer fünf des Berliner Clubs Watergate wirkt wie von schneller Hand gezeichnet, durchaus etwas hingeschludert. Eine Qualität, die Ellen Allien in ihren Sets oft genug als Herztrumpf auszuspielen weiß. In Alliens Welt muss eine DJ nicht bloß Geschichten, sondern vielmehr Märchen erzählen, in denen hinter jeder Ecke unerwartet Rumpelstilzchen, Elfen und andere Musik gewordene Fabelwesen hervorhüpfen können. Diese gewisse Nai- ≥

Crookers »Tons Of Friends« (Ministry Of Sound / Edel / VÖ 12.03.)

Seite 1

ilm, abe” f r a t h sehen oore kumJean o en geM D r lM h ae e h ic t it s Der be den ich se ”

Die Geschichte EineR Freundschaft

ein Film von

Sacha Gervasi

Robb mit Rein er

www.anvil-derfilm.de

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” Ein MeisteRwE rk” BBC

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www.RapidEyeMovies.de


072 Probefahrt

≥ vität erlaubt ihr eben auch, mit Leichtigkeit vom Humpta-Minimal eines Juno 6 zu Rebolledos »Pitaya Frenesí« zu springen oder nach Röyksopp Uffie zu spielen. Nur wirkt die Dramaturgie ihres Watergate-Mixes dabei nicht besonders stringent. Manchmal scheint die Er­zählerin selbst ein wenig ratlos zu sein, und im Publikum klappert man verwundert mit den Wimpern, wenn ganze fünf Minuten für den Piano-Tango-Rausschmeißer »Fine Mouche« von Brigitte Fontaine & Khan aufgewendet werden (der selbstredend wiederum très charmant ist) und die letzten zwölf CD-Minuten danach einfach unbespielt bleiben. Da hat Ellen Alliens Mitteilungsbedürfnis auch schon mal dringlicher geklungen. Arno Raffeiner

Dramamine Dramamine Sabotage / X-Mist Der Einfluss von Ian MacKaye auf die zeitgenössische Gitarrenmusik ist kaum zu überschätzen. Legion ist die Anzahl der Bands an der Schnittstelle von Post-Punk und Emocore, die sein Erbe aus eckigen Noise-Riffs, klirrend zirpenden Akkordzerlegungen, stoisch stochernden Basslines und kantigen Grooves verwalten. Auch Dramamine aus NRW tun sich spürbar genussvoll an den bekannten Versatzstücken gütlich, klingen dabei jedoch nur vereinzelt dezidiert wie ein Fugazi-Gedächtnis-Verein. Vielmehr versehen sie ihre zwar liebevollen, aber nie sklavisch dem Original nachempfundenen Interpretationen der Dischord-Essenz mit einer swingenden Quasi-Kaputtheit, die sich vor allem im herrlich dringlichen Gesang manifestiert. Hektik, Panik und, na ja, Verzweiflung wurden selten überzeugender und emphatischer ausagiert und verleihen den Songs das nötige Quäntchen Spektakel, ohne welches die Musik zwar ruppig und alert, aber eben auch ein wenig gewöhnlich ausfiele. Das lässt sich natürlich als schnöde Zitatensammlung, die zwischen Heldenverehrung und zaghaftem Kaputtklöppeln von Götzenbildern changiert, wegrezipieren. Oder aber man widersteht der snobistischen Tendenz, jede Gitarrenfigur auf Ewigkeitswert abzuscannen, und fasst dieses Album als Update der uralten Aufforderung zum Fist-Raisen auf und dazu, die ganze Scheiße usw. einfach mal in die Negativzone zu imaginieren. Ulf Imwiehe

Good Shoes No Hope, No Future Brille / Pias / Rough Trade / VÖ 05.03. Mit »Morden« setzten Good Shoes 2007 ihrer heimatlichen Suburb und dem gleichnamigen Endpunkt der

Londoner Northern Line ein Denkmal. »A skinhead in a burberry coat / This is not the sort of place you want to take your kids to / Fifty pound shops / And nothing left to inspire me in«, hieß es damals. Das Debüt »Think Before You Speak« sprudelte vor adoleszentem Indie-Leichtsinn, unbeschwerter Alltagsbeobachtungen und Futureheads’mäßiger Stop&Go-Taktung. Und diese Mischung brachte eine dick gepolsterte Fanbase im englischen Underage-Lager, Lobeshymnen im NME und Slots beim Reading und Leeds Festival ein. Jetzt kommen Rhys Jones und Co. mit »No Hope, No Future« zurück. Ein Album, das, außer dem grandios tristen Hallenbad-Artwork, der catchy ersten Single »Under Control« und dem hübschen Album-Closer »City By The Sea« kein Update zum Vertrauten bieten will. Gründe dafür gibt es einige, selbst wenn man das Totschlag-Argument der »Zweites-Album-Hürde« mal ganz beiseitelässt. Denn während ihrer fast dreijährigen Abstinenz wurde das Good-Shoes-Lager komplett auf den Kopf gestellt: Die Band trennte sich von ihrem auf den Mainstream schielenden Management, das Label Brille Records verlor die Anbindung an den Major EMI, »No Hope, No Future« entstand daher erst mal auf eigene Kappe und aus eigener Tasche, außerdem stieg Bassist Joel Cox aus. Dass Sänger und Chef-Texter Rhys Jones auf dem zweiten Album der Band auch noch das Ende seiner Beziehung verarbeitet, tut ein Übriges. Hoffen wir, dass der Albumtitel »No Hope, No Future« nicht zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung für die Jungs wird. Christine Franz

HGich.T Hallo Mama Tapete / Indigo Schnell werden zum Frühjahr bereits die besten Platten des Jahres ausgerufen. Oft sind solche Prognosen mehr als gewagt bis haltlos. An dieser Stelle indes eine verbindliche Wahrheit, die auch in Zukunft Bestand haben wird: Das hier stellt mit Abstand eines der beschissensten Alben des Jahrzehnts dar. Witzige Musik ist ja oftmals ohnehin schon das Gegenteil ihres Attributs, aber so dumm wie das hier ... Da muss man erst mal drauf kommen. Endlos redundante und aufdringliche Null-Kalauer auf 08/15-Müllbeats. Vermutlich möchte man so was sein wie Deichkind. Wobei man sich in Wahrheit zu Deichkind verhält wie die Diddl-Maus zu Bart Simpson. Das Ganze soll wohl zudem eine Persiflage auf die Blödheit von Techno-Pillenopfern sein, zumindest lassen das Stücke wie »Hauptschuhle« (haha) oder »Tripmeister Eder« erahnen. Ach, das ist alles so scheiße, dass es schon wieder scheiße ist. Linus Volkmann

Florian Horwath Speak To Me Now Stereo Deluxe / Edel Prinzipiell bin ich eigentlich ein Sympathisant von AntiPerfektion. Ein Sympathisant von Ecken und Kanten, Lo-Fi, Punk, Dilettantismus und so weiter und so fort. Trotzdem aber eines vorweg: »Speak To Me Now« würde besser funktionieren, wenn Florian Horwaths Stimme nicht ab und zu den Ton verfehlen würde, wenn sie weniger oft die Schmerzgrenze überschreiten würde. Und doch – und deshalb war dieser Einstieg extrem ungerecht – hat der Österreicher, der früher Teil des gnadenlos unterschätzten Electro-Duos Grom war, mit »Speak To Me Now« ein sehr schönes Album vorgelegt. Denn wenn sein Gesang nicht ausrutscht, liefert er auf seinem dritten Soloalbum großartige New-Folk-Perlen ab. Vor allem in den ruhigeren und langsameren Momenten des Albums. Und während die Anti-Perfektion der Stimme manchmal zum Problem wird, gehört die liebevoll scheppernde Akustik-Produktion zur größten Stärke. Manuel Czauderna

Karnivool Sound Awake Sony Okay, um es gleich mal vorwegzunehmen: Dieses Album wird 2010 in der Kategorie »Progressive Rock« als einer der Gewinner hervorgehen. Das Quintett aus dem australischen Perth hat mit seinem zweiten Werk nämlich einen echten Geniestreich in Sachen Dynamik, Melodie und Atmosphäre geschaffen. »Sound Awake« ist bombastisch, experimentell, elektrifizierend, virtuos, innovativ, brillant – schlicht genial. Verblüffende Taktierungen und aufgebrochene traditionelle Strukturen begegnen sich auf Gänsehautmelodien. Selbst in Momenten, wenn sich die Band total zurücknimmt, strahlt dieses Album eine eindringliche Präsenz aus. Karnivool verbinden das Beste aus Dredg, Oceansize, Porcupine Tree, Thrice und einem meiner letztjährigen Geheimtipps: The Butterfly Effect. Sicher wird ein kompletter Durchlauf dieses Massivs von Album manchen Hörer auf eine harte Probe stellen. Für einige dürfte es gar eine Prüfung darstellen. Eine Prüfung, an deren Ende strahlende Gesichter von Gewinnern zurückbleiben. Christian Schlage

Jónsi Go Parlophone / EMI / VÖ 19.03. Ähnlich wie seinerzeit bei Thom Yorke ließ sich über die Frage, wie wohl ein voll beworbenes Soloalbum des Si-

gur-Rós-Frontmanns Jónsi Birgisson klingen könnte, in den letzten Wochen seit der Ankündigung von »Go« aufgeregt spekulieren. Mutmaßungen gingen in alle Richtungen, von zart bis hart, von reduziert bis orchestral. Die tatsächliche Antwort offenbart sich im Verlauf der neun Songs auf »Go« ziemlich schnell: Die Platte hält sich überraschend nah am Kern und den klassischen Stimmungen der großen Isländer, sie ist nur deutlich temporeicher und funktioniert so mehr denn je als PopAlbum. Nahezu jedes Stück besitzt zwar die für Sigur Rós typische dramatische Qualität, erzählt eine Geschichte aber in deutlich kürzerer Zeit und erscheint dadurch beinahe rasant. Die Zuarbeit des aus dem gegenwärtig äußerst spannenden Kontext des Labels Bedroom Community bekannten Nico Muhly eröffnet sich nur in Nuancen, etwa in den im Vergleich zur Hauptband verdichteten Arrangements. Trotzdem verfehlt »Go« seine Wirkung nicht. Die Platte mag für eingefleischte Fans zwar wie ein Zwischenschritt wirken, für alle anderen ist sie aber eine vergleichsweise leichte und konsumerable Variante der bei Sigur Rós immanenten Bedeutungsschwere: »Go« wirkt wie ein Befreiungsschlag, wie eine abfallende Last. Eine introvertierte und intime Songwriter-Platte aus seiner Feder wäre wohl auch zu absurd gewesen. Christian Steinbrink

Kashmir Trespassers Sony Wahrscheinlich tut man dieser Band unrecht und outet sich als Brutal-Ignorant, wenn man Dänemarks größten Rock-Export seit King Diamond mal wieder als fähigen, aber nicht unverzichtbaren Radiohead-Klon betrachtet und sich die Aufregung über dieses Album dementsprechend in Grenzen hält. Aber solch einen Vorwurf muss sich nun mal gefallen lassen, wer als ehemalige Crossover- und Grunge-Combo seit Jahren das ganz große Gefühlstheater aufführt und sich in Thom-Yorke-mäßigen Schwermut-Opern ergeht. Schlecht sind die zehn Songs nicht, könnten bei Radiohead-Fans durchaus punkten. Aber ohne jetzt Originalität als Hauptkriterium für interessante Musik promoten zu wollen: Wenn die Vorlage für ein Album wie »Trespassers« schon seit Menschengedenken alle paar Jahre aufs Neue in vorhersehbarer Qualität ihren Weg aus Oxford in den Onlineshop findet, stellt sich aus Verbrauchersicht schon die Frage, warum man sein Geld für die (gute, aber nicht ganz so tolle) Kopie ausgeben sollte. Zumal der Nachfolger zu »In Rainbows« ja schon dieses Jahr kommen soll. Till Stoppenhagen



074 Probefahrt

The Knife

VERDACHT URKNALL Ein Knistern, digitales Fiepen, Getröpfel – so eröffnen The Knife ihr Opern-Opus »Tomorrow, In A Year«. Kein Scheiß, die Geschwister Dreijer haben im Auftrag der dänischen Theatermacher Hotel Pro Forma Charles Darwins Evolutionstheorie vertont.

W

er bei der Oper von The Knife Adam und Eva beim lieblichen Händchenhalten erwartet, der muss in den sauren Apfel teilweise brutal anmutender Klangexperimente beißen. Sie meinen es ernst und so ist »Tomorrow, In A Year« ein verschrobenes Werk geworden, in dem sich die Sounds in alle Richtungen winden: verzerrt auf- und abschwellend, durchbrochen von wegtauchenden Loops, begleitet von Dröhnen, Klopfen und – auch das noch – Ariengesängen. Das Musiker-Kollektiv verbindet die Geräuschkulisse unserer Natur heute mit seiner akustischen Vorstellung von den Ursprungsorganismen des Lebens. So kräuseln sich synthetische Soundmutationen früher Amöbenkolonien mit dem Rauschen des Windes unserer Zeit. Wir hören das Piepsen allen kosmischen Anfangs, den Schall sich wandelnder Materie, das Ächzen sich verschiebender Geröllmassen und endlich technoides Gezwitscher als Entstehung erster Organismen. Wer The Knifes musikalischen Output in den vergangenen Jahren beobachtet hat, der dürfte von der Experimentierfreudigkeit der Geschwister nicht leicht zu überraschen sein. Trotzdem, als Doppelalbum offenbart »Tomorrow, In A Year« erst ab dem zweiten Teil erkennbare The-Knife-Merkmale. Alles andere bedarf Neugierde und Aufgeschlossenheit. Wer die mitbringt, erkennt, dass The Knife sich mit »Tomorrow, In A Year« ihren ganz eigenen Schöpfungsmythos erschaffen haben. Urknallverdächtig! Verena Reygers

The Knife »Tomorrow, In A Year« (Coop / Universal)

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075

Joanna Newsom

Stunden im Flug Dreifachalbum? Da muss man sich ja schon bis zu den wunderbaren »69 Love Songs« (1999) von The Magnetic Fields zurückerinnern. Der formale Anachronismus schreckte Joanna Newsom allerdings nicht. Vermutlich hat er sie eher befeuert.

D

ie große Zeit des Triple-Albums, Medium des Bombasts und Größenwahns, liegt freilich noch weiter zurück: in den goldenen ProgrockZeiten Anfang der 70er. Zwischen dem songorientierten IndependentFolk von Magnetic Fields und den instrumentalen Ausuferungen des Seventies-Progressive-Rock – eher Gentle Giant denn ELP – bewegt sich denn auch die neue Dreier-CD von Joanna Newsom. Mit Getöse und Größenwahn hat das Werk indes nichts zu tun; die Songs sind, wie man es von der versponnenen Sängerin mit der Harfe erwartet, eher still, lyrisch, zart. Gegenüber dem Vorgänger »Ys« (2006) hat sich eigentlich nicht viel verändert. Auch auf »Have One On Me« erreichen die Stücke bis über zehn Minuten Länge, sind mit einem völlig popfernen Instrumentarium (Piano, Streicher, Flöten) begangene Gratwanderungen zwischen fein verwobener Neo-Klassik und introspektivem Weird Folk. Erneut ist Newsoms Phrasierung außergewöhnlich, oszilliert ihre Stimme zwischen unschuldigem Kind und böser Hexe. Statt Trockeneis wallt echter Nebel, statt Lightshow flackert Polarlicht, und nach dem Konzert geht’s statt mit dem Taxi mit der Einhornkutsche ins Hotel. Wer Newsoms hermetisch-märchenhafte Song- und Klangwelten bislang mochte, dem werden auch diese zwei Stunden vergehen wie im Feenflug; wer nicht, wird in einen hundertjährigen Schlaf fallen. Frank Schuster

Joanna Newsom »Have One On Me « (Drag City / Rough Trade)

»ENDLICH EIN VAMPIRFILM FÜR ERWACHSENE« DAILY NEWS EIN MEISTERWERK VON PARK CHAN-WOOK („OLDBOY”)

27. März 2010 mission for music musikmesse.com

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Eine EP erschien letztes Jahr, Songs tauchten hier und da auf, alles ziemlich toll. Und jetzt ist es endlich so weit: Das urheberrechtlich ohnehin schon fragwürdige Durchforsten des Internets nach YouTube-Rips hat ein Ende – Marina steht mit ihren Diamonds offiziell im Plattenregal. »You look just like Shakira / No no, you’re Catherine Zeta! / Actually my name’s Marina«, stellt jene gleich in ihrer ersten Singleauskopplung »Hollywood« klar. Der Song kippt beim Hören alle Schalter in den aufgeregten Cheerleader-Modus. Im Video dazu besingt die 24-jährige Halbgriechin/Halbwaliserin mit Tanzmariechen-Look die beliebte wie beliebige Plastikwelt. »Hollywood« bleibt dabei der poppigste Song auf »Family Jewels«. Da hat Produzent Benny Blanco (Lady Gaga, Britney Spears) bar jeder Subtilität in die Soundeffekt-Kiste der aktuellen Riot-Popgrrlz gegriffen. Muss aber auch mal sein – der Song jedenfalls bleibt hängen, wobei die anderen zwölf ihm kaum nachstehen. Für den Olymp der Neuzeit-Pop-Diven reicht’s hiermit zwar noch nicht ganz, zwischen Katy Perry und Florence And The Machine ist jedoch noch ein Platz frei. Hanna Forys

Holly Miranda The Magician’s Private Library XL / Beggars / Indigo Wer über Holly Miranda spricht, muss mit Sicherheit auch über David Sitek sprechen. Denn der, im Hauptberuf Gitarrist von TV On The Radio, entwickelt sich mehr und mehr zu einer der zentralen Figuren der Kunst- und Musikszene Brooklyns. Nach den Arbeiten zum letzten TVOTR-Album »Dear Science« produzierte er neben anderen die Platten von Telepathe und den Yeah Yeah Yeahs, und auch bei Mirandas Debüt hatte er seine Finger im Spiel. Und das hörbar. Denn die zehn Songs von »The Magician’s ...« erhalten ein Gutteil ihrer Spannung durch den typischen sehnigen Soul, der für Siteks eigene Band ein Wiedererkennungsmerkmal ist. »The Magician’s ...« klingt, als habe Sitek den ursprünglichen Charakter von Mirandas eigentlich recht klarem Songmaterial gehörig umgebogen. Den an Feist erinnernden Gesang umweben Synthie- und Gitarrenflächen, die Tempi der Stücke scheinen verschleiert von einer Aura von Psychedelik, die man zuletzt auch bei Bat For Lashes fand. Bläser setzen Reizpunkte, die wiederum stark auf glänzenden Soul verweisen. Nichtsdestotrotz bleiben die Songs deutlich mehr Rock als Dance, mit einer Atmosphäre, die sehr subtil zwischen ar-

tifiziell und seelenvoll changiert. Leicht macht es die Platte niemandem, sie dockt auch kaum an aktuelle Trends an. Dafür hält sie Stimmungen bereit, die hybride erscheinen und sowohl verwirren als auch faszinieren können. Christian Steinbrink

Der Nino Aus Wien Down In Albern Problembär / Hoanzl Ein Drahtseilakt, den Nino Mandl (aus Wien, klar) auf seinem zweiten Album »Down In Albern« vollzieht. Vor allem, weil mit aufgedrehtem Spielwitz den verqueren Momenten in allerlei tonalen und sprachlichen Schieflagen ein Forum geboten wird. Fragt man den 22-Jährigen nach Bezugsquellen, erhält man Namedropping vom Feinsten: Daniel Johnston und die Beatles. Velvet Underground und Syd Barrett. Pete Doherty und Bob Dylan. Klingt arg. Ist es auch – und wird sogar noch auf die Spitze getrieben, wenn sich ein Songwriter daran macht, sich am Pathos von André Heller zu bedienen. Und der ist nun wirklich schon seit Jahren kein hundertprozentiger Sympathiebringer mehr. Unterm Strich, also am Ende vom Lied, geht sich alles aber immer aus: ob jetzt im Dialekt (»Du Oasch«) an die schönen Seiten des 70er-Jahre-Austropop erinnert oder eine ironisch gebrochene Hymne auf die Langeweile verfasst wird (»Holydays«) oder sich ein beinharter Protestsong als Kinderlied verpackt selbst ad absurdum führt (»Wir ziehen in den Krieg«). Leicht verhuschter Charme hält diese Wiener Melange der Schnoddrig- und Doppelbödigkeit zusammen. Manfred Gram

OK Go Of The Blue Color Of The Sky Capitol / EMI Albtraum YouTube-Prominenz: 2006 hatten OK Go ihren Tanz auf Fitness-Laufbändern in die virale Welt des Internet geladen – nun sind sie ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. OK GO – das sind also für immer die mit dem witzigen Video im nerdigen Sportlerdress samt Schweißband. 50 Millionen Klicks und zahlreiche Parodien bis zu den Simp­ sons, da stellt sich natürlich eine Frage: Wie wird man als Band diesen Bumerang künstlerisch und ästhetisch wieder los? Sie haben es wirklich versucht: mit einem Theaterstück, als Hausband einer Radioshow und mit Posaunenmusik. Sie haben für Hurrikanopfer und Soul-Legende Al Johnson ein neues Haus organisiert, Burritos an Obdachlose verteilt und sind so, wann immer es mit geringen Mitteln etwas Verrücktes anzustellen gibt, in den USA zu einer Art mobilen DIY-Einsatztruppe geworden. Nur musikalisch ist von ≥


Live 2010 27.04.10 Köln 28.04.10 Hamburg 30.04.10 München 01.05.10 Berlin Neues Album "Go God Go" VÖ 19.03.2010 (Silversonic Records / H.ART)

Live 2010 18.04.10 20.04.10 21.04.10 22.04.10 23.04.10 24.04.10

Hamburg Münster Köln Wiesbaden Dresden Berlin

Neue EP "The Last Place You'll Look" (Fat Cat/Rough Trade)

≥ ­ihrem fröhlichen Power-Pop doch etwas wenig hängen geblieben – das traurige Schicksal aller kreativen Spaßvögel. Das neue Album kommt nun etwas abenteuerlich ambitioniert daher. Mit einem theoretischen Gag-Überbau, einem Artwork, das die Texte in Grafik übersetzt, und Dave Fridmann (The Flaming Lips, MGMT) als Produzent. Im Ergebnis klingt das fast gar nicht mehr nach Weezer oder Cheap Trick, sondern nach Prince, Rick Astley und jeder Menge psychedelischer Melodramatik. Die Chöre, der Funk und die Kieksstimmen stehen der Band dabei erstaunlich gut zu Gesicht, doch die zerschossenen, verhallten Beats und Sounds, die das Ganze zusammenhalten sollen, schaffen ein Vakuum, das von den hemdsärmeligen Machertypen aus Chicago letztendlich nicht zu füllen ist. Außer vielleicht mit einem verrücken Billig-Video. Ist das schon die moderne Tragödie? Benjamin Walter

Ornament Wir alle müssen wandern Heulen &

“Golden City” Tour 2010 26.03.10 Karlsruhe 01.05.10 Trier 04.05.10 Hamburg 20.04.10 Marburg 07.05.10 Dortmund 21.04.10 München 28.04.10 Frankfurt 08.05.10 Bielefeld 11.05.10 Berlin 29.04.10 Köln 30.04.10 Siegen

La Stampa Pictures Never Stop Weitere Termine in Vorbereitung Neues Album “Welcome To The Golden City” VÖ 26.03.10 (Golden Fox Records / Rough Trade)

KAKI KING

Tour 2010 18.03.10 Stuttgart 19.03.10 Freiburg 20.03.10 Mannheim 21.03.10 München 22.03.10 Dresden 24.03.10 Köln 25.03.10 Bremen 26.03.10 Hannover 27.03.10 Münster 28.03.10 Hamburg 03.04.10 Berlin 04.04.10 Bochum Neues Album “Junior” (Cooking Vinyl / Indigo)

Tour 2010 04.10.10 Hamburg 05.10.10 Oldenburg 09.10.10 Halle 10.10.10 Darmstadt 11.10.10 Stuttgart 12.10.10 Erlangen 14.10.10 Mannheim 15.10.10 Freiburg 17.10.10 München 18.10.10 A - Wien 20.10.10 Berlin 21.10.10 Köln

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Staatsakt / Rough Trade Pure Romantik darf niemals siegen. Pure Romantik, das sind Waschzettel mit Formulierungen wie: »ein klanggemalter Caspar David Friedrich«. Geht es noch großspuriger? Ja, mit Textzeilen wie: »Du bist ein Schiff in diesem Morgengrauen, ich bin das Meer, du musst mir vertrauen.« Das ist Silbermond, auf erwachsen getrimmt. Felix Wiesner (Ex-Tenfold-Loadstar) und Lars Horl (Ex-Mastino, -Go-Plus) holen mit Ornament zur ganz großen Geste aus, inklusive lodernder Gitarre – Rock und bemühter Tiefsinn im Gesamtpaket. Dass das im CD-Titel aufgegriffene Wandermotiv in der Romantik, dieses Gefühl von Heimat- und Rastlosigkeit, historisch zu einer spezifisch deutschen Form des Nationalismus geführt hat, vergessen wir mal ganz schnell. Solche Bezüge sollen Ornament auch gar nicht unterstellt werden. Dennoch bleibt völlig unklar, was dieser Rückbezug auf Romantik, Innerlichkeit und Pathos bezwecken soll. Spätestens mit dem dreisten Joy-Division-Klau auf »Monochrom« entpuppt sich nicht nur der Text, sondern auch die Musik als abgegriffen. Eklektizistisch ist auch La Stampa, das musikalische Projekt des Journalisten Jörg Heiser, jedoch in einem ganz anderen, guten alten Zitatpop-Sinne. Romantik, Authentizität und tiefe Gefühle gibt es da nicht, sondern einen Haufen Referenzen, in denen sich Pop als Oberfläche zigfach spiegelt. Catchy Melodien und schnittige Electronics von Günter Reznicek (Nova Huta) spannen ein weites Netz, das einen weich fallen lässt. Deutliche Bezüge zu den späten Gang Of Four sind hier ausnahmsweise mal nicht ausgeleiertes Hipstertum, sondern werden wohldosiert mit gut gelauntem Singalong-Pop gekreuzt. Irritierend ist alleine der Wechsel von englischund deutschsprachigen Nummern, der die Platte in zwei völlig unterschiedliche Pop-Ansätze spaltet. Martin Büsser

Ewan Pearson We Are Proud Of Our Choices Kompakt Neben den üblichen DJ- und Remixerjobs war Ewan Pearson zuletzt wieder vermehrt als Produzent aktiv. Er betreute das Debüt der jungen Band Delphic und das neue Al-

bum von Everything-But-The-Girl-Sängerin Tracey Thorn. Für Kompakt hat der in Berlin lebende Brite nun einen DJ-Mix zusammengestellt, der sich von seinem eher discoiden 2007er-Fabric-Beitrag deutlich unterscheidet. Die schwebenden Flächen lassen das Ganze ziemlich verträumt daherkommen, aber nicht weniger euphorisch. Zwischendurch hört man tatsächlich die Vögel, und damit meine ich nicht das Projekt von Mense Reents, sondern wirklich einen echten Piepmatz. Auch im Techno geht es zurzeit sehr natürlich her. Pearson hält die luftige Stimmung über eine Stunde lang aufrecht, die Tracks sind so unglaublich genau aufeinander abgestimmt, dass man fast geneigt ist, ihm das Ganze als Künstleralbum abzukaufen. Erst am Ende gibt es einen kleinen Bruch. Gleich zwei waschechte Popsongs lassen den Mix ausklingen, ein Pearson-Edit der schwedischen Band Little Dragon und als letztes Stück »Blue Steel« von Bot’Ox, eine Art Slow-Motion-Discopop mit geradezu himmlischem Nico-Gesang. Sebastian Ingenhoff

Puppetmastaz The Break Up Discograph Die Zahlen lesen sich beeindruckend: 400 Shows und 600.000 Besucher in mehr als zehn Jahren Bandgeschichte. Nicht schlecht für einen Gag, dem manche nicht mehr als einen Sommer gegeben hätten. Doch Mr. Maloke und Konsorten, die selbst ernannte »erste Toy-Band der Welt«, füllten nicht nur im Handpuppenstreich clever eine Nische, der musikalische Output war zudem stark genug, um nicht als reine Witzveranstaltung wahrgenommen zu werden. Jetzt ist aber endgültig Schluss: Abschiedskonzert, Goodbye-Album. Und das bietet die gewohnt zusammengerührte Uneindeutigkeit zwischen cheesy Electropop, stumpf vor sich hin bollernden Techno-Beats, shakendem Raggastyle und natürlich jede Menge Interpretationen dessen, was an OldschoolHipHop in Puppengestalt seit Mitte der Neunziger abgebrannt wurde. Das Haha-Bonbon ist »Poetry In Motion« mit integrierter Elvis-Tolle und jede Menge Hochgeschwindigkeits-Rap. Noch ein letztes Mal gelacht, und jetzt geht’s solo weiter. Viel Glück, Puppen. Marco Fuchs

Seabear We Built A Fire Morr / Indigo Ach, du lieber Himmel ... Das zweite, heiß ersehnte Werk von Seabear aus Island ist tatsächlich irgendwie, ja, langweilig geraten. Allein das gemeine L-Wort hier einfließen zu lassen kostet Überwindung, denn das Erstlingswerk »The Ghost That Carries Us Away« war ein IndieFolk-Kleinod, das frech über den Geheimtipp-Status hinausblinzelte. Ungeschliffen und aufwühlend. Was ist bloß geschehen? War auf der ersten Platte zu wenig Platz für die Filler, die auf dem Nachfolgewerk jetzt ihre letzte Ruhestätte gefunden haben? Statt Gesang und emotionale Tiefe gibt es eine schmirgelpapierige Kopfstimme, die allzu oft als leicht enervierende Klanguntermalung dient. Vielleicht war die Erwartungshaltung aber einfach zu hoch, denn auch »We Built A Fire« besitzt seine Höhepunkte. »Cold Summer« zum Beispiel, wenn man die rauen Metallsaiten der Akustikgitarre förmlich fühlt. Auch »Warm Blood« ist eine Perle unter, na, ihr wisst schon. Weil etwas rockiger, roher, düsterer als der Rest – endlich mal ein Ausbruch aus dem ≥



WEEKENDER

≥ schnarchenden System. Der zwölfte und letzte Titel »Wolfboy« ist dann auch noch ein würdiger, gut tanzbarer »Song 2«, insgesamt bleibt aber der Eindruck: eine Platte unter vielen. Schade. Christina Bohn

Shearwater The Golden Archipelago

06.–08. MAI · WMF CLUB · BERLIN 06.05. LCD SOUNDSYSTEM U.V.A. 07.05. TURBO PRESENTS: TIGA · IVAN SMAGGHE KONRAD BLACK · THOMAS VON PARTY 08.05. DELPHIC · ZOOT WOMAN U.V.A. KOMBI-TICKET FÜR ALLE DREI ABENDE: NUR € 40 ZZGL. GEBÜHREN!

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Matador / Indigo Wie der Titel des Albums bereits vermuten lässt, dreht sich auf »The Golden Archipelago« alles um das goldene Inselleben. Jonathan Meiburg, früher Mitglied von Okkervil River, führt mit seiner charismatischen Stimme, die wie schon auf den vorigen Alben diesen ­schmalen Grat zwischen großartig und enervierend meistert, durch die Inselwelten von den Falklands bis zum Bikini-Atoll. Mit reichlich Pathos, aber auch einer unvergleichlich fragilen Instrumentierung erschaffen Shearwater Songs voller Melancholie und eigentümlicher Schönheit. Insgesamt ruhiger geht es zu, und vermeintliche Hymnen wie zuletzt »The Snow Leopard« oder »Seventy-Four, Seventy-Five« sucht man vergebens. Jedoch stimmt der typische Vibe, der die Band keinesfalls wie einen Haufen verkappter Hippies auf den Spuren von Emmerichs »2012« erscheinen lässt. Meiburgs Texte triefen zudem von ernster, fast heiliger Aufrichtigkeit. Sowohl Indie-Nerds als auch Lagerfeuerromantikern sei dieses musikalische Erzeugnis ans Herz gelegt. Niels Kleimann

Solex vs. Cristina Martinez & Jon Spencer Amsterdam Throwdown

CURATED BY

PAUL KALKBRENNER

ROBAG WRUHME · FRITZ KALKBRENNER · FRITZ ZANDER SIMINA GRIGORIU · MARKUS WELBY

30. MAI 2010 · FERROPOLIS WWW.MELTPICKNICK.DE PRÄSENTIERT VON

Matador / Indigo Wollen wir dem beiliegenden Promo-Comic, der uns die Genese dieses hübschhässlichen Kleinods erklärt, glauben? Na klar, klingt einfach zu nett: Aus dem Frust über die Schließung ihres kleinen, ehrlichen Amsterdamer IndiePlattenladens schöpfte Elisabeth Esselink alias Solex die Kraft, endlich mal wieder eigene Songs, die schon lange in der Schublade lagen, nach vorn zu bringen: liebevolle Mixe aus dem schrulligen Zeug in ihren Regalen. Der Blick aufs Cover einer alten Boss-Hog-LP brachte die Eingebung, wer dem Material den letzten Schliff verpassen sollte: die Aushängeschilder jenes New Yorker Originals, Rumpel-Blues-Beau Jon Spencer und seine diabolische Ehefrau Cristina Martinez. Jahrelang wurden die Analog-Tapes über den Atlantik hin und her geschickt, Solex lieferte das Ausgangsmaterial, Martinez sang Back-ups, Spencer schrammelte, orgelte und gurrte, holländische Rapper kifften im Studio mit. Und irgendwann waren die 16 Collagen fertig. Nicht allzu

weit von Spencers üblichem knorrigen, sperrigen Fuzz-Blues entfernt, doch dank Solex mit einer erfrischenden Leichtigkeit und Häppchen von Krautrock, Funk, HipHop und trashigen Grusel-Sounds gesegnet. Nicht zwingend, aber definitiv charmanter und spannender als Spencers letzte Blues-Explosion-Sachen. Till Stoppenhagen

The Sounds Crossing The Rubicon Snowhite / Universal / VÖ 05.03. Nanu, ein neues The-SoundsAlbum? Schon wieder? Den Fan kann man nicht foppen, immerhin ist »Crossing The Rubicon« in der Heimat Schweden schon seit vergangenem Sommer erhältlich und dürfte diejenigen, die es interessiert, auch hierzulande über verschiedene Kanäle schon erreicht haben. Jetzt also ist es »offiziell« in Deutschland zu haben – und das ist auch gut so. Den Rubikon überquert das Quintett dabei nicht, denn der sprichwörtliche Mut zum Risiko hält sich auch auf dem dritten Werk in Grenzen. Andererseits: Nur Spinner müssen immer etwas Neues vorgesetzt bekommen, wir genügsamen Pop-Nerds können auch gut mit bewährtem Alten leben und leben lassen. »Crossing The Rubicon« enthält dahingehend wieder eine satte Stunde Spaß und liefert nach guter alter Melitta-Tradition »außen PopHits, innen Geschmack«. Denn natürlich sind auch hier notariell beglaubigte 100 % The Sounds drin, und das heißt: Synthie-Gitarren-Tanzpop mit auffälligem 80s-Stempel und Refrains im Dutzend. Das mag zwar auf den ersten Blick nach Fließbandproduktion klingen, ist aber immer noch zehnmal besser als all die Katy Perrys da draußen, eben weil es bei aller schmeichelnden Hookline-Dienstleistung auch einen Heidenspaß macht. Frei nach eBay: Alles bestens, gerne wieder! Peter Flore

Die Sterne 24/7 Materie / Rough Trade Die Sterne machen jetzt: Disco. So hieß es bereits im Presseecho zur Vorab-EP im vergangenen Jahr. Dabei waren sie doch mit ihren funky Grooves und den stets herrlich hüpfenden Bassläufen schon immer: Disco. Dass sich das – sicherlich unter großem Einfluss von Produzent, DJ und Musiker Mathias Modica alias Munk – nun auch in einer noch elektrischeren Produktion äußert, ist nicht nur überfällig, sondern absolut konsequent. Gesellschaftsanalyse, Globalisierungs- und Kapitalismuskritik, Depressionen und Psychosen – all das gehört nicht in Debattierclubs, Lesezirkel und Hinterzimmer, sondern auf ≥


Kurz&Klein Kettcar »Fliegende Bauten live« (GHVC / Indigo) – Warum hat sich Marcus Wiebusch live bisher eigentlich immer hinter den Gitarrenwänden versteckt? Bis auf Streicher und Akustikinstrumente entkernt, trägt seine Stimme doch auch auf wunderbare Weise. Fast schmerzvoll integer setzen die Songs dieses Live-Albums ein Ausrufezeichen hinter so schöne Stücke wie »Balou«, »Money Left To Burn« oder »Graceland«. Top! Das Gezeichnete Ich »Das Gezeichnete Ich« (EMI) – Ein nobler Ansatz: Deutschsprachige Popmusik ohne Angst vor pompösen Klängen und großen Gesten. Musikalisch ist’s ab und an wirklich fein 80s-Pop-induziert, aber textlich bleibt es bei bedeutungsschwerem Getöse. Hass wird zu Liebe, Segel werden gesetzt und so weiter. Ein feingeistigerer Naidoo, mehr Pet Shop Boys als Ich + Ich. Wem es reicht – mir nicht. Pete & The Pirates »Little Death« (Little Teddy / Cargo) – Selten doofer Name, aber ein luftiges und angenehmes Debüt. Die Jungs aus Reading füllen nach diversen Singles im UK ihren ersten Longplayer hierzulande mit einem guten Dutzend flotter Indie-Rock-Songs, denen eine unschuldige Catchiness innewohnt. Auch wenn man diese Art Handclap-Pop schon tausend Mal gehört hat, macht er dennoch gute Laune. Charmant, charmant. Lonelady »Nerve Up« (Warp / Rough Trade) – Bittersweet Symphonies: Manchester hat schon viele düstere Pop-Stars ausgespuckt: The Fall, Joy Division, Morrissey. Julie Campbell alias Lonelady ist die nächste in der Reihe, die den morbiden Charme ihrer Heimatstadt in Songs presst. Intensive Songs, dunkle Gitarren voller Schönheit und herzzerreißend melancholische Texte. Ein Debütalbum, das Guy Fixsen als Produzent auf clevere Weise roh gelassen hat. Guts »Freedom« (Pura Vida) – Erfrischendes Gesample mit Schmiss. Leider etwas zu beliebig, um an das Debüt »Le Bienheureux« heranzureichen. Partymusik, zwischen 23:30h und 00:30h anzusetzen. Grand Avenue »Place To Fall« (Globe Art Group) – Manche Pressetexte haben den Charakter einer Selbstbezichtigung: »Die dänischen Alternative-Pop-Rocker, die insbesondere bei den weiblichen Musikfans derzeit als eine der attraktivsten Newcomerbands überhaupt gehandelt werden.« Ja ja, diese weiblichen Musikfans! »Speziell beim weiblichen Publikum punktet der attraktive Sänger.« Hört, hört! Aber auch die Herren der Schöpfung scheinen beim skandinavischen Indie-Malen-nachZahlen steil zu gehen: »Beim männlichen Konzertpublikum gilt Hansen [...] für seine souveräne Art, alles haben und erreichen zu können, was er nur möchte, als wahres Mysterium.« Weißer Mittelklasse-Pop mit phallischem Gewinsel. Mit Verlaub: der letzte Dreck. Dead Western »Suckle At The Supple Teats Of Time« (Discorporate) – How traurig can folk go? Dead Western alias Troy Mighty schlägt mit Akustikgitarre, vibrierendem Cello und singender Säge ein neues Kapitel der Düsterheit auf. Intensiv wie die Hölle und bitte nicht in seelisch angeschlagenem Zustand hören. Dann gibt einem dieses Album den sanften Schubs über die Klippe. Sharam Jey »In My Blood« (King Kong) – Nervöse Beats mit ein bisschen Princess Superstar würzen und linkisch Daft-Punk-Anleihen klauen. Oje, jetzt kommt auch noch der funky Part. Überzeugt mich in seiner angeberischen Gewolltheit leider nicht. Todd »Big Ripper« (Riot Season) – Dringende Kaufempfehlung für Nachbarschaftsstreitigkeiten. Mit diesem infernalischen Gebrüll werden Sie auch renitente Zeitgenossen im Handumdrehen los. Riot, Ugga-Agga, Geknüppel. Ist das Metal? Mal 11880 anrufen. Wallis Bird »New Boots« (Columbia / Sony) – Auf dem Cover fliegen bunte Federn aus einem grünen Schuh. Was will uns das sagen? Vermutlich nichts. Schließlich ist auch das Songmaterial ohne jeglichen Tiefgang. Die irische Sängerin röhrt, an den Gitarren wird geschuftet. Bei »New Pop«-Festivals kommt dieses innovationsferne Gekeife im Stile einer Alannah Myles sicherlich prima an. Fetzig und nachdenklich bekommt jede Rockröhre ihr Publikum, das sie verdient. Dominique »A La Musique« (Le Pop Musik) – Der Vorzeigemusiker des Nouvelle Chanson tut das, was er in fast 20 Jahren zur Perfektion geführt hat: ausschweifende Pop-Miniaturen fabrizieren, deren Poesie auch mit leidlichem Schul-Französisch erkennbar ist. Marco Fuchs

16.–18. 16. 16 –18 18. JULI 2010 · FERROPOLIS Die ersten

Fred Falke LIVE

Riton

Bestätigungen 2010:

Roman Flügel

Saalschutz

Matias Aguayo & Band Foals

DJ Shadow

Ata

Frittenbude

Schlachthofbronx

Black Rose LIVE

Get Well Soon

Shed LIVE

(Henrik Schwarz &

Ja, Panik

Sinden

Jesse Rose)

Jamaica

Die Sterne

Blood Red Shoes

Markus Kavka

Matthias Tanzmann

Booka Shade

Ben Klock

Tobias Thomas

Bratze

Oliver Koletzki

Tocotronic

Clues

Monika Kruse

Two Door Cinema Club

Carl Craig & Mike Banks Lindstrøm & Christabelle The Very Best Crookers

Massive Attack

Ricardo Villalobos

Chris Cunningham

Modeselektor feat.

Joris Voorn LIVE

Marcel Dettmann

Bonaparte

WhoMadeWho

dOP

Pantha Du Prince

The Wombats

Egotronic

Popof LIVE

The XX

Fake Blood

Post War Years

u.v.a.

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7 Floors, 20.000 Freunde und die schönste Zeit der Welt · Audiolith Pferdemarkt (official Melt! Opening) am 15.07. · Ostgut Ton presents the Sound of Berghain & Panoramabar Melt!Selektor stage curated by Modeselektor · Programm-Updates, Tickets und alle Infos: WWW.MELTFESTIVAL.DE

EIN FEST VON

MEDIENPARTNER

UNTERSTÜTZT VON


082 Probefahrt

≥ die Tanzfläche. Das ist für Die Sterne selbstverständlich, »Tanz den Burnout, tanz das Syndrom«. Sowieso, die charakteristische Songlyrik von Frank Spilker erreicht auf »24/7« neue Höhen. Alles scheint frei assoziiert, und doch sitzt jedes Wort. »Nach fest kommt lose«, so triviale und gleichzeitig lakonische Zeilen sind in der deutschsprachigen Popmusik selten. Die Hit-Dichte des 3-SongAppetizers »Der Riss« hatte die Erwartungen für das Album gefährlich hochgeschraubt. Und jetzt? Abermals: Hits, Hits, Hits! Zwölf am Stück. Vielleicht ihr bestes Album seit »Posen«. Manuel Czauderna

Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra Kollaps Tradixionales Constellation / Al!ve Im vergangenen Herbst hatten sie noch eine unerbittlich schöne Platte mit Vic Chesnutt veröffentlicht, die sich als dessen endgültiger Abschied herausstellen sollte. Nun folgt ein nicht minder unerbittliches Stück Musik voller glühender Emotion, das einen völlig geplättet zurücklässt. Hier geht nur lieben oder hassen. Hassen könnte man die Musik wegen der ständig aufgekratzten Gitarre, dem nicht minder aufgekratzten Gesang, der gerne mal außer der Spur ist, und natürlich wegen eines Pathos’, das sich kaum mehr überbieten lässt. Trommelwirbel, Glissandi, Tusch. Keine große Geste wird ausgelassen. Gegenüber dieser Materialschlacht waren Genesis in den 1970ern die reinsten Minimalisten. Und doch ist alles ganz anders. Keine pompöse Überwältigung, kein selbstgefälliger Manierismus, sondern ein purer Verzweiflungsschrei. Ein Junge mit zerrissenem Hemd, barfuß, auf dem Cover vom Innenheft, das die Songtexte enthält. Und Zeilen wie: »There is no dream that sings anymore.« Ein totes Kaninchen auf dem Backcover, verschleppt in den Krallen eines Vogels. Eine Welt ohne Mitleid, voller Armut und existenzieller Kälte. Und Silver Mt. Zion halten darauf keine Antwort bereit, sondern liefern lediglich den Soundtrack. Ständiges Flehen und Trauern. Musik, die klingt, als ob jede Menge kleine verzweifelte Wesen im Innenraum einer unbeheizten Kirche reihenweise Kerzen anzünden, Trauerlichter an einen Gott, an den sie längst schon nicht mehr glauben. Dazu ein dumpf polterndes Schlagzeug und lodernde Streicher zwischen Klage und Anklage. Schmerz ist hier allgegenwärtig. Und genau das konfrontiert. Diese Musik verdrängt nichts, sondern wirft grelles Licht auf alle Abgründe. Ohne Versöhnung, ohne Hoffnung. Auch diese Platte: unerbittlich. Unerbittlich grausam und schön. Martin Büsser

The Unwinding Hours The Unwinding Hours Chemikal Underground / Rough Trade War ja eigentlich klar, dass Craig B nicht lange von der Musik würde lassen können. Trotz der entbehrungsreichen und sich nur bedingt auszahlenden Ochsentour, die er mit seiner ehemaligen Band Aereogramme jahrelang fuhr, trotz der Krankheiten, die ihn und seine Stimme immer wieder außer Gefecht setzten. Immerhin hat er auf Letzteres reagiert: Bei den Unwinding Hours, dem neuen Outfit zusammen mit dem alten Aereogramme-Kumpel Iain Scott, wird weniger geschrieen. Überhaupt pflegen die beiden einen Stil, der für ein Nachfolgeprojekt der ausschweifenden schottischen Postcore-Helden recht erwartbar geraten zu sein scheint. The Unwinding Hours arbeiten mit ähnlich emotionalen elegischen Flächen, sie sind nur nicht mehr so laut und brachial, vor allem in Gesang und Gitarren. Das selbst betitelte Debüt besitzt keine Ausreißer in Noise, dafür feiner ausgebrütete Arrangements in Synthies und auch Streichern, und Craig B besinnt sich seiner flirrend-hellen Singstimme, statt zu brüllen. Dass die letzten Jahre für die auseinandergegangene Band Aereogramme nicht leicht waren, klingt deutlich durch, »There Are Worse Things Than Being Alone« beweist es. Schön, dass Unwinding Hours einen vitalen Neustart hinlegen, ein passenderes Nachfolgeprojekt als dieses ist kaum vorstellbar. Christian Steinbrink

Yeasayer Odd Blood Mute Die erste Platte tankte sich vom Geheimtipp hoch zu einem echten Indie-Star. Im Rahmen dessen schlief die wilde Band sogar in der Wohnung unserer mittlerweile zu Neon abgewanderten Bildredakteurin. In deren Abwesenheit wohlgemerkt. Am nächsten Tag hätten sie dort alles schön und noch besser aufgeräumt als vorher hinterlassen. Wer konnte ahnen, dass dieses Engagement fürs Saubere damals bereits ein Hinweis war auf »Odd Blood«, auf den Zweitling? Der geht weg von Gitarre und MatheSchweiß und brilliert als kühler WaveIndie auf Human League. Haarscharf geht das am Parodistischen vorbei. So haarscharf, wie das zum Beispiel auch The Dance Inc. draufhatten. Diese Platte hier ist wahrlich eine Überraschung. Allerdings eine schöne! Linus Volkmann

Noch viel mehr Reviews gibt es unter www.intro.de


Unten Rotifer »The Children On The Hill« (Monkey. / Broken Silence) – Auf der einen Seite ist Robert Rotifer ein klassisch geprägter Songwriter, auf der anderen trägt er hörbar eine DIY-Attitüde im Sinne Hefners vor sich her. Im Vergleich zum Vorgänger »Coach Number 12 Of 11« rekurriert »The Children ...« deutlicher auf Jonathan Richman und Scott Walker und wirkt auch sonst älter, aber auch souveräner. Hier dockt nichts an neue Moden an, und alles hat Klasse. Electric President »The Violent Blue« (Fake Four / Cargo) – Ihr smart und warm treibender Indie-Pop ist jetzt mit Shoegazer-Elementen, massiveren Gitarren und Effekten angedickt. Das klingt etwas verschwommener und nicht mehr ganz so eingängig. Und auch das Songwriting scheint etwas an Qualität verloren zu haben. Leider. Endless Hallway »Autonomy Games« (Smokin’ Mule / EMI) – Die nächste der obszön erfolgreichen High-Gloss-Rockbands, die sich auf Emo-Ästhetik und MangaOptik beziehen. Für Fans von My Chemical Romance und Konsorten, hier im Intro wirken sie eher deplatziert. Josh Rouse »El Turista« (Bedroom Classics / Warner) – Lateinamerikanische Bossa-Nova-Rhythmen und mediterranes Flair untermalen brasilianische wie nordamerikanische Cover und ein paar eigene Songs. Rouse zwingt sich nicht, sondern gibt seinem Wunsch nach neuer Inspiration nach. Darin ist seine Musik nicht so gekonnt wie in seinem angestammten Spielfeld, aber aufgrund unkonventioneller Wege aller Ehren wert. Fucked Up »Couple Tracks« (Matador / Beggars / Indigo) – Mittlerweile sind die großartigen Noise-Artisten Fucked Up auf einem hübschen Popularitätslevel angekommen. Grund genug, eine Stange Hard-to-get-Tracks auf zwei LPs zu koppeln. Unterteilt in Hard- und Fun-Stuff, unterstreicht das angenehm die außerordentliche Stellung dieser Band. Dag För Dag »Boo« (Haldern Pop / Cargo) – Trotz der eng gestaffelten Reihen der Mitbewerber kommen immer neue Acts durch, die der einflussreichen Schule des New Wave und Post-Punk der 1980er etwas Neues hinzuzufügen wissen. Dag För Dag aus Schweden klingen so artifiziell wie düster und karg. Da macht es auch nichts, dass der Unterschied zu Acts wie Siouxsie oder Echo & The Bunnymen reichlich marginal ist. Polar Bear »Peepers« (Leaf / Indigo) – Neben vielen anderen Auszeichnungen war Sebastian Rochford a.k.a. Polar Bear schon für den auch hierzulande bedeutsamen Mercury Prize nominiert, trotzdem ist sein viertes Album das erste, das in Deutschland regulär erscheint. Ein Akt von Fahrlässigkeit, wie »Peepers« umstandslos klarmacht. Die Platte enthält wundervoll dreckigen, verqueren Barjazz und von Tenorsaxofonen getriebene Improvisationen in Funk und freier Musik von beeindruckend räudiger Atmosphäre. Turin Brakes »Outbursts« (Cooking Vinyl / Indigo) – Turin Brakes sind raus bei der EMI, zu einem Befreiungsschlag nach immer belangloseren Alben reicht es aber trotzdem nicht. Auch auf »Outbursts« sind ihre Miniaturen an akustischen Gitarren zu reichlich schmalzigem Soft-Pop verwaschen, sie klingen wie die britischen Eagles. Little Red »Listen To« (Lucky Number / Rough Trade) – Neue Gitarren aus Australien. Little Red sind jung und klingen hübsch unprätentiös und gradlinig, mal nach alten Stones und Soul, dann nach Strokes oder Cribs. Hits springen nicht direkt ins Gesicht, sondern verstecken sich hinter leicht angegammelten, aber charmanten Fassaden. Sehr gut – gerade auch ohne die Option auf Hype. Dakota Suite »The Night Just Keeps Coming In« (Karaoke Kalk / Indigo) – Der famos musizierende Gefängniswärter Chris Hooson hat seinen avancierten Bekanntenkreis gebeten, die Stücke seines letzten Albums »The End Of Trying« zu variieren oder zu remixen. Eine erstaunlich schlüssige, nichtsdestotrotz aber weite Klangreise durch Improv, Jazz und klingendes Nichts. Neben anderen mit im Boot: Hauschka, Greg Haines, Loscil und Peter Broderick. Extra Life »Made Flesh« (Loaf / Al!ve) – Im Kontext der Hipster-Szene Brooklyns markieren Extra Life ähnlich wie die frühen Dirty Projectors sicher den äußeren experimentellen Rand. Auf »Made Flesh«, ihrem Zweitwerk, orientieren sie sich noch deutlicher als zuvor in radikale Gefilde von Noise, Folk, New Age und sakraler Theatralik. Das ist nicht nur völlig unerhört, sondern auch noch absolut überzeugend. Wer das nicht gehört hat, kennt das volle kreative Potenzial dieses Netzwerks des Hypes nicht. Christian Steinbrink


084 Probefahrt

Sagen aus Schwaben

Projekt BA-WÜ Wir können gar nichts – vor allem kein Hochdeutsch oder gar Englisch! Diese Version des abgewandelten BadenWürttemberg-Spots drängt sich zumindest nach der Pressekonferenz zum Amtsantritt vom neuen EU-Kommissar Oettinger auf. Dabei können Schwaben doch so viel mehr. Sie sind fast wie wir Menschen!

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UEBERGANGSREGIERUNG

RELEASE DATE

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31  03 

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01  04 

BERLIN (tba)

02  04 

HAMBURG

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ZECHE KARL BUNTES HAUS (tbc) SUBWAY TO PETER

GÄNGEVIERTEL  FABRIK 03  04 

BIELEFELD FALKENDOM

 Digitalvertrieb: iTunes  amazon  musicload + gut sotierte Downloadstores  Bezugsquellen CD  LP: Green Hell (greenhell.de) rossundreiterrecords.de

as Format Plattenbesprechung ist ja nicht nur dem Transport schnöder Fakten und Empfehlungs- bzw. Abratungsstatements geschuldet, nein, es schenkt einem auch und vor allem den Ort und die Zeit, von der Musik ausgehend Geschichten zu erzählen. Je nach Autor und Gegenstand haben die dann mehr oder weniger mit dem eigentlichen Verhandlungsgegenstand zu tun. Erinnert sei hier an Clara Drechslers legendäre Besprechungen in der Ur-Spex, in denen wir viel über ihre Haushaltsführung erfuhren – und, wenn man sich denn drauf einließ und die Doppelcodierung zu lesen vermochte, auch über das Werk selbst. Ich möchte die Besprechung dieser atemraubenden, tollkühnen Compilation mit einer persönlichen Geschichte beginnen. Es war im April 2000, ich war gerade in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von Stuttgart nach Köln gezogen, hatte Frau und Haus hinter mir gelassen und war voller Tatendrang, Intro gemeinsam mit dem bestehenden Team voranzubringen. Wie es sich für solche Anlässe gehört, mit einer schön pathetischen Antrittsrede auf den Lippen. Doch kaum war diese gehalten, kamen extreme Zweifel in mir auf, ob das Team denn das richtige sei. Keine Regung war zu sehen. All die Emphase umsonst von mir gegeben? Doch siehe da, es kam zu Regungen, aber sehr fragwürdigen. Dann endlich die Frage zu den Gedanken: »Ähm, entschuldigen Sie bitte, aber ich glaube, wir verstehen Sie alle nicht. Was sprechen Sie denn da für eine Sprache? Und KÖNNEN SIE UNS DENN VERSTEHEN?« Mein Schwäbisch war offensichtlich auf komplett taube Ohren gestoßen. Das mit dem Verstehen hat irgendwann dann doch geklappt. Wir verstehen uns. Geblieben ist aber der stete hausinterne Spaß gegen alles, was an süddeutschen Lokalkolorit erinnert, sei es das Mauldaschasüpple, das in langen Produktionsnächten serviert wird, der allgegenwärtige Bolle oder mein Wunsch nach einer Kehrwoche. Ja ja, man hat es nicht leicht als Schwabe. Und die Deppen, die uns regieren, machen es nicht besser, wenn sie Werbekampagnen fürs Ländle fahren, in denen – kokett gemeint – »wir können alles, nur nicht Hochdeutsch« verkündet wird. Die Zuständigen sollten sich ein Beispiel an »Schallbladd – Sagen aus Schwaben« nehmen, denn diese Compilation zeigt, dass es keinen Anlass für Erklärungen gibt, wenn man mit dem richtigen Schmackes loslegt, humorvoll, musikalisch ambitioniert und vielseitig. Wie heißt es im Begleittext von Aram Lintzel so schön treffend: »Schwäbische Popkultur hat es schon immer verstanden, virtuos zwischen den Polen ›gemütlich‹ und ›ungemütlich‹ zu changieren.« Die mehr als zwanzig beteiligten Künstler kreieren mit ihren eigens hierfür gegründeten Projekten ein kurioses Cluster freier Musikzusammenhänge, in denen wie selbstverständlich Outsider-Folk, Swing, Bossa Nova, Kraut- und Psychedelicrock, 60s-Pop und Free Jazz zu ihren Momenten kommen, Referenzen an populäre Melodien genauso eingeflochten werden, wie krudes Experimentieren zelebriert, bekannte Mundart aufgegriffen und frei getextet wird. Manche Stücke sind dabei nur Stützen für das größere Ganze, einzelnen gelingt es gar, Hitapproach zu kanalisieren. Beispielsweise das rhythmusbetonte, an Beat Happening erinnernde »Schlangamilch« von Dia Dirre, das die beste Katerzeile seit Langem enthält: »Beim Saufa han i a Schlanga verschluggd ...« – dann wird es leider etwas unverständlich, es folgt wohl irgendwas mit »Ranza druggt«, was so viel heißt wie, dass der Magen wehtut. Man merkt: Schwabe ist nicht Schwabe, und auch wenn die Rheinländer mir das nie glauben wollen: Die Stuttgart-Schwaben, zu denen ich mich zähle, sind meilenweit vom Wissen um die Tiefe des Dialekts entfernt, wie es auf der Alb kultiviert wird. Da kann man sich staunend noch viel abholen. Ein weiterer magischer Compilation-Moment ist, wenn sich Elena Lange (von Stella-Fame) mit ihrem passenderweise D’Neigschmeggda betitelten Projekt (was so viel wie die Zugezogenen meint) in diese so ungewohnten Klänge reinschwingt. »Drei Kirschkern« heißt das Stück und ist eine anmutige Hymne, die, was bei der Besetzung nicht wundert, viel Hamburger Popverständnis einbringt und dabei an Rocko Schamonis Disco-Verneigungen erinnert. Thomas Venker Diverse »Schallbladd – Sagen aus Schwaben« (Jon Shit / Hafenschlammrekords)


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086 Heimspiel

Antilopen-Gang Spastik Desaster CD // www.antilopengang.de Zu ihrem eigenen Bedauern ist es ihnen bislang nicht gelungen, sich von einem Label versklaven zu lassen. Und so müssen die Antilopen mit ihrer Freiheit und ihrem ewigen Untergrundstatus klarkommen und zusehen, wie sie von anderen Rappern überholt werden, wenn es darum geht, die Aufmerksamkeit der HipHop-Szene zu erheischen. Hervorgegangen ist die Antilopen-Gang aus den Überbleibseln der Anti-Alles-Aktion – also Panik Panzer, Koljah, NMZS und Danger Dan. Mit »Spastik Desaster« melden sie sich nun unerhört lautstark zurück. An ihrem Schicksal, dass K.I.Z. nicht mit der Antilopen-Gang verglichen wird, sondern umgekehrt die Antilopen-Gang mit K.I.Z., wird auch das nichts ändern. Aber es gibt Schlimmeres. Zum Beispiel 104 Tage lang nicht zu schlafen (»Müde«), Joachim zu heißen (»Dumme Namen«), keine Liebe empfinden zu können (»Love, Love, Love«), eingesperrt (»Eingesperrt«) oder noch mal 15 (»Fünfzehn«) zu sein – oder gar Student (»Fick die Uni«) oder gar Mann (»Männer«). Umso angenehmer, wenn man sich so was aus unpeinlicher Distanz heraus anhören kann – entweder für lau auf der Internetseite der Gang oder für zehn Euro, für die es eine limitierte CD gibt, die mit zwei dopen BonusTracks daherkommt. Philipp Killmann

Kackophonia Es lebt noch eine Flamme CD // www.myspace.com/kackophonia Wer jemals eine Sitzung des Darmstädter Stadtparlaments besucht hat, wird sich gewundert haben, was für ein bunter – oder vielmehr schwarzer – Haufen das ist, der dort vorne links sitzt. 6,3 Prozent (fünf Sitze) erzielte bei der vergangenen Kommunalwahl die Gruppierung Uffbasse: Hessisch für »Aufpassen« und Abkürzung für: »Unabhängige Fraktion freier Bürger – aufrecht spontan subkulturell eigenwillig«. Ein Kuriosum in der deutschen Kommunalparlamentelandschaft. Einzigartig auch, dass der Fraktionsvorsitzende Jörg Dillmann – als tätowierter und kahl geschorener Sänger einer Punkband – bereits als OBKandidat antrat. Seine Band heißt Kackophonia und ist nach mittlerweile zehn Jahren eine feste Institution in der hessischen Hardcore-Szene. Die Texte sind politisch, kritisch, wenden sich gegen jegliche – auch linke – Dogmatismen, liebäugeln mit dem Anarchosyndikalismus und sind von einem unbändigen Optimismus geprägt, der schon die frühen Ton Steine Scherben oder auch Crass auszeichnete: »Niemand kann uns aufhalten, wir wer-

den uns selbst verwalten.« Die Musik ist harter Punkrock, der bei aller Einfachheit enorm facettenreich ist und vom Sound her irgendwo zwischen Slime und Motörhead oszilliert. Eine Besonderheit ist, dass Kackophonia mitunter auf Dichter der klassischen Moderne und des Arbeiterkampfes zurückgreifen. Auf der neuen CD vertonen sie u. a. Brechts »Keiner oder alle« und Erich Mühsams »Trutzlied«. »Nennt uns nur höhnisch Weltbeglücker / Weil wir das Joch der Unterdrücker / Nicht länger dulden und die Schmach.« Verse wie diese lassen Kackophonia gar nicht alt aussehen. Frank Schuster

Messer Brüder Perlen & Säue CD // www.myspace.com/ messerbrueder Instrumentalmusik macht es dem Hörer nicht immer leicht. »Singing is a trick to get people to listen to music for longer than they would ordinarily«, lautet denn auch eines der treffenden Bonmots auf der Innenhülle des Talking-Heads-Albums »Stop Making Sense«. Der andere Trick ist: Rhythmik. Doch tanzbaren Techno machen die Messer Brüder aus Darmstadt beileibe nicht; es ist eher eine kontemplative, den »inner space« suchende, sich dabei frei von jeglichem New-Age-Kitsch bewegende elektronische Musik. Inspiriert von Krautrock (Harmonia, Kraftwerk), Soundtrack-Kompositionen, Surf und Postrock, entwickeln Gitarrist Thomas Buchenauer und Florian Malicke (Elektronik, Percussion, Orgel) sehr eigenständige, fragile, verspielte, suggestive Klangwelten, die beim Hörer stante pede einen inneren Film losspulen – und ihn auch so, völlig ohne Gesang, in den Bann schlagen. Live tritt das Duo mit Projektionsleinwand im Rücken auf. Nach den eigenen Worten der beiden läuft da folgender Film ab: »Außerirdische haben Menschen gefangen. Die sollen mit den Instrumenten von Pink Floyd und einer kompletten Beatles-Plattensammlung den trüben Planeten aufmuntern.« Aha, soso. Aber es passt. Frank Schuster

King’s Tonic 21 EP // www.kingstonic.com Das ganze olle Ruhrgebiet Kulturhauptstadt und Herby Grönemeyer nölt die Hymne? Sicher schrecklich hübsch und bedenkenswert, aber hätten Sie’s nicht auch gern eine Nummer kleiner? Dann aufgepasst und mal bei King’s Tonic reingehört. Auch diese Herren sind Ruhrpottler – und servieren melodischen Punkrock mit Emo-Attitüde und diversen metallischen Schlenkern. Dieses nicht

»satt«, denn das kann eine 5-Track-EP natürlich nicht. Allerdings zeigt sie, warum sich King’s Tonic nach Veröffentlichung ihres Debütalbums »Haven’t Heard Of You Either« (2004) und des Nachfolgers »Fuck Your Neighbour« (2008) durch fleißiges Touren in Deutschland, Europa, Russland, Fernost und den USA eine offenbar stetig wachsende Fangemeinde erspielt haben. Da brauchen sie in der Bio auch gar keine Promobausteine abzulassen à la »zu keiner Zeit den Fuß vom Gaspedal lassen können« und »Songs, die hemmungslos nach vorne rocken«. King’s Tonic sind vielmehr gut beraten, dynamisch zu agieren und im Interesse des Songs durchaus mal einen Gang zurückzuschalten – und das tun sie dann ja auch. Hilfreich ist, dass in der Rhythmussektion bewährte Haudegen zupacken, die schon mit den Bands Rage und Subseven langjährig und mit durchaus unterschiedlichem Erfolg an der Schnittstelle zwischen Metal und Alternative Rock basteln. Der Sänger ist ein Guter, die eigenproduzierten Songs rocken, sind aber noch steigerungsfähig. Wobei sich ja nicht nur King’s Tonic die Frage stellen müssen, was man im etwas ausgewalzten Bereich Punkrock eigentlich noch anstellen kann, um zu faszinieren. Hymnen schreiben? Womit wir wieder bei Grönemeyer wären. Aber das hilft ja auch nichts. Benjamin Cries

Daniel Pain Catch A Wave CD // 2te Natur Records Mit »Catch A Wave« schenkt der Augsburger Daniel Pain der Singer/Songwriter-Welt eine weitere Platte mit persönlichen Popsongs. Man hört hier keine großen überschwänglichen Melodien, eher eine unaufdringliche Art der Erzählung. Kein anstrengendes Großstadtgetue, eher provinzielle Schlichtheit. Mit klassischer Bandbesetzung aus Gitarre, Bass, diversen Tasteninstrumenten und Schlagzeug setzen Daniel Pain und seine Mitstreiter solides Songwriting auf die altbewährte Art um. Die Songs »Making Miles« und »Forever For Now« rocken ohne Pathos, »Secret Crush« kommt zunächst keck mit einem Reggae-Einfluss um die Ecke, um textlich dann unschöne Szenen eines Eifersuchtsdramas zu eröffnen. Der weibliche Backgroundgesang in »Planet Coffee« tut der Platte gut, und der Titelsong mutet mit simpel arrangiertem Klavier und vordergründigem Gesang fast Beatles’esk an. Doch Obacht sei gegeben, dass die Bodenständigkeit der zehn Songs nicht in Langeweile oder gar Belanglosigkeit versandet. Denn teilweise klingen die Arrangements zu uninspiriert, die Melodien und Harmonien zu abgedroschen, und die Texte finden musikalisch wenig Halt und Unterstützung.

Eine Prise Verrücktheit und Abgehobenheit wäre definitiv nicht falsch, um sich von Zeit zu Zeit den Staub von den Schultern zu wischen und nicht alles so ernst zu nehmen. Christin Sydow

Protestant Work Ethic The Jar And Shock CD // Valeot / Cargo Nachdem sich das formidable Wiener Label Valeot zuletzt mehr in Gefilden der freieren Musik bewegte, ist man mit dem zweiten Album der einheimischen Protestant Work Ethic wieder ein Stück weit in Richtung Song gerückt. Zumindest vordergründig scheint das so: Eine Gitarre wird ganz klassisch gezupft, die Arrangements sind hübsch naturalistisch. Doch dahinter liegen Strukturen, die mit dem konventionellen Songformat wenig zu tun haben. Darin erinnert PWEs Hauptakteur Simon Usaty an Jim O’Rourke oder David Grubbs, und auch seine technischen Fertigkeiten reichen an diese Koryphäen heran – auch wenn er weniger mit Country zu tun hat als die beiden. Das klangliche Set seiner Songs bleibt angenehm offen, er hat für »The Jar And Shock« vieles ausprobiert – und vieles ist ihm gelungen. Ihre Platte ist ein Musiker-Album im besten Sinne, ein hybrides und vielseitiges Werk, das sich lose an den Maßgaben von Folk orientiert. Darin sind PWE etwas Besonderes und passen nun wieder sehr gut zu ihrem immer qualitätssicherer agierenden Label. Christian Steinbrink

Daniel Zero Hey Elise Single // Breakless Records Daniel Zero hält, was sein Name verspricht. Sein Profil auf dem Musikexhibitionismus-Netzwerk MySpace (www.myspace.com/danielzeromusic) enthält drei Songs, die laut Selbstauskunft den Genres Pop, Punk und Indie zugehörig sind. Zumindest einer davon hat eine nicht ganz uneingängige Melodie: »Hey Elise« ist eine Reflexion auf das frühkindliche Versagen im Klavierunterricht und kommt als solche auch recht eindringlich rüber. Der Rip-off von Ludwig van Beethovens »Für Elise« von 1810 handelt laut Künstlerabsicht von einer Dame ebenjenen Namens, die ihn ganz glücklich macht und trotzdem auch wieder irgendwie ganz klein fühlen lässt. Komplizierter Inhalt also. Was dann textlich nach dem Einsatz der Drummachine kommt, ist leider nicht mehr zu verstehen – wie einen im Grunde auch das Musikalische ratlos zurücklässt. Was soll man so jemandem wünschen? Eine MySpace-Freundschaft mit Elton John vielleicht. Justine Trautmann


Heimspiel

Milhaven

Die Eltern von Kraftwerk Totgesagt wurde der Postrock in der elegischen Spielart Mogwais schon Dutzende Male. Aber zumindest im Ruhrgebiet bevölkert eine Horde junger Fans fast jedes Konzert auch ganz unbekannter Bands des Genres. Milhaven sind eine dieser Bands – und fast schon Veteranen.

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ilhaven sind eine Band der Gegensätze: Obwohl sie bislang ausschließlich Netlabel- und CDRVeröffentlichungen vorzuweisen hatten, schreiben ihnen Fans aus der ganzen Welt. Obwohl sie nur vereinzelt Konzerte absolviert haben, kursiert über ihre Wurzeln eine kuriose Legende: Sie hängt mit einer Kommune, Eltern, die maßgeblich die Band Kraftwerk mitbegründeten, und einem sagenhaften Ort zusammen, der Grundlage für den heutigen Bandnamen sein soll. Das ist natürlich alles Quatsch. Die Wahrheit, die Schlagzeuger Jens Reichelt erzählt, ist deutlich schnöder: Milhaven sind einfach vier Typen, die sich seit ihrer Jugend in der Kleinstadt Hattingen kennen, größtenteils schon früher in Hardcore-Bands miteinander gespielt haben und nach ein paar Jahren Pause unter dem Eindruck von Mogwais Album »Rock Action« in Bochum wieder zusammenfanden, um sich an einer für sie ganz neuen Musik zu versuchen. Das gelingt ihnen nach mittlerweile einem Album und einer EP mit einer bemerkenswerten Stilsicherheit, die lang nicht nur die Songs selbst durchzieht. Sie sind angedockt an die Labels 12Rec und Valeot, beide mittlerweile in Kennerkreisen wohlgelitten für ihre durchweg hervorragenden Veröffentlichungen und Spürnasen, außerdem ist die Aufmachung ihrer CDs ein Paradebeispiel für liebevolles Handarbeitsdesign. Bleibt die Musik: Mit ihrem selbst betitelten zweiten Album haben Milhaven ohne Zweifel einen Schritt

nach vorn gemacht. Erstmals nahmen sie nicht im eigenen Proberaum, sondern im blubox-Studio mit Guido Lucas auf, erstmals waren alle Songs von vorne bis hinten durchkomponiert, Improvisation spielte anders als früher keine Rolle mehr. »Das war insofern gut, weil wir gute Momente nicht gleich wieder verloren haben, sondern weiterentwickeln konnten«, sagt Reichelt. Die acht Stücke wirken zwar grundlegend kompakt und stringent, nehmen aber unerwartete Verläufe voller Sinnlichkeit und Kraft. Große Lautstärken setzen Milhaven sehr dosiert ein, trotzdem ist ihre Postrock-Variante zwar klassisch, aber auch äußerst frisch. Dass sie internationale Vergleiche nicht zu scheuen brauchen, war schon vorher klar. Nach diesem ersten properen Release wollen sich Milhaven in den nächsten Monaten ihren nächsten Wunsch erfüllen: eine längere, durchgehende Tour. Das wird im sechsten Jahr der Bandgeschichte ja auch mal Zeit. Christian Steinbrink Milhaven »Milhaven« (CD // Valeot / Cargo)

Schickt eure Demos an diese Adresse: Intro Redaktion »Heimspiel« Venloer Str. 241-245 50823 Köln

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Intro empfiehlt P Für alle von uns präsentierten Touren verlosen wir jeweils 3x2 Tickets. Einfach eine Mail an tickets@intro.de

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Via Anteilverkauf ließen sich Angelika Express ihr Comeback-Album »Goldener Trash« finanzieren und schafften es mit dieser Meldung sogar in die Nachrichten des ZDF. Die Musik ist laut Aussage von Frontmann Robert Drakogiannakis »Discoterror und lärmendes Massaker mit dem Zuckerguss des ewigen Popsongs«. Die Band kommt mit Nachlader und Phonoboy auf Tour, die ebenfalls ihre neuen Alben präsentieren.

DAF-Gründer und -Texter Gabi Delgado-Lopez sagte einst über seine Band, die für das Selbstverständnis deutscher Untergrund-Musik der letzten 30 Jahre so wichtig war: »Wir sind eine Punk-Band, doch nicht gitarrenlastig, sondern vollelektronisch.« Mit Bandkollege Robert Görl macht er, von einigen Unterbrechungen mal abgesehen, seit 1978 80er-Maschinenbeat-Electro: mal bösartig, mal sinnlich und immer provokativ.

mit Nachlader, Phonoboy » 07.03. Hamburg, Hafenklang » 11.03. München, Atomic Café » 12.03. Dresden, Scheune » 13.03. Berlin, NBI » Geht weiter!

mit No More*, Goja Moon Rockah** » 17.03. Mainz, Kuz* » 18.03. Duisburg, Pulp* » 19.03. Bremen, Tivoli* » 20.03. Dresden, Straße E**

02 P Blood Red Shoes

07 P Datarock

Einst musste Ginger Rogers eine Stepptanz-Szene so oft wiederholen, bis ihre Füße bluteten und sich ihre weißen Schuhe rot färbten. Diese Hollywood-Anekdote, so sagt man, bewegte Steven Ansell und Laura-Mary Carter zum Bandnamen Blood Red Shoes. Ganz so blutig geht es bei den beiden jedoch nicht zu. Ihre lauten Rock-Songs bleiben immer nah genug am Pop. Sein Zweitwerk »Fire Like This« präsentiert das Duo im März auf den hiesigen Bühnen.

Ihr Markenzeichen: rote Trainingsanzüge und übergroße Sonnenbrillen. Ihr Motto: »We just want to make people do the dirty! The dirty dancing!« – Patrick Swayze rest in peace! Mit ihrer Mischung aus Electro und Rock wissen die beiden Norweger genau, wie man die Meute zum Tanzen bringt. Unterstützt werden sie live von einem Männerchor.

20.03. Hamburg, Uebel & Gefährlich » 21.03. Berlin, Maria am Ostbahnhof » 22.03. Münster, Gleis 22 » 23.03. Köln, Gloria » 24.03. München, Backstage » 25.03. Stuttgart, Schocken

03 P Bodi Bill Fabian Fenk, Alex Amoon und Anton K. Feist gelingt seit geraumer Zeit ein ungewöhnlich schöner Spagat zwischen Electro und Folk. Der Laptop ist neben Klavier und Streichern gleichwertiges Instrument. Der an Popsongs angelehnte Hybrid aus virtuosem Programming und intelligentem Songwriting eignet sich auch zum Tanzen. 12.03. Bremen, Zucker Club » 13.03. Hamburg, Neidklub » 19.03. Leipzig, Centraltheater » 20.03. Mannheim, Stereo-Mondo-Festival » Geht weiter!

04 P Bratze Kevin Hamann ist als Clickclickdecker eher bekannt für besinnliche Töne, Norman Kolodziej von Der Tante Renate für das absolute Gegenteil. Wenn sich ein Singer/ Songwriter und ein Raver in wilder Ehe zusammentun und Audiolith Records ihnen eine Heimat bietet, dann kann man sich einer außergewöhnlichen Mischung sicher sein. Techno-Hooks und Electrorock treffen auf intelligente Texte – so auch auf dem neuen Album »Korrektur nach unten«. 18.03. Hamburg, Hafenklang » 19.03. Kiel, Weltruf » 31.03. Osnabrück, Glanz & Gloria » Geht weiter!

05 P Crystal Antlers Crystal Antlers berauschen ihre Fans schon seit geraumer Zeit mit einem hochverdichteten wilden Run durch Psych, Garage, Lo-Fi und Prog. Noch mehr Druck tritt aber auf der Bühne zutage, wo es die Band aus Long Beach, Kalifornien in Sachen Intensität glatt mit Les Savy Fav aufnehmen könnte – wollte sie es denn. 30.03. Köln, Gebäude 9 » 31.03. Hamburg, Molotow » Geht weiter!

21.03. Berlin, Festsaal Kreuzberg » 27.03. Hamburg, Uebel & Gefährlich

08 P Girls Girls aus San Fransisco sind Songschreiber Christopher Owens und Produzent Chet JR White, die bei ihren Live-Auftritten von John Anderson (Gitarre) und Garret Godard (Schlagzeug) begleitet werden. Ihre Musik: »Bay Area Rock-Pop« – laut eigener Einschätzung eine Mischung aus »50s-Surf-Pop, 60s-Psychedelia, 80sHardcore und glückseligem Shoegaze«. Ihr Debüt mit dem tollen Titel »Album« und einigen Hits erscheint bei uns im März. 08.03. Hamburg, Molotow » 13.03. Berlin, Magnet Club » 14.03. Köln, Die Werkstatt

09 P Los Campesinos! »Romance Is Being« heißt die aktuelle Platte der siebenköpfigen Indie-Popband aus Wales. Über diese sagt die Band selbst: »Es ist ein Album über Tod und den Zerfall des menschlichen Körpers, Sex, verlorene Liebe, Nervenzusammenbruch und Fußball und letztendlich darüber, dass da wahrscheinlich kein Licht am Ende des Tunnels ist.« Ist das das Ende der unbeschwerten Fröhlichkeit? mit Copy Haho » 10.03. München, Atomic Café » 13.03. Köln, Gebäude 9 » 17.03. Hamburg, Molotow

10 P Savoy Grand Die Entdeckung der Langsamkeit scheint bei der Band aus Nottingham nach wie vor Programm zu sein. Dass das keineswegs langweilig klingen muss, beweisen Savoy Grand auf dem aktuellen Album »Accident Book«. Ganz im Gegenteil: Selten hinterlässt Stille einen so intensiven zerebralen Eindruck. Es ist die Unendlichkeit zwischen den Tönen, die die Faszination um Savoy Grand ausmacht. 27.02. Saarbrücken, Sparte 4 » 28.02. Frankfurt a. M., Brotfabrik » 01.03. Hamburg, Knust » 02.03. Halle, Objekt 5 » 03.03. Jena, Rosenkeller » 04.03. Chemnitz, Atomino » 09.03. Dresden, Societaetstheater » 10.03. Berlin, Magnet Club » 11.03. Karlsruhe, Jubez » 12.03. Stuttgart, Laboratorium


Promotion

Frühling Für Satan Bald ist es soweit: Der Sage nach wurde Luzifer am 1. April aus dem Himmel verstoßen. Gott sei Dank! Denn die beste Musik kommt immer noch von unten. Hier bereits drei Beispiele für höllenheiße Freuden im April. Ticketmaster empfiehlt: 06 P

13 P

07 P

Archie Bronson Outfit Solch rohen Rumpelrock hat es seit Dead Moon nicht mehr gegeben – bis der Chef von Domino Records sie in einem Pub entdeckte. Eigentlich ist das Archie Bronson Outfit ein Trio, aber live spielen sie unter der Oberaufsicht einer beleuchteten Plastikgans.

14 P

26.04. Stuttgart » 27.04. Köln » 28.04. Hamburg » 30.04. München » 01.05. Dresden » 02.05. Berlin

11 P The Album Leaf Es ist nicht ganz verwunderlich, dass die sphärische Musik von The Album Leaf aus dem sonnenüberfluteten Kalifornien stammt. Obwohl: Starthilfe erhielt Jimmy LaValle – Multiinstrumentalist und kreativer Kopf seines Soloprojekts – von den Isländern Sigur Rós und Múm. Zuvor war er Gitarrist bei Tristeza und Mitglied verschiedener Bands aus San Diego wie The Black Heart Procession, The Crimson Curse und The Locust – diese unterschiedlichen Prägungen spiegeln sich auch in seiner Musik.

Tickets gibt's bei www.ticketmaster.de

The Unthanks Als »Cruel Sisters« traten Rachel und Becky Unthank den Folk-Boom los, als The Unthanks präsentieren sie sich nach drei Alben nun in großer Bandbesetzung: düstere Lieder über Tod und Verderben, gesungen mit glasklaren Stimmen.

07.03. München, Feierwerk » 09.03. A-Wien, Szene » 10.03. Dresden, Beatpol » 11.03. Berlin, Lido » 12.03. Hamburg, Knust » 14.03. Köln, Gebäude 9 » 18.03. Heidelberg, Karlstorbahnhof

12 P The Hidden Cameras Legendär war vor zweieinhalb Jahren der Auftritt der Queercore-Indies um Songwriter Joel Gibb beim Abschiedsspiel von Mehmet Scholl vor 70.000 Fußballfans. So unterschiedlich wie vor geht es aber auch auf der Bühne zu: Bei den Hidden Cameras ist nie klar, wie viele Musiker auf der Bühne stehen werden – mal sind es sieben, mal 20 oder mehr. Oft gesellen sich auch Go-go-Tänzer dazu, die laut Gibb »die Hemmungen wegtanzen, die sonst auf Indie-Konzerten herrschen, auf denen die Leute immer nur herumstehen, Zigaretten rauchen und über die paar Leute lästern, die zu tanzen versuchen«.

19.04. Köln » 20.04. Hamburg » 21.04. Berlin » 22.04. Heidelberg » 23.04. München Tickets gibt's bei www.ticketmaster.de

Sivert Høyem Neil Young, Fairport Convention, Jacques Brel – die Plattensammlung des einstigen Madrugada-Sängers ist ebenso vielseitig wie seine eigene Musik. Jetzt kommt der Norweger mit seinem dritten Album »Moon Lading«.

12.03. Hamburg, Kampnagel » 13.03. Offenbach, Hafen 2 » 15.03. Münster, Gleis 22 » 16.03. Köln, Gebäude 9 » Geht weiter!

13 P The Tallest Man On Earth Der schwedische Songwriter The Tallest Man On Earth a.k.a. Kristian Matsson wird bereits mit dem jungen Bob Dylan verglichen. Ähnlich wie Dylan braucht Matsson für seine melodiösen Songs nicht mehr als eine Gitarre und seinen nasal krächzenden Gesang. Im April erscheint sein zweites Album »The Wild Hunt«. Schon im März gibt es die ersten Hörproben.

08.04. Köln » 09.04. Hamburg » 10.04. Berlin » 12.04. Stuttgart » 13.04. München Tickets gibt's bei www.ticketmaster.de

04.03. Hamburg, Astra-Stube » 05.03. Berlin, NBI

14 P Tocotronic Die Tour zum 18-jährigen Bandjubiläum. Herzlichen Glückwunsch Tocotronic! Zeit für ein kleines Resümee: 1993 Gründung, 1994 erstes öffentliches Konzert, 1995 erstes Album »Digital ist besser«. Seit ihrer Gründung haben sie uns neun Alben, darunter ihr aktuelles »Schall & Wahn«, beschert. Ach, was erzählen wir euch, wisst ihr doch eh alles. Vielleicht eine neue Nerd-Info: Mit dem aktuellen Album haben sie es erstmals auf Platz eins der deutschen Albumcharts geschafft. Und kommen nun folgerichtig wieder auf große Tour – einige Termine sind bereits ausverkauft. 03.03. Bremen, Schlachthof » 04.03. Köln, E-Werk » 05.03. Saarbrücken, Garage » 06.03. Offenbach, Capitol » 09.03. Freiburg, E-Werk » 10.03. Stuttgart, LKA-Longhorn » 11.03. Heidelberg, Halle 02 » 12.03. Dortmund, FZW » 13.03. Hamburg, Große Freiheit 36 (ausverkauft) » 14.03. Hamburg, Große Freiheit 36 » 23.03. Münster, Skater’s Palace » 24.03. Düsseldorf, Zakk » 25.03. Würzburg, Posthalle » 26.03. München, Tonhalle » 29.03. A-Wien, Arena (ausverkauft) » 30.03. A-Wien, Arena » Geht weiter!

Ticket-Ticker Auf Tour und hart am Start: Melt! Klub Weekender +++ Melt! Picknick +++ Tindersticks +++ Les Claypool +++ Oh No Ono +++ Madness +++ Smoke Blow +++ Mumford & Sons +++ Hayseed Dixie +++ Fettes/Brot +++ Kurt Krömer +++ Cold Cave +++ Dan Le Sac VS Scroobius Pip +++ Katatonia +++ Bombay Bicycle Club +++ The Brian Jonestown Massacre +++ Deadline +++ We Were Promised Jetpacks +++ Splash Festival +++ Dockville Festival +++ 25th Summerjam Festival +++ Taubertal Festival +++ Bunnen Rock Festival +++ Force Attack 2010

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090 Das geht

Das geht drinnen P Für alle von uns präsentierten Touren verlosen wir jeweils 3x2 Tickets. Einfach eine Mail an tickets@intro.de

11 Freunde Lesereise

mit Philipp Köster und Jens Kirschneck 13.03. Oberhausen, Druckluft 14.03. Göttingen, Junges Theater 15.03. Koblenz, Kulturfabrik 16.03. Jena, F-Haus 17.03. Braunschweig, Lot-Theater 18.03. Würzburg, Luisensaal 19.03. Freiburg, E-Werk 20.03. Schwäbisch Hall, Alpha 60

Adam Green 23.02. München, Freiheizhalle P Empfohlen von Intro:

The Album Leaf

P Empfohlen von Intro:

Bernd Begemann

mit Die Befreiung* 23.02. Gera, Haus der Pioniere* 24.02. München, Orangehouse* 25.02. Freiburg, Jazzhaus* 26.02. Paderborn, Cube* 27.02. Oldenburg, Cadillac* 02.03. Bamberg, Morph Club 04.03. Schrobenhausen, Lothars alte Nähfabrik 05.03. Passau, Zeughaus 06.03. Schelklingen, Stellwerk 11.03. Halle, Objekt 5 12.03. Marburg, Kfz 13.03. Bad Salzuflen, Lokation 20.03. Magdeburg, Moritzhof 24.03. Greifswald, Koeppenhaus 25.03. Dresden, Bärenzwinger 26.03. Göttingen, Nörgelbuff 27.03. Buchholz, Empore Geht weiter!

P Empfohlen von Intro:

Fehlfarben

P Empfohlen von Intro:

Jean Michel Jarre

Intro Intim im Februar

03.03. Braunschweig, Volkswagenh. 04.03. Hamburg, Color Line Arena 05.03. Berlin, Max-Schmeling-Halle 06.03. Oberhausen, König-Pils.-A. 09.03. Stuttgart, Porsche-Arena 11.03. Leipzig, Arena 12.03. Bamberg, Jako-Arena 13.03. München, Olympiahalle 14.03. Mannheim, SAP-Arena

26.03. Lingen, Alter Schlachthof 27.03. Worpswede, Music Hall 28.03. Hamburg, Uebel & Gefährlich 29.03. Nürnberg, Hirsch 30.03. München, Backstage Geht weiter!

Chokebore

Florence And The Machine

Clare And The Reasons

mit Sian Alice Group 25.02. Frankfurt a. M., Batschkapp 26.02. Berlin, Astra-Kulturhaus

26.03. Berlin, Frannz 27.03. Hamburg, Prinzenbar

Four Dead In Ohio

24.02. Berlin, Festsaal Kreuzberg

Cory Chisel And The Wandering Sons

12.03. Berlin, Rosi’s 13.03. Hamburg, Molotow

mit Hurts, So So Modern, Remmidemmi DJ-Team, Bonaparte DJs, Bodi Bill DJs*, Thomalla*, Trashpop** 26.02. Berlin, Magnet Club* 27.02. Köln, Gebäude 9, Trashpop**

Jennifer Rostock 16.03. Bochum, Zeche

Jochen Distelmeyer 26.02. Oldenburg, Kulturetage

Islands

José James

The Cranberries

08.03. Oberhausen, Druckluft 09.03. Hamburg, Hafenklang 10.03. Berlin, Festsaal Kreuzberg 11.03. Dresden, Beatpol

12.03. München, Ampere 14.03. Berlin, Lido 15.03. Köln, Luxor 16.03. Hamburg, Stage Club

P Empfohlen von Intro:

02.03. Köln, Palladium 27.03. Berlin, C-Halle

I Am Kloot

Joss Stone

19.03. Berlin, Maria am Ostbahnhof

20.-25.03. Alle Infos siehe S. 88

P Empfohlen von Intro:

The Antlers

P Empfohlen von Intro:

Bodi Bill

30.03.-09.04. Alle Infos siehe S. 88

22.02. München, Tonhalle 24.02. Köln, E-Werk 04.03. Berlin, Huxley‘s 05.03. Hamburg, Docks Club

08.03. Berlin, Bang Bang Club 09.03. Hamburg, Prinzenbar

23.03. München, 59:1 24.03. A-Wien, Wuk 26.03. Berlin, Lido 27.03. Hamburg, Knust 28.03. Köln, Luxor

12.03.-15.05. Alle Infos siehe S. 88

P Empfohlen von Intro:

Asaf Avidan & The Mojos

Bonaparte

22.02. Köln, Gloria

12.03. Hamburg, The St. Pauli [Play] Winter Festival 20.03. Mannheim, Stereo-Mondo-Festival Geht weiter!

mit No More, Goja Moon Rockah 17.-20.03. Alle Infos siehe S. 88

Jägermeister Rock:Liga Gruppe B

mit Lake* 23.02. Dresden, Beatpol 25.02. A-Wien, Arena* 27.02. Stuttgart, Ffus 01.03. Frankfurt a. M., Ivi 08.03. Mannheim, Der Bock 09.03. Würzburg, Jugendkult. Cairo 10.03. Köln, King Georg 11.03. Berlin, Schokoladen 12.03. Berlin, Secret Show 13.03. Bremen, Spedition 14.03. Hamburg, Hafenklang

07.-18.03. Alle Infos siehe S. 89 P Empfohlen von Intro:

Angelika Express

mit Nachlader, Phonoboy 07.-13.03. Berlin, Infos siehe S. 88

Angie Reed

Auletta 24.02. Köln, Die Werkstatt 25.02. Osnabrück, Rosenhof 26.02. Cottbus, Bebel 27.02. Elmshorn, Apollo 03.03. Düsseldorf, Zakk 04.03. Berlin, Magnet Club 05.03. Potsdam, Waschhaus 06.03. Nürnberg, 26.03. Lindau, Club Vaudeville

The Avett Brothers 24.03. Köln, Gebäude 9 25.03. Berlin, Lido

The Baseballs 05.03. Leipzig, Werk 2 06.03. Berlin, Astra-Kulturhaus 07.03. Stuttgart, LKA-Longhorn 08.03. Nürnberg, Hirsch 09.03. Augsburg, Neue Kantine 13.03. Haslach, Stadthalle 14.03. Köln, Live Music Hall 16.03. Hannover, Capitol 17.03. Dortmund, FZW 18.03. Bremen, Modernes 19.03. Potsdam, Waschhaus P Empfohlen von Intro:

Blood Red Shoes

Botanica

mit Brian Viglione*, Annett Louisan** 03.03. Nürnberg, Muz-Club 04.03. Freiburg, E-Werk 05.03. Trier, Tuchfabrik 06.03. Stuttgart, Laboratorium 10.03. Aachen, Musikbunker 11.03. Duisburg, Steinbruch 12.03. Köln, Underground 13.03. Lübeck, Treibsand 14.03. Hamburg, Kampnagel 16.03. Berlin, Admiralspalast P Empfohlen von Intro:

Boxhamsters

26.03. Weinheim, Café Central 27.03. Reutlingen, Franz. K Geht weiter!

Boy Omega 26.02. Leipzig, UT Connewitz 28.02. Berlin, NBI 03.03. A-Wien, Kultur-G. Vorstadt 06.03. München, Südstadt 08.03. Rosenheim, AStA-Kneipe 12.03. Hamburg, Prinzenbar 13.03. Wesel, Karo

Dag För Dag 22.02. Hamburg, Molotow 23.02. Berlin, Bang Bang Club 24.02. Dresden, Groove Station 25.02. München, Orangehouse 27.02. Rees-Haldern, Rock im Saal

Das Pop 25.02. München, Atomic Café 26.02. A-Wien, B 72 28.02. Berlin, Lido 01.03. Hamburg, Docks Club 02.03. Wiesbaden, Schlachthof

Datarock

21.-27.03. Alle Infos siehe S. 88

Depeche Mode 26.02. Düsseldorf, Esprit-Arena 27.02. Düsseldorf, Esprit-Arena

Die Sterne 26.02. Hamburg, Indra Geht weiter!

The Disciplines

mit Angelika Express 26.02. Potsdam, Lindenpark

Douster

The Drums

25.02. Berlin, Roter Salon 03.03. Hamburg, Molotow 04.03. Leipzig, UT Connewitz 05.03. München, Feierwerk

21.03. Köln, Gloria 22.03. Berlin, Babylon 23.03. Dresden, Alter Schlachthof

The Black Box Revelation

27.03. Stuttgart, Keller Klub

Brockdorff Klang Labor The Cinematics 24.02. Osnabrück, Glanz & Gloria 25.02. Würzburg, Jugendkulturhaus Cairo 26.02. Karlsruhe, Substage 27.02. Kaiserslautern, Kammgarn 28.02. Dresden, Beatpol 03.03. A-Wien, Arena

P Empfohlen von Intro:

Frank Turner 29.03. Stuttgart, Universum 30.03. Wiesbaden, Schlachthof 31.03. Düsseldorf, Zakk Geht weiter!

Get Well Soon 23.02. München, Ampere 25.02. Dresden, Beatpol 26.02. Köln, Gloria 27.02. Rees-Haldern, Gasthof Tepferdt (Rock im Saal) 28.02. Hannover, Cafe Glocksee 02.03. Frankfurt a. M., Mousonturm 03.03. Leipzig, Centraltheater 04.03. Hamburg, Uebel & Gefährlich 20.03. Mannheim, Maimarkthalle Stereo-Mondo-Festival 27.03. Bremen, Kulturz. Lagerhaus P Empfohlen von Intro:

P Empfohlen von Intro:

18.03.-29.05. Alle Infos siehe S. 88

Brendan Perry

22.02. Berlin, West Germany 24.02. München, Sunny Red 27.02. Dresden, AZ Conni

DAF

P Empfohlen von Intro:

Beach House

Bleubird

Crystal Antlers

05.03. Berlin, WMF Club 06.03. München, Crux Geht weiter!

Bratze

22.02. Stuttgart, Zwölfzehn 23.02. München, Atomic Café 24.02. Hamburg, Molotow 26.02. Köln, Studio 672

19.03. Berlin, Magnet Club 20.03. Hamburg, Beatlemania

27.02. Berlin, Lido

Enno Bunger 15.03. München, Muffatcafé 16.03. Nürnberg, Mata Hari 17.03. Köln, Blue Shell 18.03. Hamburg, Prinzenbar 19.03. Berlin, Magnet Club 23.03. Frankfurt a. M., Ponyhof 24.03. Erfurt, Museumskeller 25.03. Chemnitz, Exil (Eintritt frei!) Geht weiter!

Everybody Was In The French Resistance... Now 22.02. Köln, Blue Shell

Girls

08.-14.03. Alle Infos siehe S. 88

The Great Bertholinis 26.03. Plauen, Malzhaus

Hadouken 22.03. Leipzig, Werk 2 23.03. Frankfurt a. M., Batschkapp 24.03. Stuttgart, LKA-Longhorn 25.03. Freiburg, Jazzhaus 26.03. München, Backstage

Helgi Hrafn Jónsson

mit Marie Fisker 11.03. Stuttgart, Universum 12.03. Erlangen, E-Werk 13.03. Münster, Gleis 22 14.03. Rees-Haldern, Haldern-Pop-Bar 15.03. Wiesbaden, Schlachthof 16.03. Bremen, Moments

Hey Hey Radio! 06.03. Berlin, Kino International 11.03. Stuttgart, Zwölfzehn 13.03. Chemnitz, Südbahnhof

mit Hot Hot Heat, The Teenagers, Official Secrets Act 22.02. Hamburg, Grünspan 23.02. Köln, Bürgerhaus Stollwerck 24.02. Karlsruhe, Substage 25.02. Dortmund, FZW 26.02. Dresden, Alter Schlachthof

Jägermeister Rock:Liga Gruppe C

mit Hadouken, Datarock, Does It Offend You, Yeah? 22.03. Leipzig, Werk 2 23.03. Frankfurt / M., Batschkapp 24.03. Stuttgart, LKA-Longhorn 25.03. Freiburg, Jazzhaus 26.03. München, Backstage

Jaga Jazzist 26.02. Bielefeld, Kulturkomb. Kamp 06.03. Dresden, Beatpol 07.03. Berlin, Volksbühne

Jamie T 22.02. Berlin, Postbahnhof

Jan Delay & Disko No. 1

mit Das Bo, DJ Mad 11.03. Oberhausen, König-Pils.-A. 12.03. Münster, Halle Münsterland 13.03. Erfurt, Arena 15.03. Berlin, C-Halle 16.03. Gießen, Hessenhalle 17.03. Mannheim, Maimarktclub 19.03. Stuttgart, H.-M.-Schleyer-H. 20.03. Nürnberg, Arena Nürnb. Vers. 24.03. München, Zenith 25.03. Kempten, Big Box 29.03. Hamburg, Color Line Arena P Empfohlen von Intro:

Ja, Panik

12.03.-18.04. Alle Infos siehe S. 89

04.03. Wiesbaden, Schlachthof 05.03. Kassel, Schlachthof 06.03. Münster, Gleis 22 26.03. Konstanz, Kulturladen Geht weiter!

Hot Chip

Jingo De Lunch

P Empfohlen von Intro:

The Hidden Cameras

mit Kinky Justice 10.03. Köln, Live Music Hall 11.03. Hamburg, Uebel & Gefährlich 12.03. Berlin, Astra-Kulturhaus (ausverkauft) 14.03. Frankfurt a. M., Mousonturm

25.02. Göttingen, Musa 26.02. Hamburg, Hafenklang 27.02. Berlin, Festsaal Kreuzberg 02.03. Frankfurt a. M., Nachtleben 03.03. Köln, Underground 04.03. Essen, Zeche Carl

Karl Blau

Karpatenhund 17.03. Krefeld, Kulturfabrik 18.03. Frankfurt a. M., Das Bett 19.03. Kaiserslautern, Kammgarn 20.03. Fulda, Kulturkeller 21.03. Regensburg, Heimat 23.03. Reutlingen, Franz. K 24.03. Nürnberg, Muz-Club 25.03. Heidelberg, Halle 02 26.03. Düren, Fabrik für Kultur 27.03. Lingen, Alter Schlachthof Geht weiter!

Katzenjammer 24.02. Bielefeld, Kulturkomb. Kamp 25.02. Köln, Kulturkirche 26.02. Konstanz, Kulturladen 27.02. München, Ampere 28.02. Dresden, Alter Schlachthof 02.03. Hamburg, Fabrik 03.03. Hannover, Pavillon 04.03. Heidelberg, Karlstorbahnhof 05.03. Nürnberg, Löwensaal 06.03. Berlin, Postbahnhof

The King Khan & BBQ Show 22.02. A-Wien, B 72 24.02. München, 59:1 25.02. Berlin, Festsaal Kreuzberg

Kissogram 19.03. Berlin, Roter Salon Geht weiter!

Laurent Garnier 25.03. Berlin, Panoramabar 27.03. Mannheim, Maimarkthalle

La Roux

mit Dkdent 22.02. Hamburg, Große Freiheit 36 27.02. Köln, Live Music Hall 05.03. Berlin, Astra-Kulturhaus


Das geht

Les Claypool

P Empfohlen von Intro:

15.03. München, 59:1 17.03. Berlin, Lido 18.03. Hamburg, Knust 20.03. Köln, Gebäude 9

Oliver Polak (Lesung)

Le Peuple De L‘Herbe

Olli Schulz solo & akustisch

01.03. München, Ampere 02.03. Berlin, Festsaal Kreuzberg 03.03. Köln, Stadtgarten P Empfohlen von Intro:

12.03. Osnabrück, Lagerhalle 18.03. Karlsruhe, Tollhaus Geht weiter!

Marit Larsen

P Empfohlen von Intro:

23.02. Bochum, Zeche 24.02. Düsseldorf, Savoy Theater 26.02. Köln, E-Werk 28.02. München, Ampere 01.03. Stuttgart, Theaterhaus 02.03. Mainz, Frankfurter Hof 03.03. Offenbach, Capitol 07.03. Saarbrücken, Garage 08.03. Ulm, Roxy 09.03. Nürnberg, Hirsch 12.03. Freiburg, Jazzhaus

Pampa Records Label Präsentation

Max Goldt

05.03. Dortmund, Westfalenhalle 06.03. Köln, Palladium 12.03. A-Wien, Gasometer 19.03. Leipzig, Haus Auensee 27.03. Dresden, Eventwerk Geht weiter!

Max Tundra 22.02. Köln, King Georg

Mediengruppe Telekommander 12.03. Hamburg, Docks Club Geht weiter!

25.03. Berlin, Festsaal Kreuzberg 26.03. Leipzig, Conne Island 27.03. Chemnitz, Bunker Geht weiter!

P Empfohlen von Intro:

mit DJ Koze, Die Vögel, Axel Boman 19.03. Köln, Alte Papierfabrik

Pantha Du Prince 05.03. Dresden, Scheune 12.03. München, Rote Sonne Geht weiter!

Paul Kalkbrenner

mit Prince Of Assyria 23.03. Hamburg, Knust 24.03. Berlin, Lido 25.03. Frankfurt a. M., Brotfabrik

Milow 17.03. Aurich, Sparkassenarena

Minor Majority

Times New Viking

Samavayo

State Radio

11.03. Jena, Rosenkeller 12.03. Berlin, Lido 13.03. Dresden, Puschkin 24.03. Bielefeld, Movie

27.02.-12.03. Alle Infos siehe S. 88

17.03. Stuttgart, Keller Klub 18.03. Köln, Die Werkstatt 20.03. Lingen, Alter Schlachthof 21.03. Hamburg, Knust 23.03. Berlin, Kesselhaus 25.03. München, 59:1 28.03. Wiesbaden, Schlachthof 30.03. Dortmund, FZW

mit Kria Brekkan* 08.03. Rees-Haldern, Haldern-Pop-Bar 09.03. Heidelberg, Zum Teufel 10.03. Berlin, Sophiensäle* 11.03. Chemnitz, Weltecho 12.03. Nürnberg, K 4 13.03. Köln, Kulturbunker Mülheim

Schlachthofbronx

P Empfohlen von Intro:

13.03. Hamburg, Docks Club 19.03. Nürnberg, Club Stereo Geht weiter!

20.03. Alle Infos siehe S. 92

mit Dillon 03.03.-17.04. Alle Infos siehe S. 89

P Empfohlen von Intro:

Tokio Hotel

P Empfohlen von Intro:

Savoy Grand

11.03. Köln, Palladium 12.03. Hamburg, Color Line Arena 13.03. Berlin, Arena Berlin 16.03. Rastatt, Badner Halle 18.03. München, Zenith 19.03. Essen, Grugahalle 20.03. Leipzig, Arena

P Empfohlen von Intro: P Empfohlen von Intro:

22.02. Frankfurt a. M., Brotfabrik 23.02. Erlangen, E-Werk 24.02. München, Ampere 25.02. Halle, Objekt 5 26.02. Berlin, Admiralspalast 27.02. Münster, Gleis 22

Mount Eerie

mit No Kids 28.03. A-Wien, Arena 30.03. Nürnberg, K 4 31.03. Schorndorf, Manufaktur

New Model Army 06.03. Augsburg, Neue Kantine 08.03. Freiburg, Jazzhaus 09.03. Leipzig, Werk 2 10.03. Hannover, Capitol 11.03. Hamburg, Markthalle

Oh No Ono –Verschoben! 28.02. München, Atomic Café 01.03. Frankfurt a. M., Nachtleben 05.03. Köln, Gebäude 9 06.03. Berlin, Bang Bang Club 07.03. Hamburg, Prinzenbar

05.03. Oberhausen, Druckluft 06.03. Hannover, Junges Schauspiel 11.03. Ulm, Sauschdall 12.03. Stuttgart, Wagenhalle 13.03. Reutlingen, Franz. K 16.03. Köln, Blue Shell 17.03. Kiel, Schaubude 18.03. Berlin, Lido 19.03. Schwerin, Speicher 20.03. Wredenhagen, Café Scheune 23.03. Jena, Kassablanca Gleis 1 24.03. Aschaffenburg, Colos-Saal 25.03. Dresden, Scheune 26.03. Zwickau, Alter Gasometer 27.03. Leipzig, Absturz 31.03. Karlsruhe, Tollhaus Geht weiter!

Spandau Ballet

Stereo-Mondo-Festival

10.03. Bochum, Bhf. Langendreer 12.03. Heidelberg, Kulturfenster Geht weiter!

Supershirt

Siva

27.03. Köln, Essigfabrik 28.03. Berlin, C-Club Geht weiter!

25.02. Bremen, Bootrock-Festival 26.02. Kassel, Schlachthof 27.02. Dresden, Ostpol

09.03. Hamburg, Uebel & Gefährlich 10.03. Bremen, Kulturz. Lagerhaus 11.03. Köln, Gebäude 9 Geht weiter!

Woody Allen & His New Orleans Jazz Band 20.03. München, Gasteig 21.03. Hamburg, D. Schauspielhaus 22.03. Berlin, Tempodrom P Empfohlen von Intro:

24.02. Berlin, West Germany 25.02. Hamburg, Astra-Stube

Twin Atlantic mit Fettes Brot 24.02. Berlin, Funkhaus

The xx

mit These New Puritans 25.02. München, Tonhalle 27.02. Köln, E-Werk P Empfohlen von Intro:

Yeasayer

28.02. Köln, Luxor 09.03. Hamburg, Knust 10.03. Berlin, Postbahnhof 11.03. München, 59:1

Die kommen, die Touren tUnE-yArDs

04.-05.03. Alle Infos siehe S. 89

Reverend Horton Heat

Why?

P Empfohlen von Intro:

27.02. Leipzig, Werk 2 04.03. Hamburg, Hafenklang 06.03. Osnabrück, Glanz & Gloria 27.03. Stuttgart, Keller Klub Geht weiter!

Shearwater

20.03. Köln, MTC 22.03. Berlin, Magnet Club

12.03. Hamburg, Docks Club

Tocotronic

Tom Liwa

T-Mobile Street Gigs

Shout Out Louds

Tiny Vipers

26.02. Oberhausen, König-Pils.-Ar. 28.02. Hamburg, Color Line Arena

mit Hudson Wayne 28.02. Hannover, Feinkost Lampe 01.03. Duisburg, Steinbruch 02.03. Hamburg, Hafenklang 03.03. Leipzig, Nato 04.03. Berlin, Festsaal Kreuzberg 05.03. Dresden, Beatpol 06.03. München, 59:1 07.03. A-Wien, B 72

27.02. Hamburg, Knust 28.02. Berlin, Magnet Club 02.03. München, Rote Sonne

24.03. Hamburg, Prinzenbar

WhoMadeWho

P Empfohlen von Intro:

Seabear

mit Nervous Nellie* 25.02. Halle, MDR Sputnik 23.03. Rostock, Mau-Club 24.03. Hamburg, Uebel & Gefährl.* 25.03. Berlin, Astra-Kulturhaus* 26.03. Dresden, Reithalle* 27.03. München, Backstage* 29.03. Frankf. a. M., Mousonturm* 30.03. Köln, Bürgerh. Stollwerck* 31.03. Stuttgart, Wagenhalle* Geht weiter!

Retribution Gospel Choir

mit The Joy Formidable 26.02. Hamburg, Molotow 27.02. Berlin, Postbahnhof 28.02. Köln, Gebäude 9 02.03. München, Atomic Café 03.03. Frankfurt a. M., Batschkapp

05.03. München, Zenith 06.03. Berlin, C-Halle 07.03. Düsseldorf, Philipshalle

Scooter

Rainer von Vielen

The Temper Trap

12.-21.03. Alle Infos siehe S. 93

22.02. Köln, Die Werkstatt 23.02. Leipzig, Nato 24.02. Dresden, Beatpol 02.03. Duisburg, Steinbruch 03.03. Ludwigshafen, Das Haus 04.03. Tübingen, Sudhaus

05.03. Halle, Objekt 5 06.03. Schwerin, Kulturbuchhaus 07.03. Regensburg, Heimat Geht weiter!

04.03. Nürnberg, Club Stereo 05.03. Berlin, Magnet Club 06.03. Hamburg, Indra

22.02. München, Atomic Café 23.02. Frankfurt a. M., Nachtleben 24.02. Berlin, Lido 25.02. Köln, Gebäude 9 26.02. Hamburg, Uebel & Gefährlich

Pétur Ben

Pillow Fight Club

P Empfohlen von Intro:

We Are Enfant Terrible

P Empfohlen von Intro:

South by Southwest

Under Byen 13.03. Berlin, Admiralspalast

Reverend And The Makers

Mika 20.03. Düsseldorf, Philipshalle 21.03. Wiesbaden, Schlachthof 23.03. Hamburg, Große Freiheit 36 24.03. Berlin, Huxley‘s 26.03. Leipzig, Haus Auensee 27.03. München, Zenith 29.03. A-Wien, Gasometer 30.03. Stuttgart, LKA-Longhorn

P Empfohlen von Intro:

Sophie Zelmani

Owl City

mit Copy Haho 10.-17.03. Alle Infos siehe S. 88

26.02. Lingen, Centralkino 27.02. Dortmund, Fritz-Henßler-H. 28.02. Trier, Tuchfabrik 01.03. Bonn, Pantheon 17.03. Hildesheim, Vier Linden 18.03. Stadthagen, Alte Polizei 19.03. Oldenburg, Kulturetage 20.03. Bremerhaven, Capitol

Smoke Blow

18.03. Würzburg, Pleicher Hof

05.03. Dortmund, FZW

mit Lights 27.02. Köln, Gloria 28.02. München, 59:1 01.03. Berlin, Magnet Club

Los Campesinos!

The Robocop Kraus

091

23.02. Berlin, Magnet Club 24.02. Köln, Tsunami Club 25.02. Hamburg, Molotow 26.02. Stuttgart, Zwölfzehn

An Horse (03.04.-05.06.) Booka Shade (23.04.-01.05.) Dendemann (28.04.-12.05.) Longhorne Slim (27.04.-05.05.) Miss Platnum (05.-16.04.) My Awesome Mixtape (02.-17.04.) Nada Surf (20.-27.04.) Popsalon (15.-17.04.) Timid Tiger (16.-30.04.) To Rococo Rot (10.04.-05.06.) Two Door Cinema Club (07.-10.04.) Yacht (17.-22.04.)

P Empfohlen von Intro:

The Tallest Man On Earth Taxi Taxi 11.03. Hamburg, Fundbureau 12.03. Düsseldorf, Pretty Vacant 13.03. Berlin, Haus Ungarn 14.03. Leipzig, Café Paris Syndrom 20.03. Konstanz, Kulturladen P Empfohlen von Intro:

The St. Pauli [Play] Winter-Festival 12.-13.03. Alle Infos siehe S. 92

Tiga 27.03. Offenbach, Robert Johnson

Tindersticks 28.02. Düsseldorf, Zakk 01.03. Frankfurt a. M., Mousonturm 02.03. Berlin, Postbahnhof 07.03. Hamburg, Uebel & Gefährlich

Dein Konzert Dein Ticket! www.ticketmaster.de Ticket-Hotline: 0 18 05 - 969 00 00 (14 ct./min aus dem dt. Festnetz, abweichende Tarife aus den Mobilfunknetzen sind möglich)


092 Das geht

DAS GEHT SONST NOCH P

Alle Events, Konzerte und Indoor-Festivals sowie die Festivaltermine für 2010 gibt es unter www.gig-guide.de

The St. Pauli [Play] Winter-Festival Jetzt erst recht

Mit dem Suzuki Swift zu Rock am Ring Suzuki schnürt ein exklusives Geburtstagspaket Rock am Ring für lau? Suzuki macht’s möglich: Anlässlich des 25. Festival-Jubiläums als Rock am Ring-Insider bewerben und einen der 25 streng limitierten Swift »25 Jahre Rock am Ring« (Kraftstoffverbrauch: innerorts 7,4 l/100 km, außerorts 4,9 l/100 km, kombiniert 5,8 l/100 km; CO2-Ausstoß kombiniert 140 g/km (80/1268/EWG)) für ein Jahr mit einer extrem günstigen Leasingrate* fahren. Zusätzlich zwei Eintrittskarten* sowie exklusiven Zeltplatz* bei Rock am Ring sichern.

Der Winter will nicht so recht aufhören, uns mit seinem nasskalten Wetter zu nerven. An den Sommer und die kommende Festivalsaison ist noch nicht zu denken. Aber kein Grund, nicht trotzdem ein Festival zu veranstalten – da, wo es warm ist, nämlich drinnen. So lädt die Hansestadt Hamburg am 12. und 13. März zum The St. Pauli [Play] Winter-Festival ein. Dort gibt es – erstmals an zwei Tagen in vier Clubs – eine Melange aus Bekanntem und Neuem aus der IndieSzene. Mit dabei unter anderem The Sounds, Zoot Woman (Foto), WhoMadeWho, Mediengruppe Telekommander, Bonaparte und Bodi Bill. Außerdem Boy Omega, Eight Legs, Herpes, I Heart Sharks, Jenana, Joe And Will Ask?, Kavinsky, Kristellar, Late Of The Pier DJs, Love Ravers, M.O.M.O., Planting The Seed, Popular Damage, Schlachthofbronx, Shitdisco, Tanner, Vierkanttretlager u. v. a. » 12.-13.03. Hamburg, Docks Club, Große Freiheit 36, Prinzenbar, Neidklub

*Alle relevanten Informationen zu dem Angebot und der Bewerbung unter www.suzuki-rockamring.de; nur noch bis 31. März. Viel Glück!

Das Intro-Sputnik Magazin Zu was Liebe fähig ist, weiß jeder. Dass Ehe, Partnerschaft oder schlicht die Freundschaft zwischen zwei Musikern zu einer besonderen musikalischen Strahlkraft führt, ist anhand der vielen Duos, die sich in den letzten Jahren in unsere Herzen spielen konnten, nicht von der Hand zu weisen. Im März werden wir analog zu dem hier behandelten Heftthema auch in unserer Intro-Radiosendung auf MDR Sputnik dem Duo-Zauber in einer Sondersendung nachgehen. Was passiert, wenn zwei Menschen zusammen kreativ sind? Was denken die Bands selbst darüber? Is zu zweit the new loud? Plus: Wir spielen ausschließlich DuoMusik im Intro-Sputnik-Magazin. Einfach einschalten, streamen oder downloaden. Aber immer: hören. Das Intro-Sputnik Magazin: jeden Donnerstag von 22h bis 23h auf MDR Sputnik. Unter www.intro.de/ sputnik auch als Podcast abonnierbar und via Player im Stream zu hören.

Stereo-Mondo-Festival Indie Indoor Experience in Mannheim Das Ambiente eines Open-Air-Events zu schaffen ist den Machern jedes Indoor-Events wichtig, logisch. Das Stereo-Mondo-Festival nutzt zu diesem Zweck die verschiedenen etablierten Locations des Maimarktgeländes in Mannheim. Am 20. März gibt es dort sehr gute deutsche und internationale Indie-Bands zu sehen. Für Mannheim ist das Festival übrigens nur der Startschuss für mehr: Es bildet die Auftaktveranstaltung zum diesjährigen Time Warp und Jetztmusikfestival. mit Get Well Soon, Bonaparte, Kaki King, Bodi Bill, Abby, The Astronaut’s Eye u. v. a. » 20.03. Mannheim, Maimarktgelände


SXSW – South by Southwest Das Gipfeltreffen der Musikindustrie

28.02. // DÜSSELDORF 01.03. // FRANKFURT 02.03. // BERLIN 07.03. // HAMBURG

EDITORS

Austin im amerikanischen Bundesstaat Texas wird vom 12. bis 21. März schon zum x-ten Male Schauplatz des South by Southwest Festivals (kurz: SXSW). »Das Gipfeltreffen der Musikindustrie«, wie es auch gerne heißt, bietet auf über 50 Bühnen in zehn Tagen mehr als 1.600 Bands, meist Newcomer-Acts. Aber auch die Bereiche Film und interaktive Medien sind ein wichtiger Bestandteil des Festivals – einst wurde hier zum Beispiel Twitter vorgestellt. Intro wird auch in diesem Jahr wieder live von dem Festival berichten, das schon so viele tolle Bands nach oben gespült hat.

mit And So I Watch You From Afar, An Horse, Apostle Of Hustle, Art vs. Science, Callmekat, Caspian, Cheap Trick, DD/ MM/YYYY, Dead Sexy Inc., Deer Tick, Everything Everything, Fanfarlo, Fangs, Frightened Rabbit, Geeks >, Good Shoes, Hauschka, Japandroids, John Dear Mowing Club, Kilians, Malente, Mixtapes & Cellmates, Ohbijou, Oh No Ono, Ólöf Arnalds, Papier Tigre, Plants And Animals, Rosi Golan, SmifN-Wessun, The Black Box Revelation, The Boxer Rebellion, The Brunettes, The Ettes, The Jazzus Lizard, The Jim Jones Revue, The Kissaway Trail, The Low Anthem, The Uglysuit, The Veils, The View, The Wave Pictures, Trespassers William, Twin Atlantic, Warpaint, We Are Scientists, We Are Wolves, White Rose Movement u. v. a. » 12.-21.03. USA-Austin

TUNNG

19.04. // HEIDELBERG 22.04. // KÖLN 23.04. // BERLIN 26.04. // HAMBURG

GOGOL BORDELLO

Melt! Klub Weekender & Melt! Picknick Die Warm-up-Partys zum Melt! 2010 Um die Wartezeit auf das von Intro präsentierte Fest, das diesjährige Melt!, zu verkürzen, gibt es zwei besondere Events im Vorfeld des Festivals. Das erste hört auf den Namen »Melt! Klub Weekender« und findet vom 06. bis 08. Mai im Berliner WMF-Club statt. Und wie es sich für ein Festival für Indie und Electro gehört, sind im Line-up auch hochrangige Vertreter der Genres zu finden: u. a. LCD Soundsystem (Foto), Tiga und Zoot Woman. Am 30. Mai wird die Vorfreude dann nach draußen verlagert: Auf dem Festivalgelände in Ferropolis steigt mit dem »Melt! Picknick« Event Nummer zwei.

22.04. // ROTTWEIL 23.04. // DÜSSELDORF 24.04. // BREMEN 23.05. // POTSDAM

16.05. // KARLSRUHE 02.06. // HAMBURG 03.06. // BERLIN

NICOLAI DUNGER 12.04. // KÖLN 13.04. // HAMBURG 14.04. // BERLIN

KAR

Kon

Melt! Klub Weekender mit LCD Soundsystem, Tiga, Zoot Woman, Delphic, Ivan Smagghe, Konrad Black, Thomas von

Party u. v. a. » 06.-08.05. Berlin, WMF-Club Melt! Picknick mit Paul Kalkbrenner, Fritz Kalkbrenner, Sascha Funke, Fritz Zander, Simina Grigoriu, Robag Wruhme,

Markus Welby u. v. a. » 30.05. Gräfenhainichen, Ferropolis

TICKETS: 01805 - 62 62 80* und 040 - 413 22 60 (Mo – Fr, 10 – 18 Uhr) www.karsten-jahnke.de und an allen bekannten Vorverkaufsstellen. *( 0,14/Min. aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunkpreise können abweichen, ab 1.3.2010 für Mobilfunk max.  0,42/Min)

K

K

w


094 Da geht’s

Heidelberg / Am Karlstor 1 / Tel. 06221.978911 SCHLACHTHOF WIESBADEN MURNAUSTR.1 65189 WIESBADEN

Konzert / Klub / Theater Literatur / Kleinkunst Politik / Kino Do. 04.03.

02.03. DAS

POP / SPURV LÆRKE PANIK / MOUSE ON THE KEYS / PEER 10.03. AIRBOURNE / SPECIAL GUEST: TALKING DOWN 12.03. DIE AERONAUTEN / JOHNNY & THE JONETTES 13.03. FABULOUS AND FUNKY FEAT. LAURA VANE & THE VIPERTONES 15.03. HELGI JÓNSSON / SPECIAL GUEST: MARIE FISKER 18.03. WALLIS BIRD / AIDAN 19.03. BOPPIN‘B / HANK CASH 21.03. MIKA 28.03. STATE RADIO 30.03. FRANK TURNER

LIVINGSTON

04.03. JA,

Support: TAKIDA SIGN LANGUAGE TOUR 2010

1 WWW.KARLSTORBAHNHOF.DE

Fr. 12.03.

BOPPIN`B.

08.03.10 · Köln, Die Werkstatt

GIRLS

Support: ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY, NERVECELL, FLESHGOD APOCALYPSE, BURNING THE MASSES | Death Metal Veranstalter: Mountcaldera

14.03.10 · Köln, Die Werkstatt

STATE RADIO

So. 21.03.

JA, PANIK (04.03.)

Unser komplettes Programm findet ihr im Internet unter

schlachthof-wiesbaden.de

Freitag,

MAX GOLDT

26.02. (im Centralkino) Freitag,

BLUE OCTOBER

05.03. Support: Blackmarket Samstag,

STATE RADIO

20.03. + Support Freitag,

FEHLFARBEN

26.03. Support: Herpes Samstag,

KARPATENHUND

27.03. Support: Oh, Napoleon Samstag,

JURI GAGARIN

10.04. + Support

Alter Schlachthof Lingen | Konrad Adenauer Ring 40 | 49808 Lingen epping@alterschlachthof.de | www.alterschlachthof.de Tickets an allen bekannten VVK-Stellen und unter Hotline 0591/9011480

& Support | DER FILMRISS TOUR Sa. 27.03. 19:00 Uhr

EMERGENZA FESTIVAL

Semi - Finale Veranstalter: Eurotime Media Marketing GmbH Preview: 01.04. KARMA TO BURN 08.04. LUXUSLÄRM 09.04. DYING FETUS 10.04. WELCOME BACK TO THE 90`S 17.04. NEW.BANDS.FESTIVAL 21.04. EYEHATEGOD, SHRINEBUILDER & KYLESA 22.04. CORVUS CORAX 23.04. SMOKE BLOW 29.04. DELLÉ 01.05. DONOTS 06.05. DAVID RHODES & PAINTBOX 14.05. ELÄKELÄISET 15.05. YAKUZI, THE STARFUCKERS, SHY GUY AT THE SHOW Einlass: 20 Uhr (falls nicht anders vermerkt) Tel. 0721/ 37 72 74 · www.substage.de E-Mail: info@substage.de

AULETTA

BOMBAY BICYCLE CLUB

SUFFOCATION

VORSCHAU 05.04. SIMON DEN HARTOG (KILIANS) / AN HORSE 12.04. ZEBRAHEAD / ATTACK! ATTACK! / MC LARS 13.04. BRANT BJORK / MY SLEEPING KARMA 14.04. LOSTPROPHETS 16.04 THE INCITERS / SPECIAL GUESTS 21.04. KEN 22.04. WE WERE PROMISED JETPACKS 24.04. TIMID TIGER 25.04. HATEBREED 29.04. JOHANNES OERDING 06.05. FETTES/BROT 09.05. CASPIAN / CONSTANTS 10.05. TURBOSTAAT 14.05. GISBERT ZU KNYPHAUSEN 15.05. ELÄKELAISET 16.05. ALESANA / A SKYLIT DRIVE / EMAROSA / BURY TOMORROW 22.05. THE METEORS 25.05. BEAT!BEAT!BEAT! 18.06. YAWNING MAN 05.07. SLAYER / THE HAUNTED

27.02.10 · Köln, Live Music Hall 03.03.10 · Düsseldorf, Zakk

Support: THE ROADRUNNERS New Style Rock‘n‘Roll Sa. 13.03. 19:00 Uhr

JENNIFER ROSTOCK

LA ROUX

Rain Machine

DO 04.03. KATZENJAMMER FR 12.03. LINGUA LOCA DO 18.03. THE ALBUM LEAF SA 27.03. JOHANN KÖNIG DO 01.04. RAIN MACHINE FR 09.04. ROTFRONT MI 14.04. DIE STERNE FR 16.04. THE HIDDEN CAMERAS SO 18.04. MALEDIVA MO 19.04. TUNNG DO 22.04. THE UNTHANKS FR 23.04. DJ KRUSH

18.03.10 · Köln, Die Werkstatt 30.03.10 · Dortmund, FZW

WALLIS BIRD

19.03.10 · Köln, Gebäude 9

BLOOD RED SHOES 23.03.10 · Köln, Gloria

FRANK TURNER 31.03.10 · Düsseldorf, Zakk

TWO DOOR CINEMA CLUB 07.04.10 · Köln, Gebäude 9

MUMFORD & SONS 14.04.10 · Köln, Gloria

EDITORS

23.04.10 · Düsseldorf, Stahlwerk

PAUL WELLER

18.05.10 · Köln, Live Music Hall

JONSI

31.05.10 · Köln, Live Music Hall

Mi. 03.03. Sunny Domestozs (D) + Wreck Kings (D) Sa. 06.03. Ja, Panik (AUT) + Peer (D) Di. 09.03. Götz Widmann (D) Fr. 12.03. Herpes (D) + Chuck Violence & His One Man Band (BRA/MEX) + Teenage Moonlight Borderlines (FRA) Sa. 13.03. Helgi Jónsson (ISL) + Marie Fisker (DK) Mo. 15.03. The Hidden Cameras (CAN) Sa. 20.03. Press Gang (D) + Modern Pets (D) Mo. 22.03. Blood Red Shoes (UK) Sa. 27.03. Kaki King (USA) Mo. 29.03. Chain And The Gang (USA) [ex- The Make Up, Weird War] Mi. 31.03. Easter Ska Jam: Pauline Black a.k.a. The Selecter (UK) + The Caroloregians (BEL) + The Blaster Master (FIN) Di. 06.04. Why? (USA) + I Might Be Wrong (D) + Josiah Wolf (USA) JEDEN 1. SAMSTAG: INFECTIOUS GROOVES www.infectious.de


Da geht’s

popversammlung_anz. 1sp/181mm hoch intro märz 2010

30TH ANNIVERSARY TOUR

U 01.03. MousonturM 21.00 TindersTicks 02.03. MousonturM 21.00 GeT well soon 06.03. Capitol offenbaCh 20.00 TocoTronic 14.03. MousonturM 21.00 HoT cHip 16.03. MousonturM 21.00 rickie lee Jones

31.03. KÖLN GLORIA

............................

25.03. brotfabrik 20.00 sopHie Zelmani

THE INTERSPHERE

29.03. MousonturM 21.00 sHouT ouT louds

............................

THE SKATOONS

30.03. MousonturM 21.00 THe maGneTic Fields

25.03. KÖLN UNDERGROUND

............................

NILS WÜLKER ............................

WE'RE PROMISED JETPACKS 21.04. KÖLN DIE WERKSTATT

............................

WIRTZ 3 MI 03.0

DEADLINE ............................ 25.04. KÖLN DIE WERKSTATT

............................

ETERNAL TANGO 29.04. KÖLN UNDERGROUND

............................

COCOON 13.05. KÖLN BLUE SHELL

............................

HELLSONGS 14.05. MÜNSTER SKATERS CAFE 23.05. DORTMUND FZW

............................ POPversammlung www.popversammlung.de Tickets gibts beim Ticketdealer oder direkt bei:

DI 02.03. LA BRASS BANDA MI 03.03. WIRTZ FR 05.03. VISIONS PARTY SA 06.03. RUSSIAN CIRCLES SA 06.03. CLUB TRINIDAD SO 07.03. STEFAN GWILDIS MI 10.03. HIM FR 12.03. TOCOTRONIC SA 13.03. TOO OLD TO DIE YOUNG... 30+ SO 14.03. ROCKSTAGE DORTMUND: CRAVED, SALVADORA, PALLIUM, MUZZLE YOUR DONKEY, TIGERBONESAW DI 16.03. THE BREW MI 17.03. THE BASEBALLS FR 19.03. FIRESTARTER SA 20.03. GOOD TIMES – SOUL/FUNK/ HOUSE-NIGHT DI 23.03. MONO MI 24.03. LAUSCHER: BEAUTIFUL FREAKS SA 27.03. FZW CLUBNIGHT DI 30.03. STATE RADIO

>>JEDEN DONNERSTAG: CAMPUS AHOI – DIE STUDENTENPARTY<<

www.haiti-helfen.de

VORSCHAU APRIL:

Tausende Überlebende des schweren Erdbebens auf Haiti sind obdachlos geworden: Hunger, Krankheiten und Seuchen drohen! Retten Sie Leben – spenden Sie jetzt! Spendenkonto: ADH e.V., Kto.-Nr. 10 20 30, BLZ 370 205 00 (BfS, Köln) Die Malteser sind Mitglied von:

Foto: Jens Grossmann / laif

FR 09.04. >> 65 DAYS OF STATIC SO 18.04. >> BASTA MI 21.04. >> DEADLINE DI 27.04. >> KEN MI 28.04. >> JEANETTE DI 04.05. >> ONEREPUBLIC

» Haiti: Tausende Erdbeben-Opfer brauchen Ihre Hilfe!«

05.04. MousonturM / studio 20.00 meinecke, walTer & wiTZel 06.04. MousonturM 18.30 daniel JoHnsTon & THe Beam orcHesTra 07.04. MousonturM 21.00 wHy ? 10.04. brotfabrik 20.00 neues FrankFurTer scHulorcHesTer

22.04. KÖLN MTC

JASPER

THE RUMBLE STRIPS

So. 07.03.2010 | Gloria, Köln

BOYCE AVENUE special guest: Nick Howard

Mi. 10.03.2010 | Live Music Hall, Köln

HOT CHIP

special guest: Kinky Justice Sa. 20.03.2010 | Bh. Stollwerck, Köln (Verlegt vom Gebäude 9, Neue Zeiten!)

LES CLAYPOOL Sa. 20.03.2010 | Gloria, Köln

WOLF MAAHN (MIT BAND)

So. 21.03.2010 | Gloria, Köln

09.03. KÖLN DIE WERKSTATT

28.03. KÖLN STADTGARTEN

Do. 25.02.2010 | Luxor, Köln

RITTERSTRASSE 20

DORTMUND-CITY

TICKETS AN ALLEN BEKANNTEN VORVERKAUFSTELLEN

WWW.FZW.DE

Stadt Dortmund Jugendamt

11.04. MousonturM 20:00 12.04. dancinG wiTH THe sound HoBByisT – a colloBoraTion BeTween ZiTa swoon and rosas 14.04. MousonturM / studio 21.00 Jacques palminGer 15.04. Jahrhunderthalle 20.00 Tommy emmanuel 20.04. brotfabrik 20.00 Turin Brakes 26.04. brotfabrik 20.00 amparo sáncHeZ

BRENDAN PERRY Di. 30.03.2010 | Bh. Stollwerck, Köln

P

D

A

LOSTPROPHETS Mo. 03.05.2010 | Gloria, Köln

EVELYN EVELYN Di. 04.05.2010 | FZW, Dortmund

ONEREPUBLIC

special guest: Martin & James Di. 04.05.2010 | Underground, Köln

BLOODLIGHTS So. 09.05.2010 | Luxor, Köln

THIRD EYE BLIND

Di. 11.05.2010 | Gloria, Köln

SILLY

Di. 11.05.2010 | Bh. Stollwerck, Köln (Verlegt vom Stadtgarten)

STANFOUR

Fr. 14.05.2010 | Gloria, Köln

Do. 08.04.2010 | Stadtgarten, Köln

NO ANGELS

Fr. 09.04.2010 | Essigfabrik, Köln (Verlegt vom Underground)

ZEBRAHEAD

special guest: Attack! Attack!, MC Lars Mi. 14.04.2010 | Luxor, Köln

SAOSIN & AIDEN

DE PHAZZ

Mi. 19.05.2010 | Gloria, Köln

Mi. 19.05.2010 | Bh. Stollwerck, Köln

BROKEN SOCIAL SCENE Do. 20.05.2010 | Gloria, Köln

MADSEN

special guest: Eternal Tango

Fr. 16.04.2010 | Gloria, Köln

So. 23.05.2010 | Gloria, Köln

„Die deutsche Kochschau“

Fr. 28.05.2010 | Gloria, Köln

STERMANN & GRISSEMANN Di. 20.04.2010 | Gloria, Köln

NADA SURF

E

Mi. 21.04.2010 | Live Music Hall, Köln

SHOUT OUT LOUDS

RAIN MACHINE

T

SOPHIE HUNGER

MOTORPSYCHO

Mi. 24.02.2010 | E-Werk, Köln Marek Lieberberg presents

Do. 04.03.2010 | E-Werk, Köln

TOCOTRONIC special guest: Dillon

Do. 11.03.2010 | Palladium, Köln

Mi. 14.04.2010 | Lanxess Arena, Köln

NENA Made in Germany – Tour 2010

Do. 22.04.2010 | E-Werk, Köln Marek Lieberberg presents

29.04. brotfabrik 20.00 dominique a.+le pop 08.05. brotfabrik 20.00 THe miseraBle ricH 09.05. brotfabrik 20.00 lou rHodes

Sa. 15.05.2010 | Philipshalle, Düsseldorf

Sa. 12.06.2010 | Lanxess Arena, Köln (Vormals am 02.05. - Palladium)

16.05. MousonturM 21.00 sTereo ToTal 17.05. MousonturM 21.00 sopHie HunGer 21.05. hafen2 20.00 cold cave

plus special guest Sa. 09.10.2010 | Philipshalle, Düsseldorf

BLIND GUARDIAN special guests: Enforcer, Steelwing

09.06. MousonturM 20.00 axel Hacke tiCkets MousonturM: Tel 069.405.895-20 www.mousonTurm.de infos brotfabrik: www.BroTFaBrik.inFo Weitere Veranstaltungen: www.markusGardian.de

prime entertainment www.prime-entertainment.de

095


096 Da geht’s

Semesterwechsel werden einige

DO 18 FR 19 SA 20 DO 25 FR 26

Praktika

SA 27

Offenbach am Main www.hafen2.net

frei – die Gelegenheit ist günstig! Praktikum in der Redaktion, im Vertrieb oder in verschiedenen anderen Bereichen.

Einfach mal im Netz schauen: intro.de/jobs

HAMBURG - SCHULTERBLATT 104 + BAHRENFELDERSTR. 98 ANKAUF + VERKAUF VON SCHALLPL ATTEN + CDs + DVDs Tel. 040 - 430 20 93 od. 3990 3990 mail@slamrecords.de KULTURFABRIK KREFELD Dießemer Straße 13 fon (0 21 51) 85 86 87 www.kulturfabrik-krefeld.de

3/10

Fr 05.03. NINJA TUNE NIGHT: DJ FOOD (UK)

Rund um den

HOBBYHORSE: QUANTIC (Tru Thoughts/CO) & JAZZANOVA

SA 13

Fr 12.03.

FR 12

HOBBYHORSE: NOSAJ THING (USA) & ONRA (FR)

DO 11

Shved, Pit Rack She Keeps Bees. Strobel Jazzmina, Julian immer. chic . Tocotronic Aftershow Party Hila Max Homelife. Kiki Platten­ leger, Double D The Hidden Cameras. Paul Morgan Xela Mikko Hilgert. Karambolage Sybille & Yvette Karyn Kühl. Jacob Lauer Wild College Club Alcoholic Faith Mission Plattenspieler When I’m Sixty­Four

Fr 19.03.

SA 06

FUCK OFF: LES PETITS PILOUS (Boys Noize Rec/FR)

FR 05

Fr 26.03.

DO 04

5

6

„Darum leben wir“ Tour 2010

CASSANDRA STEEN 3. BLOCK Party

BOUNDSYSTEM mit DEMBA (Boundzound, Seeed) und Luke4000 (DJ von Frogg, Seeed) Einziges Konzert in NRW

– „Band of the Day“-Tournee 2010

11

TERRY HOAX Junge Helden-Tournee 2010

www.iconberlin.de

D

A

T

E

YEASAYER

Mo. 01.03.2010 | MTC, Köln

THE SOFT PACK Do. 04.03.2010 | Luxor, Köln

KATATONIA special guest: Swallow The Sun, Long Distance Calling

Fr. 05.03.2010 | Underground, Köln

SKINDRED special guest:

Forever Never, Dioramic So. 07.03.2010 | Luxor, Köln

PALOMA FAITH special guest: Josh Weller Mo. 08.03.2010 | Luxor, Köln

KARNIVOOL special guest: Murmansk, Sturge Di. 09.03.2010 | Luxor, Köln

DWELE

Sa. 13.03.2010 | Gebäude 9, Köln

LOS CAMPESINOS! special guest: Copy Haho So. 14.03.2010 | Luxor, Köln

IMOGEN HEAP

Mo. 15.03.2010 | Luxor, Köln

JOSÉ JAMES Mi. 17.03.2010 | Blue Shell, Köln

ENNO BUNGER Sa. 20.03.2010 | MTC, Köln

RETRIBUTION GOSPEL CHOIR I AM KLOOT

So. 04.04.2010 | Luxor, Köln

NATHEN MAXWELL & THE ORIGINAL BUNNY GANG (of Flogging Molly) Mo. 05.04.2010 | Luxor, Köln

Freiburg

17/02 Soul Punk aus Spanien

TOKYO SEX DESTRUCTION 25/02 Neue Literaturhelden

SLAM POETRY 07/03 Psychobilly Níght

DEMENTED ARE GO

+SUNNY DOMESTOZS + Sewer Rats 14/03 Indie vom feinsten aus Montreal/Kanada

“ISLANDS”

TOUR VERSCHOBEN ! ** Termin wird nach Veröffentlichung der neuen CD nachgeholt *** 24/03 Indie Rock aus Wien/Berlin

JA, PANIK +Guest 25/03 Neue Literaturhelden

Das VPT präsentiert: 16 „TKKG - Das Paket mit dem Totenkopf“

SLAM POETRY

> 9.4. DONOTS > 14.4. TMT - Tony Mono Tour > 16.4. TIMID TIGER > 4.5. ALEC EMPIRE > 7.5.LUXUSLÄRM

BOUNCING SOULS www.cafe-atlantik.de

Intro 3-10

P

So. 28.03.2010 | Luxor, Köln

Cantianstr. 15 / Prenzlauer Berg

+The Golden Magnetic Einziges Konzert in NRW

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So. 28.02.2010 | Luxor, Köln

19/04 US-Punkrock aus New-Jersey

EMERY special guests:

Moneen, Deaf Havana Mi. 07.04.2010 | Luxor, Köln

FEHLFARBEN special guest: Herpes Do. 08.04.2010 | Luxor, Köln

SIVERT HØYEM Mo. 12.04.2010 | Luxor, Köln

DIE STERNE

Di. 13.04.2010 | Luxor, Köln

65DAYSOFSTATIC Mi. 14.04.2010 | Underground, Köln

DANCE GAVIN DANCE special guests: In Fear And Face, Asking Alexandria

Fr. 16.04.2010 | Luxor, Köln

TURIN BRAKES Fr. 23.04.2010 | Die Werkstatt, Köln

KILLING JOKE Mo. 26.04.2010 | Luxor, Köln

KEN

Di. 27.04.2010 | Gebäude 9, Köln

ARCHIE BRONSON OUTFIT Mi. 12.05.2010 | Luxor, Köln

THE BRIAN JONESTOWN MASSACRE

Sa. 15.05.2010 | Gebäude 9, Köln

STEREO TOTAL

prime entertainment www.prime-entertainment.de


# neu

uMag Ab 18. 2. am Kiosk

Foto: pixelio.de von Klicker

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RELEASEPARTY – Hamburg Zeisehallen – Di. 16. 2. 2010 – 21 Uhr | uMagazine.de


098 All the next

All The Next No. 181 ≥ 22.03.2010

Beastie Boys, Goldfrapp, Dendemann, Joanna Newsom, Lali Puna, Bratze, Booka Shade, Caribou, Archie Bronson Outfit, Jónsi, MGMT, Heavy Rain …


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