Fasces

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englisch: Fasces, bundle of sticks; französisch: Faisceau; italienisch: Fascio dei littori.


Antje Middeldorf-Kosegarten (1975)

RDK VII, 461–496


RDK VII, 461, Abb. 1. Verona, 2. H. 15. Jh.
RDK VII, 463, Abb. 2. Filippino Lippi, zwischen 1487 und 1502, Florenz.
RDK VII, 465, Abb. 3. Ingolstadt 1534.
RDK VII, 465, Abb. 4. Batt. Dossi (zugeschr.), 1544, Dresden.
RDK VII, 465, Abb. 5. Ludwig Ringler (zugeschr.), 1560, Basel.
RDK VII, 467, Abb. 6. Original v. J. 1599. Strichrepr. Den Haag 1732.
RDK VII, 467, Abb. 7. Matth. Merian d. Ä., Straßburg 1618.
RDK VII, 469, Abb. 8. Hans Krumpper, um 1620, Mchn.
RDK VII, 471, Abb. 9. Theodor van Thulden, um 1640-1650, s'Hertogenbosch.
RDK VII, 473, Abb. 10. Nürnberg 1662.
RDK VII, 473, Abb. 11. Zug, 1705.
RDK VII, 475, Abb. 12. Jan Mast, um 1707, Wijhe, Prov. Overijsel.
RDK VII, 477, Abb. 13. Wenzel Lorenz Reiner, um 1723, Prag.
RDK VII, 477, Abb. 14. Pierre Étienne Monnot, zw. 1720 und 1728, Kassel.
RDK VII, 479, Abb. 15. Joh. Georg Bergmüller, um M. 18. Jh.
RDK VII, 481, Abb. 16. Joh. Chrn. Wilh. Beyer, um 1767, Ffm.
RDK VII, 481, Abb. 17. Franz Anton Maulbertsch, 1775, Innsbruck.
RDK VII, 483, Abb. 18. Jean-Charles Delafosse, um 1780-1790.
RDK VII, 483, Abb. 19. Cl. L. Desrais (Entw.) und Carré (Ausf.), um 1793-1795.
RDK VII, 485, Abb. 20. Chrn. Sambach und Jos. Stöber, Wien 1798 (18012).
RDK VII, 485, Abb. 21. Joh. Gottfr. Schadow, um 1796.
RDK VII, 487, Abb. 22 a. Maastricht, nach 1797.
RDK VII, 487, Abb. 22 b. Maastricht, nach 1797.
RDK VII, 487, Abb. 22 c. Maastricht, nach 1797.
RDK VII, 489, Abb. 23. Königsberg, Ostpreußen, 1810.
RDK VII, 493, Abb. 24. Prag, 1824.

I. Begriff

F. (lat. fascis, fasces = Bund, Bündel, zum Gebrauch s. [4]; synonym mit fasces consulares, fasces cum securibus, Liktorenbündel) sind eine Anzahl mit einem Band umwundener Stäbe, aus denen ein Beil seitlich hervorragt (so die römische Form; in nachantiker Zeit kommt das Beil häufig oben aus dem Bündel heraus). Fehlt das Beil, so handelt es sich – was im Sprachgebrauch nicht immer beachtet wird – um ein Rutenbündel (fasces virgarum).

II. Antike

F. waren Amtszeichen der Konsuln und der hohen Magistrate Roms (vgl. [2]; zur Herkunft außerdem [3] Sp. 508, [6] S. 62f., [9] S. 85f. und 298f.). Beamte führten die F. nur während ihrer Amtszeit; Anzahl der Stäbe (je nach Rang sechs, zwölf oder vierundzwanzig), Ausstattung (F. mit Beil[en] oder ohne) und Gebrauch war bis ins Detail geregelt [6, S. 75ff.]. Mit Lorbeer umwundene F. (fasces laureati) waren urspr. Abzeichen des zum Imperator ausgerufenen Beamten; erst Caesar, der diesen Titel lebenslang innehatte, konnte sie dauernd führen, ein Recht, das dann auf die Kaiser überging und ihnen vorbehalten war; neu gewählte Konsuln der Kaiserzeit führten die fasces laureati bei ihrem Triumphzug (Belege bei [2]; s.a. [8]). Die F. wurden den Inhabern römischer Amtsgewalt von Liktoren geschultert vorausgetragen [3, Sp. 507ff.].

In Westrom scheinen F. mit der Auflösung der römischen Verwaltung abgeschafft worden zu sein; in Ostrom verlieh noch Justinian I. (527–565) gewissen Beamten Liktoren mit F. [3, Sp. 517].

Solange F. gebraucht wurden, sind sie auf Werken der bild. K. ihrer Bedeutung gemäß bei Staatsakten römischer Kaiser (Theodor Kraus, Das röm. Weltreich [= Propyläen-Kg. Bd. 2], Bln. 1967, Abb. 197f., 204, 208) und als Amtszeichen römischer Magistrate (für Konsulardiptychen vgl. [5] und [7]; auf Grabmälern: Enc. hal. Bd. 14 Taf. CXXXV f.) dargestellt worden. In übertragener Bedeutung findet man F., eine oder zwei lange gebogene Ruten, die in einer Hülse stecken, als Attribute der Roma und der Constantinopolis ([5] Nr. 6, 16, 22, 29, 32, 35; zur Verwendung des Wortes in übertragener Bedeutung s. [4] Sp. 304ff.).

III. MA

Im Mittelalter wurden F. weder benutzt noch dargestellt (in den Kopien des 8.–10. Jh. nach dem Konsulardiptychon des Magnus sind die F. der Roma als Lanze wiedergegeben, vgl. [5] Nr. 23f. mit Nr. 22), doch blieb das Wort bekannt und wurde – nicht immer sachgerecht – erklärt.

Im 9. Jh. spricht der hl. Radulf, Erzbisch. von Bourges, von „fascibus regiae magnitudinis“ (Du Cange Bd. 3 S. 209); Eugenius Vulgarius ersehnt „fasces et curules“ und andere Würdezeichen Roms zurück (Percy Ernst Schramm, Kaiser, Rom und Renovatio [= Stud. der Bibl. Warburg, Bd. 17], Lpz. und Bln. 1929, Bd. 1 S. 53f.). Papias hält in seinem enzyklopädischen Wörterbuch F. für „dignitates consulares“, erklärt sie aber als purpurne Binden (fasciolae), mit denen „in summis fascibus id est dignitatibus positi“ bekrönt waren (Vocabularium, Ausg. Mailand 1476, Bl. 59v s. v. „Fasces“; Ausg. Venedig 1496, Bl. 90 s. v. „Fasces“, dazu Du Cange Bd. 4 S. 27, s. v. „lanisca“). Im übertragenen Sinn gebraucht Friedrich II. den Begriff in einem Brief an Ezzelino da Romano v. J. 1238 (Jean-Louis-Alphonse Huillard-Bréholles, Hist. diplomatica Friderici secundi, Bd. 5, 1, Paris 1857, S. 169: „... reformato ad suos ar.tiquos fasces imperio ...“).

IV. Renaissance

Etwa seit dem letzten Dr. 15. Jh. findet man F. in der Literatur, die, auf antike Geschichtsquellen gestützt, Fragen der römischen Verwaltung behandelt, gewöhnlich nach Form und Bedeutung zutreffend beschrieben.

Vgl. z. B. Lucius Fenestella (= Andrea Fiocchi), De magistratibus Romanorum liber, 1477: „XII erant lictores, qui cum fascibus virgarum securim cuique consulum praeferebant“ (zit. nach Ausg. o. O. u. J. [Hain Nr. 6957], Bl. 180). Ferner Annius von Viterbo, Antiquitatum variarum Volumina XVII: „Est enim fascis fasciculus: in quo virga sceptri et flagellum cum securi inclusa erant. Et hoc latini fasces imperii“ (Rom 1499; Ausg. Paris 1515, XV, Bl. 109v). Ausführlicher erklärt Peter Apian die F. als Abzeichen der römischen Magistrate (vgl. Abb. 3). Die weitere Forschung über römische F. wird hier nicht verfolgt.

Etwa zur gleichen Zeit setzen F.-Darstellungen in der bild. K. ein. Eine Gruppe unter ihnen bilden Antikenkopien, eine zweite verbindet mit der Wiedergabe von F. die Schilderung antiker Rechtspflege. Sinngemäße Übertragung des Motivs in Werken der Renaissance blieb vereinzelt.

Antikenkopien: Verona, Grabstein des Sevir Augustalis C. Cornelius Hanno, abgebildet in Modena, Bibl. Palatina, ms. α L 5, 15 (Epigraphenslg. des Giov. Marcanova, dat. 1465), fol. 120r (Chrn. Hülsen, La Roma antica di Ciriaco d'Ancona, Rom 1907, S. 10f., Abb. 7); Grabmonument des M. Antonius Lupus, bis vor 1589 an der Via Ostiense, zuerst in Siena, Bibl. Comunale, ms. S. IV. 8 (Skizzenbuch des Giuliano da Sangallo), fol. 32v (Rodolfo Falb, Il taccuino senese di G. da S., Siena 1899, S. 45, Taf. 33, und Chrn. Hülsen, Il libro di G. da S., Cod. Vat. Barb. lat. 4424 [= Codd. e Vat. selecti ..., 11], Lpz. 1910, S. 77f.; für weitere Nachzchgn. desselben Grabmals s. ebd. und Alfonso Bartoli, I mon. antichi di Roma nei disegni degli Uffizi di Firenze, Bd. 2, Rom 1915, Taf. 186 Abb. 322, Bd. 3, 1917, Taf. 221 Abb. 337, Bd. 6, 1914, S. 59f. und 71; vgl. noch Joachim von Sandrart, Teutsche Academie der Bau =, Bildhauer- und Maler-Kunst, Ausg. Nürnberg 1769, Teil 1 Bd. 2, S. 69 Taf. 18).

Die stattliche Reihe der Darstellungen aus der antiken Geschichte (hagiographische Themen eingeschlossen), die F. oder Liktoren mit F. als Hinweis auf die römische Rechtsprechung zeigen, eröffnet Filippino Lippi mit seinem zw. 1487 und 1502 entstandenen Fresko „Martyrium Johannes Ev.“ in der Strozzi-Kapelle von S. M. Novella in Florenz (Abb. 2).

Eines der bis zum Ende der Renss. sehr seltenen Beispiele für die sinngemäße Übernahme des F.Motivs in zeitgenössischen Werken sind die vier F. an der Stirnseite eines Säulenpostaments der Loggia del Consiglio des Pal. del Comune in Verona, 2. H. 15. Jh. (Abb. 1; zur Baugesch. vgl. Raffaello Brenzoni, Atti dell'Ist. veneto di scienze, lettere ed arti, Classe di scienze morali e lettere 116, 1957–58, 265–307).

V. Um 1550 – 1789

A. F. als Symbol

1. Recht und Rechtspflege

Ausgehend von der in der Renss. wiedererkannten Bedeutung der F. in der römischen Antike sind sie in der Bildersprache der Neuzeit zu einem vielfältig verwendeten Symbol geworden. Grundlegend für alle Ausdeutungen blieb das Wissen, daß F. mit Recht und Rechtspflege zusammenhingen. Als Symbol auf die jeweils bestehende Rechtsordnung gegründeter „guter“ Regierung (vgl. Abb. 10) konnten F. alle und alles bezeichnen, was mit jener zu tun hat: Fürsten, Minister, Juristen, Vorsteher von Verwaltungsbehörden bis hin zum Bürgermeister, auch die Gebäude, in denen sie amtierten (Abb. 23), selbst einzelne Gesetze (z. B. die Reform der Zivilgesetzgebung in Siebenbürgen [1765] oder die neuen Zollgesetze in Mantua [1770]: Guido Kisch, Recht und Gerechtigkeit in der Medaillenk. [= Abhn. der Akad. der Wiss., philos.-hist. Kl. 1955, Abh. 1], Hdbg. 1955, Nr. 9 und 67, Taf. 1 und 13) oder einzelne Urteile (vgl. z. B. die Anspielung auf die von Pilatus veranlaßte Geißelung und Dornenkrönung Christi: Kupferstich in Jan Georg Schleder, Synopsis historica deorum fatidicorum ..., Ffm. 1643, S. 133 [Sibylla Delphica]).

In Handbüchern des 18. Jh. finden sich Zusammenstellungen der F. beigelegten Bedeutung, vgl. etwa Honoré Lacombe de Prezel, Dict. iconologique ou introduction à la connoissance des peintures ..., Paris 1756, s. v. „Faisceaux“ (dt. Ausgaben: Gotha 1759; erweiterte Ausg. Nürnberg 1793, S. 112: F. sind „Symbol der obrigkeitlichen Würde und Gewalt, der Gerechtigkeit, und der Einigkeit der Völker. Ueberhaupt können an iedem Bildnisse oder Wappen einer Person, welche ein Mitglied einer solchen Versammlung ist, welche die höchste Gewalt in einem Staate besitzt, F. angebracht werden, so wie auch die allegorischen Bildnisse der Reiche, Staaten und Republiken mit solchen vorgestellet werden“). Die meisten F.-Erklärungen enthält Jean-Charles Delafosse, Nouvelle iconologie historique ou attributs hieroglyphiques ..., Amst. o. J. (1768): in Darstellungen des ehernen Zeitalters bedeuten F. die Waffen, mit denen sich der Mensch zerstört (S. 6, Taf. 13), in solchen Afrikas weisen F. auf die Karthagischen Kriege hin (S. 5, Taf. 10). F. bezeichnen den römischen Magistrat seit Tarquinius (S. 12, Taf. 23) und die Aristokratie (S. 35, Taf. 70), Taten Neros und Konstantins (S. 11, Taf. 21; S. 10, Taf. 19), ebenso die heroischen Tugenden Kaiser Karls V. (S. 16, Taf. 32) oder die Regierung Ludwigs XV. (S. 7, Taf. 14), schließlich auch „la voix d'éloquence pour celebrer les héros et les savans illustres“ (S. 31, Taf. 63). F. stehen für Länder (genannt sind Polen: S. 17, Taf. 34; England: S. 18, Taf. 35; Böhmen: S. 20, Taf. 41; Thrakien: S. 25, Taf. 51; Türkei: S. 25, Taf. 52).

Seit etwa 1600 wurden F. mit Bezug auf historische Personen dargestellt, denen Amt und Würden die Pflege des Rechts auferlegte. In allen Fällen sind die F. Symbol ihrer Amts- oder Staatsgewalt.

In einer Allegorie auf die Regierung Rudolfs II. (?) von Jodocus van Winghe (1544–1603) begleiten F. tragende Liktoren den Kaiser (Otto Benesch, Die Zchgn. der niederl. Schulen [= Beschr. Verz. der Handzchgn. in der Graph. Slg. Albertina, 2], Wien 1928, S. 24 Nr. 195). Sehr ungewöhnlich ist der Gebrauch der F. als Waffen durch drei als antike Götter vorgestellte Monarchien in einer Allegorie auf den Pyrenäenfrieden (1659), die Charles Le Brun entwarf: Frankreich ist wiedergegeben im Bildnis Ludwigs XIV. als Jupiter mit Blitzbündel und F., England als Neptun mit F., die statt des Beils einen Dreizack haben, und Habsburg als Mars, der die F. wie eine Lanze führt (D. Wildenstein a.a.O. [Sp. 483] S. 54 Nr. 288). An den Ecken des Trauergerüstes für den Chancelier Pierre Séguier † 1672 standen vier Skelette mit F., „marques de sa dignité“ (so Mme. de Sevigné, vgl. Hans Kauffmann, Giov. Lor. Bernini, Bln. 1970, S. 116f. Anm. 45). Antoine Coysevox' Bronzestandbild Ludwigs XIV., 1689, zeigt diesen in röm. Tracht auf F. gestützt, über die ein Helm gestülpt ist und die mit Lorbeer und Palmzweigen umwunden sind (Georges Keller-Dorian, A. O, Paris 1920, Bd. 1 Taf. 78); motivgleich ein Entw. für das von Andreas Schlüter 1697 voll. Standbild des Kf. Friedrich III. von Brandenburg (Hohenzollern-Jb. 4, 1900, Abb. S. 242). Am Grabmal des Premierministers Kard. Mazarin, 1689–1693 von A. Coysevox, hält ein Putto hinter dem Knienden die F. (vgl. auch Sp. 474; G. Keller-Dorian a.a.O. Bd. 2 Taf. 92f.). Eine anläßlich des Friedens von Rijswijk 1697 geprägte Medaille zeigt die Wappen von Amsterdam und, an zwei gekreuzten F. hängend, die der vier Bürgermeister dieses Jahres (Gerard van Loon, Hist. métallique des XVII provinces des Pays-Bas ..., Bd. 4, 3, Den Haag 1736, S. 271f. Nr. 27; ebenso ist die silberne Dose geschmückt, in der die Medaille dem Rat von Amsterdam überreicht wurde: Johan Willem Frederiks, Penningen, Amst. 1947, Nr. 101 m. Abb.; zum Motiv der gekreuzten F. vgl. K. Fremantle a.a.O. [Sp. 482] S. 82, Abb. 84f.). Auf dem Grabmal des Transislanus Adolf van Voorst tot Hagenvoorde † 1707 in Wijhe, geschaffen von Jan Mast, sieht man einen auf Urkunden sitzenden Putto mit F. (Abb. 12). Ein Kupferstich gibt die Medaille mit dem Bildnis des Amsterdamer Bürgermeisters Joan Corver † 1716 vor zwei gekreuzten F. wieder (H. Brugmans, Opkomst en Bloei van Amst. [= Nederlandsche Hist. Bibl., 4], Amst. 1944, Abb. S. 185). An dem Grabmal des Schultheiß und Bannerherrn Jost Bernard Hartman † 1752 in St. Leodegar und Mauritius in Luzern spielen ein Skelett mit F. und ein zweites mit Fahne auf seine Ämter an (Inv. Schweiz 30, S. 203 Abb. 152). Am Krönungswagen Kg. Georgs III. von England, 1760, ist ein Triton mit beilbewehrten F. dargestellt (John Harris, Sir William Chambers, London 1970, S. 82, Abb. 134f.).

Den Fuß einer Waage bilden F. auf der Medaille, die an den 1765 verstorbenen Hamburger Bürgermeister Lucas Corthum erinnert (Guido Kisch a.a.O. [Sp. 466] Nr. 105, Taf. 21).

Am Familiengrab Fyot de la Marche in St-Michel in Dijon, dat. 1773, weisen zwei Paare von F. darauf hin, daß die Familie im 17. und 18. Jh. die Präsidenten des burgundischen Parlaments stellte (Hinweis Renate Kroos). Bei seinem Amtsantritt als Stadtpfleger von Augsburg ließ Jac. Wilh. Benedikt von Langenmantel 1774 sein Bildnis von Joh. Mich. Söckler nach Ignaz Günthers Entw. stechen, der Rahmen des Bildnisses ist mit F. versehen (Gerh. P. Woeckel, Die Handzchgn. des Kurbayer. Hofbildhauers F. I. G., Weißenhorn 1975, Nr. 102). Jean Ant. Houdon stellte George Washington als Präsidenten der Vereinigten Staaten auf F. gestützt dar (Marmorstatue in Richmond, Virg., 1788–1790: Louis Réau, H., sa vie et son oeuvre, Paris 1964, Bd. 2 S. 19f., Taf. 32 a und b).

Seit E. 17. Jh. ordnete man F. auch Fürsten zu, die im MA lebten, vgl. die F. beim Rahmen eines Emblems, das die “Justitia Regia“ Kg. Olafs von Norwegen feiert (Josephi ... Polymita ..., hoc est: Virtutum Regiarum ..., Graz 1690, Kupfer nach S. 96), und die Allegorie auf die Regierung Hzg. Ernsts von Bayern (1379–1438; Ignaz Franz Xaver von Wilhelm, Annus politicus duodecim discursus ..., Bd. 1, Mchn. 1739, Kupferstich nach S. 240). Selbst unter den Attributen Moses' findet man gelegentlich F. wiedergegeben (Gebweiler, St. Leodegar, Holzvertäfelung im Chor, 1775–1779 von Gabrial Ignaz Ritter: Inv. gén. des mon. et des richesses artistiques de la France, Comm. régionale d'Alsace, Haut-Rhin, Canton Guebwiller, Paris 1972, Textbd. S. 55, Taf.bd. Abb. 255).

Früh schon finden sich Verallgemeinerungen der Auffassung, daß die Zuordnung von F. Macht und Würde anzeige: in Darstellungen der menschlichen Lebensalter gab man dem auf der Höhe des Berufs und Lebens stehenden Vierzigjährigen F. als Attribut. Als solchen gab Matth. Merian d. Ä. 1617 Kg. Heinrich IV. mit F. wieder (Lucas Heinr. Wüthrich, Das druckgraph. Werk von M. M. d. Ä., Bd. 1, Basel 1966, Nr. 67, Abb. 47); auf einem themengleichen Pariser Kupferstich der 1. H. 17. Jh. repräsentiert ein anonym bleibender Mann mit F. diese Lebenstufe (Jean Adhémar, Populäre Druckgraphik Europas, 2: Frankreich, Mchn. o. J. [1968], Taf. 7).

Als Beispiele für das Vorkommen von F. am Äußeren oder im Inneren von Gebäuden, die Sitz von Organen der Rechtspflege oder der Verwaltung waren, seien genannt: ein 1665 dat., geschnitztes Portal des Rathauses von Deventer (F. unter Symbolen der Stadtverwaltung; Inv. Niederlande 4, 2 S. 16 Abb. 19; vgl. ebd. Abb. 34: F. unter anderen Rechtssymbolen auf dem Rahmen, der die Stadtschwerter aufnimmt); das 1686–1701 entstandene Gitter zum Cour d'honneur des Pal. des Ducs in Dijon, das u. a. als Ständehaus diente, ist an Pfosten befestigt, die als F. gebildet sind (Abel Moreau, D. Coeur de la Bourgogne [= Art et Tourisme], o. O. u. J. [um 1956], Abb. S. 8).

Im letzten Dr. 18. Jh. entstand eine Reihe (wo benutzter?) Möbel, deren Beine als F. gebildet sind (Schreibtisch von Joseph Stöckel, gegen 1785: Pierre Verlet, Les meubles franc. du XVIIIe s., I: Menuiserie, Paris 1956, Taf. 25,3). Häufiger sind Möbelstücke aus der Zeit des Ancien Régime mit als Pfeilbündel geformten Beinen (Beispiele bei Ernest Dumonthier, Les sièges de Georges Jacob [= Documents d'art. Mobilier nat. de France], Paris 1922, Taf. 16, und Edouard Williamson, Les meubles d'art du mobilier nat., Bd. 2, Paris o. J. [1883], Taf. 78).

2. Einheit und Eintracht

Eine zweite Gruppe von Bedeutungen gründet auf dem Motiv der zusammengebündelten Stäbe. Daher dienen F. auch als Symbol von Einheit und Eintracht, bezeichnen einträchtig – unter gutem Regiment – lebende Völker.

Darstellungen von F. sind nur ausnahmsweise personal bezogen (so wurde – worüber eine anonyme Zchg. berichtet – zum 1. Mai 1676 ein allegorischer Maibaum zu Ehren von Charles Le Brun entworfen; hier dienten die F. als „simbole d'union et de la concorde, qui sont les dispositions nécessaires pour des venues de ce Genie“: Paris, Mus. du Louvre, Cab. des Estampes, Q. B. 1 Louis XIV 1675/76 [Fot. Marburg Nr. 164882]).

In der 1654 von Gérard van Opstal entworfenen Stichfolge „Les vertues innocentes, ou leurs symboles sous des figures d'enfans“ erscheint „L'Union“ im Bild dreier Putten, von denen einer F. hält und zwei sich küssen (Hollstein, Dutch Fl. Engr., Bd. 14 S. 190 Nr. 1). Verlust der Einheit ist durch Lösen des die F. zusammenhaltenden Bandes vorgestellt (vgl. die nach Entw. von Jean Racine gefertigte Medaille „Pour l'extraordinaire des guerres“, wo dieses Motiv andeuten soll, daß der Friede von Savoyen für Frankreich günstig sei, da er die Interessen seiner Feinde vereinzele, nach 1697: Ausst.Kat. „La médaille au temps de Louis XIV“, Paris 1970, Nr. 62). Symbole der Eintracht sind die gereihten F. an Claude-Nicolas Ledoux' „Maison d'Union“ und am Haus „Pacifère“ seiner Idealstadt, nach 1774 (Ausst. Kat.

„Revolutionsarchit.“, Baden-Baden 1970, Nr. 68f., m. Abb.).

3. Emblematik

Die meisten Beispiele für das Vorkommen von F. in der Emblematik verweisen entweder auf weltliche Macht, Regierung und Recht (a) oder auf die Eitelkeit irdischer Würden und Ehren (b).

a. Für Claude Paradin symbolisieren zwei lorbeerbekränzte, zusammengekettete F. das früher durch Eintracht, Ordnung und Liebe zur Republik beherrschte, jetzt durch Parteiungen in Unterworfenheit geratene Italien (Dévises héroiques, Lyon 1555; Ausg. Lyon 1557, S. 60: „Hoc Latio restare canunt“, vgl. Vergil, Aeneis VII, 270). Gegen Bestrafung im Zorn und überstürztes Urteil wenden sich die Embleme „iracundiam cohibendam“ (Juan de Boria, Empresas morales, Prag 1581, Nr. 72; dt. Ausg. von Georg Friedr. Scharffen, Bln. 1698, Nr. 72; Arthur Henkel und Albr. Schöne, Emblemata, Stg. 1967, Sp. 1270); „Da spatium tenuemque moram“ (Juan de Covarrubias Orozco, Emblemas morales, Segovia 1589, Buch 2 Nr. 32; Picinelli Buch 17 Nr. 149), „Cunctandum in poenis“ (Juan de Solorzano Pereyra, Emblemata centum regio politica, Madrid 1653, Nr. 74) und „Lente et bene“ (Picinelli Buch 17 Nr. 150). „Lex norma justitiae“ stellte Jacob van Bruck durch zwei gekreuzte F. und ein geöffnetes Buch, auf dem ein Winkelmaß liegt, dar (Abb. 7). F. (= Strafe) und Kränze (= Ehre), die auf zwei Säulen liegen, bezeichnen bei Jul. Wilh. Zincgreff die „Obrigkeit“ („Nititur his regnum“: Emblematum ethico-politicorum centuria, Hdbg. 1629, Nr. 48). Otto van Veen, Emblemata sive symbola a principibus viris ecclesiasticis ac militaribus aliisque usurpanda, Brüssel 1624, sieht in Augurenstab und F. geistliche und weltliche Würde vorgebildet (Nr. 8; diese Zusammenstellung, auf Religion und Regierung gedeutet, schon 1598 auf einer Bildnismedaille des Justus Lipsius: Abb. 6); F. weisen auf den Gewinn durch gemeinschaftliches Handeln hin („Juncta non onerant“, Nr. 17), symbolisieren (das Recht als) Zuflucht der Unterdrückten („Utrumque Deus oppresso“, Nr. 137) und zeigen, wenn eine Kandare zugefügt ist, daß „Rationis assecla, Auctoritas“ ist (Nr. 13), wie anders F. und Joch „Imperare Seruitus“ (Nr. 18).

b. In den „Emblemata Q. Horatii Flacci“ Otto van Veens (Antw. 1607) ist verschiedentlich auf die negativen Aspekte von Macht und Ruhm (S. 14f.: F. als Zeichen unsterblichen Ruhmes) hingewiesen: der nach Wissen Strebende lehnt das Amt ab (S. 48f.), der Weise verachtet weltliche Macht (S. 82f.), der in bescheidenem Wohlstand Lebende erkennt sie nicht (S. 77f.), und den Regierenden kann sie nicht sorglos machen (S. 92f.). Zur Verachtung der F. (= weltlichter Macht) fordert das Emblem „Caetera linquo“ des Philoteus auf (Symbola christiana ..., Ffm. 1677, Nr. 3). Die Ill. zu Martin von St. Bruno, Nihili vanissima pompa (in: Vertumnus vanitatis, Wien 1725, S. 106), zeigt F. als Symbol der Eitelkeit irdischen Strebens.

c. Sonstige Deutungen: Sorgfältige Erziehung („Ex fascibus fasces“: Don Diego de Saavedra Fajardo, Idea de un Principe Politico Christiano, .., Amst. 1681, S. 261); Unbeugsamkeit im Unglück (Jac. Boschius, Symbolografia ..., Augsburg und Dillingen 1701, Cl. II S. 24 Nr. 303: „Nullae inflexere procellae“).

4. Heraldik

F. kommen – vielfach allerdings erst im Gefolge der Französischen Revolution – im Wappen von Territorien (Kt. St. Gallen seit 1803: Rob. Mader, Die Fahnen und Farben der Schweizer. Eidgenossenschaft und der Kantone, St. Gallen 1942, S. 106–09), Orten (vgl. Wilh. Rentzmann, Numismatisches Wappenlex. des MA und der Neuzeit. Staaten- und Städtewappen, Bln. 1876 [Neudr. Osnabrück 1967], Taf.bd. Taf. 10 Nr. 217–27) und in denen einzelner Familien vor (Théodore de Renesse, Dict. des figures héraldiques, Bd. 6, Brüssel 1902, S. 509f.). Am bekanntesten sind die F. im Wappen des Kard. Jules Mazarin (1602–1661).

André Félibien gibt eine auf die Person des Wappeninhabers bezogene Deutung: „... le Faisseau, qui est le simbole de l'union et de la concorde représente ce grand Cardinal établissant la concorde et la paix entre la France et l'Espagne. ... La Hache, qui est au milieu du Faisseau, et qui signifie la Justice et la Puissance, représente la force de son esprit, et la justice de ses actions ...“ (Recueil de descriptions de peintures ... fait pour le Roy, Paris 1689, S. 14f.). Das vollständige Wappen ist auf dem Titelblatt von Pierre Perrin, L'Eneide, Paris 1648, wiedergegeben (RDK V 117/18 Abb. 17), ferner ist es in Stiftungen des Kardinals (François Albert-Buisson u. a., La chapelle du Collège des Quatre-Nations. Le tricentenaire d'un bâtiment, 1662–1962, Paris 1965, passim; Gerh. Eimer, La fabbrica di S. Agnese in Navona, Bd. 1, Stockholm 1970, Taf. 15 Abb. 24), an seinem Castrum doloris (Wiener Jb. 26, 1973, 241 Abb. 24) und über seinem Grabmal anzutreffen (vgl. Sp. 468).

5. Trophäen mit F.

*Trophäen mit F. sind seit dem 16. Jh. nachweisbar. Die Antike, deren Tropaia und Waffenreliefs vorbildlich waren, kannte keine F.-Darstellungen in diesem Zusammenhang; formale Anregung könnten aber die Pfeil- und Lanzenbündel auf römischen Waffendarstellungen geboten haben (vgl. Jan Willem Crous, Florentiner Waffenpfeiler und Armilustrium, Mitt. des Dt. Arch. Inst., Röm. Abt. 48, 1933, 8 und 82, Taf. 1, 3, 15).

Ornamentale Vorlageblätter, vorwiegend solche franz. Künstler, bieten ein reiches Repertoire für Gestaltung und Verwendung von Trophäen und Gehängen („trophées“).

Eine Vorstellung von der Breite des Vorkommens von Trophäen mit F. vermitteln die Stiche nach Jean Lepautre (1618–1682), vgl. “Oeuvres d'architecture de J. le P...“, Paris 1751, Bd. 1 Nr. 6 (Livre de Montans à la Romaine; Bl. 4 links und 5 rechts), Nr. 13 (Montans de Trophées ...; Bl. 2 links, 4 rechts und 6 links), Nr. 15 (Frises, Feuillages et Ornemens ...; Bl. 6 Mitte), Nr. 19 (Grotesques et Moresques ...; Bl. 6 Mitte), Nr. 31 (Trumeaux et lambris pour la décoration des Appartemens ...; Bl. 1), Nr. 40 (Angles de Plafonds de Galeries ...; Bl. 3), Bd. 2 Nr. 50 (Cheminées á l'Italienne ...; Bl. 2), Nr. 84 (Sépultures et Epitaphes ...; Bl. 2), Bd. 3 Nr. 95 (Fontaines et Jardins avec sujets d'Hist. ...; Bl. 1), Nr. 97, Grand Livre de vases ...; Bl. 1), Nr. 98 (Grand Livre de Vases antiques ...; Bl. 5), Nr. 108 (Trophées d'Armes antiques et modernes ...; Bl. 5), Nr. 109 (Trophées d'Armes à l'Italienne ...; Bl. 1), Nr. 110 (Trophées d'Armes à la Romaine ...; Bl. 1). – Weitere Beispiele: Gilles Marie Oppenort (1672–1742) in: „Oeuvres, contenant différents fragments d'architecture et d'ornements à l'usage des bâtiments sacrés, publics, et particuliers“, Paris o. J. (um 1725), Bl. GG 2 und 5, HH 4, MM 2; Jean François de Neufforge (1714–1791) in: „Recueil élementaire d'architecture ...“, 9 Bde., Paris 1757–1772, Neudr. Paris 1905–1906, Bd. 1 Taf. 44, 55, Bd. 2 Taf. 99, Bd. 5 Taf. 196. Jean-Charles Delafosse (1734–1789) verwendete F. auch in Arrangements nichtmilitärischer Objekte, z. B. in Zusammenstellungen unter den Begriffen „Divers Gouvernemens“ (Abb. 18), „Noblesse“, „Diverses Mémoires“, „La Poesie“, „Les 9 Muses et les diverses Renommées“ (Sammelband mit Ornamentstichen von J.-Ch. D. im ZM, Paris um 1780–1790, passim; vgl. auch ders., Trophées, Paris o. J. [um 1768], Bd. 2 Taf. 3, 6f., 9). Für Deutschland vgl. Paul Decker a.a.O. (Sp 487), Taf. 26 und Franç. Cuvilliés d. Ä., Sammelwerk, 1. Reihe, Mchn. 1738–um 1742 (Orn. Kat. Bln. Nr. 121; Abb. in: „F. de Cuvilliés, Rococo Ornamentenslg.“, Bln. 1888, Taf. 22 und 25).

Zwischen Trophäen (Gehängen) mit F. und solchen ohne diese ist hinsichtlich ihres Vorkommens kein Unterschied erkennbar: wo immer auf militärische Siege und/oder gerechtes Regiment hingewiesen werden sollte, findet man beide Arten verwendet, sowohl mit Bezug auf Institutionen als auch auf bestimmte historische Ereignisse und Personen, vornehmlich Herrscher (Dekor von Architektur, Innenräumen sowie kunstgewerblichen Gegenständen; Ehrenpforten, Denkmäler, Medaillen, Bildnisse, Grabmäler); daher s. *Trophäen.

Im gleichen Sinn wurden Trophäen (mit F.) auch längst Verstorbenen (z. B.: Grabmal der Semiramis, Theaterdekoration zu Voltaires „Semiramis“, 1756 von Séb.-Ant. Slodtz: Franç. Souchal, Les S., Paris 1967, S. 477) und Personifikationen zuerkannt, z. B. der des *Krieges (auch seinem mythologischen Repräsentanten Mars), der Kriegskunst, des *Friedens (die die Kriegstrophäen verbrennt) und der Roma.

B. F. als Attribut

1. Personifikationen

a. Justitia.

Gegen M. 16. Jh. kamen in Italien Darstellungen der Justitia auf, die F. als einziges, oder zusätzliches Attribut haben.

1543 unterrichtete Giorgio Vasari den Kard. Alessandro Farnese anhand eines Entw. für das im gleichen Jahr ausgeführte Gem., das für die Cancelleria in Rom bestimmt war (heute in Neapel: Bruno Molaioli, Notizie su Capodimonte [= Cat. delle Gall. e del Mus.], Neapel 1958, S. 40). Es zeigt zwei „fasci dei dittatori“ zu Füßen der an Justitias Gürtel geketteten Laster; die F. „ueramente dimostrano, che in seruitudo di loro si sono operati“ (Karl Frey, Der lit. Nachlaß G. V., Mchn. 1923, Bd. 1 S. 121f. und 124). Zur Regel wurde jedoch die positive Ausdeutung der F., wie sie ein 1544 dat., Batt. Dossi zugeschr. Gem. mit der sich auf hohe F. stützenden Justitia mit Waage und Töpfen, aus denen Münzen fallen (Abb. 4), und Vasaris Justitia in der Sala dei cento giorni in der Cancelleria, 1546, zeigen (dazu Vorzchg.: Cath. Monbeig-Goguel, V. et son temps [= Mus. du Louvre, Cab. des dessins, Inv. gén. des dessins ital., 1], Paris 1972, S. 166 Nr. 217v, Abb. 168). Auf Annibale Caros Anweisungen geht die Justitia mit F. und Flamme auf der Hand am Grabmal Papst Pauls III. von Guglielmo della Porta, 1554 voll., zurück (A. C, Delle lettere familiari del Commendatore A;. C, Bd. 2, Venedig 1751, S. 225f.; John Pope-Hennessy, Ital. High Renss. and Baroque Sculpture, London 1963, Bd. 1 Abb. 145, Bd. 3 S. 97).

Einflußreich wurden drei Veröffentlichungen aus den 50er Jahren: Enea Vico hat die F. auf römischen Münzen ausdrücklich als „segni di Giustitia“ erklärt (Discorsi sopra le medaglie de gli antichi, Venedig 1555, S. 47); Vincenzo Cartari teilte Justitia unter Berufung auf die Antike F. und Waage zu (Imagines deorum, Venedig 1556 [ital.]; Lyon 1581, S. 309f. m. Abb.); Valeriano bildete sie mit F., Zeichen ihrer „severitas“ und ihres „rigor“, und Waage ab (Ausg. Basel 1556, S. 315; danach die älteste dt. Darstellung dieses Typs, vgl. Abb. 5).

Cesare Ripa entwarf ein Bild der „Giustitia essecutiva“: eine weiß gekleidete Frau mit verbundenen Augen, in der Rechten die F., in der Linken eine Flamme haltend; neben ihr steht der Vogel Strauß. Die F. zieht Ripa unter Berufung auf ihren Gebrauch in der römischen Antike als Attribut heran und versteht sie als Hinweis darauf, daß man strafen soll, wenn es Gerechtigkeit verlangt, und das Urteil reifen lassen „nel sciorre delle uerghe“ (Ausg. Rom 1593, S. 108). In späteren Ausg. der „Iconologia“ ist die differenzierende Benennung aufgegeben (Ausg. Rom 1603, S. 188f.: „Giustitia“); selbst in der Tradition Ripas kommt diese Darstellung der Justitia nur noch selten vor (Ausg. Padua 1630, S. 299; Venedig 1645, S. 246; Orlandi-Ripa Bd. 3 S. 202).

Im 17. und 18. Jh. sind F. ein geläufiges Justitia-Attribut.

Justitia-Personifikationen mit F. als einzigem Attribut sind allerdings ziemlich selten und finden sich zumal auf Grabmälern.

In Italien ist dieser Typus bereits zwischen 1583 und 1595 über der Grotta grande im Boboli-Garten in Florenz nachweisbar (Detlef Heikamp, Antichità viva 4, 4, 1965, 28 Abb. 2), später z. B. in der Bernini-Werkstatt (Vorzchg. für den Grabstein des Kard. Carlo Emanuele Pio † 1641: Rud. Wittkower, G. L. B., London 19662, Abb. 126; vgl. auch ebd. Abb. 102). Ferner: Paris, Mus. du Louvre, Grabmonument der Hzge. von Longueville, zw. 1663 und 1669 von Franç. Anguier, repr. in Jean Marot, Archit. franç., Paris o. J. (um 1670; Neudr. Paris o. J. [um 1970]); das Fortleben im 18. Jh. bezeugen in Deutschland Paul Decker, Fürstlicher Baumeister oder Architectura civilis, Erster Theil, Augsburg 1711, Taf. 22 (Wandschmuck des Vorgemachs des Audienzzimmers), und Leonh. Chrn. Sturm, Vollständige Anweisung, Grabmahle zu Ehren der Verstorbenen ... anzugeben, Augsburg 1720, S. 4 Taf. 3.

Die F. der Justitia von einem Putto halten oder bringen zu lassen ist ein beliebtes Motiv (auch in Verbindung mit an Attributen reicheren Justitia-Personifikationen): so in der Bernini-Werkstatt (R. Wittkower a.a.O. S. 227 Abb. 76 – in der Vorzchg. noch ohne Putto: ebd. S. 228 Abb. 77); am Grabmal Innozenz' XII. in S. Pietro, 1746 nach Entw. Ferdinando Fugas von Filippo della Valle (Renzo U. Montini, Le tombe dei papi, Rom 1957, S. 380, Abb. 164).

F. und ein sonst weniger gebräuchliches Attribut besitzt eine Justitia-Darstellung Pietro da Cortonas im Pal. Pitti in Florenz, 1746–47 (Giuliano Briganti, P. da C, Florenz 1962, Taf. 14: mit Lorbeerkranz, den Fuß auf eine Kugel setzend).

Öfters treten F. zu einem der traditionellen Justitia-Attribute, zu Schwert und Waage, hinzu, selten zu beiden.

Die weitaus häufigste Kombination war diejenige von F. und Waage, die sich schon bei Cartari und Valeriano findet (s. Sp. 476f.). Beispiele bieten ein Fresko von Annibale Carracci in der Galleria des Pal. Farnese in Rom, 1607–1608 (John Rupert Martin, The F. Gall., Princeton, N. J. 1965, S. 127f., Abb. 75 und 259f. [Vorzchgn.]), und ein weiteres von Domenichino in S. Carlo ai Catinari in Rom, 1628–1630 (Alberto Neppi, Gli affreschi del D. a Roma [= Quaderni di storia dell'arte, 6], Rom 1958, Taf. 32); ferner ein Relief am Pal. di Montecitorio (päpstlicher Gerichtshof), vor 1698 (Franco Borsi, Il Pal. di M., Rom 1967, Taf. 32f.). Mit F. und Waage findet man Justitia auch in allegorischen Szenen wiedergegeben, so nach 1672 auf einem Entw. von Charles Le Brun für die „Réformation de la justice“ durch Ludwig XIV., ein (zerst.) Gem. in der Spiegelgal. von Versailles (Jean Guiffrey und Pierre Marcel, Inv. gen. des dessins du Mus. du Louvre et du mus. de Versailles, Bd. 7: École franç., Paris 1912, S. 119 Nr. 5817), und um 1740 auf dem Gem. „La giustizia che domina la forza“ von Claudio Franç. Beaumont (Andreina Griseri, Inediti di C. F. B., Boll. della soc. piemontese di arch. e di belle arti N. S. 3, 1949, 147, Abb. 8). Beispiele in Deutschland sind anscheinend ziemlich selten (vgl. die Marmordekorationen von Pierre Étienne Monnot im Marmorbad von Schloß Karlsaue in Kassel, zw. 1720 und 1728: Heinz Biehn, Die Karlsaue in K., Mchn. o. J. [1963], S. 11, Abb. 12; Gegenstück: Abb. 14).

Justitia mit F. und Schwert (und Buch) findet man am Grabmal Papst Urbans VIII. in S. Pietro in Rom dargestellt (dat. 1644–1646; R. Wittkower a.a.O. [Sp. 478] Taf. 49), ferner um 1660 auf dem Entw. eines franz. Architekten als Skulptur auf einem Podest der Span. Treppe in Rom (Wolfg. Lotz, Röm. Jb. für Kg. 12, 1969, 88 Nr. 3, Abb. 28) und auf dem Grabmal Papst Innozenz X. in S. Agnese in Agone, voll. 1730 von Giov. Batt. Maini (R. U. Montini a.a.O. [Sp. 478] S. 366 Abb. 154: „Fortezza“). Ein dt. Beispiel bietet Hertel-Ripa Nr. 120.

Mit F., Schwert und Waage stellte Hans Krumpper Justitia am Portal zum Kaiserhof der Münchner Residenz, um 1620, dar (Abb. 8; auf der Vorzchg. waren die F. noch nicht vorgesehen: Adolf Feulner, Münchner Jb. 12, 1921/22, 75 Abb. 10). I. einer Allegorie auf den Frieden von Nymweger: (1678–1679) hat Justitia außerdem Buch und Zepter als Beigaben (Armand Dayot, Louis XIV. Ill. d'après peintures ..., Paris 1909, Abb. S. 159). F., Schwert und Waage sind die Attribute der Justitia, die Wenzel Lorenz Reiner in der Kartause Gaming, N.Ö., um 1723 malte (Pavel Preiss, Österr. Zs. für K. und Dpfl. 15, 1961, 118 Abb. 157; Vorzchg. dazu: Abb. 13). Die meisten Beispiele aus dem 18. Jh. stammen aus den Niederlanden und dem niederdt. Sprachgebiet: vgl. die auf einem Kubus sitzende Justitia mit verbundenen Augen bei Hubert Kornelisz. Poot, Het groot natuur- en zedekundigh werelttoneel ..., Teil 3, Delft 1750, S. 289 m. Abb.; Gem. von Stefano Torelli im Audienzsaal des Lübecker Rathauses, 1760 (Henrik Lungagnini, Niederdt. Beitr. zur Kg. 9, 1970, 185 Abb. 3); Gem. von Abraham van Strij I, 1780 dat. (Fot. Decimal Index L. Nr. 33 237).

Auf einigen ital. Werken ist dazu noch, Vasari oder Ripa folgend, der *'Strauß wiedergegeben. Ein früher Gius. Cesari, gen. il Cavaliere d'Arpino zugeschr. Gem. zeigt die thronende, behelmte Justitia, der das Schwert abgenommen wird und die ihre Füße auf den toten Strauß und F. setzt (Wien, Gal. Harrach, Inv. Nr. 177: Kat. Herm. Ritsch, Wien 1926, S. 60). Um 1665 malte Luca Giordano eine Allegorie mit der Entwaffnung Justitias; sie hält das Schwert in der Hand, Amor entwendet ihr die Waage, zu ihren Füßen liegen F. und der tote Strauß (Oreste Ferrari und Gius. Scavizzi, L. G. f= Collana di storia dell'archit., ambiente urbanistica, arti figurative], Neapel 1966, Bd. 3 Abb. 592).

b. Die gleiche Bedeutung wie als Attribut der Justitia haben die mehreren Personifikationen von Begriffen aus dem Bereich des Rechts und der Rechtspflege beigegebenen F.

Die Regierung gab Franz Ant. Maulbertsch als Frau mit geschulterten F. wieder (Abb. 17). 1789 wurde die Personifikation der Regierung (mit F. und Kranz), die Alex. Trippel für das Grabmal des Gf. Sachar Czernichew schuf, vor ihrer Absendung nach Rußland im Atelier des Künstlers ausgestellt (Hans Hoffmann, Zs. für schweizer. Arch. und Kg. 9, 1947, 44–53, Taf. 13f.). Leonhard Chrn. Sturm schlug vor, das „Grabmal eines Fürstlichen Staats Ministers“ mit der trauernden „Tugend“ der „Verwaltung der Regierung“, einer Frau mit F. und Fackel (= Vernunft), zu schmükken (a.a.O. [Sp. 478] S. 3 Taf. 1). Von Darstellungen dieser Art sind Personifikationen wie die von Joh. Wolfg. von der Auwera um 1745–1746 für das Grabmal des Reichsvizekanzlers und Fürstbisch. Friedrich Carl von Schönborn entworfene herzuleiten, auch wenn sie hier den Namen „Consilium“ trägt (nicht „Constantia“, so Rich. Sedlmaier, W. v. d. A. Schönborn-Grabmäler im Mainfr. Mus. [= Mainfr. Hh., 23], Würzburg 1955, S. 38 Abb. 40).

In der Wiener Nat.bibl. stellte Daniel Gran 1726–1730 „Jurisprudentia“ („Justiz“, zur Benennung vgl. Walther Buchowiecki, Der Barockbau der ehem. Hofbibl. in Wien, ein Werk J. B. Fischers von Erlach [= Museion N. F. 2. Reihe, Bd. 1], Wien 1957, S. 99) als gekrönte Frau mit Sonne auf der Brust und Waage dar; ein „Genius“ bringt ihr „die römische F. ..., welche zu Bezeigung der Schärfe mit einer Securi inwendig, zu Anzeige der Milde mit Roßen Feston auswendig (in der Ausführung Lorbeer) versehen“ sind (ebd.; RDK VI 1203/04 Abb. 11; vgl. auch Paul Trogers Fresko in der Bibl. von Kloster Altenburg, N.Ö., 1742: ebd. Sp. 1207/08 Abb. 12).

Die Rechtsprechung (Giurisdittione) ist nach Ripa (1593, S. 106; 1603, S. 187) als ein purpurbekleideter Mann mit Zepter und F. wiederzugeben.

Das Gesetz, wie es zwischen 1565 und 1572 im Schlafzimmer des Kardinals d'Este in seiner Villa in Tivoli dargestellt wurde, hat außer einem offenen Buch und einem Tintenfaß F. als Attribute (David R. Coffin, The Villa d'Este at T. [= Princeton Monographs in Art and Arch., 34], Princeton, N. J. 1960, S. 163 Nr. 49).

Die Strafe gab Artus Quellinus nach 1650 im Amsterdamer Rathaus mit F. und Folterwerkzeugen wieder (Katharine Fremantle, The Baroque Town Hall of A. [= Utrechtse Kh. Stud., 4], Utrecht 1959, Abb. 77, dazu Caspar Commelin, Beschryvinge van A., Àmst. 1726, Bd. 1 S. 271).

Ein Zeichen von Milde ist es, sich von den F. zu trennen. Die F. von Ripas „Clemenza“ hängen an einem Ölbaum (1593, S. 43; 1603, S. 79; Orlandi-Ripa Bd. 2 S. 2), bei Hubert-Franç. Gravelot und Charles-Nicolas Cochin entgleiten sie ihr (Iconologie par figures ..., Paris o. J. [um 1790], Bd. 1 S. 63, Kupfer vor S. 63).

Auch Personifikationen der Sicherheit und der für diese sorgenden „Policey“ haben bisweilen F. als Attribut, diese bei Hertel-Ripa (Nr. 200), jene auf dem Entw. Jos. Werners d. J. für ein Titelkupfer mit einer Allegorie auf Kaiser Leopold I., um 1677 (Ausst.Kat. „Augsburger Barock“, Augsburg 1968, Nr. 401, Abb. 184). Wohl mit Bezug auf die örtliche Verwaltung (?, Gerichtshoheit?) ist das Stift Fulda vom Kupferstecher I. S. als Frau mit Zackenkrone, Wappenschild und F. wiedergegeben (München, Staatl. Graph. Slg., Heilige, Kasten 293).

3. Bei einer anderen, weniger homogenen Gruppe von Personifikationen ist das Zusammenbündeln von Lanzen, Ruten u. ä. für die Vergabe des F.-Attributs ausschlaggebend gewesen: es soll dadurch die durch Einheit und Vereinigung verbürgte Kraft oder Harmonie zum Ausdruck gebracht werden. Für diese Darstellungen ist der wechselnde Gebrauch von F. und anderen gebündelten Stäben oder Schäften kennzeichnend.

Aristokratie. Die Personifikation dieses Begriffes findet sich zuerst in der Ripa-Ausg. Padua (Pasquardi) 1630, S. 58: ihr Attribut ist ein Rutenbündel ohne Beil, doch mit Lorbeer, „per significare, che la Republica deve essere unita per mantenimento e beneficio publico“. In der Ripa-Tradition stößt man schon mit der Ausg. Jean Baudoins (Paris 1643, Teil 2 S. und Abb. 92) auf eine Variante, die das Rutenbündel mit Beil zeigt (so auch H. K. Poot a.a.O. [Sp. 480] S. 340 m. Abb.). Ripas Erfindung liegt der Darstellung zugrunde, die Mathieu Lespagnandelle um 1681 nach Entw. von Charles Le Brun für den Südflügel des Schlosses von Versailles schuf (Franç. Souchal, Les statues aux façades du château de V., Gaz. des B.-A. 114 [= 6me pér., 79], 1972, 90 Abb. 86).

In den meisten dt. und franz. Ikonologien des 17. und 18. Jh. finden sich Abbildungen der Aristokratie, vgl. Ripa-Bearbeitungen Ffm. 1669, Teil 1 S. 75f.; Nürnberg 1732, S. 231, Abb. nach S. 230; Hertel-Ripa Nr. 63; Daniel de La Feuille, Essay d'un dict. contenant la connoissance du monde ..., Amst. 1700, Abb. 5 nach S. 104; H.-F. Gravelot und Ch.-N. Cochin a.a.O. [Sp. 482] Bd. 2 Abb. nach S. 72; auch Orlandi-Ripa Bd. 1 S. 170.

Eintracht (Concordia) findet man seit dem 16. Jh. häufig mit einem Pfeilbündel dargestellt, zuerst in Rom (Vasari, Fresko in der Sala dei cento giorni der Cancelleria, 1546: Fot. Alinari P. 2 Nr. 28 554; Pierino del Vaga, Fresko an der Michaelswand der Sala Paolina in der Engelsburg, 1544–1546: Fot. Alinari P. 2 Nr. 11 877; s. RDK IV 1037f.). Seit dem 17. Jh. gibt es Darstellungen, in denen F. mit Beil anstelle der Ruten- oder Pfeilbündel wiedergegeben sind. Dieses Attribut hat Eintracht, die die Zwietracht überwindet, auf einem Stich Samuels Bernards nach Charles Le Brun (Daniel Wildenstein, Les oeuvres de Ch. Le B. d'après les gravures de son temps, Gaz. des B.-A. 107 [= 6me pér., 66], 1965, 27 Nr. 161 m. Abb.) und bei D. de La Feuille (a.a.O. Nr. 11, Abb. nach S. 8). F. und Vogelnest charakterisieren die Concordia im Marmorbad der Karlsaue in Kassel, 1722–1728 (Abb. 14).

„Einigkeit“ (oder Eintracht?) ist im Neuen Seidenhof in Zürich in der 1. H. 18. Jh. mit beilbewehrten F. und einem Granatapfel wiedergegeben (zugeordnet sind Gerechtigkeit und Überfluß; Inv. Schweiz 22, S. 365, Abb. 282; gleiche Attribute hat Concordia, vgl. Friedr. Sieber, Volk und volkstümliche Motive im Festwesen des Barock, dargestellt an Dresdner Bildquellen [= Dt. Akad. der Wiss. zu Bln., Veröffn. des Inst. für dt. Volkskde., 21], Bln. 1960, S. 141).

Fortezza s. Sp. 479.

Fortitudo wird seit dem 17. Jh. gelegentlich mit F. dargestellt. Diese sollen vor allem daran erinnern, daß Einigkeit stark mache (vgl. auch Ludwig Mader, Antike Fabeln, Zürich 1951, S. 67). Eine der 1686 von Pierre Mignard gemalten vier Personifikationen, die das Deckenbild der Petite Galerie im Schloß von Versailles umgaben, hat Waage und F. als Attribute und ist (ob zu Recht?) als Fortitudo bezeichnet worden (Alfred und Jeanne Marie, V. – son hist., II: Mansard à V., Bd. 2, Paris 1972, S. 386, Abb. S. 388). Ein Deckenbild in der Gerichtsstube des Rathauses von Zug zeigt Fortitudo mit F. neben Temperantia, Justitia und Sapientia (Prudentia; Abb. 11). Zwei Attikafiguren antiker Barbaren an Somerset House in London sind durch F. und Schwert als Fortitudo (oder Justitia?) sowie durch F. und Zaumzeug als Temperantia charakterisiert; die Figuren von Gius. Ceracchi entstanden nach 1776 (Gérard Hubert, Les sculpteurs ital. en France sous la révolution, l'empire et la restauration 1790 à 1830, Paris 1964, S. 25, Abb. 5f.).

Freiheit erhielt anscheinend erst nach M. 18. Jh. die F. als Attribut, so bei Hertel-Ripa (Nr. 62) und einer um 1767 entstandenen Ludwigsburger Porzellanfigur (Abb. 16).

Freundschaft – genauer: die „Unverbrüchlichkeit der wahren geschlossenen Freundschaft“ – möchte P. Decker durch eine Frau mit beilbewehrten F. vorgestellt sehen (a.a.O. [Sp. 478] Bl. Av, Taf. 13).

Der Sieg (Victoria) ist bei Hertel-Ripa (Nr. 78) u. a. mit F. dargestellt.

Vereinigung ist mit Pfeilbündel um 1640 bis 1650 im Mittelpunkt einer politischen Allegorie wiedergegeben (Abb. 9) und durch die konsularischen F. bei Chrn. Sambach und Jos. Stöber von der Eintracht mit Rutenbündel unterschieden (Ikonologie oder Ideen aus dem Gebiet der Leidenschaften und Allegorien, Wien 18012, S. 17 Nr. 49, und Abb. 20).

2. Mythologie

Die Sternenjungfrau Asträa, die im goldenen Zeitalter auf der Erde weilte, ist bisweilen mit der griech. Gerechtigkeitsgöttin Themis (s. unten) gleichgesetzt (so von Martianus Capella, De nuptiis Philologiae et Mercurii II, 174: ed. Adolf Dick, Lpz. 1925, S. 71) und wie diese mit den Attributen der Justitia dargestellt worden. Vasari bezeichnet in einem Brief an den Kard. Alessandro Farnese (s. Sp. 476) seine Justitia-Darstellung alternativ als Bild der „Astrea“. Salvator Rosa und Raymond Lafage schilderten um 1660 bzw. vor 1684 die vor ihrer Flucht den Bauern (bzw. sich bekämpfenden Menschen) erscheinende Asträa mit F. und Waage [Rich. R. Wallace, S. R., Justice Appearing to the Peasants, Warb. Journ. 30, 1967, 432, Taf. 58 b; Ausst.Kat. „Le dessin toulousain de 1610 à 1730“, Toulouse, Mus. Paul Dupuy, 1953, S. 42 Nr. 25, m. Abb.).

Mars mit F. wollte Germain Boffrand auf dem Hauptportalgiebel der Nordfassade des Würzburger Schlosses aufstellen (G. B., Livre d'archit. ..., Paris 1745, Taf. 47).

Minerva erscheint beim Disput mit Neptun mit F., so auf dem Stich von Franç. de Poilly nach Ch. Le Brun (D. Wildenstein a.a.O. [Sp. 483] S. 55 Nr. 290); ebenso auf einem anonymen Stich „Minerva mit den Genien der Wiss. und K.“, ebenfalls nach Le Brun (ebd. S. 30 Nr. 174). Ein dt. Beispiel: Entw. für ein Denkmal des Kf. Friedrich III. von Brandenburg, 1692 von Jean Bapt. Broebes (Heinz Ladendorf, Der Bildhauer und Baumeister Andreas Schlüter, Bln. 1935, S. 17, Taf. 5).

Als Themis bezeichnet Guy de Tervarent die auf dem Bildnis des Jos.-Seb. Larose, Parlamentsrat in Bordeaux, wiedergegebene weibliche Gewandstatue mit F. und einer röm. Waage, mit der die Erde, eine Kugel, mit dem Auge des Gesetzes gewogen wird (Gem. von Franç. Louis Lonsing, 1739–1799; L'art savant [= Les enigmes de l'art, 4], Brügge o. J. [um 1958], S. 44, Abb. 34).

3. Christliche Ikonographie

Es gibt nur einen Anlaß, bei dem F. als Attribut mehrfach vorkommen: unter den Gaben des Hl. Geistes wurde die des Rates (Spiritus consilii) im 18. Jh. so wiedergegeben, vgl. z. B. die in Kupferstichen von Joh. David Gueriger überlieferte Festdekoration des Augsburger Domes anläßlich der Heiligsprechung von Joh. von Nepomuk 1725, wo die Personifikation außerdem ein Birett trägt und Schlüssel sowie ein versiegeltes Schriftstück hält (Ausst.Kat. „Johannes von Nepomuk“, Mchn. 1971, Nr. 94, und Abb. 15).

Nicht als Attribute haben die F.-Darstellungen auf Bildern von Heiligen zu gelten. Dort sind sie lediglich Hinweis darauf, daß der (die) Heilige nach römischem Recht verurteilt wurden (vgl. z. B. Gaspar de Crayers Darstellung des hl. Agapetus, Märtyrer unter Diokletian, um 1650 bis 1652: Hans Vlieghe, G. de C. [= Monographies au „Nat. Centrum voor de plastische K. ...“, 4], Brüssel 1972, Bd. 2 Abb. 139; Ciro Ferris Gem. mit der hl. Martina vor der Gottesmutter: Ausst.Kat. „18. Dt. K. und Antiquitäten Messe“, Mchn. 1973, Abb. 67; auch Cornelis Bloemarts Stich nach Pietro da Cortonas Darstellung der hl. Martina: Hollstein, Dutch Fl. Engr. Bd. 2 S. 74 Nr. 65).

VI. Seit der Französischen Revolution

A. Frankreich

In der Revolutionszeit sah man in den F. ein Sinnbild der vereinigten Kräfte des französischen Volkes und seiner Souveränität ([12] S. 336f.; [17] S. 108f.). Jeder einzelne Stab der F. bedeutet eines der 83 Départements, die bei der Einteilung des Landes durch die Assemblée Constituante von 1789 geschaffen worden waren.

So schlug Jacques-Louis David dem Comité d'instruction publique am 11. 7. 1793 vor, es sollten bei der Feier anläßlich der Verkündung der Verfassung (10. 8. 1793) die Vertreter der Départements (chacun distingué par une pique, portion du faisceau) am Altar des Vaterlandes auf dem Pariser Marsfeld ihre Stäbe dem Präsidenten des Nationalkonvents übergeben, der dann „les rassemblera toutes ensemble avec un ruban tricolore: puis il remettra au peuple le faisceau étroitement uni, en lui représentant qu'il sera invincible s'il ne se divise pas“ (James Guillaume, Procès-verbaux du comité d'instruction publique de la convention nat. [= Coll. de documents inédits sur l'hist. de France ..., 3], Bd. 2, Paris 1894, S. 74 und 76).

Diese Deutung der F. ließ sie zu einem bei vielen Anlässen von der staatlichen Verwaltung benutzen „Symbol“ (1) und zum Attribut einer Reihe von Personifikationen politischer Begriffe werden (2). In gleicher Bedeutung findet man sie in Karikaturen auf die Revolution dargestellt (etwa im „Trionfo della Bugia, idolo de'Galli moderni“: [12] Taf. nach S. 156; für engl. Beispiele s. Ausst.Kat. „James Gillray 1756–1815. Drawings and Caricatures“, London u.a. 1967, S. 34 Nr. 56, Abb. 13, und M. Dorothy George, Engl. Political Caricature, Oxford 1959, Bd. 2 [1793–1832], S. 145, Taf. 56).

Die F. konnten im einzelnen verschieden dargestellt werden, ohne daß sich damit ihre Bedeutung geändert hätte (eine Übersicht bei [12] S. 336). Wie seither wurden sie mit oder ohne Beil wiedergegeben; in die Stäbe ist häufig eine Pike eingebunden, manchmal sind es sogar mehrere. Der Pike ist vielfach die Freiheitsmütze aufgesetzt. Bisweilen sitzt der Gallische Hahn auf den F. – Die F. können von einem Kranz aus Eichenlaub oder Lorbeer oder Zweigen von beiden umgeben sein; auch Füllhörner sind neben F. wiedergegeben. Selten sind F. von Schlangen umwunden.

1. F. als Symbol.

Beispiele:

Solange wie man nach 1789 eine konstitutionelle Monarchie erstrebte, wurden zahlreiche Medaillen geprägt, die auf der Vorderseite Darstellungen zeigen, die sich auf das Königtum beziehen (meist das Bildnis Ludwigs XVI.), und auf der Rückseite als Zeichen der Volksvertretung F. wiedergeben ([10] Bd. 2 Taf. 29–31 Nr. 318–33 [1791]; Taf. 11 Nr. 81 [1789]; mit Inschriften bezüglich der Konstitution versehen sind: ebd. Taf. 18 Nr. 156 [1790], Taf. 24 Nr. 222f. [1791]). Nach dem Sturz des Königs und Proklamation der „République une et indivisible“ wurden auf der Vorderseite gewöhnlich Ereignisse der Revolution geschildert, die Darstellung auf der Rückseite aber beibehalten (ebd. Taf. 54 Nr. 549 [1793], Taf. 78 Nr. 789 [1797], Taf. 90 Nr. 884–86 [1799]). Anläßlich der Verkündung der Verfassung (10. Aug. 1793) sollte eine Medaille erscheinen, auf deren Revers – nach Vorschlag Jacques-Louis Davids – „l'arche de la constitution et ce faisceau, symbole de l'unité et de l'indivisibilité“ wiedergegeben war (J. Guillaume a.a.O. [Sp. 487] S. 289, 290f.; beide Motive waren zeitweise auch für das Siegel der Republik vorgesehen: ebd. S. 667).

Siegel, Stempel und Briefköpfe der Verwaltung in Frankreich sind mit F. versehen [12, Abb. S. 158ff.], ebenso Siegel der Verwaltungen in den franz. besetzten Gebieten in Belgien und den Niederlanden (1790–1804; Jules Pirlet und Rich. Forgeur, Cat. des matrices de sceaux et des cachets du Mus. Curtius [= Inv. des coll. des Mus. C. et d'Ansembourg, 4], Lüttich o. J. S. 24ff. Nr. 45, 48, 50; Abb. 22a, b), im Rheinland (Beisp. für 1798 bis 1804 bei Rainer Kabsnitz, Typare und Wachssiegel im Rhein. L.mus. Bonn [= K. und Altertum am Rhein, 26], Ddf. 1970, Nr. 33 und 37 Taf. 10) und in der Helvetischen Republik von Napoleons Gnaden (Günter Mattern, The Symbols of the Rauracian Republic, The Flag Bull. 10, 4, 1971, 242f., Abb. 1f.). Selbst auf Plakaten, die, mit den Namen der Hausbewohner versehen, an Haustüren anzubringen waren, sind F. dargestellt (J. Adhémar a.a.O. [Sp. 470] Abb. 34).

Auf Münzen der Republik wurde die Lade der Konstitution und „le faisceau surmonté d'un bonnet“ mit der Unterschrift „Le peuple souverain“ dargestellt (zur Planung vgl. J. Guillaume a.a.O. 5. 667 und 812; eine Probemünze bei [10] Bd. 2 Taf. 60 Nr. 611). Auch auf Münzprägungen für franz. Besatzungstruppen sind F. wiedergegeben (1793 in Mainz: ebd. Taf. 48 Nr. 504–07; 1799 in Mantua: ebd. Taf. 93 Nr. 907–09; vgl. auch Münzen der Röm. Republik 1798–1799 und der Helvetischen, s. Helvetische Münzen-Ztg. 6, 1971, 345). Neben anderen Staatsemblemen kommen F. auch auf Assignaten vor ([12] Abb. S. 161; Fritz Helmut Ehmke, Amtliche Graphik [= Flugschr. des Münchner Bundes, H. 4], Mchn. 1918, Abb. S. 41).

Im militärischen Bereich sind F. (als Metallapplikationen von Uniformstücken, auf Kragen, Gürteln, Mützen) erst seit der Zweiten Republik gebräuchlich [12, Abb. S. 231–34].

Zahlreiche Darstellungen von F. hängen direkt oder indirekt mit Napoleon zusammen.

Die Mailänder Medaille von 1797 (s. Sp. 491) trägt auf der Vorderseite Napoleons Bildnis. Auf dem Einband der „Constitution“ des 22 Frimaire An VIII (13. 12. 1799), mit der sich Napoleon zum Ersten Konsul machte, sind von Lorbeer gerahmte F. gestickt (Ausst.Kat. „Napoléon“, Paris 1969, Nr. 102 m. Abb.). Eine „Allegorie du Premier Consul“ zeigt Napoleon auf dem kurulischen Stuhl, der auf langen, von Genien des Sieges getragenen F. steht (Ausst.Kat. „La paix d'Amiens, le concordat, le consulat à vie“, Malmaison 1952, Nr. 122). Vor 1806 entwarf Pierre-Louis-Arnulphe Duguers de Montrosier ein „monument“ zu Ehren Napoleons, einen Tisch mit acht als F. gebildeten Beinen, neben dem zwei Liktoren mit F. stehen (Denise Ledoux-Lebard, Les ébenistes parisiens 1795 à 1830, Paris o. J. [1951] S. 96, Taf. vor Titel-S.; s. auch ebd. Taf. 11 Abb. 20f. und Sp. 470). Für den Empfang Napoleons in Toulouse (1808) entwarf Franç. Meilhon einen Thronbaldachin, dessen Stützen aus mit Trophäen behängten F. bestehen (Rob. Mésuret, Inv. gén. des dessins des mus. de province, 2: Toulouse, Mus. Paul Dupuy, Toulouse 1958, Nr. 75). Auf einem Projekt von 1825 für den Napoleon gewidmeten Triumphbogen des Étoile in Paris umgeben F. den Sockel der bekrönenden Figuren (Émile Le Senne, Les projets de couronnement de l'arc de triomphe de l'Étoile, Paris 1911, Abb. S. 13). Auf einer Vignette von Horace Vernet für P.-M. Laurent de l'Ardèche, Hist. de l'Empereur Napoléon, Paris 1839, sind der Code Napoléon, F., Schwert und Waage (= Gerechtigkeit) sowie Schlange und Spiegel (= Klugheit) zusammengestellt (S. 351).

Neben dem amtlichen Gebrauch des F.-Symbols und mehr oder weniger mit Bezug auf diesen kommen F. bei sehr verschiedenen Gelegenheiten vor.

Nach dem vor September 1792 entstandenen Plan von Étienne Louis Boullée sollten radial angeordnete F. den Portalbogen des Palastes für die Nationalversammlung schmücken (Ausst.Kat. „Revolutionsarchitektur“ a.a.O. [Sp. 471f.] Nr. 24). F. am Sockel des auf der Place du château trompette in Bordeaux geplanten Nationaldenkmals sah Friedrich Weinbrenner vor (um 1799/1800; Arthur Valdenaire, F. W., Karlsruhe 19262, Abb. 46f.). Auch die F. am Denkmal für den General Louis Charles Antoine Desaix de Voygoux † 1800, errichtet 1801 nach Entw. von F. Weinbrenner in Straßburg an der Stelle des Rheinübergangs 1796 (ebd. S. 71, Abb. 49), dürften die Republik bezeichnen. Auf einem Holzrelief im Mus. Curtius in Lüttich erscheint Lüttichs Wahrzeichen, der Perron (ein Gerichtsmal), als „perron républicain“: auf dem Löwensockel F. mit Freiheitsmütze (Mitt. Dr. Ottfried Neubecker, Wiesbaden). F. sind im republikanischen Kalender unter den Symbolen der Dekaden zu finden [11, Bd. 2 S. 329]. Ob aus der (allerdings schon vor der Revolution vorkommenden: s. Sp. 470) Verwendung von F. an Möbeln (z. B.: Paris, Mus. des arts décoratifs, Sekretär: [16] Abb. 181; ebendort, Kandelaber: ebd. Abb. 148) Rückschlüsse auf deren urspr. Verwendung gezogen werden dürfen, ist unbekannt. Ungewiß ist auch, wo Tapeten mit F. im Rapport [14, S. 23, m. Abb.] gebraucht wurden. Auf Erzeugnissen der Druckgraphik, in denen Ideen der Revolution und Ereignisse aus ihrer Geschichte popularisiert wurden, kommt das F.-Symbol mehrfach vor, z. B. in Allegorien auf den „acte constitutionnel du 24 juin 1793“ ([12] Taf. nach S. 168; vgl. auch ebd. Abb. S. 147 und 202, Taf. nach S. 166).

Übernahme des F.-Symbols ist gelegentlich auch im Bereich des Privaten nachzuweisen. 1820 besteht Ant.-Chrys. Quatremère de Quincy – unverkennbar gegen Gebrauch und Deutung der F. seit der Französischen Revolution gewandt – darauf, daß „chez les modernes, le faisceau n'a plus aucune désignation politique, il n'est plus qu'un embleme morale, soit d'union, soit de la force, qui en resuite“ (Enc. méthodique, Archit., Bd. 2, Paris 1820, Sp. 383).

Zahlreiche Adlige ließen die Familienwappen auf den Einbänden ihrer Bücher durch F. ersetzen. Bestimmte Buchbinder waren auf diese Arbeit spezialisiert (Léon Gruel, Manuel hist. et bibliogr. de l'amateur de reliures, Bd. 2, Paris 1905, S. 150ff., Abb. S. 149, 151, 153, auch Taf. nach S. 164 mit Wiedergabe des veränderten Etikettes des Buchbinders Tessier: statt des ursprünglichen Wappens Bourbon F. mit Freiheitsmütze). Von Anfang an mit F., Freiheitsmütze und Gesetzestafeln geschmückt ist der Einband eines Pariser Gebetsbuchs von 1789 (ebd. S. 149). Aus Schmiedeeisen gefertigte F. [14, Abb. S. 21] scheinen als Hauszeichen (oder als Wetterfahne?) gedient zu haben.

2. Unter den Personifikationen politischer Begriffe der Französischen Revolution, denen F. als Attribut gegeben sind, ist die des franz. Volkes die am häufigsten vorkommende (sie ist in den zeitgenössischen Quellen und der Fachliteratur gelegentlich auch anders benannt). Ihr Urbild war wohl die von J.-L. David 1793 geplante Kolossalstatue „au milieu de la place (des Invalides), sur la cime d'une montagne“: „le Peuple français, de ses bras vigoureux rassemblant le faisceau départemental“ (J. Guillaume a.a.O. [Sp. 487] S. 75f.). Die von David vorgeschlagene und bereits dekretierte Kolossalstatue „du peuple Français“ auf der Place du Pont Neuf (ebd. S. 807–11) wurde Vorbild für das Siegelbild der Republik (ebd. S. 714, 749f., auch S. 807–11).

Die französische Republik, eine Frau mit F., Pike und Freiheitsmütze, war auf dem Siegel dargestellt, das der Nationalkonvent 1792–95 führte [15, Abb. S. 158], ferner auf einer Medaille von 1797 [10, Bd. 2 Taf. 83 Nr. 831], auf dem Stich „La République aux mânes de Chalier et Barra“ [12, Abb. S. 165] und ebenso auf Münzen (Santo Domingo 1798–1802) wie auf vielen Siegeln der französischen Verwaltungsbehörden in Frankreich: ebd. Abb. S. 160; in Belgien: J. Pirlet und R. Forgeur a.a.O. [Sp. 488] S. 23f. Nr. 41, 43, 47, 49, 51, m. Abb.; im Rheinland: R. Kahsnitz a.a.O. [Sp. 489] Nr. 33, 37, Abb. Taf. 10; Analogiebildungen sind die Wiedergabe der REPUBLICA CISALPINA auf einer 1797 in Mailand geprägten Medaille ([10] Bd. 2 Taf. 79 Nr. 792, s. a. Sp. 489) und die Münzbilder mehrerer ital. Republiken zwischen 1797 und 1804.

Vgl. auch Abb. 22 c. Eine andere Darstellung desselben Begriffes zeigt die F. und einen Blitzstrahl (Philippe-Louis Debucourt, Plakat mit den „Droits de l'homme et du citoyen“: [11] Bd. 1 S. 185 Anm. 1).

Frankreich ist auf einer zum Fest der „Confédération nat.“ (14. 7. 1790) entstandenen Medaille als sitzende Frau mit F. und der Freiheitsmütze darauf vorgestellt ([10] Bd. 2 Taf. 17 Nr. 147; vgl. auch einen nach 1794 entstandenen Kupferstich, wo die F. auf einem Schild wiedergegeben sind: G. Woolliscroft Rbead, Hist. of the Fan, London 1910, S. 226, Taf. nach S. 222).

Die Freiheit (Liberté) ist auf einer Medaille zur Gründung der Republik (22. 9. 1792) als Frau mit F. abgebildet ([10] Bd. 2 Taf. 36 Nr. 374; zur Interpretation des Attributs s. [12] S. 338). Weitere Beispiele: Jean-Demosthène Dugourc, Holzschnitt, Freiheit stützt sich auf F. [11, Bd. 2 S. 378]; Étienne-Pierre-Adrien Gois, Kupferstich (ebd. Bd. 1 S. 54); eine 1790–1800 entstandene Bonbonnière in Paris, Mus. Carnevalet, bei [14] S. 25, m. Abb. Die Eintrittskarte zum Nationalkonvent schmückte ein Stich von A. F. Sergeant-Marceau, der die Freiheit mit F. und Mütze zeigt [11, Bd. 1 S. 256].

Die Vereinigung (L'Union) wurde auf einer Medaille von 1793 als Frau mit F., Pike und Freiheitsmütze vorgestellt [10, Bd. 2 Taf. 56 Nr. 569]. – Unteilbarkeit (L'Indivisibilité) war auf einem 1793 im Salon ausgestellten Gem. von Claude Louis Üesrais als Frau mit F. und Schwert, die sich an einen Altar mit drei brennenden Herzen lehnt, wiedergegeben ([13] S. 243; [11] Bd. 1 S. 180). – Die Eintracht (La Concorde) mit F. sieht man auf dem Stich „Les trois ordres réunis par la concorde en États-généraux“ [12, Abb. S. 136].

Die Vernunft (La Raison), wie sie Cl. L. Desrais auf einem 1793 im Salon ausgestellten Gem. darstellte, hat unter ihren zahlreichen Attributen auch F. (sonst: Schlange, Trense, Auge, Löwe; [13] S. 244; Carré fertigte nach diesem Gem. einen Farbstich: Abb. 79).

Der Genius des Friedens von J.-D. Dugourc hat F. als Attribut [13, Taf. nach S. 240]. Zur Erinnerung an den Friedensschluß von Campoformio wurde 1819 auf der Piazza della Libertà in Udine ein Denkmal aufgestellt, das Pax auf einem Thron mit F. zeigt (Statue von Giov. Batt. Comolli).

Nicht benannt ist die Personifikation mit der Freiheitsmütze auf dem gemalten Fries „Le triomphe de la Revolution“, eine Frau, die ein mehrköpfiges Ungeheuer mit F. niederhält (Pierre Paul Prudhon zugeschr.: [17] Abb.).

B. Deutschland

Es waren nur wenige Beispiele zu ermitteln.

Nach Joh. Gottfr. Schadows Entw. von 1796 sollte am Sockel des Denkmals für Friedrich d. Gr. „Borussia“ mit F. vorgestellt werden (Abb. 21). Joh. Mich. Mettenleiter stellte in Allegorien auf den bayerischen Staat wiederholt F. dar, so auf dem Titelblatt zu Lorenz Westenrieder, Abriß der baier. Gesch., Mchn. 1798 (Genius mit Flamme auf dem Haupt und F. im Arm; Mchn., Staatl. Graph. Slg., Inv. Nr. 26 947), und in einer 1804 dat. Allegorie, wo Minerva „Pro deo et populo“ in ein Buch schreibt, das eine unbenannte Personifikation mit F. hält (ebendort, Inv. Nr. 80319; Inv. Nr. 97 987: Minerva als Staatsgöttin mit F.). Beim Umbau eines Teils des Königsberger Schlosses zum Oberlandesgericht, 1810, wurden dessen beide Eingangsportale mit F. dekoriert (Abb. 23). An der Fassade des ehem. Kriegsministeriums in München, 1827–1830 von Leo von Klenze, kommen F. in Verbindung mit Trophäen vor (H. Kreisel, Mchn., Mchn. 19696, S. 50, Abb. 59). Auf der „Einladung zu öffentlichen Promotion“ eines Kandidaten „saemmtlicher Rechte“ an der Prager Universität, 13. 8. 1824, sind F. dem gotisierenden Rahmen des Bildes vorgesetzt (Abb. 24). Den Thron der Justitia schmücken F.: Gem. von Moritz von Schwind, ehem. im Ständehaus Karlsruhe, 1839–40 (Otto Weigmann, Sch. [= Klass. d. K., 9], Stg. und Lpz. 1906, Abb. S. 171).

Zu den Abbildungen

1. Verona, Pal. del Comune, Loggia del Consiglio, reliefierter Sockel mit F.-Darstellungen. 1. H. 15. Jh. Fot. Gunter Schweikhart, Würzburg.

2. Filippino Lippi, Martyrium des hl. Johannes Ev. Freskomal. in der Strozzi-Kapelle von S. M. Novella in Florenz. Zw. 1487 und 1502. Fot. Alinari, Florenz, Brogi Nr. 17 225.

3. Darstellung und Erklärung von F. in Petrus Apianus und Barth. Amantius, Inscriptiones sacrosanctae vetustatis ..., Ingolstadt 1534, S. 240. Fot. Bayer. Staatsbibl., Mchn.

4. Batt. Dossi (zugeschr.), Justitia. Öl a. Lwd., 2,00 × 1,06 m. Dresden, Gem.gal., Inv. Nr. 126. Dat. 1544. Fot. Bruckmann A. G., Mchn.

5. Ludwig Ringler (zugeschr.), Justitia, Ausschnitt aus der Wappenscheibe für Bonifacius Amerbach (Gesamtabb.: Öffentl. K.slg. Basel, Jahresber. 1959–1960, Abb. 2 vor S. 111). Basel, Öffentl. K.slg., Inv. Nr. G 11. Dat. 1560. Fot. Mus.

6. Kopf der Roma, umgeben von Symbolen der Religion, der Regierung und der Treue. Revers einer Medaille (Dm. 4,2 cm) auf Justus Lipsius, 1599. Kupferstich-Repr. aus G. van Loon a.a.O. [Sp. 468] Bd. 1 (1732) S. 523. Fot. RDK.

7. Matthäus Merian d. Ä., emblematische Icon. Kupferstich (7,7 × 7,9 cm) aus Jacob van Bruck, Emblemata politica, ..., Straßburg 1618, S. 93 Nr. 24. Fot. RDK.

8. Hans Krumpper, Justitia. Bronze. München, Residenz, Giebelbekrönung des nördl. W-Portals. Um 1620. Fot. Schlösserverwaltung, Mchn.

9. Theodor van Thulden, Allegorie auf die Union der sieben Provinzen der nördlichen Niederlande (1579). Federzchg., 30,3 × 20,0 cm. s'Hertogenbosch, Nordbrabants Mus. Sign., um 1640–1650. Nach Oud Holland 45, 1928, 7 Abb. 5.

10. Schellen-König aus einem Kartenspiel. Kupferstich, 10,2 × 6,5 cm. Nürnberg (Johs. Praetorius), 1602. Fot. L.bibl. Hannover.

11. Zug, Rathaus, Gerichtsstube, Kardinaltugenden und Fama. Deckengem., Öl a. Lwd., 3,28 × 2,33 m. Bolognesisch (?), 1705. Nach Zs. für schweizer. Arch. und Kg. 13, 1952, Taf. 54.

12. Jan Mast, Grabmal des Transislanus Adolf van Voorst tot Hagenvoorde † 1707. Marmor. Wijhe, Prov. Overijsel, reformierte Kirche. Fot. Rijksdienst voor de Monumentenzorg, Zeist.

13. Wenzel Lorenz Reiner, Justitia. Lavierte Bleistiftzchg., 28,5 × 21 cm, Entw. für ein Deckengem. in der Bibl. der Kartause Gaming, N.Ö. Prag, Nat. Gal., Inv. Nr. K 1137. Um 1723. Fot. Mus.

14. Pierre Étienne Monnot, Kaminrelief mit Bildnis der Landgräfin Marie Amalia († 1711), umgeben von Personifikationen von Friede, Liebe und Eintracht. Marmor. Kassel, Schloß Karlsaue, Marmorbad. Zw. 1720 und 1728. Fot. Erich Müller, Kassel.

15. Joh. Georg Bergmüller, Geistesgabe des Rats. Kupferstich (19,8 × 12,7 cm) aus einer Folge der sieben Gaben des Hl. Geistes. Um M. 18. Jh. Ffm., Städelsches K.inst., Inv. Nr. 50 582. Fot. Mus.

16. Joh. Chrn. Wilh. Beyer, Freiheit. Porzellan, 27 cm h. Ffm., Mus. für K.handwerk, Inv. Nr. 5522. Ludwigsburg, um 1767. Fot. Mus.

17. Franz Anton Maulbertsch, Regiment. Ausschnitt aus dem Deckengem. im Riesensaal der Hofburg Innsbruck (Gesamtabb.: Klara Garas, F. A. M., Wien 1960, Abb. 233). Dat. 1775. Fot. A. Demanega, Innsbruck.

18. Jean-Charles Delafosse, „Divers Gouvernemens“. Kupferstich (17,3 × 22 cm) aus einer Folge von Ornamentstichen (Kartuschen, Bl. J. 6 unten). Um 1780–1790. Fot. RDK.

19. Claude Louis Desrais (Entw.) und Carré (Ausf.), Göttin der Vernunft. Farbstich, Maße unbekannt. Paris, Bibl. Nat., Cab. des Estampes, Sign. Q b. 99. Um 1793–1795. Nach [15] Taf. LVIII.

20. Chrn. Sambach und Jos. Stöber, Die Vereinigung. Kupferstich, 6,5 × 5,1 cm (= Maße des abgeb. Ausschnitts), aus a.a.O. [Sp. 485] S. 52 Nr. 154. Fot. RDK.

21. Joh. Gottfried Schadow, Borussia, Ausschnitt aus dem fünften Entw. für ein Denkmal Friedrichs d. Gr. Aquarellierte Federzchg., 59,3 × 48,2 cm (Gesamtabb.: Hans Mackowsky, J. G. S., Jugend und Aufstieg 1764–1797, Bln. 1927, Taf. 101). Bln., Dt. Akad. der Künste, Inv. Nr. Schadow 776. 1796. Nach ebd.

22 a–c. Stempel- und Siegelabdrücke aus dem Département Meuse Inférieure: a) Stempel der Gemeinde Veltwezet (3,9 × 3,1 cm); b) Siegel der Gemeinde Otrenge (4,5 cm Seitenlänge); c) Siegel der 242. Veteranenkompanie mit Darstellung der „République française“ (3,5 × 3 cm). Nach 1797. Nach Abdrücken von den Originalen im Rijksarchief Maastricht. Fot. RDK.

23. Königsberg, Ostpreußen, Schloß, Nordflügel, Eingang zum Oberlandesgericht mit stuckierten F. 1810. Nach Alfr. Rohde, Das Schloß in K. (Pr.) und seine Slgn., Bln. 19374, Abb. 5.

24. Einladung zur öffentlichen Promotion des Karl Heinr. Fischer, der saemmtlichen Rechte Candidaten, zur Erlangung der juridischen Doctorswürde. Kupferstich, 21,3 × 12,3 cm. München, Priv.bes. Dat. 1824. Fot. RDK.

Literatur

Zu I. und II: 1. Kübler, Art. „Consul“ in: Pauly-Wissowa Bd. 4 Sp. 1112 bis 1138. – 2. E. Samter, Art. „Fasces“ in: ebd. Bd. 6 Sp. 2002–06. – 3. Kübler, Art. „Lictor“ in: ebd. Bd. 13 Sp. 507–18. – 4. Thes. linguae lat., Bd. 6, 1 Sp. 302–08. – 5. Rich. Delbrück, Die Consulardiptychen und verwandte Denkmäler (= Stud. zur spätantiken Kg., Bd. 2), Bln. 1929. – 6. Karl-Heinz Vogel, Imperium und F., Zs. der Savigny-Stiftung für Rechtsgesch., Romanistische Abt., 67, 1950, 62–111. – 7. Wolfg. Fritz Volbach, Elfenbeinarbeiten der Spätantike und des frühen MA (= Röm.-German. Zentralmus. zu Mainz, Kat. 7), Mainz 1952. – 8. Adolf Lippold, Art. „Consul“ in: RAC Bd. 3 Sp. 390–404. – 9. H. S. Versnel, Triumphus. An Inquiry into the Origin, Development, and Meaning of the Roman Triumph, Leiden 1970.

Zu VI. A: 10. Mich. Henin, Hist. numismatique de la révolution franç., Paris 1826, 2 Bde. – 11. Jules Renouvier, Hist. de l'art pendant la révolution 1789–1804, considéré principalement dans les estampes, Paris 1863, 2 Bde. – 12. Arthur Maury, Les emblèmes et les drapeaux de la France. Le coq gaulois, Paris o. J. (1904). – 13. Maurice Dreyfous, Les arts et les artistes pendant la période révolutionnaire, 1789–1795, Paris o. J. (1906). – 14. Gabriel Mourey, Hist. générale de l'art franç, de la révolution à nos jours, Bd. 3: L'art décoratif, Paris 1922. – 15. Maurice Vloberg, Notre-Dame de Paris et le voeu de Louis XIII, Paris 1926. – 16. Louis Hautecoeur, L'art de la Révolution et l'Empire en France, 1789–1815, Paris 1953. – 17. James A. Leith, The Idea of Art as Propaganda in France, 1750–1799 (= The Univ. of Toronto. Romance Ser., 8), Toronto 1965. Hinweise gaben Renate Kroos, Gabriele Sprigath und Lorenz Seelig, München.

Verweise